Stüdl Johann

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Biografie:
Stüdl Johann, * in Prag, + in Salzburg

Wo des heutigen Österreichs Berge am höchsten gegen Himmel ragen, in der Glocknergruppe, war Johann Stüdls engste Bergheimat. Im Jahre 1867 kam der Prager Kaufmann nach Kals und leitete eine neue Ära ein. Er war maßgeblich an der Entwicklung von Kals zum Bergsteigerdorf und an der touristischen Erschließung der Glockner-und Venedigergruppe beteiligt. Der Prager Kaufmann finanzierte den Ausbau des "Neuen Kalser Weg" auf den Großglockner. Er erbaute die Schutzhütte "Stüdlhütte" am Fuße des Südwestgrates und erschloss mit den Kalser Bergführern den Südwestgrat des Glockners. Dieser Grat wurde nach ihm benannt und trägt den Namen "Stüdlgrat".
Stüdl gründete 1869 in Kals den ersten Bergführerverein der Ostalpen. In den Statuten einer Bergführerordnung wurden die Rechte und Pflichten der Bergführer genau festgelegt. Durch seine Verdienste nannte man ihn den "Glocknerherrn". Kals wurde zu einer Wiege des ostalpinen Alpinismus und ist bis heute ein bedeutender Ausgangspunkt für Bergtouren in die Glockner-, Schober- und Granatspitzgruppe geblieben.
Johann Stüdl war Mitglied im ÖAV. 1869 war er gemeinsam mit Franz Senn, Karl Hofmann, Theodor Trautwein und Paul Grohmann Initiator zur Gründung des Deutschen Alpenvereins. Von 1870 bis 1919 war er erster Vorsitzender der Sektion Prag. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte er sich den im DuOeAV aufkommenden antisemitischen Strömungen stark entgegen.
Johann Stüdl ist 1925 in Salzburg gestorben.

1867 Best.Großglockner,3798m, (Hohe Tauern)
1867 1.Beg.Zuckerhütl-Südwand im Abstieg,III+,3507m, (Stubaier Alpen)
1968 1.Best.Teufelskamp,3510 m, (Glockner-Gruppe,Hohe Tauern)
1968 Best.Großglockner von Stüdlhütte,3798m, (Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 Überschreit.Glocknergruppe in 15 Tagen mit sieben Erstbegehungen:Fuscherkarscharte-Schneewinkelkopf,
3476m,-Johannisberg,3463m,-Hohe Riffl,3338m,-Riffltor-Kitzsteinhorn,3203m,-Wiesbachhorn,3564m,-
Glocknerin,3425m,-Großer Bärenkopf,3396m,-Glocknerwand,3721m,
(Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Überschreit.Untere Ödenwinkelscharte,3160m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.Schneewinkelkopf,3476m, (Hohe Tauern)
1869 Best.Hohe Riffel,3338m, (Hohe Tauern)
1869 1.Überschr.u.1.Beg.Kitzsteinhorn-Nordgrat,3203m, (Hohe Tauern)
1869 Best.Großes Wiesbachhorn,3564m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.Glocknerin,3425m, (Hohe Tauern)
1869 Best.Kleiner (Westlicher) Bärenkopf,3353m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.Großer (Weißer) Bärenkopf,3396m, (Hohe Tauern)
1869 Best.Glocknerwand,3721m, (Hohe Tauern)
1869 Best.Bockkarscharte,3028m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.Schwarzkopf über Nordanstieg,2764m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.u.Überschr.Hohe Riffl über Südkamm-Süostflanke,3346m, (Hohe Tauern)
1869 2.Best.u.1.Beg.Johannisberg-Nordgrat mit 1.Überschr.,3463 m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.Hinterer Bratschenkopf,3412m, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.Wiesbachhorn-Klocknerin,3570 m, (Hohe Tauern)
1869 Best.Watzmann,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
1869 1.Abstieg Watzmannmittelgipfel-Westflanke zum Wimbachschloss,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
1869 1.Überschreitung Odenwinkelscharte, (Hohe Tauern)
1869 1.Best.u.1.Überschr.Ödenwinkelschartenkopf über Nordwand-Südostgrat,3269m, (Hohe Tauern)
1869 1.Beg Watzmann-Mittelgipfel-Westflanke zum Wimbachschloss im Abstieg,1400 HM,2713m,
(Berchtesgadener Alpen)
1871 1.Beg.Rötspitze-Südsüdostgrat,I-II,3495 m, (Venedigergruppe,Hohe Tauern)
1871 1.Beg.Hochgall-Nordwestgrat,II,3436m, (Rieserfernergruppe,Hohe Tauern)
1871 5.Best.Dreiherrenspitze,3499m, (Venedigergruppe,Hohe Tauern)
1871 1.Beg.Gratüberschr.Hocheisspitze,2521m, zum Hochkalter,2607m, (Berchtesgadener Alpen)
1872 1.Beg.Schönfeldspitze-Nordgrat,2653m, (Steinernes Meer,Berchtesgadener Alpen)
1877 1.Beg.Schneebiger Nock (Ruthnerhorn)-Ostwand über westlichen Rieserferner,3358m,
(Rieserfernergruppe,Hohe Tauern)
1894 1.Beg.Roteck-Nordostwand "Stüdl-Moosmüller-Führe",50°,3336m, (Texelgruppe,Ötztaler Alpen)
1.Best.Rainerhorn (Hennekopf),3559m, (Venedigergruppe)
Best.Wildspitze,3768m, (Ötztaler Alpen)
Best.Weißkugel,3738m, (Ötztaler Alpen)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Johann Stüdl nach Salzburg übersiedelt.
Johann Stüdl, der Altmeister unseres Vereins hat sich durch die in Prag eingetretenen Verhältnisse schweren Herzens bewogen gefühlt, seine Heimat, den Sitz der S. Prag, die er gegründet, deren Obmannschaft er durch 49 Jahre bekleidete und die er auch noch weiter innehält, zu verlassen und in seinem 80. Lebensjahre eine neue Heimat zu suchen. Seine Wahl fiel auf eine der schönsten Städte unserer Alpen, auf Salzburg, wo sein Sohn Max den Gasthof „zur goldenen Birne" (Rudolfskai) käuflich erworben hat, in welchem Hause sich Altmeister Stüdl nunmehr niederließ, um seinen Lebensabend inmitten der geliebten Alpen zu verbringen. Der Gasthof „zur goldenen Birne" ist ein altbekanntes, einfach bürgerliches Haus mit netten und behaglichen Wohnzimmern und einer geschmackvoll eingerichteten Tiroler Weinstube. Er diente der S. Salzburg seit Jahren zur Abhaltung von Vortrags- und Sprechabenden. Das Gasthaus erscheint geeignet, ein Sammelpunkt der Bergsteiger zu werden, sowohl der einheimischen, als jener, die Salzburg auf kurz oder lang besuchen. Die bekannte Liebenswürdigkeit der Familie Stüdl wird gewiß allen Gästen größtes Entgegenkommen und den Alpinisten einen neuen Treffpunkt, eine „Stüdl-Hütte" in Salzburg, bieten.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1919, Seite 51

