Slavik Otto

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Biografie:
Otto Slavik
*9. Oktober 1898 — (+) 16. Juni 1974
Am 25. Juni 1974 haben wir unseren Klubkameraden Otto Slavik im Wiener Krema-torium die letzte Ehre erwiesen; er war 75 Jahre alt geworden. Das einst so starke Herz, das in zahlreichen Kämpfen und Siegen in den Bergen seine Kraft bewiesen hatte, war alt und schwach geworden, es hörte auf für seine Lieben, für die Kameraden und für die Welt zu schlagen.
Die Freude an und in der Natur, der Hang zum Schönen, die Lust am Abenteuer führten ihn, wie viele andere seiner Berggefährten, hinauf in die Regionen der Ewigkeit — in Fels und Eis.
Von seinen Bergsteiger-Gehschulschritten an, die bei den „Steinklopfern" in Wien-Meidling 1914 begannen, bis ins hohe Alter war er ein Verfechter der „alten Schule". Er kam auf all seinen Bergfahrten ohne die heute zeitgemäßen Hilfsmittel aus. Mauerhaken und Karabiner, einmal oder zweimal in höchster Gefahr benützt — Zugseil nie!
„Den großen Gefahren der Berge geht man mit Kopf und Hirn entgegen, erkennt sie und entgeht ihnen" das war sein Leitsatz. Sein Tourenbuch ist von unglaublicher Reichhaltig-keit. Es beginnt 1914 mit Rax und Schneeberg, umfaßt die ganzen Ostalpen, auch viele großartige Fahrten in den Westalpen, in der Hohen Tatra und im Hohen Atlas. Man kann nur einen kleinen Auszug aus der Fülle der schönen Touren anführen, die seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Über tausend erfolgreiche Gipfelbesteigungen weist sein Tourenbuch auf. An bedeutenden Erstbegehungen und Fahrten sind folgende zu nennen: Kleiner Löffler, Nordgrat; Großer Löffler, Nordgrat; Großer Mörchner, Nordostgrat; Kaiserwarth (Eisenerzer Alpen), Nordwestwand; Weinflaschenkopf (Goldberg-gruppe), Südgrat; Cima Molvena (Brentagruppe), Südwand und Überschreitung; Kleiner Priel, Nordpfeiler, Nordwestwand, im Abstieg Erstbegehung. Ötztaler Alpen: Vordere Hennesiegelspitze, Westgrat; Roter Schragen, Südgipfel, Westgrat, Gesamtüberschreitung; Kaiserspitze, Nordgrat, Abstieg Erstbegehung; Tauferer Kopf, Nordgrat, Überschreitung; Tauferer Spitze, Nordgrat, Überschreitung; Nördlicher Gamskopf, Nordwestgrat, Über-schreitung. Radstädter Tauern: Glöcknerin, Nordwand; Gamsspitze (Lackenspitze), Nord-westgrat; Rieselwand, Südostschlucht, Erstbegehung im Abstieg. Totes Gebirge: Bries-kogel, 2316 m, Nordostwand. Lienzer Dolomiten: Große Sandspitze, Westwand, Erst-begehung. Hoher Atlas: Akenal Adrar Mibird, 3910 m, Nordwand. Schneeberg: Hochlauf-wand, Lärchkogelgrat.
Im alpinen Vereinsleben war er eine bekannte Gestalt. Er war beim Klub und in der Alpinisten-Gilde im TVN. In seinem langen Bergsteigerleben bekleidete er wichtige Funktionen, z. B. im Bergrettungsausschuß, in der Himalayagesellschaft und bei den Naturfreunden.
Im Berufsleben war er strebsam vom Buchdruckerlehrling bis zum Abteilungsleiter aufgestiegen.
Die harte Schule zweier Weltkriege formte aus ihm den klassischen Bergsteiger, wie wir ihn aus vielen Büchern kennen, besonders der Einsatz als Telefonist in Südtirols Eisbergen (Adamello-Presanellagruppe). Zeitlebens konnte er den Wortbruch Italiens nach dem Waffenstillstand nicht verwinden, der ihn in die italienische Kriegsgefangenschaft brachte.
Einfachheit, Ehrlichkeit und Klarheit begleiteten ihn auf allen seinen Wegen.
Stille Größe, in großer Bescheidenheit getragen, war seine Wesensart, zeichnete seinen Umgang mit den Menschen. Er bleibt in unserer Erinnerung, der Alte mit dem
Berglerschritt, auf allen Lebenswegen in treuem Gedenken.
Ludwig Sperlich
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1975, März/April, Folge 1400, Seite 41-42


Geboren am:
09.10.1898
Gestorben am:
16.06.1974

Erste Route-Begehung