Schwaiger Heinrich

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Biografie:
München, + auf dem Moserboden im Kaprunertal (Lungenentzündung)

Heinrich Schwaiger war ein erfolgreicher Bergsteiger und Alpenpionier Ende des 1900 Jahrhunderts,
einer der ersten führerlosen Bergsteiger,vor allem im Karwendel und Wetterstein und hatte das führerlose Bergsteigen entschieden vorangebracht. Erst Ende der1870er ­Jahre entstand in München eine kleine Gruppe besonders leistungsfähiger Alpinisten, wie Franz Kilger, Heinrich Schwaiger und Dr. Alois Zott.
Als unermüdlicher Bergpionier besaß der Seilermeister Schwaiger wertvolle Fachkenntnisse in der Herstellung mancher bergsteigerischer Ausrüstungsartikel und kannte gründlich die Bedürfnisse der Bergsteiger, so daß die von ihm erzeugten Artikel sich alle durch Zweckmäßigkeit und Gediegenheit auszeichneten. Schwaigers Geschäftsladen in München im Rosental war wohlbekannt. Jahraus, jahrein kamen zahlreiche Bergfreunde zu Schwaiger,um ihre Ausrüstung zu vervollständigen und um wertvollen fachlichen Rat zu holen. Auch dadurch wurde Schwaiger in immer weiteren Kreisen bekannt und geschätzt.
Schwaiger war auch literarisch tätig. Die Früchte seiner schriftstellerischen Tätigkeit nehmen einen wichtigen Platz in den alpinen Büchereien ein. Neben vielen in alpinen Fachschriften veröffentlichten Einzelaufsätzen und dem eine zeitlang von ihm geleiteten "Alpenfreund", sind besonders seine Spezialführer bekannt geworden. Seine Führer durch das Kaisergebirge, das Karwendelgebirge, das Wettersteingebirge und durch die Rofan Gruppe sind mustergültige, fast durchweg auf Grund persönlich gesammelter Kenntnisse begründete Arbeiten, von größter Gewissenhaftigkeit.
Als Alpinist hat Schwaiger große Teile der Ostalpen kennen gelernt, ganz besonders aber seine heimischen bayrischen und die nördlichen Kalkalpen, um deren Erschließung und Erforschung er sich große Verdienste erworben hat. Neben der Sektion München war er auch als Mitglied des "Turner-Alpenkränzchens München".
1881 1.Beg.Hochblassen-Hauptgipfel von der Grieskarscharte,2706m, (Wettersteingebirge)
1882 1.Beg.Innere Höllentalspitze-Südwestflanke,2737m, (Wetterstein)
1882 1.Winterbest.Zugspitze-Westgipfel,2962m, (Wetterstein)
1884 1.Beg.Grubenkarspitze aus dem Vomperloch,2661m, (Karwendel)
1887 1.Beg.Plattenspitze aus dem Grubenkar durch die Südwand,2490m, (Karwendel)
1894 1.Beg.Vordere Brandjochspitze-Südgrat,2558m, (Karwendel))
1924 1.Überschr.Madleinkopf-Südgrat-Nordostgrat,2907m, (Verwall)
1.Beg.Koflerturm-Nordwand,2000m, (Karwendel)
1.Beg.Koflerturm-Südwandkamin,2000m, (Karwendel)
1.Beg.Schneekarlespitze-Ostgipfel-Südostkamin,2647m, (Lechtaler Alpen)
1.Beg.Schneekarlespitze-Ostgipfel-Südostwand,2647m, (Lechtaler Alpen)
1.Beg.Schneekarlespitze-Westpfeilerriß,2647m, (Lechtaler Alpen)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

gestorben am Moserboden/Kaprunertal (Österreich)

