Wessely Viktor

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Biografie:
Wessely Viktor Dr., * Linz, Kremsmünster, + Linz an Malaria

Am 4. Mai 1949 ist in Linz Dr. Viktor Wessely im 79. Lebensjahr gestorben. Viktor Wessely war viel mit Pfannl, Maischberger und Theodor Keidel in den Bergen unterwegs. Alle drei kletterten oft miteinander am Seil und gehörten zu den großen österreichischen Alpinisten um die Jahrhundertwende. Wessely war eine markante Persönlichkeit der "Wiener Schule". Er beging als erster ohne Führer die Nordwand der Thurwieserspitze und den Biancograt am Piz Bianco (Bernina). Als zweiter durchstieg er die Monte Rosa-Ostwand. Seine bekannteste Erstbegehung war 1896 die erste Durchkletterung der Hochtor-Nordwestwand im Gesäuse mit dem ?Pfannl-Maischberger-Weg?. 1902 nahm Wessely mit Pfannl an der Eckenstein'schen Karakorum-Expedition zum Baltorogletscher und Peak K II teil.
Im Alpenverein hat Dr. Wessely zeitlebens mitgearbeitet; er war Ehrenvorsitzender der Sektion Linz.
Er starb 1949 an Malaria.

1879 1.Beg.Kleine Bischofsmütze-Ostwand-Ausstieg in die Scharte zw. 2. und 3. Gipfelzacken,2428m, (Dachsteingebirge)
1891 1.Beg.Kleiner Buchstein-Südwand "Wessely-Führe",1990m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1892 1.Beg.Gran Odla-Ostwand "Lorenz-Merz-Wessely-Führe",III,2832m, (Geisler-Gruppe,Dolomiten)
1892 1.Best.Le Meisules-Mittelgipfel (Sas dai Ciamorces),2996m, (Meisulesgruppe,Sella,Dolomiten)
1892 1.Best.Le Meisules-Ostgipfel (Sas dai Ciamorces),2994m, (Meisulesgruppe,Sella,Dolomiten)
1892 1.Beg.Piz Selva von Südosten "Mühlsteiger-Schlucht",2941m, (Sella,Dolomiten)
1892 1.Best.Langkofelkar-Spitze über Nordostflanke "Normalführe",III,350 HM,2875m, (Langkofelgruppe)
1892 4.Beg.Fünffingerspitze-Langkofelscharte "Daumenschartenweg",IV-,2996m, (Langkofelgruppe,Dolomiten)
1892 1.Best.Sass da Lec (Sas da lec del Pisciadù), von Norden,II,2935m, (Meisulesgruppe,Sella,Dolomiten)
1892 1.Best.Torre del Sass da Lec,2800m, (Meisulesgruppe,Sella,Dolomiten)
1892 1.Best.Gamsburg (Ciastel di Ciamorces),2948m, (Meisulesgruppe,Sella,Dolomiten)
1892 1.tour.Best.Östliche Cirspitze von Westen "Normalweg",II,2583m, (Puez-Gruppe,Dolomiten)
1892 1.Best.Sass da Lec,2936m, (Sella,Dolomiten)
1893 5.Best.Torre Principale,2821m, (Rosengarten)
1893 Beg.Cima della Madonna "Winklerkamin",2733m, (Pala,Dolomiten)
1894 1.Beg.Große Fermeda-Nordostwand "Lorenz-Wessely-Führe",V-,400 KM,2873 m, (Geislergruppe,Dolomiten)
1895 1.Best.Hohes Großwandeck über Nordwestgrat u.über Weitgrießkopf-P 2218m-Sternkogel,2402m, (Dachsteingebirge)
1895 1.Beg.Hohes Großwandeck-Nordwestwand "Keidel-Wessely",2402m, (Dachsteingebirge)