Johann Stüdl
Drei Tage nach Prof. Scholz feierte am 27. Juni Johann Stüdl, wie bereits in der vorigen Nummer gemeldet, seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlaß veranstaltete die S. Salzburg einen Festabend, der sich trotz seines bescheidenen Rahmens zu einer großen Kundgebung der allgemeinen Liebe und Verehrung für den Jubilar gestaltete.
Der 2. Präsident des Vereins, Dr. R. Grienberger, und Direktor Nase hatten sich als Vertreter des Hauptausschusses, beziehungsweise der S. Austria eingefunden, die Nachbarsektionen Berchtesgaden und Reichenhall hatten Abordnungen entsandt, von mehr als hundert Sektionen und aus dem überaus großen Freundes- und Bekanntenkreise Stüdls war eine fast unübersehbare Menge von Glückwunschschreiben und Drahtgrüßen eingelangt. In warmen Worten wurde Stüdl als Anreger und Gründer des Alpenvereins, als einer seiner führenden Geister, aber auch als einer der edelsten und besten Menschen gefeiert; Dr. Grienberger überreichte ihm das Vereinsabzeichen in Gold mit einer Inschrift, die an feinen 80. Geburtstag und zugleich an seine 50jährige Mitgliedschaft erinnert. Da aber diese mit dem Bestande des Vereins selbst identisch ist, so wurde die Stüdl-Feier zugleich ein stilles Alpenvereinsjubiläum, da die furchtbare Not und der Ernst der Zeit eine Feier des 50jährigen Bestandes unseres Vereins (9. Mai) nicht zuließ. Direktor Nase überreichte ihm namens der S. Austria ein prächtiges Bild vom Großglockner.
Mit tiefer Rührung dankte der bescheidene Mann, der sich trotz seines hohen Alters noch einer erstaunlichen Rüstigkeit und geistigen Frische erfreut, für die ihn fast erdrückenden Beweise der Liebe und Hochschätzung.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1919, Seite 86

Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1925, Seite 52 f
Quelle: Alpenvereinsjahrbuch 1925, Seite 1 ff

