Geyer Georg

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Biografie:
geboren 20. Februar 1857 in Schloss Auhof bei Blindenmarkt;
gestorben 25. Februar 1936 in Wien
war ein österreichischer Geologe und Paläontologe.

Chefgeologe Georg Geyer.
Herr Georg Geyer, der in allen Bergsteigerkreisen hochgeschätzte Geologe, wurde zum Chefgeologen an der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien ernannt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1901, Folge 1, Seite 9


Hofrat Dr. Georg Geyer
Die Wiener Geologische Gesellschaft hat in ihrer Generalversammlung am 19. Februar 1932 den ehemaligen Direktor der Geologischen Bundesanstalt Hofrat Georg Geyer zu ihrem Ehrenmitglied gewählt. Hofrat Geyer hat sich um die geologische Erforschung der Nördlichen Kalkalpen und der Karnischen Alpen, besonders durch ausgedehnte Kartenaufnahmen, ungewöhnliche Verdienste erworben. Vielfach hat er dabei erst den Grund zur Kenntnis der gesteinsfolge und des Baues von gebieten gelegt, über die vorher überhaupt noch keine brauchbaren Karten veröffentlicht worden waren. Durch seine großen Monographien über die Faunen der Jurameere des Salzkammergutes hat er nicht nur die Altersstellung verschiedener Ablagerungen geklärt, sondern auch wichtige Einblicke in das Tierleben der Vorzeit vermittelt. In unsrer „Zeitschrift“ 1916 und 1918 hat Geyer fesselnd das Gesäuse behandelt. An der touristischen Erschließung der Ostalpen war Hofrat Geyer hervorragend beteiligt. Er ist dadurch in weitesten alpinistischen Kreisen bekannt geworden und ist auch heute noch ein eifriger, rüstiger Bergsteiger, was ihm noch recht lange vergönnt sein möge.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1932, Nr. 4, Seite 100

