Innerkofler Sepp

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Biografie:
Innerkofler Sepp, * Sexten (Südtirol), + Paternkofel (1.Weltkrieg gefallen)
Hüttenwirt Helmhaus auf dem Helm Sektion Silan.
Sepp Innerkofler entwickelte sich im Laufe der jahre zu einem hervoragenden Bergsteiger und gefragten Bergführer. Etwa 60 Erstbesteigungen und Erstbegehungen konnte er durchführen. Sepp Innerkofler zählte zur Elite der Bergführer in den Dolomiten. Sein Können und seine Erfahrung ließen ihm zum Führer unzähliger Bergsteiger und Bergsteigerinnen werden. Bekannte Namen wie Treptow,Lichtenberg,Helversen,Eötvös,Adolf Witzenmann waren seine Gäste. Auch die bekannte Bergsteigerin Jeanne Immink wurde von ihm am Seil auf manchen Berg geführt. Er war für seine Gäste nicht nur Führer,sondern auch Freund. Der Höhepunkt seine Führertätigkeit war 1890 die Begehung der Kleinen Zinne-Nordwand mit seinem Onkel Veit Innerkofler und und Hans Helversen,was in Bergsteigerkreisen zu großer Anerkennung führte.
Sepp Innerkofler bewirtschaftete zusammen mit seiner Frau Maria Innerkofler geb.Stadler die bekannte Drei-Zinnen-Hütte.
Als Sepp Innerkofler 50 Jahre alt war,musste er bei dem Dolomitenkrieg teilnehmen. Erstarb bei der Erstürmungsversuch des Paternkofel in den Sextener Dolomiten.
1884 Best.Signalkuppe (Punta Gnifetti),4554m, (Monte Rosa-Massiv,Walliser Alpen)
1884 Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
1886 1.Beg.Paternkofel-Nordnordwestgrat,III+,300 HM,2744m, (Sextener Dolomiten)
1887 1.Beg.Hoher Zwölfer-Westwand,III,3094m, (Sextener Dolomiten)
1889 Best.Paternkofel,2746m, und alle Drei Zinnen,2999m, an einem Tag, (Sextener Dolomiten)
1889 1.Beg.Dreischusterspitze-Westpfeiler,III,3152m, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Best.Monte Giralba di Sopra über Westseite,2930m, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Best.Altsteinspitze, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Best.Langlahnspitze, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Best.Morgenalpenkopf, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Beg.Hoher Zwölferkofel-Ostwand „Innerkofler-Führe“,III,650 HM,3094m, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Beg.Sextener Rotwand-Südseite-Südschlucht (2. Schlucht) im Abstieg,II,2965m,
(Sextener Dolomiten)
1890 1.Best.Cima Popena, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Beg.Kleine Zinne-Nordwand „Innerkofler“,IV,150 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
1890 1.Beg.Kleine Zinne-Nordwand „Helversenkamin“,IV,350 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
1890 Best.Zinalrothorn,4221m, (Walliser Alpen)
1890 Überschr.Weißmies-Südostgrat-Nordgrat,4023m, (Walliser Alpen)
1892 Best.Marmolata Punta Penia,3343m, (Dolomiten)
1892 1.Beg.Gran Odla-Südwand,2832m, (Geisslergruppe)
1892 1.Best.Südliche Spitze della Torre Grande, (Cinque Torre,Nuvolau Gruppe,Dolomiten)
1892 1.Beg.Toblinger Knoten-Hauptgipel-Westkante,III,120 HM,2617m, (Sextener Dolomiten)
1892 1.Beg.Toblinger Knoten-Westgipfel-Nordwestgrat,III,2617m, (Sextener Dolomiten)
1892 Best.Östliche Großleitenspitze,
1893 3.Best.Kleiner Zwölfer,2917m, u.Hochbrunnerschneide,3046m an einem Tag,2500 HM,
(Sextener Dolomiten)
1893 Beg.Zwölferkofel-Westwand,3094m, (Sextener Dolomiten)
1893 Beg.Große Fermeda-Südwestwand,III,2873m, (Geislergruppe)
1893 Überschr.Gran Odla-Süd-Nord,III,2832m, (Geislergruppe)
1893 Beg.Villnösser Turm-Nordwand,III,2834m, (Geislergruppe)
1893 Best.Croda de Lago,2701m, (Ampezzaner Dolomiten)
1893 1.Best.Sasso di Toanella (Campanile di Innerkofler),IV,2430m, (Bosconerogruppe,Dolomiten)
1893 1.Beg.Zahnkofel-Südflanke,III-IV,3001m, (Langkofelgruppe)
1893 1.Beg.Zahnkofel-Ostwandgrat,3001m, (Langkofelgruppe)
1893 1.Beg.Langkofel-Südwestwand „Innerkofler-Immink-Variante“,III,3181m, (Langkofelgruppe)
1893 3.Beg.Kleine Zinne-Nordwand „Helversenkamin“,IV,350 HM,2857m, (Sextener Dolomiten)
1893 1.Beg.Rocchetta Alta-Nordwestwand,III,2412m, (Bosconerogruppe,Dolomiten)
1893 1.Beg.Sasso di Toanella-Südostwand,IV,2430m, (Bosconerogruppe,Dolomiten)
1893 Beg.Cima della Madonna „Winklerkamin“,2733m, (Pala,Dolomiten)
1893 1.Beg.Sass Maor-Nordwestwand „Immink-Führe“,III,2814m, (Pala)
1893 6.Beg.u.Überschr.Cimon della Pala-Nordwestgrat-Südseite,III,600 HM,3184m, (Pala)
1893 8.Best.Sass de Mura-Ostgipfel,2554 m, (Maiazzagruppe,Feltriner Dolomiten)
1893 Best.Grasleitenspitzen,2705m, (Rosengarten)
1893 Best.Schlern-Santnerspitze,2413m, (Schlern)
1894 1.Beg.Euringer-Spitze-Westwand ab Santnerscharte,III,200 KM,2397m, (Schlern,Dolomiten)
1894 2.Beg.Mitterspitz-Südwand,2925m, (Dachsteingebige)
1894 1.Beg.Eiskarlspitze-Ostgrat,2613m, (Karlwendelgebirge)
1894 Best.Kleine Bischofsmütze,2428m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1895 1.Beg.4.Watzmannkind(Watzmannjungfrau)-Nordgrat,2270m, (Berchtesgadener Alpen)
1895 1.Beg.4.Watzmannkind-Nordgrat „Innerkofler-Treptow-Führe“,2270m, (Berchtesgadener)
1896 1.Beg.Paternkofel-Nordnordwestgrat,III+,300 HM,2746m, (Sextener Dolomiten)
1896 1.Beg.Langkofel-Nordwestwand „Innerkofler-Wildt“,III,1000 HM,3181m, (Langkofelgruppe)
1897 Best.Fünffingerspitze,2996m, (Langkofelgruppe)
1897 1.Beg.Le Cardinal-Südostflanke,III,250 HM,3647m, (Montblancgebiet)
1898 Beg.Große Zinne-Ostwand,2999m, (Sextener Dolomiten)
1898 Beg.Promagagnon-Südwand,2450m, (Ampezzaner Dolomiten)
1899 1.Beg.Westliche Zinne-Ostwand,III,2973m, (Sextener Dolomiten)
1899 1.Beg.Paternkofel-Westwand,II,2744m, (Sextener Dolomiten)
1905 1.Beg.Dreischusterspitze-Südwand von der Schusterscharte,II-III,3152m, (Sextener Dolomiten)
1906 1.Beg.Kleine Zinne-Ostwand,2857m, (Sextener Dolomiten)
1902 1.Beg.Elferturm, (Sextener Dolomiten)
1905 1.Überschr.Elferkogel zum Nordgipfel,II,3092m, (Sextener Dolomiten)
1907 1.Best.Weißlahnspitze „Normalführe“,2983m, (Sextener Dolomiten)
1907 1.Beg.Dreischusterspitze-Nordostgrat,IV,470 KM,3152m, (Sextener Dolomiten)
1915 1.Best.Zsigmondykopf,
1915 Best.Elfer,3092m, (Sextener Dolomiten)
1.Best.Einser von Norden,2698m, (Sextener Dolomiten)
1.Best.Weißlahnspitze, (Sextener Dolomiten)
1.Beg.Paternkofel von Norden,2746m, (Sextener Dolomiten)
1.Beg.Paternkofel-Westgrat,2746m, (Sextener Dolomiten)
1.Beg.Dreischusterspitze-Südwand,3152m, (Sextener Dolomiten)
1.Beg.Westliche Zinne-Ostkante,2973m, (Sextener Dolomiten)
1.Best.Pasportenkopf, (Sextener Dolomiten)
1.Beg.Nordwestliche Cadinspitze, (Cadingruppe)
1.Winterbeg.Kleine Zinne-Nordwand „Helversenkamin“,IV,350 HM,2857m,(Sextener Dolomiten)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Sepp Innerkofler (+)
Einer der Besten aus dem Kreise unser bewährtesten Bergführer und einer der besten Söhne Tirols ist einer Feindeskugel erlegen. Wir hatten eben die weiter unten zum Abdruck gebrachte Meldung von der Auszeichnung Innerkoflers in die Druckerei befördert, als uns die Trauerbotschaft zukam, die das allzu frühe Ende dieses Helden seiner Berge berichtete.