Am 15. August, einen Tag vor der feierlichen Eröffnung des neuen Wiesbachhornhauses der S. München, dessen Bau er leitete, ist auf dem Moserhoden im Kaprunertale, nahe der Stätte seines letzten eifrigen Wirkens, ein Mann dahingegangen, der im Kreise unseres Vereins und weit über diesen hinaus auf das beste gekannt und allgemein geschätzt war: Heinrich Schwaiger aus München. Schwaiger war eine eigenartige, sympathische Natur. Sein Fühlen und Denken war ganz den Alpen gewidmet, und auch seinen Lebensberuf hatte er allmählich seiner Lieblingsneigung vollkommen angepaßt. Ein von seinen Eltern ererbtes Seilergeschäft hatte der unermüdliche Alpenwanderer nach und nach in eines der besten und von Fachmännern sehr geschätztes "Touristen-Ausrüstungsgeschäft" umgewandelt. Als
Seilermeister besaß Schwaiger wertvolle Fachkenntnisse in der Herstellung mancher bergsteigerischer Ausrüstungsartikel, und als unermüdlicher Alpinist kannte er gründlich die Bedürfnisse des Bergsteigers, so daß die von ihm erzeugten Artikel sich alle durch Zweckmäßigkeit und Gediegenheit auszeichnen. Die von Schwaiger in den Handel gebrachten "Kletterschuhe", als deren Vorbild man die in den Dolomiten etc. heimischen Scarpetti betrachten muß, sind ebenso wie das Eispickel ein für die Zeit des Aufschwunges der Alpinistik typisches Ausrüstungsstück geworden. Seine Geschäftskataloge hatte der wackere Mann durch die Beigabe wertvoller Winke für den Bergsteiger, Skiläufer etc. weit über das gewöhnliche Maß solcher geschäftlicher Verzeichnisse gehoben. Schwaigers Geschäftsladen zu München im Rosental war wohlbekannt. Jahraus, jahrein kamen zahlreiche Bergfreunde aus allen Teilen des Deutschen Reiches, wenn sie auf ihrer Reise München passierten, zu Schwaiger, zum Teil um ihre Ausrüstung zu vervollständigen, sehr viele aber um sich bei dem alpenkundigen Besitzer wertvollen Rat zu holen, den Schwaiger in immer gleicher Bereitwilligkeit und gerne erteilte. Auch dadurch wurde Schwaiger in immer weiteren Kreisen bekannt und geschätzt.
Schwaiger war auch literarisch hervorragend tätig, und die Früchte seiner schriftstellerischen Tätigkeit nehmen einen rühmlichen Platz in den alpinen Büchereien ein: Neben vielen in alpinen Fachschriften veröffentlichten Einzelaufsätzen und dem eine zeitlang von ihm geleiteten "Alpenfreund", sind es besonders seine Spezialführer, welche Schwaigers Namen geachtet machten und den geschilderten Gruppen zahllose neue Freunde und Bewunderer brachten. Seine Führer durch das Kaisergebirge, das Karwendelgebirge, das Wettersteingebirge und durch die Rofan Gruppe sind mustergültige, fast durchweg auf Grund persönlich gesammelter Kenntnisse begründete Arbeiten von größter Gewissenhaftigkeit und Klarheit der Schilderung. Seine Aufsätze bekunden eine tiefe Empfindung für
die hehre Bergwelt und vielfach einen Schwung und einen Reichtum des Ausdrucks, der viele an dem sonst so einfachen Manne überraschte. - Als Alpinist hat Schwaiger große Teile der Ostalpen kennen gelernt, ganz besonders aber seine heimischen bayrischen und die nördlichen Kalkalpen, um deren Erschließung und Erforschung er sich große Verdienste erworben hat. Unsere S. München verliert in Schwaiger, der auch als Mitglied des "Turner- Alpenkränzchens München" tätig war, eines ihrer rührigsten Mitglieder. Seit 17 Jahren gehörte er dem Ausschusse dieser in so umfassender Weise tätigen Sektion an, deren Referent für das Karwendelgebirge er war. In den Jahren 1886—1888 war Schwaiger auch Mitglied des damaligen Zentral-Ausschusses unseres Vereins. Im Dienste der Sektion hat
Schwaiger zahlreiche Wegbezeichnungen u. s. w. selbst durchgeführt und vielfach an Unternehmungen der Sektion mitgewirkt oder solche geleitet. Seine letzte und eine große Aufgabe war die Überwachung der Bauausführung des Wiesbachhornhauses auf dem Fochezkopfe des Wiesbachhorns. Ungezählte Male hat er die etwa 3000 m hoch gelegene Baustelle besucht, und als nach dem durch einen furchtbaren Wirbelsturm zerstörten ersten Baue die S. München sofort den Neubau begann, war auch Schwaiger mit doppeltem Eifer an seine Aufgabe gegangen, die er vollkommen gelöst hat, aber deren festlichen Abschluß: die feierliche Eröffnung des Hauses, ihm ein neidisches Geschick nicht mehr vergönnte.
Noch am 11. August zog Schwaiger zum letzten Male zu dem neuen Hause hinauf, schwerbepackt mit allerlei Gegenständen, die er selbst hinaufschaffte: es war seine Todesfahrt. Am 12. August begann er zu fiebern, und man erkannte bald, daß den zähen Mann ein ernstes Leiden erfaßt hatte. Am 13. August wurde der an einer Lungenentzündung Erkrankte in das Moserbodenhotel geschafft, wo ihn liebevolle Freunde pflegten und ihm sorgsame ärztliche Hilfe zuteil wurde. Am 15. August machte eine Herzlähmung dem Leben dieses unermüdlichen, braven Mannes mitten im Dienste einer freiwillig übernommenen Aufgabe ein Ende - gerade einen Tag bevor das Werk durch die feierliche Eröffnung des Hauses gekrönt werden sollte!
Statt dem wackeren Manne vor den versammelten Festgästen den wohlverdienten Dank auszusprechen, oblag nun dem Vorstande der S. München die traurige Pflicht, dem so rasch Abberufenen Worte des Nachrufes zu widmen. Aufrichtige Trauer hatte alle jene ergriffen, welche als Gäste zur Hütteneröffnung gekommen waren, und ebensolche Trauer wird auch alle die zahlreichen Freunde Schwaigers erfüllen ob seines allzufrühen Heimganges. Möge ihm die Erde leicht werden!

H..Heß.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 16, Seite 193 und 194

Heinrich Schwaiger (+)
Wie an anderer Stelle gemeldet, ist am 15. August auf dem Moserboden Herr Heinrich Schwaiger aus München nach nur ganz kurzem Leiden verschieden. Der Leichnam wurde nach Zeil a. S. überführt und von dem dortigen Leichenhause in feierlichem Zuge am Abend des 16. August zum Bahnhofe gebracht. Ein Verwandter des Verstorbenen, Vertreter der S. München und zahlreiche Alpen Vereinsmitglieder gaben dem Trauerzuge das Geleite zur Bahn, wo nach erfolgter kirchlicher Einsegnung von den Vertretern der Sektionen München und Zeil a. S. kurze Nachrufe dem Verblichenen auf seine letzte Reise nach München nachgesandt wurden. Schwaiger wurde am 19. August zu München zur letzten Ruhe bestattet

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 16, Seite 198





Gestorben am:
15.08.1902

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