Johann Stüdl (+)
„Vater Stüdt ist tot!" - Der Klageruf hallt durch alle Gaue, in denen deutsche Bergsteiger Hausen, erschüttert ihre Herzen und in stiller Wehmut neigen sie ihre Häupter. Er war ein Mann, dem keine der Tugenden fehlte, die Mit- und Nachwelt preisen, strenge und Milde paarten sich zu einem harmonischen Charakterbilde: die Strenge des Pflichtgefühls, das die Bestimmung des Lebens in rastloser Arbeit, im selbstlosen Wirken des Guten, Wahren und schönen erkennt, die Milde der Herzensgüte, die dem Wirken jegliche Schärfe und Rauheit benimmt und es unendlich wohltuend gestaltet. Ernst im Kerne seines lauteren Wesens, umfloß dieses das Licht froher Heiterkeit; so wandelte er, Tröstung und Freude spendend, unter uns. Die echteste deutsche Tugend, die unverbrüchliche Treue zu sich selbst, zu den Freunden, zu der Sache, der er sich weihte, gab seinen Worten und Taten das Gepräge, und
die unerschütterliche Festigkeit, mit der er für das als richtig oder notwendig Erkannte eintrat, wirkte so mächtig durch die liebenswürdige Form, die den Gegner gewann und dadurch überzeugte- Er war ein Mann, der keinen Feind hatte. Seine erstaunliche Tatkraft widmete er voll und ganz einer Sache und in dieser Beschränkung wurde er deren Meister, gründlich im Wissen, erfolgreich im Handeln. Und dieser Mann, der ein Recht auf Stolz hatte, trug wie alle Edlen, die ihres eigenen Wertes still bewußt sind, den Schmuck der Bescheidenheit.
In der Zeit, da noch frohgemuter, unverderbt natürlicher Sinn Mythen erfand und die Wirkenden zu Herren erhob, hätte man ihn gefeiert als einen Prometheus, der seinem Geschlechte das göttliche Feuer der Begeisterung für die hehre Alpenwelt, diesem Geschmeide der Schöpfung, brachte.
Klein geworden ist die Schar derer, die als Jünger dem jugendlichen Fahnenträger des Alpinismus sich anschlössen, seinen begeisternden Worten lauschend, seine vorbildlichen Taten bewundernd, sie senden, gerüstet, ihm auch auf dem letzten Wege zu folgen, ihre Dankesgrüße aus bewegtem Herzen ihm nach. Das jüngere Geschlecht der Bergsteiger aber, das den gereiften Mann als vielerfahrenen sachkundigen Führer und Berater, als den Schöpfer der in unermüdlicher Arbeit gestalteten Werke, deren es sich erfreut, zu lieben gelernt hat —es verehrt ihn als den Erzvater des Alpenvereins, der die Bergfreunde von den Gestaden der nordischen Meere und aus dem südlichen Hochlande verbündet, der ein Denkmal jener echten Kultur ist, die Geist und Körper gleichmäßig zur Höhe der Entwicklung leitet.
Das Leben, das er seinem Volke widmete, indem er ihm die ewige Schönheit der Alpennatur erschloß, verschlang der rauschende Strom der Zeit; aber es ging in ihm nicht unter, es dauert fort, nicht nur in den immerhin vergänglichen Schöpfungen, als vielmehr in dem Wirken des Geistes, der von ihm ausgegangen, dem deutschen Volke den unvergänglichen Schatz der Bergfreude verschafft hat.
So werden seiner dankbar und ehrfürchtig gedenken wir Lebenden und die nach uns leben werden.
Johannes Emmer.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1925, Seite 29

Zu Johann Stüdl’s Begräbnis
Im Nachtrage bringen wir heute die durch Posthindernisse nicht rechtzeitig zum Abdruck gelangte Grabrede des Vorstandes der Sektion Salzburg, Professor Dr. Heinrich Hackel, der dem teuren Toten bis zum Schlusse nahe war. Sie lautete:

