Werner Rolf

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Biografie:
Neuer Präsident des ÖAK.
Dipl.-Ing. Rolf Werner wurde bei der Hauptversammlung des österreichischen Alpenklubs am 21. Januar als Nachfolger von Dr. Prusik zum Präsidenten des ÖAK. gewählt. Herr Werner hat seit 20 Jahren die österreichische Alpenzeitung hervorragend geleitet. Dieses Amt über nimmt nun Sepp Walcher, der unseren Lesern ebenfalls bekannt ist als feinsinniger Erzähler und Fahrtenschilderer.
Quelle: Der Bergsteiger Heft 06 März 1954, Seite 64

Rolf Werner
zum Gedenken

Am 5. April 1976 nahmen einige Hunderte Trauergäste, darunter sehr viele Klubmitglieder, von unserem verstorbenen Alt- und Ehrenpräsidenten
Baurat Dipl. Ing. h.c. Rolf Werner
im Friedhof Neustift am Walde Abschiede. Mit ihm ist ein Mann von uns gegangen, der die Geschichte des Klubs das zweite halbe Jahrhundert Don sich aus in starkem Maße mitgeprägt hat. Er hat dem Klub so unendlich viel gegeben, und dafür sagen wir in tiefer Trauer herzlichen Dank. Wir sagen aber auch Dank für die uns entgegengebrachte Freundschaft, Treue und bedingunglose Kameradschaft. Rolf Werner wird uns allen unvergessen bleiben und geht nun zu jenen ein, die unseren Kreis schon früher verlassen haben und denen er sich immer zugehörig gefühlt hat.

