Zeuner Karl

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Biografie:
Kaufmann Karl Zeuner 75 Jahre alt
Sein Leben war nicht nur den Bergen, sondern auch der Hilfsbereitschaft geweiht, bis ein Schlaganfall ihn 1945 aus dem Geleise warf. Als Mitchef der Firma Paul Zeuner's Söhne hatte, er bis dahin viele leitende Funktionen in beruflichen und fachlichen Organisationen des Handels und der Kaufmannschaft ausgefüllt.
Karl Zeuner war ein eifriger und erfolgreicher Sommer- und Winterbergsteiger in allen Gebieten der Ostalpen (rund 40 Neutouren in den Tiroler Gletschergebieten). Mit 16 Jahren hatte er sich beim D. u. Oe.A.V. zum alpinen Rettungswesen gemeldet. Vom Jahre 1920 bis 1925 war er als Leiter der Landesstelle Nordtirol für das alpine Rettungswesen erfolgreich und unermüdlich tätig gewesen. Seit dem Jahre 1930 war er Referent für das alpine Rettungswesen im Verwaltungsausschuß des D. u. Oe A.V.; 1936 wurde er Vizepräsident im Zentralverband für das österreichische Rettungswesen mit dem Sitz in Linz unter Präsident Univ.-Prof. Dr. Breitner. Im Jahre 1905 wurde Karl Zeuner Mitglied, später Vorstand, dann Ehrenmitglied der Hochtouristengruppe "Karwendler" in Innsbruck. Karl Zeuner erhielt mehrere Auszeichnungen im 1. Weltkrieg, dann das Ehrenzeichen vom "österreichischen Roten Kreuz" (Patriae ac Humanität!) 1929, und das Ehrenzeichen "Für Rettung aus Bergnot" Nr. 63 vom D. u. Oe.A.V., welches nur nach strengen Verleihbestimmungen verliehen wird, und noch eine Reihe weiterer Auszeichnungen.
Der Bergrettungsdienst von heute hat in der Organisation, die Karl Zeuner aufgebaut hat, nichts geändert. So dauert sein Werk noch fort. Der Alpenverein wünscht Karl Zeuner noch viele geruhsame Jahre.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1965, Heft 1/2, Seite 13

Karl Zeuner - Ein wahrhaft selbstloses Leben
Ein ungewöhnlich verdienter Bergrettungsmann, der Kaufmann Karl Zeuner — Innsbruck, wurde am 30. Jänner 1969 80 Jahre alt.
Zeuner ist, seit er in ganz jungen Jahren mit dem Bergsteigen begann, auch gleichzeitig Helfer in Bergnot geworden. Die Organisation des Bergrettungsdienstes steckte ja damals noch in den Anfängen — sowohl ausbildungs- wie ausrüstungsmäßig. Retter und Helfer waren die Bergführer und jene Freiwilligen, die sich in den Bergsteigerkreisen der bergnahen Städte Innsbruck, Wien, München usw. sammelten. Zu ihnen gehörte - aus innerem Drang zum Helfen und einer unerfüllten Neigung zum Beruf des Mediziners - Karl Zeuner, der in der Folge auch als Sanitäter den ganzen ersten Weltkrieg mitmachte. Den Wiederaufbau und Neubau des Bergrettungsdienstes nach dem ersten Weltkrieg leitete er zunächst als Obmann der Rettungsstelle Innsbruck, später als Landesstellenleiter für Tirol. Als die Leitung des DuOeAV mit 1.1.1929 nach Innsbruck kam, holte ihn Prof. v. Klebelsberg in seinen Verwaltungsausschuß als Referent für das alpine Rettungswesen. In diesen 5 Jahren baute Zeuner den Bergrettungsdienst im ganzen Ostalpenbereich völlig neu auf und aus, richtete die Landesstellen einheitlich, schuf zahllose neue Rettungsstellen, sorgte für eine gründliche einheitliche Ausbildung und ebenso für die Verbesserung der Rettungsgeräte. Sogar Einsätze von Rettungsflugzeugen wurden in seiner Ära (in der die Verwendung von Kraftfahrzeugen im alpinen Gelände noch völlig unbekannt war) erfolgreich unternommen.
Zum zweitenmal kam Karl Zeuner, dem in der Zwischenzeit die höchste Auszeichnung des Alpenvereins, das Ehrenzeichen für Rettung aus Bergnot als 63. Träger verliehen worden war, bei der Rückkehr des Alpenvereinssitzes 1938 nach Innsbruck wieder in dessen Verwaltungssauschuß, in dem er bis April 1945 wirkte. In dieser Zeit hatte Zeuner zwei schwierige Aufgaben zu bewältigen: die Erhaltung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Bergrettungsdienstes vor den Gleichschaltungs- und Eingliederungsbestrebungen in das Rote Kreuz des Dritten Reiches. Sie gelang ihm in mühevollen, langjährigen Verhandlungen — und dies hat mit dazu beigetragen, daß, zumindest in Österreich, der Bergrettungsdienst unangetastet über alle Umstürze und Besatzungsregelungen bis heute erhalten blieb und weiterarbeiten konnte. Die zweite Aufgabe in dieser schweren Kriegszeit war die Zurückweisung von Eingriffen politischer Organisationen (SA) in den Alpenvereins-Bergrettungsdienst und schließlich die wichtigste: die Erhaltung des Mannschaftsstandes der einzelnen Rettungs- (Orts-) Stellen. Denn fast alle tauglichen Männer standen ja im Kriegsdienst. Durch gutes Einvernehmen mit den zuständigen Wehrmachts-Dienststellen, die ja auch bei der steigenden Luftkampftätigkeit über dem Ostalpenraum ein sich mehrendes Interesse an den bestehenden Hilfsmöglichkeiten hatten, gelang es Zeuner, für jede der über 300 Rettungsdienst-Ortsstellen einen Bestand von mindestens vier Helfern, die eigens geschult und ausgebildet wurden, sicherzustellen. So haben mehrere hundert Rettungsmänner es Karl Zeuner mitzuverdanken, daß sie wieder in ihre Heimat entlassen wurden und den Krieg überlebten. Auch diese Tatsache trug zum "Überleben" des heutigen Bergrettungsdienstes bei. Nicht aber zu demjenigen Karl Zeuners, der seit 1942 auch die ganze Versorgung aller AV- Schutzhütten mit den zusätzlichen markenfreien Lebensmitteln in der Hand hatte. Die Aufregungen der ersten turbulenten Besatzungswochen, Sorgen um Angehörige und dazu üble persönliche Verdächtigungen warfen ihn um. Er wurde ein über Nacht gebrochener Mann - aber er hängt heute wie vor mehr als sechzig Jahren mit leuchtenden Augen am Bergrettungsdienst, an seinen Karwendlern und am Alpenverein, der gerade ihm so viel zu danken hat und ihm diesen Dank anläßlich des Geburtstages erneut zum Ausdruck brachte.
w-s-w
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1969, Heft 3/4, Seite 58-59

