Gramminger Ludwig

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Biografie:
Gramminger Ludwig "Wiggerl" * München
Gramminger gehörte in den Jahren 1920 und 1940 zu den Münchner Kletterer, die im Wilden Kaiser,
Wetterstein,Hohe Tauern und Karwendel schwere Klettertouren unternahmen.1925 trat er in die Bergwacht ein und wurde 1931 hauptberuflich Bergretter.Er baute die Deutsche Bergwacht zu einer tatkräftigen
Rettungsorganisation aus.Seit 1929 war er Mitglied der Sektion Bayerland.

1923 Alleinbest.Zugspitze,2964m, (Wetterstein)
1927 Beg.Wiesbachhorn-Nordwestwand,50°-55°,400 HM,3570m, (Hohe Tauern)
1927 Beg.Großglockner-Nordostwand "Pallavicinirinne",II-III,50°,600 Hm,3798m, (Hohe Tauern)
1927 Mehrere Überschreitungen in den Stubaier-u.Ötztaler Alpen
1929 Beg.Lalidererwand-Nordwand "Dibona-Mayer",V-/A0,800 HM,2615m, (Karwendel)
1929 11.Beg.Fleischbank-Südostwand "Wießner-Rossi",V+/A1,270 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1931 16.Beg.Totenkirchl-Westwand,2193m, (Wilder Kaiser)
1931 Best.Hohe Geige,3395m, (Ötztaler Alpen)
1937 Beg.Hochwanner-Direkte Nordwand,2744m, (Wettersteingebirge)
1942 Beg.Lalidererspitze-Nordwand „Auckenthalerweg“,VI,900 HM,2583m, (Karwendel)
1985 Beg.Hochwanner-Nordwand „Alte Nordwand“,IV,2744m, (Wettersteingebirge)
Beg.Totenkirchl-Südostgrat,2193m, (Wilder Kaiser)
Beg.Totenkirchl-Südverschneidung,2193m, (Wilder Kaiser)
Beg.Totenkirchl-Direkte-Westwand "Dülferführe",V+/A1, 450 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
Beg.Fleischbank-Christaturm-Südostwand "Dülferriss",VI-,250 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
Beg.Fleischbank-Ostwand "Dülfer-Schaarschmidt-Führe",V+,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
Beg.Fleischbank-Südostwand "Wießner-Rossi",V+/A1,270 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Westwand "Fiechtl-Weinberger-Weg",V+/A1,200 HM,2116m,
(Wilder Kaiser)
Beg.Predigtstuhl Nordgipfel-Westwand-Verbindungsführe „Schüle/Diem" –
"Haslacher/Beringer",VI-/A1,2116m, (Wilder Kaiser)
Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Nordkante,IV,500 HM,2116m, (Wilder Kaiser)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Ludwig Gramminger 50 Jahre.
Am 11. Juni 1956 wurde Wiggerl Gramminger 50 Jahre alt, nachdem er kurz vorher auf ein 25jähriges Wirken im Rahmen der Bergwachtarbeit und der Bergrettung zurückblicken konnte. Die Mission seines Lebens war das Helfenwollen und Helfenkönnen. Als Praktiker und Meister des Improvisierens wurde er bisher jeder Situation am Berg gerecht. Sein besonderes Verdienst ist die ständige Verbesserung der Rettungsmethoden und Geräte für den sommerlichen und winterlichen Rettungsdienst. Er ist Träger des grünen Kreuzes, des Ehrenzeichens für Rettung aus Bergnot. Auch bei Lehrgängen des Deutschen Alpenvereins, insbesondere der Jugend, stellte er sich stets kameradschaftlich zur Verfügung. Der Verwaltungsausschuß würdigte seine Hilfsbereitschaft und Verbundenheit in einer kleinen Geburtstagsfeier.
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 6, Seite 102

Ludwig Gramminger 60 Jahre.
Wenn man von den großen Samaritern der Berge spricht, nennt man Wiggerl Gramminger mit an erster Stelle. Als begeisterter aktiver Bergsteiger der schärferen Richtung und Bergwachtmann stellte er sich schon vor dem Kriege die Aufgabe, das Bergrettungswesen zu verbessern. Rastlos arbeitete er daran, die Geräte den neuzeitlichen Anforderungen anzugleichen und neue zu erfinden: Trag- und Abseilsitz, Karabiner, Verbesserungen am Stahlseilgerät bis zum Skistock mit Lawinenschnur. Daneben ist Gramminger ein Meister der Improvisation, und hat Wissen und Erfahrung in ungezählten Kursen weitervermittelt. Unvergessen ist auch sein persönlicher Einsatz bei vielen schwierigen Bergungen, z. B. aus der Lalidererwand oder der Eiger-Nordwand. Gramminger ist Mitglied der Sektion Bayerland. Trotz vieler Ehrungen ist er stets natürlich und bescheiden geblieben. Der Verwaltungsausschuß des DAV schrieb am 10. Juni an Ludwig Gramminger zu dessen 60. Geburtstag:
„Dieses Tages gedenken wir alle mit besonderen Empfindungen, da Ihnen mancher Bergsteiger, abgesehen von ihrer pädagogischen Leistung und technischen Entwicklungsarbeit, sein Leben verdankt.
Wir möchten hoffen, daß Ihr Wirken, das über die Grenzen unserer Heimat hinaus internationale Anerkennung findet, auch weiterhin unsere Ziele in so vorbildlicher Weise wie in den vergangenen Jahrzehnten unterstützt."
Quelle: Mitteilungen des DAV 1966, Heft 4, Seite 107

