Simony Oskar Prof. Dr.

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Biografie:
Prof. Dr. Oskar Simony (+)
Am 6. April hat in Wien Prof. Dr. Oskar Simony, vermutlich in einem Anfalle geistiger Trübung, seinem Leben selbst ein Ende gemacht. Prof. Simony, im Jahre 1852 als Sohn des berühmten Geologen und wissenschaftlichen Erforschers des Dachsteingebietes, Prof. Dr. Friedrich Simony geboren, war eine der auffallendsten Persönlichkeiten der Wiener Gelehrtenwelt. Als Mathematiker — an der Wiener Hochschule für Bodenkultur bis vor zwei Jahren wirkend — hatte er sich Weltruf erworben. Aber seine Arbeiten auf diesem Felde, die nach dem Urteile von Fachmännern allein als Riesenleistungen gelten müssen, waren für den Tätigkeitsdrang dieses ganz ungewöhnlichen Menschen durchaus nicht erschöpfend. Von besonderer körperlicher Größe und mit außergewöhnlicher Muskelkraft ausgestattet, war er auf allen Gebieten körperlicher Bewegung in vollkommenster Weise tätig und seine tiefe Liebe zur Natur hatte ihn von frühester Jugend auf zu einem eifrigen, verblüffend ausdauernden Wanderer und vor allem zu einem ausgezeichneten und unermüdlichen Bergsteiger gemacht. Wie für seinen berühmten Vater war auch für ihn die Dachsteingruppe Lieblingsziel seiner bergsteigerischen Unternehmungen; in den letzten Jahren hatte er sich mit Vorliebe den Bergen des Gesäuses (Ennstal) zugewandt. Er hat aber auch wohl sämtliche Gipfel der Ostalpen bestiegen. Außerdem unternahm er große Reisen in ferne Gebiete, auf denen er oft unglaubliche körperliche Anstrengungen anscheinend mit Leichtigkeit überwand. Am bekanntesten ist seine Ersteigung des Pic von Teneriffa, auf dessen Gipfel er durch mehrere Wochen bisher unübertroffene photographische Aufnahmen des Sonnenspektrums machte. Seit vielen Jahren litt Prof. Simony an fast an völlige Taubheit grenzender Schwerhörigkeit.
Aber dieses Leiden hat der Lebhaftigkeit, dem Schaffensdrang und dem alles durchdringenden Forscherblick dieses blendenden Geistes keinen Eintrag getan. Vor wenigen Wochen wurde Simony durch einen Schlaganfall heimgesucht, der eine einseitige Lähmung hinterließ, und diese schwere Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit scheint auf das Gemüt des hünenhaften und trotz seiner 62 Jahre noch kraftstrotzenden Mannes zerrütternd eingewirkt zu haben. Um Simony trauert neben der Gelehrtenwelt vor allem seine Studentenschaft, für die dieser einzigartige Mensch alle freie Zeit und sein ganzes Vermögen bereitwillig geopfert hat.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1915, Seite 80-81

Quelle: Österr. Alpenzeitung 1915, Seite 58


Geboren am:
23.04.1852
Gestorben am:
06.04.1915

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