Die S. Hochpustertal meldete über Innerkoflers Heldentod das Folgende: „Sepp Innerkofler, der weit bekannte, allgemein beliebte, beste unserer Bergführer, zugleich langjähriger Wirt unserer Dreizinnenhütte und Besitzer des ,Dolomitenhofes' im Fischleintal, ist in der Nacht vom 3. zum 4. Juli in Ausführung eines Befehles als Standschütze bei einem Angriff gegen die Italiener auf dem Paternkofel den Heldentod für das Vaterland gestorben. Er war bereits vor der italienischen Kriegserklärung als „Standschütze“ eingerückt und wurde sofort für den Erkundungsdienst verwendet. Daß er in dieser Eigenschaft und in der kurzen Zeit seit Kriegsausbruch Großes geleistet hat, beweist, dass er bereits mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille II. und I. Klasse ausgezeichnet worden ist. Als es abermals galt, eine schwierige Aufgabe zu lösen, die allergenaueste Kenntnis der Örtlichkeit zur Voraussetzung hatte, wurden Innerkofler und einige Berufskameraden damit betraut. Es galt, vom Paternkofel die Welschen zu vertreiben. In zwei Gruppen wurde aufgebrochen; an die Lösung des schwierigsten Teils, die Erstürmung des Gipfels, hatten sich Sepp Innerkofler und die Führer Schranzhofer und Forcher gemacht. Um 2U. nachts wurde aufgebrochen; gegen 7 U. früh waren die Drei bis auf 20 Schritte vor den Feind gelangt und Innerkofler war eben im Begriffe, eine Handgranate zu schleudern, als er von einer feindlichen Kugel unmittelbar an der Spitze des Paternkofels am Kopfe getroffen wurde und etwa 50 Meter tief abstürzte; er blieb sofort tot liegen. Der Führer Forcher wurde am Oberschenkel leicht verletzt, Schranzhofer kam heil davon.
„Der Tod Innerkoflers bedeutet nicht nur einen schweren Verlust für die Alpenreisenden und die S. Hochpustertal, deren ausgezeichneter Hüttenwirt er war, sondern auch für seine Familie; er hinterläßt eine Witwe und sechs minderjährige Kinder. Der älteste Sohn ist 18 Jahre alt, ebenfalls Standschütze und bereits mit der bronzenen Medaille für sein tapferes Verhalten ausgezeichnet."
Noch nach seinem Heldentod ist Innerkofler eine hohe Ehrung durch Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille zuteil geworden.
Von anderer Seite wurde uns berichtet, daß Sepp Innerkofler seine Auszeichnungen für zwei besondere Leistungen erhielt, die eben nur einem Manne möglich waren, der so wie er die allergründlichste Kenntnis seiner ureigenen Bergheimat mit hervorragender Tüchtigkeit und opferwilliger Tapferkeit in sich vereinigte. Das eine Mal soll er in Begleitung seines Sohnes unter Mitführung eines Feldtelephonapparates und des nötigen Leitungsdrahtes die Kleine Zinne über die Nordwand erklettert und sodann auf dem berühmten Berg als Beobachter seiner Truppe wichtige Dienste geleistet haben. Ein anderes Mal soll es ihm gelungen sein, ein Maschinengewehr auf einen Platz (angeblich in der Gruppe der Cadinspitzen) zu bringen, den selbst seine bergkundigen Kameraden mit solcher Last für unerreichbar hielten. Genaueres konnten wir hierüber nicht erfahren, dies bleibt einer späteren Zeit vorbehalten. Jedenfalls aber hat Innerkofler, der schon als Führer ganz Hervorragendes leistete, nun auch in dem Ernst des Krieges bewiesen, wie ein richtiger Mann auf dem rechten Platze seinem Vaterlande zu nützen vermag, und wie jene Helden der Berge, die bei unzähligen, schwierigsten Unternehmungen der friedlichen Eroberung der hehren Hochregion unbeugsamen Mut bewiesen, nun auch bei der blutigen Verteidigung der geliebten Heimat gegen verräterischen Überfall vor nichts zurückschrecken und freudig zu jedem Opfer für die große Sache bereit sind.
Was Innerkofler als Bergführer bedeutet hat, soll zu einem späteren Zeitpunkt gewürdigt werden. Mit doppeltem Schmerzgefühl wird jeder Freund der Alpenwelt die Kunde von Sepp Innerkoflers Heldentod aufnehmen. Wir Alpinisten haben einen der tüchtigsten, verdienstvollsten Genossen im friedlichen Kampf um die Erschließung unserer Berge, das Vaterland einen seiner wackersten, opfermutigsten Söhne verloren. Ruhmverklärtes getreues Gedenken bleibt ihm für alle Zeiten!
H. H.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 138-139

Zum Tode Sepp Innerkoflers.