Und so war sein Leben: Geboren am 14. Juni 1900, gestorben am 30. März 1976 in Wien, war er d e r Bergsteiger, wie Julius Kugy ihn symbolisiert: wahrhaft, vornehm und bescheiden, nicht nur am Berg, sondern auch im Alltag, sein ganzes Leben hindurch; eine tiefe Herzensgüte zeichnete ihn jederzeit aus.
In einem naturliebenden Elternhaus aufwachsend ? der Vater war ein international als "Schlangen-Werner" bekannter Zoologie-Professor an der Universität Wien ?, lernte Rolf sehr früh die Berge der Heimat kennen; die Liebe zu den Höhen begleitete ihn sein ganzes Leben hindurch, ja, sie wurde mit den Jahren noch tiefer und inniger, selbst nach schwerer gesundheitlicher Beeinträchti¬gung. Nach dem Herzinfarkt, der ihn 1960 betroffen hatte, und dessen Folgen er mit der ihm gemäßen Zähigkeit überwand, schrieb er: ?Das wundervolle Wiedererleben der persönlichen Beziehungen zu den Bergen, das allmähliche Ausweiten der Bergwege zeigten mir, wie sehr und unabdingbar ich der Bergwelt verbunden bin. Mehr denn je ist mir das Wandern bergauf, die Schau auf Felsen, Bergwiesen, Blumen, Schneefelder und ziehende Wolken zu einer nie zu stillenden Sehnsucht geworden, deren Erfüllung weder nach Namen, Schwierigkeiten oder Höhe fragt, höchstens nach Ruhe, Zwiesprache mit der Natur, Freude an der Schau im großen und kleinen, vor allem nach Einsamkeit. Ich war ja nie ein extremer, wohl aber ein fleißiger und sicherer Bergsteiger, und meine Bitte an das Schicksal ist, daß mir das Frohsein in den Bergen bis ans Ende erhalten bleiben möge."
Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt, Sein Fahrtenbuch 1975 endet mit der Summe von 221 Höhen zwischen Rax und Wienerwald und den Worten: "Ich bin's zufrieden!" Schon 1963, nur drei Jahre nach dem Infarkt, erstieg er wieder die geliebte Planspitze auf Pichls Nordwandweg, zum Teil als Führender und mit Abstieg am gleichen Tag. Kurz nach Vollendung des Siebzigers war es ihm vergönnt, bei strahlendem Wetter die Fuscherkarkopf-Nordflanke mit seinem jüngsten Sohn zu begehen. Das war der Lohn für sein beharrliches Streben nach der Höhe, das ihn seit frühester Jugend beherrschte. Schon 1906 war er mit den Eltern auf dem Klosterwappen. In der Mittelschule ging's mit den Schulkameraden Straschil und Sekera, die ihm bis zum Schluß Bergkameraden und Freunde geblieben sind, mit Seil und Schi schon weiter hinaus, bis ins Gesäuse und zu den Schladminger Tauern. Nach kurzem Kriegsdienst kam die frohe Studentenzeit, und in den folgenden Jahrzehnten, nur unterbrochen durch den zweiten Krieg, wurde er in den Ost- und Westalpen heimisch. Vom Peilstein bis zum Dent d'Herens, vom Watzmann bis zur Marmolata durchstreifte er alle Berge mit Freunden aus der Akademischen Sektion Wien des Alpenvereins und aus unserem Klub, mit seiner Frau Hermine, aus dem Bergsteigergeschlecht Geißler-Panzer-Rigele, und später mit seinen Söhnen, sehr oft aber auch als Alleingeher, immer voll Auftrieb trotz zunehmender beruflicher Belastung und intensiver Tätigkeit in der Sektion und im Klub.
In den ersten Semestern trat er der Burschenschaft "Arminia" (jetzt ?Libertas") und der Akademischen Sektion Wien bei. Hier wurde er 1922 Vorstand bis 1924 und setzte, unterstützt von Gleichgesinnten, straffe Führung und strenge alpine Ausrichtung durch. Damit begründete er den guten Ruf, den diese Vereinigung in der Zwischenkriegszeit in Bergsteigerkreisen genoß, Unter seiner Führung entstanden die von Studenten erbaute Theodor-Körner-Hütte im Gosaukamm und die Akademiker-Schihütte in Saalbach. In diesen Jahren wurde er auch in unseren Klub aufgenommen, wo ihm Präsident Langl 1933 das verantwortungsvolle Amt des ÖAZ-Schriftleiters übertrug. Ihm widmete er sich durch 20 Jahre und opferte ihm einen Großteil seiner Freizeit. Er leitete das Blatt auch noch mit Hilfe seiner Frau vom Felde aus, bis zur Einstellung 1944. Vereint mit Dr. Paul v. Kaltenegger gelang es dann, alle Hindernisse zu überwinden, so daß die Zeitung ab 1947 wieder erscheinen konnte. Anläßlich besonderer alpiner Ereignisse erschienen Sonderhefte. Ein ausgedehnter Briefwechsel mit Bergsteigern in aller Welt förderte das Ansehen des Klubs und der Zeitschrift, Mitarbeiter wurden gewonnen. Mit der Festschrift zur 75-Jahr-Feier des ÖAK, 1953, die schon Sepp Walcher schrieb, verabschiedete er sich von diesem Amt. 1954 wurde Werner als Nachfolger Prusiks zum Präsidenten unseres Klubs gewählt und blieb es bis 1960, als ihn seine Erkrankung zur Aufgabe zwang. In diesen Jahren wurden einige Expeditionen gefördert, Klubisten standen auf dem Cho Oyu, Nanga Parbat, Lhotse, Gasherbrum II, Broad Peak und Dhaulagiri, Das Klublokal wurde zu einem Klubheim umgestaltet, die Bücherei neu geordnet, die Erzherzog-Johann-Hütte auf der Adlersruhe unter Dr. Rinds Leitung wesentlich verbessert. Die Würdigung seiner erfolgreichen Tätigkeit für unsere Gemeinschaft durch die Ernennung zum Ehrenpräsidenten hat ihn, der sonst allen Hervorhebungen seiner Person abhold war, doch sehr gefreut.