1895 1.Beg.Kleine Bischofsmütze-Westkamin-Ausstieg in die Scharte zw. 2. und 3. Gipfelzacken,2428m, (Dachsteingebirge)
1896 1.Beg.Hochtor-Nordwand "Pfannl-Maischberger-Weg",III-IV, 900 HM,2365m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1896 1.Beg.Planspitze-Nordwand "Wessely-Keidel-Kamine",III,2117m, (Gesäuse)
1896 1.Überg.Kleiner Buchstein,1990m, zum Großen Buchstein "Schafzähne",2224m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1897 3.Beg.Mitterspitz-Südwand,2925m, (Dachsteingebirge)
1897 1.Beg.Niederer Dachstein-Südgrat,2934m, (Dachsteingebirge)
1898 1.Beg.Großer Priel-Oberer Südgrat,II,2514m, (Totes Gebirge)
1898 1.Beg.Großer Priel-Nordostgrat,II,2514m, (Totes Gebirge)
1898 1.Beg.Großer Priel-Ostgrat im Abstieg,2514m, (Totes Gebirge)
1899 1.Beg.Kleiner Buchstein-Südwand "Damberger-Wessely-Führe",1990m, (Ennstaler Alpen)
1899 1.Winterbeg.Buchstein-Südwand "Südwandband",2224m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1899 1.Winterbeg.Piz Palü-Ostgrat,3901m, (Bernina)
1900 Überschr.Montblanc vom Col du Midi,4810m, (Montblancgebiet)
1901 1.Beg.Hohes Kreuz-Hauptgipfel-Südgrat,2835m, (Dachsteingebirge)
1901 4.Beg.Torstein-Südwand-Südpfeiler "Pfannl-Weg",2948m, (Dachsteingebirge)
1902 Teiln.Österreichisch-britischen K2-Expedition, (Karakorum,Pakistan)
1904 1.Beg.Torstein-Südliche Westwand "Wessely-Führe",2947m, (Dachsteingebirge)
1905 1.Beg.Hohes Großwandeck-Südwand,2402m, (Dachsteingebirge)
1906 1.Best.Hohe Schneebergwand-8. Turm (Gipfelturm) über Südwestgrat,2804m, (Dachsteingebirge)
1906 1.Beg.Kleine Bischofsmütze Ausstieg in die Scharte zw. 1. und 2.Gipfelzacken"Nordwandkamine",2428m, (Gosaukamm,Dachstein)
1910 1.Beg.Traunkirchner Kogel "Pauli-Wessely-Kamine",1575m, (Salzkammergut)
1919 1.Beg.Großwand-Nordwestwand-Ausstiegsvariante,2413m, (Dachsteingebirge)
1929 1.Beg.Schwingerzipf-Hauptturm (Südturm) von Osten,2296m, (Dachsteingebirge)
Beg.Thurwieserspitze-Nordwand,3652m, (Ortleralpen)
Beg.Ortler-Hochjochgrat,3905m, (Ortleralpen)
Beg.Piz Bemina-Biancograt,4049m, (Bernina)
Beg.Monte Rosa-Dufourspitze-Ostwand,III-IV,1600 HM,4634m, (Walliser Alpen)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Mitglied der Akademischen Sektion Wien

Dr. Viktor Wessely (+)
Am 4. Mai 1949 ist in Linz Dr. Viktor Wessely im 79. Lebensjahr gestorben. Mit Pfannl und Maischberger gehörte er zu den großen österreichischen Alpinisten um die Jahrhundertwende. Von seinen Neutouren sei hier nur an die erste Durchkletterung der Hochtor-Nordwand im Jahre 1896 erinnert. 1902 nahm Wessely an der Eckenstein'schen Karakorum-Expedition zum Baltorogletscher und Peak K II teil. Im Alpenverein hat Dr. Wessely zeitlebens mitgearbeitet; er war Ehrenvorsitzender der Sektion Linz.
Quelle: DAV Mitteilungen 1949, Heft 5, Seite

