Plattner Theo

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Biografie:
Theo Plattner
geb. 1908, gest. 1976
Es war ein strahlender, ein glasklarer Herbsttag, der 23. Oktober 1976. Unserem Theo war es bereits seit Jahren zur Gewohnheit geworden, auf dem klassischen Kopftörlgrat zur Elmauerhalt im Wilden Kaiser ? meist allein den Klettersommer zu beenden. Heute sollte dieser Weg sein letzter werden. Die Umgebung des Kaputzenturms an seiner bereits verschneiten und vereisten Nordseite wurde ihm zum Verhängnis.
Theo war ein großer Bergsteiger, ein Bergsteiger mit Erfolgen, wie sie zu seiner Zeit nur wenigen beschieden waren.
Von frühester Jugend an unterwegs, unterzog er sich mit beispielhafter Härte und Entsagungsbereitschaft einer Selbstbildung und brachte es bald zum großen Klassiker. Die Größe, der Ernst, im besonderen aber die Abgeschiedenheit der Berglandschaft waren es, die ihn besonders reizten und anzogen. Die großen Erschließer nach dem ersten Weltkrieg waren zunächst seine Vorbilder, ihren Spuren versuchte er zu folgen, anfangs in seinen Heimatbergen, in den Ostalpen, später wurden es die hohen Berge der Westalpen mit ihren großen Wänden und Graten aus Fels und Eis. Dabei ging es ihm kaum um Modetouren, am allerwenigsten um hakengespickte Direktanstiege; meist gab nicht die Berühmtheit eines Berges oder dessen Weg zu seinem Gipfel den Ausschlag, ihn auf seinen Wunschzettel zu setzen, sondern seine alpine Bedeutung, die Großzügigkeit eines Unternehmens. Der Alleingang, das Spiel des freien Kletterns freute ihn besonders, es war seine Stärke. Niemals vergaß er dabei seine Leistungsgrenze zu erkennen, seine Planung danach auszurichten. Das Ergebnis dieser zielstrebigen, systematischen bergsteigerischen Tätigkeit war für Theo zu Beginn des großen Krieges eine umfassende Kenntnis aller wesentlichen Gebirgsgruppen der Ost- und Westalpen, mit fast allen großen Bergen und ihren klassischen Wegen; z. B. der Süd-Grat der Aig. Noire de Peteret, die Welzenbach Nordwände im Berner Oberland.
Nach einer harten, entsagungsreichen Jugend erlernte Theo das Buchdruckerhandwerk. Durch besonderen Fleiß und Freude an diesem Beruf brachte er es zu einer eigenen Druckerei.
Der Krieg aber führte zum Verlust dieser Aufbauarbeit und zwang ihn ein zweites-mal ganz unten zu beginnen. Mit Härte und Unverdrossenheit, mit seinen fachlichen, kaufmännischen und menschenführenden Qualitäten, nicht zuletzt mit der tatkräftigen Mitarbeit seiner Frau Lisa, entstand ein zweitesmal ein leistungsstarkes, modernes Unternehmen, das in Innsbruck und weit darüberhinaus großes Ansehen genießt.
Nach Erreichen des beruflichen Lebenszieles schienen jene weltweiten Ziele, wenn auch in eingeschränkter Form in greifbare Nähe gerückt, von denen er in seinen guten Jahren geträumt hatte. Als bereits Fünfzigjähriger erstellte er einen Tourenplan, wie für Bergsteiger in den besten Tagen. Für Theo mit seiner beneidenswert erhalten gebliebenen Leistungsstärke waren diese Vorhaben ? wie sich in den folgenden Jahren herausstellte ? in jeder Hinsicht gerechtfertigt.
So gelangen ihm in den Alpen in den folgenden Jahren, um nur einige zu nennen, neben einer Reihe klassischer Dolomitenklettereien bis zum fünften Schwierigkeitsgrad der Pfannlweg durch die Hochtornordwand, die Schermberg Nordwand, die Grubenkar Nordwand, die Herzogkante auf die Lalidererspitze, die Monte Rosa Ostwand, die Matterhornüberschreitung, eine Gesamtüberschreitung vom Theodulpaß bis zum Monte Rosa, der Nadelgrat in der Mischabelgruppe usw... In den Bergen der Welt sind es in Afrika alle Fünftausender, unter anderem die Nordwand des Monte Kenia, im Kaukasus der Elbrus und der Uschba. Nunmehr fünfundsechzigjährig besucht er erstmals Nepal, wo ihn Schlechtwetter um den Erfolg an einem Sechstausender brachte. Bei einem zweiten Versuch glücken ihm 2 Fünftausender, davon einer erstmals. Im hohen Hindukush bleibt ihm abermals, infolge eines dramtischen Rettungseinsatzes der Gipfelsieg am Noshag (7.352 m) versagt. Mit 67 Jahren fährt er ein zweitesmal zu diesem hohen Berg und erreicht in bester Verfassung seinen Gipfel. Für die nächsten Jahre hatte Theo noch einige große Berge auf seinen Wunschzettel gesetzt; das Schicksal hat diesmal jedoch gegen ihn entschieden.
Unserer Gemeinschaft, im besonderen aber seinen engsten Freunden und Altersgenossen, die fast ein halbes Jahrhundert seine Begleiter sein durften wird der Theo, so wie sie ihn erlebten, als der unentwegte, unerschrockene und stets hilfsbereite Kamerad in Erinnerung bleiben.
Wastl Mariner


Geboren am:
1908
Gestorben am:
23.10.1976

Erste Route-Begehung