Bachschmid Fritz

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Biografie:
Mitglied beim Akademischen Alpenverein München;
Mitglied des Österreichischen Alpenklub;

Fritz Bachschmid
Aus dem schon klein gewordenen Kreis jener Mitglieder, die nach dem Kriege als Aktive den Verein zu neuem Leben führten, ist nun auch unser Fritz Bachschmid durch ein tragisches Geschick uns entrissen worden. Am Sonntag den 23. Oktober wollte ein tückischer Zufall, dass ein einzelner Felsblock von den Höhen des Kopftörlgrates kommend das kleine Ziel, das ein Menschenkörper auf dem Wege von der Gruttenhütte zur Rotenrinnscharte bietet, nicht verfehlte und die Berge einen ihrer besten Freunde und begeistertsten Bewunderer zerschmetterten. Tragisch ist dieser Zufall dadurch, dass ihn, der viele der schwersten Bergfahrten durchgeführt hat, das Schicksal auf einem Wanderwege erreichte, den alljährlich viele hundert Menschen gehen. Mit schicksalhafter Sicherheit zog es ihn gerade an diesem Tage alle schon getroffenen Vereinbarungen absagend diesen Weg zu gehen, der ihm wohl bestimmt zu sein schien.
Am Freitag vorher noch war ich mit ihm durch die Straßen Münchens gegangen und voller Hoffnung sprach er von seiner beruflichen Zukunft und von Plänen für frohe gemeinsame Skifahrten zum kommenden Winter. Seit 20 Jahren gehörte unser „Bacherl“ dem Vereine an und war eines unserer treuesten Vereinsmitglieder, ein Kamerad, wie man ihn sich besser nicht wünschen konnte, zuverlässig und stets hilfsbereit und sein Namen ist aus dem Geschehen des Vereines in der Nachkriegszeit nicht mehr wegzudenken.
Nicht sportlicher Ehrgeiz trieb ihn in die Berge, sondern innere Liebe und tiefste Neigung zu diesen, die Freude an Natur und Kameradschaft ließen ihn 20 Jahre hindurch jede verfügbare Zeit in den Bergen verbringen. Im Kreise der Gefährten durchstreifte er kreuz und quer die ganzen Alpen vom Dachstein bis zum Dauphiné und seine Fahrtenberichte weisen genauso die Gipfel unserer bayerischen Vorberge wie die der Zentral- und Westalpen auf. Nur wenige wussten von seinen großen Fahrten, denn er pflegte darüber kaum im engsten Freundeskreise zu sprechen. Eine ganze Reihe von Erst- und Zweitbegehungen im Allgäu, im Kaiser, Wetterstein und in den Westalpen sind ihm gemeinsam mit Kadner, Welzenbach, Allwein, Wien und anderen gelungen, am bekanntesten ist wohl die Erstbegehung der direkten Nordwand des Breithornes im Wallis, die er mit Fritz Rigele durchführte.
Die Liebe zu den Bergen mag er von seinem Vater ererbt haben, der als Erschließer des Allgäus noch zu jener Bergsteigergeneration ,gehörte, deren ernste bergsteigerische Auffassung durch die Versportlichung des Bergsteigens seltener geworden ist. Seine Jugendjahre verbrachte unser „Bacherl“ auch in Kaufbeuren und seine ersten Bergfahrten führten ihn ins Allgäu seiner engeren Bergheimat. 1919 rückte er als einer der ersten mit dem Freikorps Landsberg aus zur Befreiung Münchens von der Räteherrschaft. In den folgenden Jahren studierte er in München und Erlangen Medizin, sattelte aber um - wohl veranlasst durch sein Augenleiden, das ihn in späteren Jahren auch zu einer schwerwiegenden Augenoperation veranlasste - und war 7 Jahre in Kaufbeuren in einem kaufmännischen Großunternehmen tätig, um einige Jahre später sein Studium als Diplom-Volkswirt zu vollenden. Kurze Zeit später wurde er Geschäftsführer des Deutschen Bergsteigerverbandes und erst die Neuorganisation des Alpenvereins veranlasste ihn voller Zuversicht eine neue Existenz aufzubauen.
Wie sehr unser Freund „Bacherl“ unter seiner Augenkrankheit und der sich dadurch ergebenden Kurzsichtigkeit zu leiden hatte, wissen nur wenige, die ihm besonders nahe standen. Um so erstaunlicher sind seine bergsteigerischen Leistungen, denn nur durch besondere Willenskraft und Technik konnte er diese Fahrten ausführen. Bemerkenswert war an ihm sein außergewöhnliches Gedächtnis und seine Kenntnis aller alpinen Daten und Namen und seine Belesenheit insbesondere auf alpinem Gebiet. Nur wenige konnten vielleicht einen Blick in das Innere unseres Freundes tun: nach außen stets fröhlich und sich zufrieden zeigend, nahm er das Leben durchaus nicht leicht und manch bitteres Erleben trieb ihn zu neuer Sammlung in die Berge. Er war keine Kampfnatur, zu bescheiden und gutmütig und immer wieder durch seine stark verminderte Sehschärfe seelisch behindert, aber stets bereit seine ganze Arbeitskraft selbstlos in den Dienst einer guten Sache zu stellen.
Lieber Bacherl, wir werden Dich als unseren treuen Berggefährten auf vielen gemeinsamen Fahrten stets in lebendiger Erinnerung behalten.
Hans Reimer
Quelle: Jahresbericht des Akad. AV München 1937/38, Jahrgang 46, Seite 9-10