Von Herrn Rittmeister der Landwehr-Kavallerie Jung in Breslau erhalten wir folgende Zuschrift, in der die näheren Umstände des Heldentodes des unvergeßlichen Führers festgestellt erscheinen. Die Zuschrift lautet:
„Als Abonnent Ihrer Mitteilungen“ erlaube ich mir unter Bezugnahme auf die Ausführungen in Ihrer letzten Ausgabe, S. 138 und 139, betreffend den Tod Sepp Innerkoflers, den Bericht wortgetreu wiederzugeben, den mir Andrä Piller, der mein Dolomitenführer ist und mit dem ich in dauerndem Briefwechsel stehe, sandte. Piller selbst ist augenblicklich bei den Standschützen. Er schreibt: „Ich habe Ihnen versprochen, über den Tod Sepp Innerkoflers genauere Mitteilung zu machen, und werde dies in Kürze und so gut wie möglich tun. Als es galt, die Welschen vom Paternkofel zu vertreiben, wurde in einer Gruppe aufgebrochen, und zwar bis zu einem gewissen Punkt, wo wir uns dann in zwei Gruppen teilten. An der Lösung des schwierigen Teils, der Erstürmung des Gipfels, haben sich folgende Personen beteiligt: Sepp Innerkofler, Führer Forcher, meine Wenigkeit, Führeraspirant Rogger, Standschütze Franz von Rapp und Standschütze Josef J(Z)aibon, während Führer Schranzhofer und Christian Innerkofler (ein Bruder Sepps), Stephan Bacher und einige Landesschützen sich zur Erstürmung einer Scharte des Paternkofels gewendet hatten. Gegen 8 Uhr früh waren wir bis auf etwa 15 bis 20 Schritt vor einer wenigstens dreifachen Übermacht des Feindes am Gipfel angelangt, und Innerkofler, der voran war, war eben im Begriffe, eine Handgranate zu schleudern, als er von einer feindlichen Kugel in den Kopf getroffen wurde und etwa 50 bis 60 Meter tief abstürzte, wo er sofort tot liegen blieb; Forcher erhielt einen Streifschuß am Oberschenkel, so daß auch er kampfunfähig war. Da nunmehr wir Vier gegen vielleicht zwanzig waren, blieb uns nichts anderes übrig, als den Gipfel zu verlassen und mit dem verwundeten Führer Forcher den Abstieg anzutreten, was uns wunderbarerweise auch ziemlich gut gelang, trotzdem uns die Italiener von der Seite mit Maschinengewehrfeuer beschossen und von oben mit Steinen bewarfen."
„Daß Sepp Innerkofler sehr wichtige Dienste geleistet hat, ist nicht zu bezweifeln, daß er jedoch einen Feldtelephonapparat auf den Gipfel der, Kleinen Zinne gebracht haben soll, ist ein Irrtum, da jene Berge vom Feinde beherrscht werden. Auch dass er ein Maschinengewehr auf einen Gipfel in der Gruppe der Cadinspitzen oder auf einen anderen Berg hier in der Nähe gebracht habe, ist nicht richtig. Da ich fast immer mit Sepp Innerkofler zusammen war, müßte ich davon doch auch wissen."
„Der mit der Tapferkeitsmedaille erster Klasse Ausgezeichnete ist nicht Gottfried Innerkofler, der Sohn Sepp Innerkoflers, sondern dessen Bruder Christian Innerkofler."
Von italienischer Seite wurde ganz anders über Innerkoflers Tod berichtet. Die „Tiroler SoldatenIeitung", Nr. 54/55 vom 13. Oktober brachte hierüber nach dem „Resto del Carlino" folgende Übersetzung des betreffenden Berichtes:
„In der Morgenfrühe des 4. Juli sah der an der Lafraunspitze (?) Wache haltende Unterleutnant Seracchioli aus Bologna eine kleine Schar österreichischer Alpenjäger vorsichtig an den Steilhängen des Monte Paterno hochklimmen, augenscheinlich, um eine 3000 (?) Meter unter dem Gipfel des Berges lagernde italienische Abteilung zu überfallen. Würde sie vernichtet und ihre Stellung von den Österreichern besetzt, so bedeutete das für die italienische Heeresleitung einen empfindlichen Schlag; konnten doch die „Tedeschi" von dort aus die Stellungen der „Katzelmacher" im Friaul (?) wirksam unter Feuer nehmen. Seracchioli griff daher sofort zum Megaphon und alarmierte die weithin lagernden Truppen. Auf seinen Befehl stellte sich ein athletisch gebauter Infanterist an den Felsenrand und ließ, je nachdem ihn der Leutnant durch den Fernsprecher anwies, mächtige Felsblöcke auf die sich anpirschenden Alpenjäger niedersausen. Da der Überfall unter diesen Umständen vereitelt war, traten diese den Rückzug an; die hinter ihnen herstürzenden Blöcke vermochten ihnen keinen Schaden zuzufügen, bis plötzlich einer getroffen wurde, der rücklings in die Tiefe rollte. Als sie verschwunden waren, ließen sich einige Alpini anseilen und kletterten in die Tiefe hinab, wo der abgestürzte Feind ruhte; er war tot. Das Erkennungstäfelchen, das er bei sich führte, zeigte an, daß der Gefallene niemand anderer war als Sepp Innerkofler.
Diesem Feinde vermochten die Italiener ihre Achtung nicht zu verfügen; sie seilten ihn an, hieften ihn in die Höhe und bereiteten ihm am Abend auf dem Monte Paterno ein Begräbnis."
Wir geben auch diesem Berichte Raum, aber nur, um alles verzeichnet zu haben, was den Tod Innerkoflers betrifft.
Selbstverständlich hat aber diese italienische Meldung neben dem oben veröffentlichten Bericht Andrä Pillers, der Augenzeuge von Innerkoflers Tod war, nur „Kuriositätswert".
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 209

Sepp Innerkoflers Heldentod
(Zur 10. Jährung seines Todestages)
Von Oberstleutnant Friedrich Kupetz, Wien.
Welchem Bergsteiger ist der Name Sepp Innerkoflers nicht bekannt, jenes berühmten Sextner Bergführers, der seit einer langen Reihe von Jahren zahlreiche, darunter viele ausländische Hochtouristen besten Namens bei den schwierigsten Klettereien leitete und sie stets wohlhabend wieder zu Tal brachte?
Als im Jahre 1914 der Weltkrieg ausbrach, da fand er in Tirol ein, der großen Zeit würdiges Geschlecht. Mit flammender Begeisterung scharten sich seine Heldensöhne, die Kaiserjäger, um ihre alte ruhmreiche Fahne und zogen mit ihr hinaus in die regendurchweichte galizische Ebene, um dort, weit von ihrer schönen Heimat entfernt, das Reich gegen fremden Ansturm zu verteidigen.
Wohl an die Hunderttausend mögen es gewesen sein, die hier im ungewohnten Flachlandskrieg mit traditioneller Tapferkeit dem Feind die Stirne boten und bald neuen Ruhm dem alten zugesellten. Nur bejahrte Männer, halbreife Burschen, sowie Frauen und Kinder waren im Heimatland verblieben. Aber schon lange vor dem Kriege hatten die Tiroler mit behördlicher Genehmigung und Unterstützung auf ihren Schießstätten, zum Schutze ihrer engeren Heimat, Standschützenkompagnien aufgestellt. Hier konnte man sie sehen, die gebirgsvertrauten, alten Männer und jungen Burschen von glühender Vaterlandsliebe erfüllt, wie sie gleich den Zeiten Hofers, mit scharfem Aug und sicherer Hand den altgewohnten Stutzen führten.