Dr. Viktor Wessely (+)
Am 4. Mai d. J. ist Dr. Viktor Wessely nach längerem Leiden im 79. Lebensjahre aus dieser Welt geschieden, ein erster Bergsteiger in längst vergangener Zeit.
Im August 1894 war ich mit den Grazer Bergsteigern Höfele und Schettinz in der Geislergruppe und nach einigen Touren dortselbst wollten wir nun unseren Standpunkt in die Langkofelgruppe verlegen. In Wolkenstein trafen wir einige Mitglieder der Akademischen Sektion Wien, welche damals eine Hütte im Langkofelkar erbaut hatte, und
diese bewogen uns, den Regentag zu einem Besuche St. Ulrichs zu benützen. Dort trafen wir Dr. Wessely an, mit welchem es einen regen Meinungsaustausch über alpine Erlebnisse und Zukunftspläne gab, der jedenfalls so anregend war, daß Dr. Wesiely es der Mühe Wert fand, uns nach Wolkenstein zurück zu begleiten. Diese Begegnung führte zu unserer Kameradschaft in den Bergen, und schon 1895 erstiegen wir den Torstein und überquerten den Dachstein. Dann lockte uns eine Behauptung Purtschellers in die Gosauer Berge. Der schönste Gipfel in diesem Kamme, das Großwandeck, sollte seiner Meinung nach unersteiglich sein. Bei allem Respekt vor dem Urteil dieses großen Alpinisten erschien es uns wie eine Aufforderung, es zu überprüfen. Mit einiger Sorge beladen, daß gleiche Erwä­gungen befreundete Alpinisten demselben Ziele zuführen könnten, eilten wir so bald als möglich über die Zwieselalpe der Stuhlalpe zu, von wo uns nebst einigen anderen Touren auch die Erstersteigung des Großwandecks gelang und ein neuer Weg auf die Kleine Bischofsmütze gefunden wurde. Zu Weihnachten desselben Jahres fuhren wir beide in Gesellschaft unseres Freundes Ing. F. X. Kleinwächter nach Sexten. Eisige Kälte herrschte an diesen Tagen. Bei —36 R. klarem, hellblauem Himmel wanderten wir am Morgen von der Zsigmondyhütte dem Sandebüheljoch zu, sahen hoch über dem rot erglimmenden, weiß bebänderten Zwölferkogel einer Wolke gleich eine Schneefahne stehen, deren von einem Wirbelwinde hoch getriebenes Material in einer stilleren Zone in die Eisrinne niederfiel und durch diese, sie halb erfüllend, hinabglitt, während wir durch sie anstiegen. 4 Stunden mühten wir uns durch diese hinauf, bis wir in die Scharte kommend und in den Sturm hinaustretend, von diesem zum Rückzug gezwungen wurden. Wessely und ich
versuchten die Tour am nächsten Tage noch einmal. Wenige Meter unter dem Gipfel zwangen uns Kälte und Sturm abermals zur Umkehr.
Im selben Jahre waren Dr. Äeinrich Pfannl und Josef Pfannl Mitglieder des OAK. geworden, ebenso wie ihr jüngster Bruder Dr. Michael zu Bergsteigern und Kletterern geboren. Heinrich und Josef hatten bisher ihre Touren gemeinsam vollführt. Als aber im März 1896 Josef durch eine Lawine den Tod fand, suchte und fand Heinrich bald Gefährten im Klub, der beiden in kurzer Zeit lieb geworden war.
Eine Überschreitung des Reichensteins im Juni 1896 wurde von Maischberger, Dr. Pfannl, Dr. Wessely und mir durchgeführt, dann folgte die Ersteigung der Planspitze über eine teilweise neue Route durch die Nordwand durch Wessely und mich und eine Woche später die erste Überschreitung des Buchsteingrates bis an die Ostwand des Großen Buchsteins durch die Vorhergenannten bei strömendem Regen. Auch Franz Zimmer
gehörte in die Gemeinschaft der sich je nach Zeit und Umständen zu einer Tour zusammenfindenden Gefährten, und der Urlaub 1896 sollte von diesem, Wessely und mir in der Ortler-- und Berninagruppe verbracht werden. Wer noch an dieses Jahr zurückdenken kann oder Tourenberichte aus diesem liest, wird wissen, wie schlimm es damals mit dem Wetter bestellt war. Als Zimmer, Wessely und ich uns im August in Gulden trafen, verfolgte uns