Im Berufsleben setzte sich Rolf ebenso durch wie als Bergsteiger. Nach Erlangung des Ingenieurdiploms, 1924, fand er einen ihm sehr zusagenden Tätigkeitsbereich im Niederösterreichischen Landesbauamt, mit viel Arbeit im Freien und verhältnismäßig wenig im Büro. Später ging es ihm wie so vielen volkstreuen Freunden, es kam zu Schwierigkeiten. Ich erinnere mich noch genau an unser damaliges Gespräch.
Ich riet Rolf, doch nach Deutschland zu gehen, wo für Techniker seines Schlages ja der Weizen blühe. Typisch für ihn war seine Antwort: ?Hier ist jetzt die Front, hier bleibe ich!" Er brachte sich und die Seinen mit Schriftstellerei und Vorträgen zunächst über die Runden, verzichtete auf die angebotene Alpenvereins-Schriftleitung, da damit eine Übersiedlung nach Stuttgart verbunden gewesen wäre. Ab 1938 wieder in Amt und Würden, stand er, im März 1946 aus englischer Gefangenschaft heimgekehrt, mit Frau und inzwischen vier Söhnen auf der Straße. Zunächst erhielt Frau Hermine alle durch ihrer Hände Arbeit, für Rolf fand sich ein Hilfsarbeiterposten bei einer Baufirma. Aber auch der
Bergsteiger in ihm lebte noch, und bereits im Juni ging's mit Benisch und Gogiatti über den Stadelwandgrat auf den Schneeberg. Nach 1949 ging es dann beruflich steil bergauf. Der Zivilingenieur für Bauwesen gründete ein großes Baubüro, das seine Tätigkeit nach und nach über ganz Osterreich und auch ins Ausland ausdehnte. 1972 wurde Rolf vom Bundespräsidenten der Titel "Baurat h. c." verliehen, eine besondere und durchaus nicht alltägliche Ehrung.
Rolf war ein Mann der Pflicht, auch der soldatischen. Im ersten Krieg leistete er noch kurz Dienst im ruhmreichen Kaiserschützen-Regiment Innichen, III.
Im Jänner 1940 rückt er als ROA-Feldwebel zu den Baupionieren ein, macht den Westfeldzug mit und erhält im August seine UK-Stellung, Er beantragt deren Aufhebung und kommt im Frühjahr 1941, jetzt Leutnant, zu den Eisenbahnpionieren, und nach dem ersten Rußlandjahr im Winter 1942 als Lehroffizier zu einem in Aufstellung begriffenen "Schi-Jagdkommando", wo er viele Klubkameraden trifft, Schwarzgruber, Behounek, Zappe, Barobek, Sorge. Als zu alt für das Jagdkommando, wird er nach einem Jahr der Ausbildungstätigkeit in den Ötztalern und am Arlberg wieder zu den Eisenbahnpionieren zurückversetzt und kommt als Oberleutnant und Kompanieführer zu einer Feldeinheit im Süden der Ostfront. Das Jahr 1943 vergeht mit großen Arbeiten an Brücken und Bahndämmen, oft unter Feindeinwirkung. Seine Kompanie gerät auch in die Panzerschlacht von Bjelgorod, Vor- und Rückmärsche wechseln, und zu Weihnachten befindet er sich mit seinen Männern im östlichsten Stützpunkt der gesamten Front. Auch dort ist aber des Bleibens nicht, und er wird mit anderen Einheiten in dem zum "festen Platz" erklärten Shmerinka eingeschlossen. Rolf hatte dann den Befehl, die Sammlung der Besatzung für den Ausbruch zu decken. Nach der Lösung dieser Aufgabe heftet ihm sein Oberst sein eigenes "EK I" an die Brust. Was tut Rolf? Er fordert und erhält die gleiche Auszeichnung für einen seiner Leutnants, und fragt dann: ?Aber was geschieht mit unseren Verwundeten "" Erst die Antwort, "die kommen natürlich mit, kein Mann bleibt zurück", läßt ihn aufatmen. Der Ausbruch gelingt dann, wenn auch unter Verlusten, und der Anschluß an die 1. Panzerarmee, die allerdings selbst im großen Kessel von Kamenez-Podolsk sitzt, wird gefunden, Der Ausbruch dieses wandern den Kessels gelingt dann auch, Rolf und der Rest seiner Kompanie kommen auf Retablierung und erhalten Tapferkeitsurlaub. Rolf hat das Glück, auch alles Weitere ohne Verwundung zu überstehen, gerät am 2. Mai 1945, nördlich von Berlin, in Gefangenschaft der Amerikaner, die ihn dann den Engländern übergeben. Im März 1946 wird er entlassen.
Die physischen und psychischen Belastungen des Krieges und des Zusammenbruchs, ein rastloser Ingenieur und ein rastloser Bergsteiger und sorgsamer ÖAK-Präsident, das alles war eben doch zuviel, wenn auch einer der tüchtigen Söhne, erst als Stütze und dann als Nachfolger, in das Büro hineinwuchs.
Im Unglück unbeugsam und stolz, im Glück maßvoll und bescheiden, ein aufrechter Streiter für Volk und Heimat, wird unser ?guter Kamerad Rolf mit uns sein, solange es uns noch vergönnt ist, zu Berg zu fahren!
Erich Sulke
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1976, Folge 1407, Seite 49-50

1926 1.Beg.Greifenstein-Westflanke,2397m, (Schladminger Tauern)

Geboren am:
14.06.1900
Gestorben am:
30.03.1976

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