So heißt es denn Abschied nehmen!
Was Du uns warst, das wissen wir erst, seitdem Du nicht mehr bist; als Du noch unter uns lebtest, nahmen wir Deine liebe Gegenwart als etwas Selbstverständliches hin; nun aber fühlen wir es mit grausamer Deutlichkeit: einem Menschen, wie Du warst, werden wir nie wieder begegnen!
Wer Dich flüchtig kennen lernte, mußte Dich achten; wer über das Glück hatte, näher mit Dir verkehren zu dürfen, mußte Dich lieben, Du wundersamer Greis mit der Schaffenskraft eines rüstigen Mannes, mit dem Feuer der Begeisterung und dem Frohmut eines Jünglings, Du Greis mit dem goldenen Herzen eines Kindes!
Mir ist, als wäre es gestern gewesen: da kamst Du nach Deiner Übersiedlung von Prag, als Du kaum den Reisestaub von den Füßen geschüttelt hattest, zu mir und meldetest Dich und die Deinen bei unserer Sektion an: so wurdest Du der Unsere und gerne folgtest Du bald darauf der Berufung in unseren Ausschuß. Mehr als 5 Jahre sind darüber vergangen. Was Du uns seither geschenkt hast, war unendlich viel mehr als der bloße Glanz Deines in allen Bergsteigerkreisen berühmten Namens: Du wurdest uns ein treuer Ratgeber, der aus dem reichen Schätze einer 50jährigen Erfahrung schöpfen konnte; als bester Fachmann auf dem Gebiete des Schutzhüttenbaues wandtest Du Dich mit Feuereifer unseren Hüttenbauten zu und wußtest auf kluge Verbesserungen im Großen wie im Kleinen aufmerksam zu machen. Denn wie bei den schönen Bildern, die deine Künstlerhand schuf, war das überhaupt Deine Eigenart, daß Du neben Großzügigkeit auch den Blick für das kleine, scheinbar Unbedeutende, hattest. So hast Du, der Organisator des Alpenvereins. auch die ärgerlichste Kleinarbeit nicht gescheut, die andere zermürbt, hast aber Dank und Anerkennung hiefür immer bescheiden abgelehnt; wie oft hast Du Dich der Mühe unterzogen, Hunderte von Adressen zu schreiben: wer von unseren auswärtigen Mitgliedern hätte, wenn er zum Jahresbeginn seine Mitgliedskarte zugestellt erhielt, ahnen können, daß er mit dem Briefumschlag ein Autogramm des berühmten Stüdl bekam? Aus sturmumbrausten Berghöhen stehen zahlreiche Wegtafeln, unserer Sektion mit schöner, deutlicher Schrift: welcher Bergwanderer, der an ihnen vorübergeht, würde glauben, daß unser 85jähriger Stüdl sie gemalt hat?
Wie oft hast Du bescheiden bei mir angeklopft: „Verzeih, lieber Freund, daß ich Dich störe! Ich muß mich leider schon wieder als Arbeitsloser bei Dir melden", und wie herzlich, hast Du mir die Hand gedrückt, wie warm hast Du mir gedankt, wenn ich Dich wieder mit. Arbeit für unsere Sektion versorgte! Ja, Arbeit war Dein, Leben, Arbeit für andere, Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit!
So hast Du gewirkt Dein Leben lang, selbstlos, opferwillig, so hier wie früher in Prag, wo Du ein Wohltäter der Armen, ein Vater der Blinden, dieser Ärmsten unter unseren Mitmenschen, warst; durch Deine unbegrenzte Mildtätigkeit hast Du Dir Verdienste erworben, so hoch, edel und schön, daß jeder Titel und jede Ordensauszeichnung als ein gar ärmlicher Lohn erscheinen mußte.
So hast Du gewirkt unverdrossen, unermüdlich, in den letzten Jahren immer getrieben von dem Gedanken: „Schaffen! schaffen!
Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann!"
Und nun, da die Nacht gekommen, schlafe wohl und ruhe aus von Deinen selbstlosen Mühen! Aber aus der Nacht des Todes tritt verklärt Dein liebes Bild vor unsere Seele: das Bild des idealen Manschen. „Edel sei der Mensch, hilfreich, und gut". Dieses Ideal reinster Menschlichkeit hast Du verkörpert wie wenige. Habe Dank, lieber Freund, heißen Dank für alles, was Du uns und unseren Brüdern getan! Es soll Dir unvergessen bleiben!
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1925, Seite 45

Johannes Stüdl (+)

Auch an dieser Stelle sei kurz dieses Mannes gedacht. Er starb am 29. Januar 1925 als letzter der Gründer des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, 86 Jahre alt, und ruht nun auf dem Friedhof zu Salzburg in Gesellschaft Ludwig Purtschellers. Alle alpinen Zeitschriften in Deutschland und Österreich preisen einhellig die aussergewöhnliche Pionierarbeit Stüdls und seinen vornehmen Charakter, dessen Grundzug verstehende Herzensgüte war. Er gründete 1869 zugleich mit dem Alpenverein dessen erste Sektion München und 1870 in seiner Heimatstadt die Sektion Prag und spielte in dem 1874 seine Wirksamkeit beginnenden D. u, O. A. V. nahezu fünfzig Jahre lang eine führende Rolle. Er beschäftigte sich besonders mit der Frage der Weg- und Hüttenbauten und der Organisation des Führerwesens. Die nach ihm benannte Stüdlhütte auf der Vanitscharte (Glockner) wurde, wie Eduard Richter in der «Erschliessung der Ostalpen» sagt, ?die Stammutter aller der schönen und prächtig ausgestatteten Hütten des D. u. O. A. V., wo die ersten Erfahrungen gesammelt, aber auch das erste Lehrgeld gezahlt wurde?. Er entwarf 1870 die Führerordnung für Tirol und gründete Führervereine in Kals, Heiligenblut, Windisch-Matrei, Sulden und Trafoi. Wiederholt war Stüdl Mitglied des Hauptvorstandes des D. u. O. A. V., zuletzt noch 1921. - Als alpiner Schriftsteller erzählte er von seinen Bergfahrten auf Wildspitze, Zuckerhütl, Habichtspitze, Weisskugel usw. In der von Carl Hofmann verfassten Monographie über das Glocknergebiet lieferte Stüdl die Zeichnungen und glich in dieser Hinsicht einem Julius Payer und Emil Zsigmondy. Noch in spätem Jahren schuf sein flinker Pinsel flotte Aquarelle. 1871 gab er Carl Hofmanns berühmt gewordene "Gesammelte Schriften alpinen Inhalts? heraus. - Seinen unbeirrbaren Charakter zeigte Stüdl in der deutlichen Ablehnung des Judenausschlusses aus dem Alpenverein. Nun ist der freundliche "Glocknerherr", wie das Bergvolk ihn nannte, eingegangen zu den grossen Toten des D. u. 0. A. V., von dessen guter alter Seele er ein bestes Stück gewesen
Quelle: SAC - Chronik des SAC und kleine Mitteilungen 1925, Seite 84