Bergrettungsmann Karl Zeuner 80 Jahre
Bergrettungsdienst und Alpenverein konnten am 30.Januar ihrem verdienten Mitglied Karl Zeuner zum nicht alltäglichen Ereignis des 80. Geburtstages ihre Glückwünsche entbieten.
Zeuner ist, seit er in ganz jungen Jahren mit dem Bergsteigen begann, auch gleichzeitig Helfer in Bergnot geworden. Damals steckte die Organisation des Bergrettungsdienstes noch in den Anfängen. Retter und Helfer waren die Bergführer und Freiwilligen aus den Bergsteigerkreisen. Nach dem Ersten Weltkrieg leitete Zeuner die Rettungsstelle Innsbruck, später die Landesstelle für Tirol. Zum Referenten für das alpine Rettungswesen in die Leitung des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins berufen, baute Zeuner den Bergrettungsdienst im ganzen Ostalpenbereich völlig neu auf und aus, schuf viele neue Rettungsstellen, sorgte für eine gründliche einheitliche Ausbildung und ebenso für die Verbesserung der Rettungsgeräte. In seiner Ära gab es sogar schon Rettungsflüge. Der Alpenverein verlieh ihm als 63. Träger seine höchste Auszeichnung, das Ehrenzeichen für Rettung aus Bergnot. 1938-1945 gelang es ihm als Funktionär des Verwaltungsausschusses, den Bergrettungsdienst aus der Gleichschaltungs- und Eingliederungsbestrebung in das Rote Kreuz des Dritten Reiches herauszuhalten und ihm in weiterer Folge über alle Umstürze und Besatzungsregelungen hinweg seine Selbständigkeit zu bewahren. So trug er wesentlich zum "Überleben" und Gedeihen des Bergrettungsdienstes bei.
Noch heute, wie vor mehr als 60 Jahren, hängt er mit ungebrochener Begeisterung am Bergrettungsdienst, an seinem Bergsteigerklub, den "Karwendlern", und am Alpenverein, der ihm ebensoviel zu danken hat.
(AVP)
Quelle: Der Bergsteiger 1969, Heft 5, Seite 380