Fritz Bachschmid (+)
Es ist ein tragisches Geschick, wenn ein Bergsteiger, der viele schwierige Fahrten mit Klugheit und Können sicher durchgeführt hat, auf einem Wanderweg von einem Stein erschlagen wird, wie es Fritz Bachschmid widerfahren ist. Am Sonntag, den 23. Oktober, traf ihn auf dem Weg von der Gruttenhütte zur Rotenrinnscharte ein Felsblock so unglücklich am Kopf, daß er, ohne das Bewußtsein Wiederzuerlangen, noch am gleichen Abend im Krankenhaus starb.
Vor 20 Jahren gehörte Bachschmid in die Reihe der Besten, jener, die nach dem Kriege den neuen Aufstieg des Bergsteigens einleiteten. Eine ganze Reihe von Erst- und Zweitbegehungen im Allgäu, im Kaiser, Wetterstein und in den Westalpen sind ihm gelungen, gemeinsam mit seinen Freunden aus dem Kreis des Akad. Alpenvereins, wie Kadner, Welzenbach, Allwein und Wien. Am bekanntesten ist die Erstbegehung der direkten Nordwand des Breithorns im Wallis, die er mit Fritz Rigele durchführte. Man hat ihn aber über diese Spitzenleistungen nie sprechen hören, obwohl sie infolge seiner stark verminderten Sehschärfe etwas ganz Außerordentliches an Energie und ausgleichender Körperbeherrschung darstellten; sie waren auch nicht das Wesentlichste an seiner bergsteigerischen Tätigkeit. Mehr war es, daß er seit 20 Jahren jede verfügbare Zeit in den Bergen verbrachte und die Alpen von den Gipfeln der Dauphine bis zum Dachstein bestieg.
Die Liebe zu den Bergen war der Angelpunkt seines Lebens. Sein Vater hatte die Allgäuer Berge erschlossen, von ihm übernahm unser Fritz in seinen Jugendjahren in Kaufbeuren jene ernste bergsteigerische Auffassung, die in früheren Zeiten unter Bergsteigern selbstverständlich war, aber heute um so höher eingeschätzt werden muß, da man sie nicht mehr allenthalben findet. Bergsteigen war für ihn eine rein persönliche, männlich schöne Sache, die er mit Stolz im Innern, aber bescheiden und unauffällig nach außen und nur um ihrer selbst willen tat. Er war, erfüllt von dem Wissen um die anderen, die vor ihm die Berge erlebt und beschrieben hatten, und hatte den überlieferten geistigen Gehalt des Alpinismus in sich verarbeitet. Die helle Freude an der Natur der Berge gab seinem Leben Licht auch an den Tagen, wo alles andere dunkel erschien. Und leider gab es deren manche in seinem Dasein, denn er nahm das Leben ernst und schwer. Nachdem er in seinem 20. Lebensjahr, im Jahre 1919, als einer der ersten in das Freikorps Landsberg eingetreten war und an der Befreiung Münchens von der Räteherrschaft mitgewirkt hatte, studierte er in den darauf folgenden drei Jahren Medizin in München und
Erlangen. In dieser ersten Münchner Zeit schloß er sich dem Akad. Alpenverein an und fand dort seinen festen Kreis von Freunden und Bergkameraden, die ihn wegen seiner kultivierten Art sehr hochschätzten. Da sein Sehvermögen immer schlechter wurde, mußte er jedoch das Studium aufgeben und trat für die nächsten sieben Jahre in ein kaufmännisches Großunternehmen in Kaufbeuren
ein. Später entschloß er sich zum Studium der Volkswirtschaft, das er nach drei in München verbrachten Jahren als Diplom-Volkswirt vollendete. Bald darauf trat er als Geschäftsführer des Deutschen
Bergsteigerverbandes ein und arbeitete seitdem mit HingAbe im Dienste der Deutschen Bergsteigerschaft. An hoher Auffassung vom Bergsteigen, an Bescheidenheit und GEwissenhaftlgkeit konnten es wenige ihm gleichtun.
Paul Bauer
Quelle: DÖAV Mitteilungen 1938, Folge 11, Seite 268-269