Erinnerung an Johann Stüdl
Am 29. Jänner 1926 jährt sich zum erstenmal der Tag, an dem Johann Stüdl, der verdienstvolle Mitbegründer des D.u.Oe. A. V., für immer seine Augen schloß.
Das Schicksal ließ mich einst seinen Lebenspfad kreuzen und als ich im letzten Sommer, nach einer Ortlerüberschreitung, bei der Payerhütte seine Gedenktafel sah, erstand unwillkürlich in mir der Gedanke, jene Begegnung nun an dieser Stelle zu schildern und so sein Andenken zu pflegen.
Wo des heutigen Österreichs Berge am höchsten gegen Himmel ragen, in der Glocknergruppe, war des Verstorbenen engste Bergheimat. Als Stüdl im Sommer 1923 in Kals weilte, lernte ich ihn kennen, wahrlich ein würdiger Abschluß für eine Glocknerbesteigung. In seiner Begleitung befand sich seine Enkelin, die auch in seinem Auftrage die Stüdlhütte inspizieren mußte. Bei dieser Gelegenheit wurde mein Freund Kollmann und ich mit dem Fräulein bekannt und sie war am nächsten Tag in Kals so liebenswürdig, uns ihrem Großpapa vorzustellen.
Ich erinnere mich noch ganz genau, wie wir damals am späten Nachmittag in die dämmernde Gaststube des Glocknerwirtes traten, Stüdl saß mit seinem Enkelkind beim Fenster und blätterte in alten Fremdenbüchern. Wohl mag sein Geist in längst vergangenen Zeiten geweilt haben, denn er bemerkte unseren Eintritt nicht sogleich. Er hieß uns aber dann herzlich willkommen und bot uns Platz an seinem Tisch. Man sah ihm eigentlich die Last der 84 Jahre nicht an und in seinen schlichten, dunklen Kleidern hätte man ihn auch für einen alten Dorflehrer halten können.
Es hat sich dann auch abends zugetragen, als sich die Stube mit Gästen füllte, daß ein junger „Alpinist" (mit langen Beinkleidern und Straßenschuhen) ihn für einen Einheimischen gehalten hat und ihn nach dem nächsten Weg auf die „Glocknerspitze" ausfragen wollte. Da spielte dem Alten ein schelmischer Zug um die Lippen und er sagte mit seiner lieben, etwas hohen Stimme: „Am besten sie gehen durch das Ködnitztal bis zur Stüdlhütte. Von dort hat man auch eine prächtige Aussicht. Hoffentlich gefällt Ihnen meine Hütte gut.“ Er hatte also mit bemerkenswertem Taktgefühl gleichzeitig eine treffende Antwort gegeben. Auf seine Hütte war er übrigens sehr stolz Wir mußten ihm erzählen, wie uns das Essen schmeckte und Verschiedenes mehr. Er zeigte sich bis ins Kleinste unterrichtet. Wir konnten ihm über die Hütte nur Günstiges berichten und so strahlten seine Augen im seligen Hausherrnglück.
Übrigens war er auch sehr genau und pünktlich. Alle, wie wir damals beim Glocknerwirt Gäste waren, schrieben unsere Namen schnell und flüchtig mit Bleistift ins Fremdenbuch. Der alte Stüdl war aber nicht so bequem wie wir. Er trippelte zum Wirt, bat um das Tintenfläschchen und mit festem Federzug schrieb er, der Vertreter der alten Auffassung, seinen Namen zwischen die lässigen Bleistiftnotizen unserer Zeit.
Ein Knopf seines Wettermantels war locker. Zärtlich bat er sein Enkelkind um Behebung des Fehlers. Er machte aber durchaus keinen pedantischen Eindruck. Er erzählte uns noch Vieles aus seinem reichen Bergsteigerleben Immer mußte er aber bekennen, daß; die Gefährten jener Tage alle schon gestorben waren.
Im Laufe der Unterhaltung bat ich Stüdl um ein Autogramm und legte ich ihn, zu diesen, Zwecke eine Ansichtskarte von der Stüdlhütte vor. Es bedurfte meiner ganzen Überredungskunst, ihn zur Unterschrift auf der Vorderseite der Karte zu bewegen, denn er meinte, es sei um die schöne Ansicht schade und durchaus wollte er sich auf der Rückseite der Karte unterschreiben.
In anziehender Unterhaltung verflogen die Stunden und es war schon spät, als wir uns zur Ruhe begaben. Stüdl, der am nächsten Tage schon abreisen mußte, lud uns noch für 7 Uhr zum Frühstück ein.
Schlag 7 Uhr legten wir am nächsten Morgen unsere Hand auf die Türklinke der Gaststube. Stüdl lobte uns wegen der Pünktlichkeit.
Draußen stand bereits der Wagen.
Einsilbig, wohl etwas zerstreut, nahm Stüdl das Frühstück ein und nachdenklich glitt sein Blick oft über die Bilder seiner Freunde die dort an der Wand hingen. Die Bilder seiner Freunde, die alle schon der Rasen deckte. „Nun heißt es Abschied nehmen", sagte er während er seinen Lippen ein müdes Lächeln abzwang.