Als inmitten des größten Ringens, im Mai des nächsten Jahres, sich auch unser bisheriger Bundesgenosse Italien auf die Seite unserer Feinde schlug, da erging des bedrängten alten Kaisers Ruf an die Tiroler, auch noch ihr Letztes herzugeben, zur Abwehr des neuen gewaltigen Gegners. Mit hoher Begeisterung, mit heroischem Opfermut wurde überall der Aufforderung entsprochen, galt es ja jetzt, nicht nur das Reich, sondern auch die heilige Heimaterde vor welschem Einfall zu schützen. Das „letzte Aufgebot", unsere Standschützen eilten im Verein mit wenigen regulären Truppen an Tirols bedrohte Grenzen, um dem ersten Anprall des Feindes Widerstand zu bieten.
Unter den ersten dieser Standschützen sehen wir unseren, damals fast fünfzigjährigen Sepp Innerkofler, Besitzer des Gasthofes und des Touristenhauses Fischleinboden, sowie Pächter der Dreizinnenhütte mit seinen beiden Söhnen, dem 22-jährigen Gottfried und dem noch nicht 18-jährigen Sepp. Mit ihrer Standschützenkompagnie Sexten zogen sie in den Kreuzbergabschnitt, um dort dem Landesschützenregiment III als Bergführer zugeteilt, Kriegsdienste zu leisten. Es ist dies die Gegend des Sextner Hochplateaus mit dem Gebiete der Dreizinnen, wo Täler von unerreichter Schönheit ins Innere einer Felsenwelt führen, die an Form und Farbe der Landschaft und an Glanz des Lichtes und des Himmels alles bieten, was Tausende von weitgereisten Fremden alljährlich in den Dolomiten suchen. Auf hohem Sockel stehen hier die Dreizinnen, der Paßportenkopf und der Paternkofel, die Bödenknoten, Kanzel, Oberbachernspitzen, sowie die drei Zeiger der gewaltigen Sonnenuhr Sextens, der Elfer-, Zwölfer- und Einserkofel. In diesem Gebiete war seit jeher Sepps Tätigkeit gewesen, hier kannte er jeden Steig und jeden Stein, hier konnte er durch seinen Mut, seine Umsicht und Klettergewandtheit dem Vaterlande die wertvollsten Dienste leisten. Auch seine beiden Söhne waren mit dieser Felsenwelt wohlvertraut, denn oft hatte ihr Vater sie auf die Berge mitgenommen und sie auch schon für schwierige Klettertouren geschult.
Die Tiroler Grenze verlief damals vom Monte Piano nach Osten über die Dreizinnen, dem Zwölferkofel, Elferkofel und der Rotwandspitze zum Kreuzbergsattel und jenseits desselben über die emesalpe, Eisenreich, Pfannspitze, Tilliacherjoch und Hochspitz zur Kärntnergrenze. Dieser Grenzlinie entsprachen bei Kriegsausbruch im allgemeinen unsere feldmäßigen Stellungen und wurden die Hoheitsrechte der alten Monarchie sonderbarerweise vom Feinde bis anfangs Juni strenge beachtet.
Die hohen Erwartungen, welche alle, die Sepp kannten, von dessen Tapferkeit hegten, sollten bald erfüllt werden. Schon drei Wochen nach Beginn des italienischen Krieges sehen wir Sepp Innerkofler im Besitze der beiden silbernen Tapferkeitsauszeichnungen und vorgerückt zum Standschützenunterjäger. Was hatte unser Sepp in dieser kurzen Spanne Zeit geleistet, um diese hohen Auszeichnungen zu erhalten? Schon in den ersten Tagen des Krieges erstieg er als Führer einer Beobachtungspatrouille mit dem Telefonapparat im Rucksack täglich den 2744 Meter hohen Paternkofel und leitete mit seinen glänzenden Beobachtungen das Feuer einer unten stehenden Batterie. Er lieferte auch andere wertvolle Meldungen und leistete in einem Gefechte am 26. Mai 1915 unschätzbare Nachrichtendienste: griff selbständig in dieses Gefecht ein und vertrieb mit einigen wohlgezielten Schüssen eine feindliche Infanteriegruppe vom Sattel zwischen den Dreizinnen und dem Paternkofel. Am 14. Juni bestieg Sepp Innerkofler mit einer Patrouille unter dem Standschützenoberjäger Sinnhuber die Kanzel, einen 2528 Meter hohen Berg des Sextner Hochplateaus und zeichnete sich in dem, mit dem Feinde statthabenden Scharmützel, durch seinen Mut und seine Entschlossenheit besonders aus. Noch am gleichen Tage bestieg Sepp, mit nur einem Bergführer als Begleiter, den 2699 Meter hohen Einserkofel und schoß dortselbst eine Alpinipatrouille von zwölf Mann ab, wovon sieben tot blieben.
Dies alles hatte Sepp Innerkofler in der kurzen Zeit von drei Wochen seit Kriegsbeginn geleistet, hiefür war er zweimal ausgezeichnet worden.
Anfangs Juni war der Paternkofel vom Feinde besetzt worden. Als vorzüglicher Beobachtungspunkt war der Besitz dieses Gipfels für uns sehr wertvoll. Da erbot sich der, inzwischen zum Standschützenoberjäger vorgerückte Sepp, den Berg vom Feinde, den er auf zirka 6 - 8 Mann schätzte, zu säubern. Mit vier, bis fünf von ihm selbst ausgewählten Bergführern und seinem Sohne Gottfried als Begleiter wollte er auf der Nordwestseite des Berges aufsteigen und die Italiener im Nahkampf vom Gipfel vertreiben.
Eine, vor einigen Tagen am Dreizinnenplateau eingetroffene und am Sextnerstein eingebaute Kanonenbatterie des Brixener Gebirgsartillerieregimentes sollte hiebei mitwirken. Sepp Innerkofler hatte im Sommer 1896 an einem trüben, regnerischen Spätsommerabend als Führer mit dem bekannten Hochalpinisten Biendl und seinem Bruder Christian zum erstenmale den Aufstieg über den Nordwestgrat des Paternkofel erfolgreich unternommen und damit damals eine Route eröffnet, welche in alpinen Kreisen mit Recht eine schwierige Klettertour genannt wird. Inzwischen hatte er oft und oft die Besteigung des genannten Berges auf dieser, der Dreizinnenhütte zugewendeten Seite wiederholt. Der Aufstieg erfolgt hier nach Passierung des Schuttfeldes in einem fast senkrechten Kamin, welcher wenige Meter unterhalb des Gipfels endet. Der Gipfel selbst bildet ein kleines Plateau, auf dem sich zirka zwei Meter vom Gipfelrand eine kaum nennenswerte Erhöhung, die sogenannte Gipfelpyramide befindet.
Stellt der Aufstieg auf den Paternkofel von der Nordwestseite mit touristischer Bekleidung und Ausrüstung für sich allein schon eine hochalpine Leistung dar, um wie viel höher muß eine solche in militärischer Kleidung, mit Karabiner, Munition und 8 bis 10 Handgranaten bepackt, gewertet werden? Und darauf sollte noch ein Kampf mit einem gut ausgeruhten, an Zahl unbestimmten, wahrscheinlich aber überlegenem Gegner folgen. Dieser kühne Entschluß beweist, welch tapferes Herz in den Tirolern schlägt und von welch hohem Heldentum unser Sepp erfüllt war. Sein Anerbieten, den Berg vom Feinde zu säubern, hätte, von einem anderen gestellt, als tollkühn bezeichnet werden müssen; Sepp Innerkoflers Persönlichkeit aber und die Erwägung, daß er vor kürzer Zeit am Einserkefel ein ähnliches Unternehmen mit vollem Erfolge durchgeführt halte. ließen den Angriff als durchführbar erscheinen.
