Kurz Fritz

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Biografie:
Bergpartner von Josef Ostler
1904 1.Skibest.Dreiländerspitze,3197m, (Silvretta)
1904 1.Beg.Totenkirchl-Direkter Südostgrat mit Unterer Gratturm "Ostlertraverse",IV,450 KM,2193m,
(Wilder Kaiser)
1905 3.Beg.Totenkirchl-Nordwand "Christ-Fick-Kamin",IV,150 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1905 1.Beg.Roßkaiser-Südwand - Östlicher Durchstieg,1971m, (Kaisergebirge)
1912 1.Beg.Fallersteisspitze-Ostgrat,2634m, (Lechtaler Alpen)
1912 1.Überschr.Fallesinspitze (Vallesinspitze)-Westwand "Herold-Zohsel-Kamin"/Südgrat-
Abstieg Nordwestflanke,2769m, (Granatspitzgruppe)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Quelle: Österr. Alpenzeitung 1955, Seite 162

Fritz Kurz, Zollfinanzrat i. R., ist am 18. Mai in Deggendorf gestorben; er war am 18. März 1877 geboren. Den älteren Bergsteigern sind vielleicht noch Gedichte des bergbegeisterten Kurz in Erinnerung; sie waren 1922 vom ÖAK unter dem Titel "Bergklänge" gesammelt worden.
Quelle: Der Bergkamerad 1955, 16. Jahrgang, 11. Juni 1955, Seite 460

Fritz Kurz
Lieber Freund Kurz!
Am 24. Februar dieses Jahres, am Vorabend meines 81. Geburtstages - und das ist ja der Tag, an dem ich acht Jahrzehnte meines Lebens vollendete - kamst Du mit unserem gemeinsamen Freund und Lehrmeister Ostler zu mir in die alte Tiroler Grenzstadt. Du warst der Alte, voll ungeschmälerter Lebenslust und Daseinsfreude. Fast auf den Tag genau, ein Vierteljahr später, lagst Du im Grabe. Ein Verkehrsunfall, an dem Du bei Deiner Vorsicht wohl keine Schuld trugst, ließ Dich ein Opfer der Straße werden.
Als ich die nüchterne, schwarzgeränderte Nachricht erhielt, war es zu spät, Dich auf Deinem letzten Gang zu begleiten. Ich glaube bestimmt, daß Du in Deiner bescheidenen Zurückgezogenheit das so gewollt hast, daß Du einsam zur Ruhe zu gehen wünschtest, Es ist Dir gelungen. Aber nicht hindern kannst Du, daß einer hier, in Deiner geliebten ÖAZ, Deiner gedenkt.
Deine dienstlichen Wirkungsstätten waren Kufstein, Ludwigshafen, Lindau, Oberstdorf, Zwiesel und Eger. Du warst also nicht so seßhaft wie ich. Nur an dreien Deiner Dienstorte warst Du den Bergen nahe. In Kufstein kamen wir zusammen, und da habe ich in Dir den Bergfreund kennengelernt, als der Du lebenslang gedacht, gehandelt und — geschrieben hast. Du gehörtest zu den nicht häufig anzutreffenden Naturen, in denen sich unbeirrbare, fast pedantische Gewissenhaftigkeit, unwandelbare Treue und bei allem äußerlich oft schroff wirkenden Auftreten warmherziges und tiefgründiges Innenleben zu einem glänzenden Charakter formen,
Strenges Festhalten am guten Alten, aber auch Aufgeschlossenheit gegenüber neu-zeitlichen Erfordernissen waren Dir eigen. Allerdings, den "Erschließer" geist in den Bergen, den hast Du nicht geschätzt und mit kargem, aber treffendem Wort dazu oftmals Stellung bezogen. lind da gehe ich mit Dir einig. Aber einmal, das weiß ich bestimmt, da hast Du sogar einem Berglift sein Dasein verziehen. Das war eben bei unserem letzten Zusammentreffen. Ich schlug Dir und Ostler vor, mit dem Kaiserlift zum Berghaus Peter Aschenbrenners hinaufzufahren zu einem bescheidenen Mittagessen. Ich sah wohl das Zucken in Deinen Augen und eine leise Abwehr im Mienenspiel, aber Du gabst doch Dein Einverständnis. Und da machte Dir ein gütiger Berggeist ein wahres Festtagsgeschenk, leider das letzte dieser Art. Wir tauchten aus feuchtem Talnebel in klares Himmelsblau: der Westkaiser vom Scheffauer bis zum Totenkirchl zog auf in heller Kalksteinpracht. Niemals werde ich die in grenzenloser Wiedersehensfreude leuchtenden Sehnsuchtsaugen vergessen, die Dir nach 40jähriger Abwesenheit Deinen ehemals so geliebten „Wilden Kaiser" erstehen ließen. Und als Dir Freund Ostler auf die Schulter klopfte mit den Worten: „
"Na, lieber Kurz! Das hättest Du bei unserer beschränkten Zeit und bei dem derzeitigen unsicheren Wetter ohne Lift nicht erleben können" - da hast Du widerspruchslos Zustimmung genickt.
Ostler schrieb mir in seinem letzten Brief: „... Schön war unser Treffen, und es gewinnt nachträglich noch an Erinnerungswert, da es zugleich das letzte Treffen mit unserem gemeinsamen Freund Kurz war. Diese bittere Nachricht aus Deggendorf verliert nur dadurch etwas an Bitterkeit, daß Kurzens Herzenswunsch, den Wilden Kaiser zu sehen, in Erfüllung ging. ,Da starb von den dreien der eine', heißt es im Kommerslied, Die Fortsetzung des Textes dieses Liedes wollen wir beide Überlebenden noch ausgiebig beiseite schieben."
Ja, Freund Kurz, das wollten wir. Aber solange wir zwei noch leben, werden wir des Dritten gedenken, der nicht mehr ist, des Bergsteigers mit Herz und Augen, des Mannes, dem die herrliche Gabe eigen war, Gedachtes und Erlebtes in gebundener Form denen zu schenken, die dafür Verständnis haben.
Deine "Bergklänge", herausgegeben vom ÖAK, dem Du Jahrzehnte in Treue angehörtest, beginnen mit dem Motto:
Nicht wertet uns, d aß wir Berge besteigen, Noch, welche Berge uns wurden zu eigen, Sondern, was wir an Höhentagen
Von den Bergen zu Tal getragen.
Und auf dem Sterbebildchen, das mir Deine Schwester geschickt hat, stehen Deine Worte:
Steigen, steigen, immer steigen,
Bis sich alle Tiefen neigen,
Bis sich alle Fernen zeigen!
Doch, so hoch du dich gehoben,
Immer laß den Himmel oben
Und begnüg' dich, Gott zu loben.
Ich glaube, kein Bergsteiger kann anderer Meinung sein, als daß hier ein Bergsteiger zu Worte kommt.
Franz Nieberl



Geboren am:
25.02.1874
Gestorben am:
18.05.1955

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