Wir gingen mit vors Haus, wo der Gaul bereits ungeduldig scharrte. Mit wehmutsvollem Blick sah Stüdl all die Wunder rings um dieses stille Alpendorf. Tiefe Himmelsbläue verwebte sich in zartem Schmelz mit dem satten Grün der Wälder. Die altgebräunten Holzhäuser von Großdorf lagen bereits im Sonnenlicht und die kleinen Fenster blinkten grell, als wären feurige Massen im Innern der Häuser.
Mit zitternder Stimme, als wollte er das Schicksal fragen, kam es von seinen Lippen: „Mein liebes Kals, werde ich dich wieder sehen";
Der Wirt brachte das kleine Reisegepäck und verabschiedete sich von Stüdl. Beinahe hastig empfahl er sich auch von uns und als er, von uns gestützt, auf den Wagen stieg, schien er um ein Jahrzehnt gealtert.
Der Knecht ließ die Peitsche knallen, mit jähem Ruck setzte sich der Wagen in Bewegung. Stumm und ergriffen sahen wir das Gefährt dahinrollen.
Da plötzlich straffte sich die müde Greisengestalt im Wagen, mit einer Hand hielt er sich an der Lehne, mit der anderen schwang er seinen Hut und ein lauter Jauchzer durchschnitt die Luft.
Aber schon verschwand der Wagen an der Wegbiegung.
Leises Echo zitterte zurück, als wollten die Berge selbst den Abschiedsgruß erwidern.
Gottfried Fuchs, Mödling b. Wien,
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1926, Seite 4-5