Und so wurde denn Sepps Anerbieten angenommen und die Nacht vom 2. auf den 3. Juli für die Durchführung desselben bestimmt; seinen Sohn Gottfried mitzunehmen wurde Innerkofler aber nicht erlaubt, dazu war die Sache denn doch zu gefährlich. Gleichzeitig mit der Unternehmung Sepps gegen den Paternkofel sollten am 3. Juli zeitlich früh 3 Patrouillenaktionen gegen den Grenzeinschnitt Kote 2104, gegen die Croda dell Arghena und gegen die Kuppe Kote 2344 unternommen werden, um durch die Besitznahme dieser militärisch wichtigen Punkte das Misurinabecken beherrschen zu können Aus technischen Gründen wurden aber alle diese Unternehmungen um 24 Stunden verschoben, so daß also auch der Handstreich gegen den PaternkofeI in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli zur Durchführung kommen sollte.
Am Abend vorher erschien Sepp in Begleitung seines jüngsten Sohnes am Dreizinnenplateau. um mit mir, dem Kommandanten der Gebirgskanonenbatterie die Art der Durchführung seines Unternehmers zu besprechen. Noch sehe ich ihn vor mir. jenen großen, hageren, stahlharten Mann mit den treublickenden Augen, dessen tiefgebräuntes, stark gefurchtes Gesicht Kenntnis gab von so manchem harten Kampf gegen die Naturgewalten der Sextner Bergwelt, in der Sepp aber stets Sieger geblieben war. Und neben ihm sein jüngster Sohn gleichen Namens. Körperlich wohl sehr kräftig entwickelt, zeigte sein rundes, volles Gesicht noch rührend weiche, knabenhafte Züge.
In der nun zwischen mir und Sepp stattfindenden Unterredung entwickelte dieser den Plan, den er sich für die Durchführung der Unternehmung gegen den Paternkofel zurecht gelegt hatte: Als Begleiter waren von Sepp die Bergführer Forcher, v. Ratt, Teiponer, Roger und Piller ausgewählt worden. Um 2 Uhr morgens sollte der Aufstieg begonnen und zirka vier Stunden später, nach Bewältigung des Gerölles und nach Anlegung der Kletterschuhe, in den Kamin eingestiegen weiden. Von diesem Zeitpunkt an hätten die Kanonen den Gipfel des Paternkofels zu beschießen und das Feuer in dem Maße, als sich die Bergführer der Bergspitze näherten zu verstärken. Das Schwingen einer mitgenommenen gelben Fahne sollte das Zeichen zum Einstellen des Feuers sein.
Dieser Plan Sepps wurde gut geheißen. Ich teilte ihm mit, daß eine Telefonpatrouille die Bergführer bis zum Ausstiege aus dem Gerölle begleiten und die ununterbrochene Verbindung mit diesen und mit meinem Beobachtungsstande am Dreizinnenplateau herstellen würden. Ich zeigte Sepp mit der Hand die Stelle, welche ich für letzteren außerwählt hatte und befahl dem jungen Innerkofler, sich morgen mit Beginn der Dämmerung am Beobachtungsstande als Ordonnanz bei mir zu melden. Als ich Sepp noch mitteilte, daß bei der geplanten Aktion gegen den Paternkofel nicht nur die Gebirgskanonen, sondern auch 2, erst gestern auf der Morgenalpe eingetroffene Gebirgshaubitzen meines Regimentes mitwirken würden, sah ich ein leichtes Schmunzeln in seinem Gesichte. Mit festem Händedrucke und dem innigen Wunsche besten Gelingens meinerseits, schieden die beiden Innerkoflers von, mir.
Lange noch mußte ich ihnen nachsehen, wie sie gelassenen Schrittes am Plateau dahinschritten, jene zwei prächtigen Menschen, Vater und Sohn, eine Menschentype verkörpernd, wie sie nur, die Bergwelt hervorbringt: Tiefreligiös und treuherzig wie ein Kind,' mit furchtlosem Herzen, sicherer Hand und nervigen Fäusten aber ein furchtbarer Gegner 'm Kampfe. Beruhigter sah ich nun den, Ereignissen des nächsten Tages entgegen.
Strahlend und in einer in dieser Felsenwelt selten vorkommenden Reinheit war der Morgen des 4, Juli angebrochen. Schon in der ersten Dämmerung war der Beobachtungsstand bezogen worden, wo sich, außer den zugehörigen Organen und dem jungen Innerkofler, auch der Infanterieabschnittskommandant Hauptmann Wellean und der Militärgeistliche des Abschnitts, Feldkurat Wonavka, eingefunden hatte. Alles klappte, die Geschütze standen feuerbereit. Etwas nach 6 Uhr vormittag kam die telefonische Meldung, daß die Bergführer das Geröll überschritten und mit dem Aufstieg im Kamin begonnen hätten Sofort erfolgt der Feuerbefehl an die Geschütze und mit schrillem Knall durchbrachen jetzt die Kanonen die bisher so feierliche Stille der großartigen Alpennatur. Gleich hernach, zeigten weiße Explosionswölkchen am Gipfel des Paternkofels, daß die Geschütze ihr Ziel richtig erfaßt hatten. Am Gipfelplateau des Paternkofels war auf der Hinteren Hälfte eine zirka 3 - 4 Meter lange und ungefähr 1 Meter hohe Steinmauer zu bemerken, von Menschen aber keine Spur. Auf diese Steinmauer fielen nun in langsamem Feuer, Schuß auf Schuß, die Granaten.
Allmählich wurde das Geschützfeuer verstärkt, mit Ungeduld erwarteten alle Beobachter das Heraussteigen der Bergführer aus dem Kamin.