auf allen Touren Regen und auf den Höhen Schneegestöber, so daß Wessely und ich in einem Gewaltmarsch nach St. Ulrich hinüberwechselten.
Von der Langkofelhütte aus traversierten wir nun die Grohmannspitze bei vereistem Fels, dann vollführten wir die zweite Ersteigung des Langkofelecks, schritten über den Grat zum Langkofel, der noch nicht begangen war, als uns irgendwo wiederum bis auf die Haut durchnäßt die Geduld riß und wir nun vom Grat hinabkletterten zur Hütte. Der Herbst brachte uns dann noch einige schöne Touren, unter anderen die erste Ersteigung des Hochtors über die Nordwand.
Im Juni 1897 durchkletterten Pfannl, Wessely, Zimmer und ich als dritte die Dachstein-Südwand zur Mitterspitze. 14 Tage später wollten Maischberger, Pfannl, Wessely und ich den Versuch machen, den großen Ödstein über die Nordwand zu ersteigen. Das Wetter schien uns jedoch für diese gewiß schwierige Tour zu unsicher und so einigten wir uns auf eine Wiederholung der Tour auf den Großen Buchstein über die Ostwand, die Wessely noch nicht kannte und luden dazu auch unsere Freunde Ing. Kleinwächter und Ing. Goudet ein. Schon beim Ausstieg ereignete sich das Unglück, dem Ing. Goudet zum Opfer fiel und bei dem ich, schwer verletzt, durch meine Freunde Pfannl und Wessely geborgen wurde.
In den folgenden Jahren hatte Freund Wessely außer größeren Klettertouren in den Kalkalpen (Sparafeld-Ostgrat, erster Aufstieg, Großer Priel, Süd-, Ost- und Nordgrat) und in den Dolomiten, bedeutende Eistouren im Venedigergebiet, der Ortler- und Berninagruppe (erste führerlose Überschreitung der Berninascharte) und den übrigen Westalpen einschließlich der Ersteigungen des Matterhorns und des Montblanc ausgeführt, und besonders erwähnenswert ist seine mit Franz Hörtnagl im Jahre 1900 durchgeführte Ersteigung des Monte Rosa über die Ostwand. Seine Schilderung dieser Tour gibt ein Bild seines hohen Könnens, seiner Ausdauer sowie seiner Naturverbundenheit. Die Krönung seiner alpinen Laufbahn bildete wohl die Teilnahme an der Eckenstein-Expedition im Verein mit Dr. Pfannl im Jahre 1902. Das Ziel war der zweithöchste Berg unserer Erde, der K 2 in den Bergen Baltistans. Dr. Wessely erreichte dort mit Dr. Jacot die höchste von der Expedition erreichte Höhe mit 22.000 Fuß.
Dr. Wessely war Ehrenvorstand der Sektion Linz des Alpenvereins und Ehrenmitglied und langjähriger Vorstand des Linzer Rudervereins „Ister". Bis vor etwa einem Jahrzehnt als Rechtsanwalt in Linz tätig, hatte Dr. Wessely mit seiner mit ihm in glücklichster Ehe lebenden Gattin weite Reisen nach fernen Ländern und nach Übersee
unternommen und die Freude, seine Söhne und Töchter von der gleichen Begeisterung für unsere Bergwelt erfüllt zu sehen. Der zweite Weltkrieg hat ihm schwere Opfer auferlegt, und wie ich aus Mitteilungen seiner Frau entnehme, galt sein Interesse in letzter Zeit der Vergangenheit, in der er so reich durch eigene Kraft erleben und genießen konnte.
Vor nun schon 20 Jahren habe ich mit Dr. Wessely die letzte Bergfahrt auf Schi unternommen. Waren wir auch damals schon alte Herren und unsere Kunst auf den Bretteln nicht viel über jene der neunziger Jahre hinausreichend, so nötigte uns eben diese zu sausender sturzbereiter Fahrt. So entschlossen und mutig habe ich dich zu früh dahingegangenen Freund in meiner Jugend gekannt, und so lebst du nun in meiner Erinnerung fort.
Theodor Keidel.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1949, Folge 1247, Seite 175-176

Geboren am:
1870
Gestorben am:
04.05.1949

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