Vom alten Stüdl
Zur 2. Jährung seines Todestages am 29. Januar
Von E. Hofmann, München.
Schon zwei Jahre sind es, daß man des D. u. Ö. Alpenvereins Altvater, Johann Stüdl, zur ewigen Ruhe gebettet hat. Wie lebendig ist er doch in den Herzen aller, die ihn kannten!
Auch ich bin lange in den letzten Tagen über seinen vielen Briefen- und Kartengrüßen gesessen. Beim Lesen der lieben, guten Zeilen taucht stark und klar das Bild des Schreibers vor mir auf.
Meine Erinnerungen verbinden sich erst mit dem bereits bejahrten, abgeklärten Freund unseres Hauses, dem außer seiner Familie der Alpenverein Lebenswerk und Inhalt geworden ist. In allen Briefen Stüdls, in seinen Gesprächen, fand und finde ich immer wieder eines: seine heiße Liebe zu den Bergen.
Selbst als er dem Haß der Tschechen weichend, die alte Heimat verlassen mußte, um sich in Salzburg anzusiedeln, schrieb er mir von dort, sich selbst beruhigend: „Fast ein Achtziger, muß ich noch mein Elternhaus verlassen, mit dem ich so fest verwurzelt war; mich tröstet nur ein Gedanke, daß ich wieder ein gutes Stück meinen Bergen näher bin. Vielleicht — schloß er scherzend — wollen sie jetzt mir, der ich ihnen jahrzehntelang immer nachgelaufen bin, am Ende meines Lebens ein bißl entgegenkommen."
Zum Neujahr 1920 lese ich eine Stelle, die mich heute wie damals gleich ergreift: .Vor dem Einschlafen ließ ich meine Gedanken in Vergangenheit und Zukunft wandern. Wehmütige, trübe Erinnerungen und beängstigende Vorstellungen quälten mich: ich nahm mir vor, auf dem herrlich gelegenen Kommunal-Friedhof den Platz zu bestellen, an dem ich einst ruhen werde und seit dieser Zeit bin ich viel ruhiger geworden. Wie wunderbar schön ist doch diese Ruhestätte, umgeben von den herrlichen Bergen, die um den Toten treue Wache halten!"
Zu Pfingsten desselben Jahres holte mich Stüdl von Reichenhall aus unerwartet ab. Er wollte mir Salzburg zeigen. Es waren mir unvergeßliche, wundervolle Tage. Seine neue Heimat hatte er sehr lieb gewonnen. Das sah ich aus dem Stolz, mit welchem er mir die alten Häuser, die prächtigen Kirchen und Plätze zeigte. Lange blieb er vor Mozarts Denkmal stehen: er war ein großer Musikverehrer. In Stüdl steckte ein künstlerischer Sinn, wie man ihn fast bei jedem Österreicher antrifft. Mitten unterm Plaudern konnte er oft stille halten, um eine Melodie vorzusummen oder rasch in der Luft den Giebel eines Gebäudes zu zeichnen. Wieder sehe ich uns beide am Pfingstsonntag auf der Feste der Bischofsstadt stehen; Voll heimlicher Sehnsucht schaute der greise Alpinist hinüber nach den fernen Schneegjpfeln. „Wie schön wäre das, alle Berge Tirols und Bayerns unter einer Hand! Ob sich der Traum erfüllen wird? Derweil liege ich wohl längst unter der Erde!"
Auf dem Mönchsberg machten mir dann für den nächsten Sommer eine gemeinsame Fahrt ins Glocknergebiet aus. Ganz lebendig und aufgeräumt wurde er bei dieser Aussicht. „Da zeige ich Dir alle vertrauten Wege und führe Dich zu der Gedenktafel, die wir Deinem Onkel (Karl Hofmann) errichtet haben. Wie wundervoll wird das!"
Es kam nicht dazu: noch heute tut mir das Scheitern dieses Planes von Herzen leid.
Liebe Plauderstunden waren uns mit dem guten, alten Freund vergönnt. Fast keine Alpenvereinstagung machte er mit, ohne uns in München zu besuchen. Stets war er ein freudig empfangener Gast. Denke ich an die vielen Gespräche mit ihm, so fallen mir Namen über Namen der bedeutendsten Alpinisten und Forscher ein. Von allen mußte er Schönes und Gutes zu erzählen, jeden wollte er der Nachwelt im Gedächtnis erhalten wissen.
Über eines war Stüdl untröstlich: daß nach dem unglücklichen Kriegsausgang dem Alpenverein viele Gebiete, Unterkunftsstätten und Wege verloren gingen. Bei keinem Besuche in unserem Hause unterließ er davon zu sprechen. „Mit jedem Felsen, jeder Hütte geht ein Stück von meinem alten Herzen mit."-Einmal holte er mir in Salzburg Zeichnung um Zeichnung hervor. Alle hatte er selbst zu Bergsteigerzwecken angefertigt. Mit zitternden Fingern wies er mir, was rechtlos von den Feinden genommen worden war. „Das ist Raub, schändlicher Raub!" Es war das einzige Mal, daß ich meinen immer liebenswürdigen Freund zornig gesehen habe. Gerade dieser Nachmittag läßt mich in der Erinnerung nicht mehr los. Wir saßen in seinem Zimmer in der Goldenen Birne. Wie klein und eng kam mir das Gemach vor für den Mann, der
so viel Gipfel als Sieger bezwungen hatte! Weit stand die Balkontüre offen, unten rauschte die Salzach vorbei. Dämmerung sank herab: fast schon verdeckt von Dunkelheit glänzte aus der Wandnische das Bild seiner verstorbenen, so heiß geliebten Frau. Mit der Hand greifbar zu erreichen stand der Schreibtisch, schwer beladen mit Schriften und Büchern. Ich konnte so recht in Ruhe von meinem Platz aus abschätzen, welcher Bienenfleiß dazu gehörte, alle die aufgehäuften Arbeiten mit achtzig Jahren noch zu erledigen.