Fritz Bachschmid.
Es ist ein tragisches Geschick, wenn ein Bergsteiger, der viele schwere Fahrten mit Klugheit und Können sicher durchgeführt hat, auf einem Wanderweg von einem Stein erschlagen wird, wie es Fritz Bachschmid widerfahren ist. Am Sonntag, den 23. Oktober, traf ihn auf dem Weg von der Gruttenhütte zur Rotenrinnscharte ein Felsblock so unglücklich am Kopf, daß er, ohne das Bewußtsein wieder zu erlangen, noch am gleichen Abend im Krankenhaus starb.
Vor zwanzig Jahren gehörte Bachschmid in die Reihe der Besten, jener, die nach dem Kriege den neuen Aufstieg des Bergsteigens einleiteten. Eine ganze Reihe von Erst- und Zweitbegehungen im Allgäu, im Kaiser, Wetterstein und in den Westalpen sind ihm gelungen, gemeinsam mit seinen Freunden aus dem Kreis des Akademischen Alpenvereins, wie Kadner, Welzenbach, Allwein und Wien. Am bekanntesten ist die Erstbegehung der direkten Nordwestwand des Breithorns im Wallis, die er mit Fritz Nigele durchführte. Man hat ihn aber über diese Spitzenleistungen nie sprechen hören, obwohl sie infolge seiner stark verminderten Sehschärfe etwas ganz Außerordentliches an Energie und ausgleichender Körfterbeherrschung darstellten; sie waren auch nicht das Wesentlichste an seiner bergsteigerischen Tätigkeit. Mehr war es, daß er seit zwanzig Jahren jede verfügbare Zeit in den Bergen verbrachte und die Alpen von den Gipfeln der Dauphins bis zum Dachstein bestieg.
Die Liebe zu den Bergen war der Angelpunkt seines Lebens. Sein Vater hatte die Allgäuer Berge erschlossen, von ihm übernahm unser Fritzl in seinen Jugendjahren in Kaufbeuren jene ernste bergsteigerische Auffassung, die in früheren Zeiten unter Bergsteigern selbstverständlich war, aber heute um so höher eingeschätzt werden muß, da man sie nicht mehr allenthalben findet. Bergsteigen war für ihn eine rein persönliche, männlich schöne Sache, die er mit Stolz im Innern, aber bescheiden und unauffällig nach außen und nur um ihrer selbst willen tat. Er war erfüllt von dem Wissen um die anderen, die vor ihm die Berge erlebt und beschrieben hatten, und hatte den überlieferten geistigen Gehalt des Alpinismus in sich verarbeitet. Die helle Freude an der Natur der Berge gab seinem Leben Licht auch an den Tagen, wo alles andere dunkel erschien, ilnd leider gab es deren manche in seinem Dasein, denn er nahm das Leben ernst und schwer.
Nachdem er in seinem zwanzigsten Lebensjahr, im Jahre 1919, als einer der ersten in das Freikorps Landsberg eingetreten war und an der Befreiung Münchens von der Räteherrschaft mitgewirkt hatte, studierte er in den darauffolgenden drei Jahren Medizin in München und Erlangen. In dieser ersten Münchner Zeit schloß er sich dem Akademischen Alpenverein an und fand dort seinen festen Kreis von Freunden und Bergkameraden, die ihn wegen seiner kultivierten Art sehr hochschätzten. Da sein Sehvermögen immer schlechter wurde, mußte er jedoch das Studium aufgeben und trat für die nächsten sieben Jahre in ein kaufmännisches Großunternehmen in Kaufbeuren ein. Später entschloß er sich zum Studium der Volkswirtschaft, das er nach drei in München verbrachten Jahren als Diplom-Volkswirt vollendete. Bald darauf trat er als Geschäftsführer des Deutschen Bergsteigerverbandes ein und arbeitete seitdem mit Hingabe im Dienste der Deutschen Bergsteigerschaft. An hoher Auffassung vom Bergsteigen, an Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit konnten es wenige ihm gleichtun.
Paul Bauer.
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins 1938/39, Deutscher Bergsteigerbund im NS. Reichsbund für Leibesübungen, Folge 2 November, Seite 46-47