Karl Zeuner - Alpenvereinspionier und Bergrettungsmann - verstorben
Ein ungewöhnlich verdienter Bergrettungsmann, der frühere Sachwalter für das alpine Rettungswesen im Alpenverein, Karl Zeuner, ist nach langjähriger schwerer Krankheit im 83. Lebensjahr in Innsbruck verstorben.
Zeuner wurde, seit er in ganz jungen Jahren mit dem Bergsteigen begann, auch gleichzeitig Helfer in Bergnot und machte sich um den Aufbau des damals noch in den Anfängen stehenden alpinen Rettungswesens verdient. Nach dem 1. Weltkrieg zunächst Orts- und dann Landesstellenleiter in Innsbruck, baute er - als Sachwalter in dem von Professor v. Klebelsberg geleiteten Verwaltungsausschuß des DuOeAV (1929-33) - den Bergrettungsdienst im ganzen Ostalpenbereich völlig neu auf und aus, schuf neue Rettungsstellen, sorgte für einheitliche Ausbildung der Rettungsmänner und für Verbesserung der Rettungsgeräte.
Besondere Verdienste erwarb sich Zeuner - selbst 63. Träger des "Grünen Kreuzes" des Alpenvereins - im II. Weltkrieg, wo es ihm u. a. gelang, für jede der über 300 Ortsstellen einen Stand von mindestens 4 geschulten Rettungsmännern vom Frontdienst freigestellt zu bekommen, was zum „Überleben" der für den ganzen Alpenraum vorbildlichen Organisation unseres Bergrettungsdienstes und zu seinem raschen Wiederaufbau entscheidend beitrug.
WSW.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1972, Heft 1-2, Seite 21

Karl Zeuner
*28. Jänner 1889 - (+) 14. November 1971
Die alte Garde im Alpenklub wird vielleicht Beziehungen zu Karl Zeuner entdecken, wenn sie hört, daß Emil Jankowitsch ihn zum DAK brachte. Das war lange vor dem ersten Krieg. Wer im späteren Mittelalter oder auch schon im Alter seines alpinen Lebens steht und in jungen Jahren im Rettungswesen des Alpenvereins mitwirkte, muß ihn nahezu gekannt haben. Denn nach dem Ersten Weltkrieg, den Karl als Sanitäter und vielfacher Lebensretter in einem bayrischen Regiment im Westen, Süden und Osten mitmachte, wurde er zuerst Orts- und dann Landesstellenleiter in Innsbruck; schließlich baute er als Sachwalter in der Ära Klebelsberg des DÖAV von 1929 bis 1933 den alpinen Rettungsdienst im gesamten Ostalpenbereich völlig neu auf, schuf neue Rettungsstellen, sorgte für einheitliche Ausbildung und für Verbesserung der Geräte. Wie sehr er selbst bei allen Gefahren mittat, zeigt, daß er als 63. Rettungsmann das "Grüne Kreuz" des Alpenvereins erhielt,
Als Sachwalter im Alpenverein von Gesamtdeutschland während des Zweiten Weltkrieges gelang es ihm, für über 300 Rettungsstellen Leute und Material und ständiges Funktionieren zu sichern und damit diese segensreiche Einrichtung unzerstört, ohne Unterbrechung und Verfall in den Frieden hinüberzuleiten.
Sein eigenes Bergsteigerleben riß aber damals ab. Ein Schlaganfall mit halbseitigen Lähmungen und einer nie mehr hinreichend zurückgebildeten Sprachstörung setzte seinem legendären vielseitigen Tatendrang ein Ende. Das war in den Zusammenbruchstagen 1945, und das war wohl kein Zufall, da er alles tiefer, leidenschaftlicher empfand, so daß der endgültige Zusammenbruch seiner Ideale und Träume im Jahre 1945 für den damals 56jährigen bewegender, schmerzlicher und verzweifelnder war.
Bis dahin verschwendete er seine scheinbar unerschöpfliche Energie.
Seither war er nur noch ein Schatten seiner selbst, aber trotzdem spürte man mit ein wenig Einfühlungsvermögen seine Grundeigenschaften: Er war als Bergsteiger und genauso sonst im Leben gründlich, beharrlich, zäh; und so wurde er auch mit seinem schweren Gebrechen fertig; er gab nicht auf, sondern kämpfte offen um sein Recht, wo er sich mühelos hinter seine Krankheit hätte verstecken können, sorgte für seine noch junge zweite Familie (die erste Frau war ihm kurz zuvor gestorben, der Sohn gefallen); er verkapselte sich nicht, sondern. lebte trotz seiner sehr erschwerten Verständigungsmöglichkeit in rührender Anhänglichkeit und Treue mit seinen alpinen Vereinen, mit dem ÖAK und mit den Karwendlern, zu deren Mitgründern er gehörte.
Als in den letzten Jahren sein Leiden fortschritt, als ihm die früher noch weiten Wanderungen um Innsbruck unmöglich geworden waren, traf ich ihn bei meinen Besuchen meist beim Lesen der Österreichischen Alpenzeitung.
Er war ein guter Redner, war gesellig, und mitteilsam und schrieb gerne mit einem für den heutigen Leser ungewohnten Reichtum an Gefühlen, Beobachtungen und Erlebnissen.
Als ausgezeichneter Vortragender verstand er seine Zuhörer auch ohne Lichtbilder zu fesseln. In seinen Aufsätzen mutet er uns heute wie ein Romantiker an, schwärmerisch, manchmal fast pathetisch, aber nie dürr, karg und kahl.
Er hatte ein, mitreißendes Wesen, war rührig, einfallsreich und unternehmend. Zu seinem 80. Geburtstag schrieb Dr. Schmid-Wellenburg über ihn unter der Überschrift: „Ein wahrhaft selbstloses Leben." Diese Fähigkeiten waren wohl nicht nur zufällig mit seiner Gabe verbunden, glücklich zu sein. Er war ein Bergsteiger mit glücklichen Augen; was sah er alles, was beschrieb er alles, verklärt vielleicht, aber immer begeistert.
Besonders in den Zentralalpen Tirols gibt es viele unmoderne stille Grate und abgelegene schöne Gipfel, die er als erster bestiegen hat, manche Schifahrten, die er als erster unternahm und die — genauso unberührt wie vor 60 Jahren - auch heute noch Wiederentdeckungen der stillen Genießer sind.
Seine Tourenberichte aus den Jahren vor dem Krieg und zwischen den Kriegen enthalten eine Fülle von Touren, die selbst sehr guten Kennern der Tiroler Berge, eingefleischten Heimatbergsteigern, noch Anregungen zu unbekannten Abenteuern geben können.
Geboren 1889 in Miesbach in Bayern, wuchs er in Innsbruck auf, wo er als Lebensmittelgroßhändler das Geschäft seines Vaters übernahm, Er brachte es zur Blüte und trug, nach allgemeiner Meinung auch als Funktionär in der Handelskammer wesentlich dazu bei, daß die Lebensmittelversorgung Tirols auch in den schlimmsten Zeiten klappte.
Im Krieg ausgebombt, der Sohn gefallen, die Frau gestorben, von der Besatzung ausgeplündert, von Landesverweisung bedroht, körperlich gebrochen, gab er doch nie auf.
Und diesen ermutigenden und tröstlichen Eindruck, jedem Schicksal zu trotzen, machte er auch noch in den letzten, schlimmsten Jahren seines 25jährigen Siechtums, als er schon
lange nichts anderes mehr konnte, als beglückt lächeln.
Dr. H. Seidel
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, Jänner/Feber, Folge 1381, Seite 25-27