Endlich gegen 9 Uhr vormittags sah man eine, mit einer hellen Windjacke bekleidete Gestalt, zweifelsohne Sepp, in den Felsen auftauchen und gleich darauf kam ein zweiter Bergführer mit der verabredeten gelben Fahne in der Hand zum Vorschein. Langsam kletterten sie aufwärts, rascher und immer rascher feuerten die Kanonen. Jetzt betritt Sepp und der zweite Bergführer eine kleine Felsstufe zirka 3 Meter unter dem Plateaurand und nun sieht man deutlich, daß sie stehen bleiben und das; die Fahne geschwungen wird. Sofort verstummen die Kanonen. Fieberhafte Erregung zeigt sich auf den Gesichtern der Beobachter, in wenigen Minuten mußte ja die Entscheidung fallen. Noch immer stehen die beiden Bergführer unbeweglich auf der Felsstufe; wahrscheinlich wollen sie sich vergewissern, daß ihr Zeichen mit der Fahne gesehen und befolgt wurde. In diesem Momente kommen zwei weitere Bergführer aus dem Kamin heraus zum Vorschein. Plötzlich sieht man den mit der hellen Windjacke bekleideten ersten Bergführer, Sepp, wie eine Katze blitzschnell den letzten, ihn noch vom Gipfel trennenden Absatz hinaufspringen, schon steht er oben und aus den Bewegungen seiner hocherhobenen Hand errät man, daß er 3 - 4 Handgranaten geworfen hat. Ein kleines weißen Wölkchen, welches gleich darauf sichtbar wird, bestätigt diese Beobachtung. Gleichzeitig ist es auch hinter der Steinmauer lebendig geworden. Zirka 10 - 12 Gestalten springen auf und verbergen sich rasch wieder, tauchen wieder auf und laufen hinter der Mauer hin und her. Plötzlich wirft sich Sepp, neben dem in diesem Augenblick ein zweiter Bergführer sichtbar wird, platt auf die Erde nieder und aua) d'> Gestalten hinter der Steinmauer sind nicht mehr zu sehen. Unmittelbar vorher hat ein eigenes Maschinengewehr am Innicher Riedl zu rattern begonnen und es scheint, als ob dies die Ursache gewesen sei, daß Sepp sich niederwarf und die Italiener hinter der Steinmauer sich verbargen. Das Maschinengewehr schweigt nun und ein feindliches Maschinengewehr vom Paternsattel her wird hörbar; dazwischen sind auch einzelne Gewehrschüsse vom Paternkofelgipfel zu vernehmen. Ein dritter und vierter Bergführer werden am Plateau sichtbar und werfen sich hinter der Gipfelpyramide nieder. Plötzlich springen hinter der Steinmauer 3 - 4 Gestalten auf, ein riesenhaft gebauter Alpini läuft mit dem Karabiner in der Hand gegen Sepp vor, bleibt mit gespreizten Beinen stehen und man sieht, wie er das Gewehr in Anschlag reißt. Sepp ist aufgesprungen, wieder macht er die Armbewegung des Handgranatenwerfens, um im nächsten Moment die beiden Hände in die Luft zu stoßen und kopfüber nach rückwärts über den Plateaurand in die Tiefe zu stürzen. Zirka 8 Meter unter dem Gipfelrand ist Sepps Körper in dem sogenannten Opelkamin hängen geblieben, deutlich erkennbar an der hellen Windjacke. Mit dem Absturze Sepps sind alle Bergführer blitzschnell vom Plateau verschwunden, einige 8 - 10 Alpinis laufen an den Rand vor, werfen sich dortselbst zu Boden und aus ihren Handbewegungen ersieht man, daß sie auf die abwärts kletternden Bergführer Felstrümmer werfen. Da setzt nun das Geschütz- und Maschinengewehrfeuer wieder ein und als der Rauch der ersten Schüsse sich verzieht, ist das Plateau wieder scheinbar menschenleer.
Entsetzen ob dieses mitangesehenen furchtbaren Kampfes hat sich aller Beobachter bemächtigt. Ehrfurcht vor dem Manne, der so überaus kühn einem überlegenen Feinde gegenübergetreten war und der in diesem ungleichen Kampfe soeben sein Leben gelassen hatte. Auch das heldenhafte Verhalten von Sepps Begleitern erfüllte alle Zuseher mit tiefer Bewunderung.
Unter diesen Zusehern war auch Sepps jüngster Sohn. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Felswand des Paternkofels, dabei aber scheinbar ängstlich auf alle Bemerkungen von mir und Hauptmann Wellean lauschend. Noch aber war es nicht ganz sicher, ob der soeben Gefallene tatsächlich Sepp war. Eine telephonische Anfrage bestätigte jedoch allzubald die traurige Befürchtung.
Nun oblag uns die noch traurigere Pflicht, den jungen Sepp so schonungsvoll als nur möglich, vom Tode seines Vaters zu verständigen. Wer war dazu berufener als der anwesende Geistliche? Auf meine Aufforderung hin begab er sich zu dem jungen Innerkofler, legte ihm väterlich beide Hände auf die Schultern und begann zu sprechen von der großen Gefahr, in die sich sein Vater bei diesem Unternehmen begeben hatte, daß wir alle in Gottes Hand stünden und seinem unerforschlichen Ratschlusse unterworfen wären usw. Nach den ersten Worten schon wandte der junge Standschütze der bis dahin unverwandt zu Boden gestiert hatte, sein Gesicht dem Geistlichen zu und indem dicke Tränen seinen Augen entstürzten sagte er: „Hochwürden, erzählen Sie mir nichts, ich weiß alles, mein armer Vater lebt nicht mehr!" Tief ergriffen von dieser Szene beeilten sich alle Anwesenden, dem Sohne des toten Helden warm die Hand zu drücken.
Die Begleiter Sepps erreichten unter großen Gefahren glücklich die Talsohle. Bergführer Forcher war oben am Plateau durch einen Oberschenkelschuß verwundet worden und erlitt im Abstieg durch herabgeschleuderte Steine noch eine zweite Verletzung: auch Bergführer Roger wurde beim Abstieg leicht verwundet. Am nächsten Morgen zelebrierte Feldkurat Wonavka auf der Morgenalpe eine feierliche, tiefergreifende Feldmesse für den gefallenen Helden Sepp Innerkofler,- trotzdem sie vom Gegner eingesehen war, wurde diese Messe nicht gestört.
Sepps Leichnam konnte von den eigenen Truppen nicht geborgen werden. Ein Anerbieten der Bergführer, den toten Körper nachts zu holen, wurde nicht angenommen und ein zweimal wiederholter Versuch, mit Artillerieschüssen das Gestein oberhalb Sepps Leichnam und damit auch diesen zum Abrutschen zu bringen, erwies sich als vergeblich. Nach zirka 10 Tagen war aber eines Morgens der Körper unseres Helden verschwunden und einige Tage später erschien in einer italienischen Zeitung die Nachricht, daß der Leichnam Sepp Innerkoflers am Paternkofel mit militärischen Ehren bestattet worden sei.
So ehrte selbst der Feind die Heldengröße Sepps. Damit hatte das Drama sein Ende erreicht. In beispiellos tapferer Weise hatte Sepp Innerkofler, Tirols bekanntester Bergführer, den Heldentod gefunden. Getreu der stolzen Überlieferung seiner Vorfahren und gleich Tausenden seiner Landsleute, die auf allen Schlachtfeldern des großen Krieges begraben liegen, war Sepp im Alter von 50 Jahren ruhmvoll gestorben, ein immerwährendes Vorbild größten Mannesmutes und opferbereiter Vaterlandsliebe.
Stolz magst Du sein Tirol auf Deine Heldensöhne, unter denen Sepp Innerkofler gewiß einer der Größten ist!
Noch im Tode verlieh ihm sein Landesvater die Goldene Tapferkeitsauszeichnung. Nach Aussage der Bergführer, welche mit Sepp am Plateau des Paternkofels den Kampf mitgemacht hatten und welche alle hiefür auch ausgezeichnet worden waren, hatte Innerkofler als erster den Gipfel erklettert und sogleich 4 Handgranaten geworfen, von denen nur die dritte explodiert war. Sepp hätte dann versucht, mit seinem Messer eine Handgranate auszubohren und anzuzünden, ließ aber auf die Vorstellungen Forchers hin davon ab. Als die Bergführer am Plateau erschienen, seien die Italiener sehr erschrocken gewesen und hätten großen Lärm gemacht. Hinter der Steinmauer seien zirka 18 - 20 Alpinis verborgen gewesen. Sepp sei durch einen Schuß in die Stirne gefallen.