Bachschmidt Fritz „Fritzl“,Kaufbeuren,später München,Kaufbeuren,
+ Steinschlag bei der Gruttenhütte (Wilder Kaiser),(Nationalsozialist)
Mehrere Erst- und Zweitbegehungen im Allgäu,Kaiser,Wetterstein,Westalpen.
1906 1.Beg.Sattelkarspitze-Nordnordostgrat,2553m, (Allgäuer Alpen)
1909 1.Beg.Schwellenspitze (Großkarspitze)-Westflanke,2494m, (Allgäuer Alpen)
1910 1.Beg.Schwellenspitze (Großkarspitze)-Ostgrat,2494m, (Allgäuer Alpen)
1919 1.Beg.Gliegerkarspitze-Nordwand „Route Bachschmid",2577m, (Allgäuer Alpen)
1919 1.Beg.Wolfebnerspitze Nordgipfel-Südwand,V-,210 HM,2433m, (Allgäuer Alpen)
1919 1.Beg.Südliche Wolfebnerspitze-Südlicher Westwandkamin,2420m, (Allgäuer Alpen)
1920 1.Beg.Östliche Plattspitze-Nordkante,IV,2679m, (Wetterstein)
1921 1.Beg.Benediktenwand-Nordwand „Rampe Rippe-unterer Teil“,III+,1801m,
(Bayerische Voralpen)
1921 1.Beg.Balschtespitze-Ostwand,2504m, (Allgäuer Alpen)
1921 1.Beg.Noppenspitze-Direkte Südwestwand,2596m, (Allgäuer Alpen)
1921 1.Beg.Gabelschrofen-Ostschlucht,2010m, (Ammergauer Alpen)
1921 1.Beg.Dremelspitze-Nordwand,2733m, (Lechtaler Alpen)
1925 1.Beg.Klimspitze (auch Klimmspitze)-Nordwand,2465m, (Allgäuer Alpen)
1925 1.Beg.Urbeleskarspitze-Südwestwand,2636m, (Allgäuer Alpen)
1926 2.Beg.u.1.Beg.Direkte Zermatter Breithorn-Nordwestwand,4164m, (Walliser Alpen)
1926 Beg.Obergabelhorn-Südwand,4063m, (Walliser Alpen)

Gerd Schauer, Isny


Geboren am:
1899
Gestorben am:
23.10.1938

Erste Route-Begehung