Daß er noch etwas für seinen Verein tun konnte, machte Stüdl glückselig: mit Stolz zeigte er mir Skizzen, die er noch imstande war, dafür anzufertigen. Und dann ging das Erzählen los. Wenn er ins Plaudern kam, war ihm herrlich zuzuhören: er wußte mit einer Anschaulichkeit seine Bergfahrten zu schildern, Land und Leute zu beschreiben, daß ich sein Gedächtnis noch heute bewundern muß. Was hatte dieser Mann, der da so bescheiden in der Sofaecke lehnte, doch schon alles geleistet! Und wie schlicht und einfach beurteilte er seine eigene Lebensarbeit! „Ich war halt auch mit dabei."
Dagegen wußte er für seine Begleiter und seine Führer immer Lob und Anerkennung. Besonders hing er augenscheinlich an Schnell und den beiden Kaiser Brüdern Muck und Thomele Groder. Sie waren ihm durch die Glocknerfahrten vor allem ans Herz gewachsen. In fast überschwänglichen Worten aber gedachte er des Ötztaler Cyper.
Stüdls Leben war trotz seiner Bescheidenheit reich an Ehrungen. Mit unendlicher Dankbarkeit nahm er diese entgegen. Oft versicherte er mir „Nur durch die Güte der Mitmenschen kam ich zu meinen unverdienten Anerkennungen." Bei einem solchen Gespräch erzählte er mir einmal eine ergötzliche Geschichte. In Sulden wurde ihm eine Steintafel errichtet, die am 22. August 1897 feierlich enthüllt werden sollte. In tiefer Rührung wohnte er dem Festakte bei. Mit unterdrückter Bewegung und Verlegenheit beschaute er dann den Text der Inschrift. Stolz traten die Bergführer zu ihm und machten ihn auf die eingemeißelten Zeilen aufmerksam. Plötzlich kam dem Gefeierten ein Lächelns Nach seinem Namen stand, deutlich gedruckt, das Geburtsdatum, daneben gähnte eine ausgiebig lange, leere Stelle., Schmunzelnd meinte Stüdl: „Der Platz ist wohl für später aufgehoben". Eifrig versicherte ein Führer in seiner Mundart: „Glei, wannscht gschturbn bist, kimmscht hi." „Na, hoffentlich dauerts noch einige Zeit." .No, dalebn kunnt man's no!" meinte der biedere Vintschgauer. Mit einem Händedruck dankte der Ehrengast für die urwüchsige Huldigung.
Dann kam er wieder auf seine Glocknerfahrten zu sprechen. Die Erinnerung daran stimmte ihn stets glücklich und vergnügt. „Siehst Du," meinte er, „so lustig und waghalsig zugleich, wie mit meinem Karl (Karl Hofmann) bin ich nie mehr gewesen. Ich mußte seinen Übermut immer wieder zügeln." Dann tonnte er oft in herzliches Lachen ausbrechen. Ergötzliche Erlebnisse fielen ihm dabei ein. «Weißt Du eigentlich," fragte er mich, „daß Dein richtiger und dein alter Bergonkel schon miteinander tot gesagt waren? — Im Spätsommer 1869." „Wir waren von Kals ausgebrochen und wollten drei Tage ausbleiben. Doch wie Karl war, als wir den Kleinen Bärenkopf bestiegen hatten, wollte er seine Gipfelstürmerei auch auf den Großen Bären ausdehnen. Dazu kam noch der Schwarzkopf. Als wir heimmarschierten, wurden mir bei Ferleiten auch noch eingeregnet. So waren aus den drei Tagen neun geworden. Müd und ahnungslos, aber in bester Stimmung trabten wir unsere Straße dahin. Plötzlich ein Gejodel und Geschrei, daß uns die Ohren gellten. Aus der Ferne sahen wir eine uns noch unbekannte Gestalt, die sich später als der Muckele entpuppte, wie irrsinnig herumtanzen, die Mütze in die Höhe werfend und dann im Saus verschwinden, war eins. „Da ist einer narrisch worden," lachte Hofmann. In fröhlicher Stimmung setzten wir unseren Weg fort. Doch plötzlich strömte uns eine Schar von Menschen entgegen, immer mehr und mehr; ganz Kals schien auf den Beinen. Man hatte geglaubt, wir wären abgestürzt und der Muckele hatte voll Freude ausposaunt, daß er uns entdeckt hätte. Unter jubelnder Begleitung zogen wir in Kals ein. Schleunigst wurden die dort für uns schon bestellten Totenmessen wieder abgesagt, dafür gab es eine jauchzende Huldigung für die neu Auferstandenen. Das Schönste aber am ganzen war, daß man in Windisch-Matrei bereits mit allen Einzelheiten wußte, wann, wo und wie wir verunglückt wären. Wir ließen's uns ruhig erzählen und schmunzelten nur dazu. Dabei bin ich nun schon über achtzig Jahre alt geworden." Mit einem vergnügten Lächeln schloß Stüdl seine launige Erzählung. „Doch mein Karl! Das Jahr darauf fiel er in Frankreich!" Die heitere Stimmung war weggeweht, der alte Bergsteiger war tief ernst geworden.
Die Abenddämmerung wurde zur Nacht; der Mond schimmerte herein: unten rauschte der Fluß: auf seinen Wellen tanzte das Licht. Wir traten auf den Balkon. Vor uns hoben sich vom klaren Himmel die Umrisse des nahen Mönchsbergs und der Festung ab. Wir waren still geworden. Beide verstanden wir in den Gedanken des anderen zu lesen: „Wie lange noch?"
Jetzt ruht er aus, der gute Stüdl. Freud und Leid liegen hinter ihm und sein Grab grüßen die Berge, die er so heiß geliebt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1927, Seite 4-5

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1936, Seite 59 f
Quelle: Deutsche Alpen-Zeitung 1938, Seite 513 f
Quelle: Der Bergsteiger 1958/59 - Seite 595 f
Quelle: Jahrbuch des deutschen Alpenvereins 1961, Seite 189 ff
Quelle: DAV Mitteilungen 1982, Seite 357 und 363






Geboren am:
27.06.1839
Gestorben am:
29.01.1925

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