Am 17. August 1918, als der Paternkofel vom Feinde geräumt worden war, erstiegen die beiden Söhne Sepps in Begleitung einiger Bergführer und eines Offiziers den Paternkofel, um den Leichnam ihres Vaters heimzuholen. Das gesuchte Grab war bald gefunden, indem die Italiener dasselbe mit einem Holzkreuz bezeichnet hatten, an welchem sich eine Tafel aus Konservenblech mit der Aufschrift „Sepp Innerkofler, Führer" befand. Die Leiche wurde sodann ausgegraben und sogleich als die Sepps erkannt. Sie war in eine italienische Zeltplache eingehüllt und Zeigte nur geringe Verwesungserscheinungen. Im Familiengrab am Friedhofe in Sexten gelangten Sepps irdische Überreste zur ewigen Ruhe.
Sepps jüngster Sohn gleichen Namens, heute 27 Jahre alt, verspricht seinem großen Vater gleich zu werden. Er verwaltet gegenwärtig den Gasthof und das Touristenhaus am Fischleinboden und gehört bereits zu den gesuchtesten Bergführern der Sextner, Dolomiten.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1925, Seite 154

Sepp Innerkofler als Bergsteiger.
Von Andreas Piller, Innsbruck.
Der frühere Vorsitzende des D. A. V., Prof. R. v. Klebelsberg, empfing im Juni vom Reichsinnenminister Dr. Frick folgende Mitteilung: „Anläßlich der Verlegung des Deutschen Alpenvereins nach Innsbruck, der Stadt der deutschen Bergsteiger, möchte ich Ihnen zum Gedenken an den 13. März 1938 ein von mir kürzlich erwordenes Ölgemälde vom Standschützen Sepp Innerkofler für die Geschäftssielle stiften." Eine frohe Kunde, die vorab in Tirol lebhaften Widerhall fand, darüberhin aber in allen Bergsteigerkreisen das Andenken an den wohl bekanntesten Dolomitenführer aus der Zeit des klassischen Alpinismus wachrief. Hervorragendes hat Sepp Innerkofler bei der Erschließung der Dolomiten geleistet und hievon sei einiges der Vergessenheit entrissen.
Das Geschlecht der Innerkofler war ein bergadeliges Geschlecht. Keiner Verleihung durch Könige oder Fürsten bedarf solcher Adel; ihn webt die Zeit aus jenen weitverzweigten, nicht erspürbaren Fäden, die den Ruf des kühnen Felseroberers in alle Lande tragen. Und Felsbezwinger, ja, das waren die Innerkofler seit alters. Wer erinnert sich nicht noch vom Hörensagen Michl Innerkoflers, des Begründers dieses Bergführergeschlechtes, der mit dem „Gamsmandl" Hans Innerkofler als Erster die königliche Dreischusterspitze bezwang? 27 Erstbesteigungen hatte Michl durchgeführt und war berühmt geworden, als er 1887, im schönsten Mannesalter stehend, in einer Gletscherspalte des Cristallo den Tod fand. Von ihm schreibt ein zeitgenössischer Schriftsteller unter anderem: „Michl Innerkofler war der Erste, der seinen Fuß auf die Spitze der Kleinen Zinne setzte, die von italienischen Führern lange Zeit vergeblich belagert worden war, der die Große und Westliche Zinne als Erster erstieg und durch eisgepanzerte Steinmauern sich den Weg bahnte zu den nie betretenen Gipfeln des Elfer- und Zwölferkofels, der gewaltigsten Berge seiner Heimat. Croda da Lago und Grohmannspitze fielen dann seinem Ansturm und der düstere, gotische Bau des Innerkoflerturms, der seinen Namen für alle Zeiten trägt." Ein dritter Innerkofler, Josef, gleichfalls ein ausgezeichneter Dolomitenführer, stürzte vom vereisten Band der Daumenscharte (Fünffingerspitze) in den Tod. Nicht weniger bekannt waren Veit sowie Sepps Brüder Michl II. und Christl Innerkofler. Von den heutigen Vertretern dieses Führergeschlechtes sind Sepp Innerkofler d. J., Besitzer des Hotels „Dolomitenhof" in Fischleinboden, und Michl III., wohnhaft zu Außerunteradamer, zu nennen.
Der berühmteste von allen aber wurde Sepp, Innerkofler, der einstmals vermögenslose Sagschneiderlehrling und spätere Pächter der Drei Zinnen-Hütte und Besitzer der hochragenden „Villa Innerkofler" in Sexten-St. Veit und des Hotels „Dolomitenhof" im Stadele-Winkel (Fischleinboden). Als vierter Sohn des Steinmetz-Meisters Sebastian Innerkofler zu Anteradamer in Sexten im Jahre 1865 geboren, war Sepp von Jugend auf wegen seiner Kühnheit und Schneid bekannt. 1889 erwarb er das Führerdiplom und noch im gleichen Sommer, am
19. August, glückte ihm mit Dr. Helversen eine Erstbesteigung: die des Paßportenkopfes (2704 m). Seine Meisterprüfung als Führer aber legte er wohl am 28. Juli 1890 durch die erste Ersteigung der Nordwand der Kleinen Zinne, wieder mit Dr. Helversen sowie mit Veit Innerkofler, ab; damit war sein Name mit einem Schlage im Munde aller Bergbegeisterten des deutschen Sprachraumes. Den größten Teil dieser Steilwand hatte er unmittelbar vorher allein und mit Nagelschuhen durchklettert. Diesen und die weiteren ungewöhnlichen Erfolge seiner Bergführerlaufbahn dankte er seiner sprichwörtlichen Unerschrockenheit und kaltblütigen Ruhe, die er mit so kluger Vorsicht zu paaren wußte, daß ihm niemals ein ernstlicher Bergunfall zustieß. Der hervorragende Mann setzte zu einer Zeit, wo die Ersteigung eines Berges noch gar keine Alltäglichkeit bedeutete, sondern wie ein Wunder angestaunt wurde, seine Angriffe auf die Dolomitengipfel mit Vorliebe an ihren unnahbarsten und abweisendsten Wänden an und eroberte Gipfel um Gipfel.
Ich begnüge mich zu erinnern an die Erstersteigung des Monte Popera (mit Dr. Helversen 1890), der Südwand der Gran Odla (mit Treptow am 28. Juni 1892), des Ostturms der Cinque Torri (mit Treptow am 16. Juli 1892), des Westaipfels des Toblinger Knoten (mit Treptow, am 22. Juli 1892), der Südwand der Rochetta von der Malga Bosconero aus (mit Lichtenberg, Immink und Dimai am 21. Juli 1893), des Innerkoflerturms bei Zoldo (mit Immink Ende Juli 1893), der Mitterspitze über die Südwand des Dachsteins (mit Treptow am 28. Juni 1895), des Langkofels direkt von Norden (17. August 1896), des Nordwestgrates des Paternkofels (mit Biendl am 1. September 1896), des Cardinal (3638 m, am 13. August
1897), der Westwand der Westlichen Zinne (August 1899), des Elferturms (September 1902), der Cima Innerkofler in den Cadinspitzen (16. Juli 1903). Am 19. August 1905 fand er mit Adolf Witzenmann einen neuen Weg über die Südwand der Dreischusterspitze. Als Erster erstieg er auch die Weißlahnspitze, die Ostwand des Zwölfers, die Südwand des Zahnkofels, die Ost- und Nordostflanke der Fünffingerspitze. Ein ununterbrochenes Loblied der Anerkennung und Begeisterung klingt uns entgegen, wenn wir so die drei Führerbücher Sepps Seite um Seite durchblättern, die von seinem 25jährigen Bergführerwirken erzählen.