Zeuner Karl, * Miesbach (Bayern), später Innsbruck, + Innsbruck
1920-1932 Leiter der Bergrettungsortstelle Innsbruck,
1925-1929 und 1934-1938 Leiter der LandesstelleTirol für alpines Rettungswesen des Alpenvereins,
Mitbegründer und Mitglied des alpinen Klubs Karwendler Innsbruck,
Mitglied des Österreichischen Alpenklubs,
Vorstandsmitglied der Alpenvereinssektion Innsbruck,
seit 1938 Mitglied der NSDAP und SA, Förderer der SS.
Karl Zeuner war ein erfolgreicher Sommer- und Winterbergsteiger in allen Gebieten der Ostalpen und machte rund 40 Neutouren in den Tiroler Gletschergebieten.
1909 1.Beg.Übergang Kreuzspitze zur Uelasgratspitze-Nordostgrat,
(Alpeiner Berge,Stubaier Alpen)
1909 1.Beg.Hoher Tenn-Nordostgipfel (Schneespitze)-Südwestflanke ?Linker Anstieg",3318m,
(Glocknergruppe)
1910 1.Beg.Hochtennspitze-Nordwand,2549m, (Stubaier Alpen)
1911 1.Beg.Südliche Atterkarspitze-Ostgrat,3255m, (Stubaier Alpen)
1911 1.Best.Felderlaskogel über Westgrat,2950m, (Stubaier Alpen)
1911 1.Beg.Murkarspitze / Südwestgrat,3148m, (Stubaier Alpen)
1912 1.Beg.Rifflkarspitze-Nordgrat und Nordostrücken,3219m, (Ötztaler Alpen)
1912 1.Beg.Rifflkarspitze-Überschreitung des Ostgrates zur Höhlenspitze,3202m, (Ötztaler Alpen)
1919 1.Best.Larstigfernerkopf,3216m, (Stubaier Alpen)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
30.01.1889
Gestorben am:
14.11.1971

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