Schietzold Rudolf

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Biografie:
gestorben in Grainau (Deutschland)

Bergführer Rudolf Schietzoldaus München macht aufmerksam, daß auch er bereit ist, die Führung auf allen schwierigeren Touren zu unternehmen. Rud. Schietzold hat den Salzburger Führerlehrkurs gleichzeitig mit dem Münchner Bergführer Otto Oppel besucht. Briete erreichen Rud. Schietzold zur Zeit in Bozen, postlagernd.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1910, Seite 181

Quelle: Alpenvereinsjahrbuch 1952, Seite 140 ff
Quelle: Alpenvereinsjahrbuch 1953, Seite 131 ff

Rudolf Schietzold (+)
Am 17. März 1957 starb Rudolf Schietzold, einer von der alten, fast schon vergessenen Bergsteigergilde. Man bettete ihn in Grainau zur letzten Rast, damit er unter den Wänden des Waxensteins und der Zugspitze ausruhe von einem bewegten Leben und von einem langen, gelassen ertragenen Leiden. Er wurde 69 Jahre alt, und die Berge waren nicht nur Umrahmung seines Daseins, sondern sie bestimmten und erfüllten sein Wesen. Sein Vater war Landschaftsmaler in Dresden, ein Schüler Ludwig Richters, ein Freund Karl Stielers und Wandergefährte Viktor Scheffels. Schon als blutjunger Schulbub durfte Rudolf mitstiefeln auf Herzogstand, Rotwand, Birnhorn und Zugspitze. Als der Vater 1908 in München starb, war Rudolf bereits zum kühnen Kletterer herangewachsen, hatte in den Dolomiten die Meisterschule eines Tita Piaz absolviert und galt als alpines ?enfant terrible". Vor 50 Jahren, im Sommer 1907, kam der neunzehnjährige Rudolf Schietzold in den Wilden Kaiser. Verwegen, doch mit einer Träumerseele in der Brust, kletterte er viel allein. Die Umrahmung des Hohen Winkels und den ersten Abstieg durch den Christ-Fick-Kamin konnte er ins Tourenbuch von Hinterbärenbad schreiben. Was ihn begeisterte, faszinierte und nicht mehr losließ, war die ungegliederte, noch von keinem Menschen durchkletterte Totenkirchl-Westwand. Während er allein durch die riesige Plattenflucht der Kleinen Halt-Ostwand zum Totensessel abstieg, legte er sich eine Route durch die lotrechte, gelbgefleckte Mauer zurecht. Am nächsten Tag hing er 150 m über dem Kar an der Schlüsselstelle und ging bis an die Grenze des möglich Erscheinenden. Und wieder einen Tag später wagte er nach der Abfuhr den ersten Abstieg durch die unheimliche Wand. Wieder allein! Durch Kamine ging es in die Tiefe, dann war eine Querung zu meistern, die heute noch als Schietzoldtraverse dem Kaiserkletterer ein Begriff ist. Und dann kam er an die Umkehrstelle des Vortages und schwebte am Doppelseil hinab. Er schrieb darüber: ?Zwei entscheidende Mauerhaken aus meinem sicheren Klettersitz jetzt leicht eingetrieben, würden den Aufstieg klar ergeben haben; aber sie wären kein Ergebnis, sowenig wie eine Turnspielerei die vier Meter an einem jetzt festgehängten Seil etwa morgen empor. Es wäre billig und leicht gewesen, der Verzicht war schwerer!" Diese faire Haltung des Neunzehnjährigen kennzeichnet Schietzolds lebenslange Einstellung zum Berg. Schietzold schrieb damals: ?Im Aufstieg ist die Wand absolut unmöglich!" Und doch, war er im Herbst 1908 mit Piaz, Schroffenegger und Klammer an der ersten Erkletterung von unten beteiligt. Und diese Fahrt galt als die schwierigste Kletterei im Wilden Kaiser, bis Dülfer und Schaarschmidt die Fleischbank-Ostwand bezwangen. Rudolf Schietzold bekannte seine Erkenntnis in dem Satz: ?Jede Höchstleistung trägt den relativen Stempel ihrer Tage." Er war zeitlebens der bergsteigenden Jugend zugetan. Trotz einer Wirbelverletzung, die ihm eine Genickstütze aufzwang, lockte ihn immer wieder bis in sein Alter der Fels in seinen abenteuerlichen Bereich. Wir dürfen ihn nicht vergessen.
F. Sch.
Quelle: DAV Mitteilungen 1957, Heft 4, Seite 72

In den Nördlichen Kalkalpen gelang Rudolf Schietzold 1907 eine riskante Abseilfahrt von der 2.Terrasse der Totenkirchl-Westwand im Wilden Kaiser. Auch über die Ostwand der Kleinen Halt kletterte er 1907 ab. Vorher bestieg er den Westgrat der Kleinen Halt.

Schietzold Rudolf *28.1.1888 in Dresden, später München, + 17.3.1957 in Grainau (Bayern)
1907 1.Beg.Kleine Halt-Westgrat,2116m, (Wilder Kaiser)
1907 1.Beg.Langkofeleck-Südwand "Delagokamin",IV,3069m, (Langkofelgruppe)
1907 1.Beg.(Alleinbeg.) Totenkirchl-Westwand im Abstieg,2193m, (Wilder Kaiser)
1907 Beg.Totenkirchl-Nordwand "Christ-Fick-Kamin" im Abstieg,IV,150 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1908 1.Beg.Totenkirchl-Westwand bis zur zweiten Terrasse, (Wilder Kaiser)
1908 1.Beg.Totenkirchl-Westwand "Piazroute",V,450 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1908 1.Überschreitung aller 6 Vajolettürme,IV,2805m, (Rosengartengruppe)
1910 1.Beg.Vajolettürme-Nordturm-Westwand,IV,500 HM,2810m, (Rosengartengruppe)
1910 Beg.Rosengartenspitze-Ostwand,2981m, (Rosengartengruppe)
1910 1.Best.Heiligkreuzkofel über Westwand,2911m, (Fanesgruppe,Dolomiten)
1910 1.Beg.Westliche Puezspitze-Westkante,2918m, (Puezgruppe,Dolomiten)
1910 Beg.Marmolata-Punta-Penia-Südwand "Alte Südwand" im Auf-und Abstieg,IV+,700 HM,3343m, (Dolomiten)
1910 Beg.Fünffingerspitze "Schmittkamin",IV+,2996m, (Langkofelgruppe,Dolomiten)
1911 1.Best.Schietzoldturm (östlicher Gardenaccia-Turm), (Puez-Geisler-Gruppe)
1912 1.Beg.Zehnerspitze-Nordwestwand,II,3023m, (Fanesgruppe,Dolomiten)
Beg.Kleine Zinne-Nordwand,2857m, (Sextener Dolomiten)
G.Schauer


Geboren am:
28.01.1888
Gestorben am:
17.03.1957

Erste Route-Begehung