Borile Rudolf

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Biografie:
Erste Begehung der Hochgolling Nordwand (Niedere Tauern) mit Franz Herdlicka, Otto Cesar und Rudolf Schlechta am 20. September 1921.
Erste Begehung des Ostgrates auf die Fünfte Scharekspitze im Jahre 1922
Erste Begehung der Westflanke auf die Fünfte Scharekspitze im Jahre 1922
Erste Überschreitung von Ost nach West der Fünften Scharekspitze im Jahre 1922 mit Franzherdlicka und K.H. Grundwald.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Rudolf Borile
*7. November 1901 — (+) 15. Juni 1972
Frischer Sinn und freies Wort, Frohem Sang ein treuer Hort, Mannesmut mit Kraft gepaart, Das ist deutscher Turner Art!
Er kam aus den Kreisen des Turner-Bundes und fand mit gleichgesinnten Freunden über das Wandern zu den Bergen. Ein kraftstrotzender junger Mann, aufrecht und offen, allem Schönen zugetan und mit einem Frohsinn ausgestattet, der zu aller Freunde Freude bei jeder passenden Gelegenheit in Reimen, frohem Saitenspiel und einem reichen Liederschatz zum Ausdruck kam.
Einer typischen Wiener Familie entstammend, im kaufmännischen Beruf ausgebildet, erlernte er in der Notzeit der ersten zwanziger Jahre das Gewerbe seines Vaters, das Taschnerhandwerk. In späteren Jahren übernahm er dann den Betrieb und führte ihn mit Erfolg bis zu seiner Einberufung.
Im Jahre 1919 war er mit dabei, als von K. H. Grundwald, unserem früheren Klubsekretär, und F. S. Herdlicka, dem späteren Hüttenwirt im Plannerkessel, im Verein mit anderen gleichgesinnten Turnern, der Verein „Turner Bergsteiger Wien" gegründet wurde, dem die Turner Bergsteiger Graz als Leitbild galten.
Dem Österreichischen Alpenklub gehörte er seit dem Jahre 1921 an.
Damals befaßte sich Altmeister Hans Wödl mit der Herausgabe eines Führers durch die Schladminger Tauern, und so kam es, daß über Grundwald, der Preintaler war, sich das hauptsächliche Trio Grundwald/Herdlicka/Borile in den Niederen Tauern betätigte. Mit Anregungen zu Erkundungen und Neutouren versehen, gelangen ihnen viele schöne und auch neue Fahrten, deren hervorragendste die erste Begehung der Hochgolling-Nordwand im Jahre 1921 war. Außer Übungsfahrten auf den Wiener Hausbergen waren auch weitere Gebiete Ziel seiner Fahrten, die zu jener Zeit noch mit beträchtlichen Schwierigkeiten bezüglich Anmarsch und Verpflegung verbunden waren. Unter anderem Besteigungen im Gesäuse, in der Dachsteingruppe (Pichlweg 1919), in den Hohen Tauern, im Stubai, in den Ötztaler Alpen, in der Ortlergruppe. Daß er begeisterter Schifahrer war, erübrigt sich fast zu sagen. Auch als solcher suchte er verschiedene Gebiete auf. 1923, damals wohl eine Seltenheit, war er mit anderen Kameraden mit Schiern im Klafferkessel, sie erstiegen dort mehrere Berge.
So gingen die Jahre dahin, er heiratete, wurde Vater, dann kam der Krieg. Er tat seine Pflicht bei der Luftwaffe. Bei Kriegsende eilte er zu Frau und Tochter nach Vorarlberg, wo er auch verblieb, da er in den Nachkriegstagen die Wiener Wohnung eingebüßt hatte und auch den Betrieb aufgeben mußte. Mit der ihm eigenen Tatkraft schuf er sich auch dort bald, wenn auch mit viel Entbehrung, ein neues Arbeitsfeld. Er wurde in Dornbirn ansässig und war dankbar für die Möglichkeit einer neuen Existenzgründung. Aber ob er je ein richtiges Heimatgefühl bekam? Er war doch zu sehr „a echts Weaner Kind".
Da kam ganz unerwartet die Nachricht von seinem Tod.
Einem Brief seiner Tochter seien einige Zeilen entnommen:
„Er, der so gut beisammen und mindestens zehn Jahre jünger aussah als er war, starb innert kurzer Zeit an Knochenkrebs. Im Februar war ich mit den beiden Buben in Dornbirn auf Schiurlaub und Opa wedelte voll Begeisterung mit seinen Enkelsöhnen und mir um die Wette vom Bödele hinunter. Als der letzte Schnee weggeschleckt war, gab er noch keine Ruhe und jagte uns noch ins Hallenbad. Jede Woche schwamm er noch seine 800 m und ging in die Sauna. Seit zehn Jahren hatte er das gleiche Gewicht, er war einfach bestens im Schuß."
Alle seine Freunde waren zutiefst betroffen von der Kunde, denn mit seinem Ableben hatte man am wenigsten gerechnet. In unserem, dem Alter seiner Freunde aus der Jugendzeit, muß man sich daran gewöhnen, daß in kurzen Abständen immer wieder einer abberufen wird. „Bei dir war es zu früh, alter sonniger Freund. Sei ein letztes Mal gegrüßt von deinen Kameraden!"
H. Sassmann
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, September/Oktober, Folge 1385, Seite 127-128


Geboren am:
07.11.1901
Gestorben am:
15.06.1972

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