Im Jahre 1896 war Sepp mit Veitl (Zürich) zum erstenmal in der Schweiz. Veitl schrieb in Sepps Führerbuch unter anderem: „Die Qualifikation von Sepp als Kletterer bedarf keines neuen Lobes, hingegen hat sich derselbe auch auf den langen und schwierigen Gletschertouren als sehr tüchtig, umsichtig und in langer Stufenarbeit bestens bewährt, so daß wir Sepp für solche Touren ebenfalls bestens empfehlen können."
Wie erwähnt, hat Sepp Innerkofler auch die Mitterspitze über die Südwand des Dachsteins mit Treptow als Erster durchklettert. Bekannteste Bergsteiger, berühmte Führer und Führerlose, wie Prof. Frischauf, Johann Steiner, Knaus, Auhäusler, Otto Schück, Dr. A. v. Böhm, Carl Diener, Emil und Karl Zsigmondy, Purtscheller, Dr. Suchanek, Daniel Inntaler usw., hatten die Riesenwand vergeblich belagert. Dr. Diener hatte nach seinem mißglückten Versuch geurteilt: „Eine Ersteigung der Südwände der Dachsteinspitzen ohne Anwendung künstlicher Hilfsmittel liegt außerhalb des Bereiches menschlicher Kraft und menschlichen Könnens. Der tüchtigste englische Bergsteiger mit den erprobtesten Schweizer und Dolomitenführern wird dieser Wand ebenso rat- und hilflos gegenüberstehen als der ungeübteste, des Bergsteigens gänzlich ungewohnte Neuling. Dieses Urteil ist ein wohlerwogenes, reiflich überlegtes...."
Endlich 1889 — also in Weitem Jahr, da Sepp Innerkofler Bergführer wurde — gelang es Robert Hans Schmitt und Fritz Drasch, die Felswand der Südwand unter der Mitterspitze zu bezwingen. Nach einem Freilager unterhalb der Unteren Windlucke waren sie gezwungen, anderntags zu dieser aufzusteigen. Keiner war also noch über die Dachstein-Südwand direkt bis zum Gipfel vorgedrungen. Sechs Jahre nach Schmitt-Drasch versuchten Treptow und Sepp Innerkofler die Bezwingung der abweisenden Wand. Bis unterhalb der Kleinen Windlucke waren Sepp und Treptow in annähernd sechsstündiger schwerster Kletterarbeit dem Weg von Schmitt-Drasch gefolgt. Nun begann ihr eigener Anstieg: Darüber berichtet Treptow: „Die Stelle, auf der wir uns jetzt befanden, war von unbeschreiblicher Wildheit. Der schauerliche Absturz der Felsen unter uns, die unheimlich schwarzen Riesenplatten, die jäh vom Dachsteingipfel Herabschossen, wirkten geradezu überwältigend. Sepp, der auskundschaftend einige Meter vorausgeklettert war, rief mir zu, ihm zu folgen — es ginge ganz gut — und wenn es nicht schlimmer käme, würden wir die obere Windlucke sicher erreichen. Die guten Stellen hörten aber bald auf, böse Platten mußten gequert werden, steile Wandstufen kosteten manchen Schweißtropfen, aber immer näher kamen wir unserem Ziel. Plötzlich sperrten schwarze unnahbare Felsen, den Weg — hier war ein Weiterkommen unmöglich. Wir beschlossen nun, unmittelbar zum Gipfel der Mitterspitze aufzuklettern. Jäh suchten wir eine steile, scheinbar senkrechte Gratrippe zu erreichen. Unter gewaltiger Anstrengung gelang es uns, und nun ging es an der östlichen Kante der Rippe empor zum Grat. In wenigen Minuten war dann der Gipfel erreicht."
Seither sind die Dachstein-Südwände an zahlreichen Stellen durchklettert worden — die Klettertechnik hat sich außerordentlich entwickelt —, Mauerhaken sind zum unentbehrlichen Behelf des neuzeitlichen Felskletterers geworden. Sepp Innerkofler verschmähte diese Hilfsmittel — er baute allein auf seine Kraft und seine Geschicklichkeit. Man kann ihn nicht besser kennzeichnen, als es sein damaliger „Herr" bei der Erstersteigung der Dachstein-Südwand getan: „Sepp war überhaupt ein famoser Kerl und ein prächtiger Führer. Sein treffsicheres Auffinden der Anstiegswege, seine kühne Unerschrockenheit und seine Kletterfertigkeit waren ebenso bewundernswert wie seine Kletterlust und die Liebe, die er zur Bergwelt hegte. Er gehörte zu den immer seltener werdenden Führern, die den Touristen nicht nur des schnöden Mammons wegen von Gipfel zu Gipfel führen. Bergheil, mein guter Kamerad!"
Wie die Kleine Zinne den jungen Innerkofler bei der ersten Bezwingung der Nordwand als kühnen Felsgeher kennenlernte, so war sie es wieder, die Zeugin einer der letzten neuen Türen Sepps wurde, wo ihm das Gewagte sie gelang: die Bezwingung der Ostwand dieses Berges. Sie gehörte zum schwierigsten und gefahrvollsten, was im Fels bis dahin geleistet worden war.
Nicht als Opfer seines Führerberufes fiel Sepp Innerkofler, sondern als Verteidiger seiner Heimat vor fremdem Einbruch, als „Held des Paternkofels" (2744m), jenes Schicksalsberges, der ihm in den Friedensjahren in die warme, heimelige Stube „seiner" Zinnenhütte schaute.
Auf seinem letzten Felsgang am 4. Juli 1915 — über den von ihm rund 20 Jahre vorher eröffneten Nordwestgrat — begleiteten ihn die Bergführer Hans Forcher, sein Schwager Andrae Piller und Benitius Rogger sowie die Schützen v. Rapp aus Innsbruck und Josef Taibon aus Enneberg.
Auf dem alten Lienzer Pfarrfriedhof zu St. Andrä erhebt sich das von Prof. Albin Egger-Lienz geschaffene Kriegerdenkmal, in dessen Arkaden, in Tontafeln eingebrannt, die Namen der rund 1200 Osttiroler Kriegshelden verewigt sind. Tafel um Tafel, in die Wände der Arkaden
gesenkt, kündet, einem goldenen Buche gleich, das Heldentum von Gemeinde zu Gemeinde. Nur eines Helden Name steht allein auf einer eigenen Tafel:
„Sepp Innerkofler, Oberjäger, Besitzer aller Tapferkeitsmedaillen, dem Verteidiger seiner Heimat, gefallen am Paternkofel, zum bleibenden Gedenken."
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1938, Seite 198-199

Geboren am:
28.10.1865
Gestorben am:
04.07.1915

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