Georg Geyer (+)
Ein Bergsteigerleben und ein Symbol der Alpenfreude. 36 Jahre einer geistigen Gemeinsamkeit
in Alpenfreude und Alpenforschung geben mir heute das Recht und die Pflicht, dem verstorbenen Freunde hier einen Nachruf zu weihen. Dieser Nachruf ist getragen von den Gefühlen der Freundschaft und der Bewunderung für ein Leben, das in so seltener Reinheit von der Jugend
bis zum hohen Alter von nahe 80 Jahre der Schönheit und der Erforschung der Alpen gewidmet war.
Geyer's Liebe zu den Alpen war unerschöpflich und erfinderisch. Wie konnte er sich noch im hohen Alter an dem Zauber der Landschaft erfreuen und in ihren Räumen von Seligkeit zu Seligkeit schreiten! Ein glücklicher Seher und Finder des Schönen und Erhabenen hat er diese göttliche Kraft selbst in der Düsterheit und in dem Getöse der Großstadt nicht verloren. Georg Geyer wurde am 20. Februar 1857 im Schloß Auhof bei Blindenmarkt in Niederösterreich geboren, wo sein Vater Oberförster bei Fürst Georg Adam Starhemberg war.
Schon in früher Jugend begann seine bergsteigerische Tätigkeit, und im Jahre 1878 konnte er bereits eine Beschreibung des Totengebirges in dem Jahrbuche des Österreichischen Touristen-Clubs veröffentlichen, die in ihrer prächtigen Frische und offenen Klarheit auch heute noch angenehm zu lesen ist. Auf den jungen Bergsteiger waren vor allem die Werke von Schaubach, Simony und Whymper von entscheidendem Einfluß. Seine Studien auf den Hochschulen von Graz, Leoben und Wien verbanden ihn dann durch die Geologie noch mehr und tiefer mit dem Gebirge, zu dessen Erforschung er alle seine Kräfte verwendet hat.
1882 trat er in den Dienst der k.k. Geologischen Reichsanstalt, den er erst Ende 1923 als Direktor verlassen hat. Geye r hat durch fast 40 Jahre die Ostalpen als Geologe durchwandert und durchforscht. 1882 bis 1888 arbeitete er in den Nordalpen, 1889 bis 1892 in den steirischen Alpen, 1893 bis 1903 in den Südalpen und von 1903 bis 1920 wieder in den nördlichen Kalkalpen, wo er seine Arbeit als Feldgeologe mit der Aufnahme des Kartenblattes „Salzburg" zum Abschluß brachte. Geyer hat außerordentlich weit ausgedehnte geologische Untersuchungen betrieben und dabei zahlreiche wichtige Entdeckungen gemacht, die seine Arbeit wertvoll und wichtig für alle Zukunft machen.
In Anerkennung dieser hohen Verdienste um die geologische Erforschung der Ostalpen wurde er von der Akademie der Wissenschaften am 26. Mai 1914 zum korrespondierenden und am 31. Mai 1921 zum wirklichen Mitglied erwählt. Sein Beruf führte Geyer von einem Gebirge zum anderen und vielfach in geologisch und turistisch noch wenig bekannte Gebiete. Hier reihte sich eine Bergbesteigung an die andere und er wurde allmählich zu einem Alpenkenner von unglaublicher Sorgfalt und Genauigkeit, dem auch die fernsten Spitzchen in den Aussichten nicht unbekannt blieben.
Geyer war als Bergsteiger ein ausgezeichneter Geher und vor allem ein unübertrefflicher Pfadfinder. Wenige der hohen Gipfel der Ostalpen dürften ihm unbekannt geblieben sein, viele der schönsten hat er mehrmals betreten. Seine jungen Bergsteigerjahre fielen noch in die heroische Zeit der großen österreichischen Bergsteiger: Otto und Emil Zsygmondi , Ludwig Purtscheller , Heinrich Heß, C. Diener , L. Friedmann , N. v. Lendenfeld , R. K. Schmitt .
Geye r hat zahlreiche führerlose Ersteigungen durchgeführt und ist dabei meist wirklich Führer gewesen. 1883 vollführte er mit seinem Freunde L. Friedmann die erste führerlose Ersteigung von Finsteraarhorn und Aletschhorn, was damals den Grimm der Schweizer Führer erregte. Viele hohe Gipfel der Ostalpen hat er zum erstenmal im Winter besucht. Darunter ragt eine Winterbesteigung der Königsspitze besonders hervor. Geyer war kein einsamer, sondern ein geselliger Mensch. War er auch als Junggeselle durchs Leben gegangen, so standen ihm doch zahlreiche Menschen defreundet nahe. Seine Lebensart war so fein, unaufdringlich und angenehm, daß niemand den Wunsch hatte, ihn zu meiden. Er war einer jener seltenen Gesellschafter, die nicht nur gut erzählen, sondern auch gut zuhören können.
Geyer war ein getreues Mitglied des Österr. Alpenklubs und des D.u.Ö.A.V. Im Österr. Alpenklub hat er als Präsident gewirkt, im D.u.Ö. A. V. wurde er in den Wissenschaftlichen Unterausschuß berufen. Sein Verhältnis zum D.u.Ö.A.V. war kein äußerliches, sondern ein tief innerlich begründetes. Er gehörte zu jenen Alpinisten, die mit vollem Herzen die Tätigkeit dieses Vereines unterstützten und diesen als den kraftvollen Vollstrecker ihrer eigenen Wünsche begriffen.
Mit dem Älterwerden hat sich Geyer dann aus dem Hochgebirge allgemach in die niedrigeren Vorberge zurückgezogen. Mit seinem Freunde L. Friedmann im Auto noch einmal über die hohen Pässe der Alpen zu fahren und die Eisriesen zu schauen, auf denen sie einst nach harter Arbeit gestanden, war ein ganz wundersamer Genuß,den ein Jüngerer kaum richtig zu beschreiben vermag. Ich habe hier versuchtem kurzen Worten das Leben Georg Geyer's zu schildern, der am 25. November 1936 sanft im Schlafe verschieden ist. Es wäre verfehlt zu glauben, daß seine Bedeutung mit der Ersteigung von zahlreichen Gipfeln der Alpen irgendwie begrenzt ist. Es bedeutet keinen Fortschritt, 1000 Gipfel als ein gutlaufender Automat zu ersteigen. Wenn aus dieser Auf- und Abbewegung nicht eine Vertiefung und Erweiterung unserer Einsicht und unserer Seele entspringt, so ist ein solches Kräftespiel nur eine Vergeudung. Wenn aber jede Besteigung und Wanderung zu einer wunderbaren Annäherung unserer Seele an den Geist der Schöpfung und zu einer Umschmelzung und Umformung unseres Wesens wird, so stellt ein solches Leben eine fortlaufende große und tiefe Reinigung der Seele dar, vor der wir uns ehrfürchtig neigen.
Durch alle Wunder der Schöpfung zu gehen, ihre Zusammenhänge zu ahnen und den Hauch eines noch viel weiteren und unbeirrbaren Geschehens ringsum zu verspüren, ist ein Geschenk des geistigen Menschen, dessen Größe und Einfluß man nicht ermessen kann. Georg Geyer war ein solcher Wanderer auf den Pfaden der Schönheit und der Versenkung. Fort und fort flössen ihm die glücklichen Segnungen des begierlosen Schauens und Erkennens zu, ein unbegrenzter Strom inneren Reichtums inmitten der äußerlichen Armut und Beschränktheit. So sehe ich ihn vor mir mit glückvollen Augen, ein Besessener der Alpenschönheit, ein Wanderer mit unstillbarer Sehnsucht nach neuem Schauen und tieferem Fühlen.
Otto Ampferer , Wien.
Quelle: DÖAV Mitteilungen 1937, Folge 2, Seite 44-45

Geyer Georg, Graz
1879 1.Best.Schermberg,2396m, (Totes Gebirge)
1879 3.Best.Große Bischofsmütze,2455m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1879 1.Beg.Großer Koppenkarstein Westgrat,II,2865 m, (Dachsteingebirge)
1879 1.Beg.Großer Koppenkarstein-Südwestwand ?Geyer",2865 m, (Dachsteingebirge)
1882 1.Beg.Thurwieserspitze-Südwestwand ?Zsigmondyweg",II,bis 45°,3652m, (Ortleralpen)
1882 Alleinbest.Vertainspitze,3545m, (Ortleralpen)
1882 Alleinbest.Angelusspitze (Hohe Angelus),3521m, (Ortleralpen)
1882 Alleinbest.Ortler,3899m, (Ortleralpen)
1883 1.führerlose Best.Finsteraarhorn,4274m, (Berner Alpen)
1883 1.führerlose Best.Aletschhorn,4195m, (Berner Alpen)
1889 1.Winterbest.Spitzmauer,2446m, (Totes Gebirge)
1890 1.Beg.Kasereck-Ostgrat,2740m, (Schladminger Tauern)
1890 1.Beg.Schoberspitze (Oberwölzer Schoberspitze)-Nordgrat,2423m, (Wölzer Tauern)
1890 2.Beg.Glödis-Südwestgrat,3206m, (Schobergruppe)
Winterbest.Königspitze,3851m, (Ortleralpen)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
20.02.1857
Gestorben am:
25.02.1936

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