Wir trauern um Wiggerl Gramminger, Ehrenmitglied der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen (IKAR), Bergrettungspionier und Spitzenbergsteiger, verstorben am 28. August 1997 im 91. Lebensjahr.
Quelle: ÖAV Mitteilungen 1997, Heft 6, Seite 47

Ludwig (»Wiggerl«) Gramminger, Pionier der modernen Bergrettung (*11. 6. 1906 München), und Andreas (»Anderl«) Heckmair, bayerisches Bergsteigerdenkmal in Oberstdorf (*12. 10. 1906 München-Giesing), mußten 1981 als 75jährige viele Feiern und Ehrungen über sich ergehen lassen; zuletzt Ende Oktober im Rahmen der DAV-Sektion Bayerland, der beide seit 1929 angehören. Beim »Bayerländer-Abend« waren ausnahmsweise auch Damen zugelassen.
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 1, Seite 65

Ein nicht alltägliches Jubiläum feiert in diesem Jahr der Münchner Ludwig »Wiggerl« Gramminger: Seit 1925 ist er Mitglied der Bergwacht, bei der er von 1931 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1971 hauptamtlich tätig war. Während des Krieges unterstand ihm als Chef der Bergwacht das gesamte Gebiet der deutsch-österreichischen Alpen. In der Folgezeit war er leitender Referent der Bergrettung innerhalb der Bergwacht im Bayerischen Roten Kreuz. Bei ungezählten Bergrettungseinsätzen machte sich der Wiggerl verdient und erfand mehrere wichtige alpine Rettungsgeräte (»Gramminger-Trage- und Abseilsitz«). Er war einer der Begründer der IKAR (Internationale Kommission für das alpine Rettungswesen, 1951), zu deren Vorstand er auch heute noch gehört. Jahrzehntelang zählte die Ausbildung der Bergwachtmänner und der Bergführer zu seinen Pflichten. Gegenwärtig beschäftigt sich »Wiggerl« Gramminger damit, ein Buch über den Aufbau und die Entwicklung der Bergwacht in Deutschland zu schreiben. Seine Mitgliedschaft bei der Bergwacht jährt sich heuer zum sechzigsten Mal.
Quelle: Der Bergsteiger 1985, Heft 4, Seite 101

Wiggerl Gramminger
* 11. Juni 1906 ? (+) 28. August 1997
(ÖAK-Mitglied seit 3. September 1987)

?Des gibt's net, daß ma net helf'n ko?
Im Alter von 91 Jahren ist am 28. August in München Ludwig Gramminger gestorben, Bergwachtmann der ersten Stunde. Sein Leben hat der ?Wiggerl", wie er von jedermann genannt wurde, in den Dienst der Rettung von Menschen aus Bergnot gestellt.

Als er 1925, erst fünf Jahre nach ihrer Gründung in die Bergwacht eintrat, gab es dort kaum ein Rettungsgerät oder einen ausgebildeten Fachmann. Mit Phantasie, Fleiß und überragender praktischer Begabung konstruierte und baute Gramminger mit einfachsten Werkzeugen die ersten brauchbaren Rettungsgeräte. Im Lauf der 50 Jahre, die er für die Bergwacht tätig war, kamen immerhin 42 Patente zusammen, die er alle für den Nachbau zur Verfügung stellte. Seine wichtigsten lebensrettenden Konstruktionen waren der Akja, die Seilwinde mit dem aneinanderkuppelbaren Seil, die Streckschiene und der weltweit verbreitete ?Gramminger-Sitz". In einer Zeit, als noch niemand an die Rettung aus der Luft denken konnte, war die Bergung von Lebenden wie Toten im Gebirge für die Retter härteste Arbeit. Einen Verletzten aus der Wand holen, durch die Latschen schleppen, in der Seilverschnürung auf steilen Pfaden bergab tragen, im Akja dann auf Wegen bis ins Tal bringen ? das war eine entnervende Schinderei. Der Wiggerl hat mit seinen Helfern etwa 200 Tote und 1000 Verletzte geborgen. Darüber hinaus war er mit großem pädagogischem Geschick als Ausbilder, Unfallforscher und Unfallvermeider tätig: Er gab Kurse bei der Bergwacht, bei den Sektionen des Alpenvereins, bei Lehrern und Ärzten, beim Grenzschutz, der Bundeswehr, der Polizei und bei Jugendgruppen.
Im Alter von 78 Jahren entschloß er sich, dieses unruhige, bewegte Leben aufzuschreiben. Zugute kam ihm dabei, daß er ein Leben lang fotografiert hatte, nicht nur, um sein Werk zu bebildern, sondern um in den Kursen mit authentischem, beeindruckendem Material die Gefahren der Berge zu zeigen. Sein Buch ?Das gerettete Leben" (Bergverlag Rother) ist längst vergriffen, eine Neuauflage nicht geplant. Mit Ludwig Gramminger verliert die Bergwacht ihren Mentor, eine unvergleichliche Persönlichkeit. Und die Bergsteiger verlieren einen Menschen, dem Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft innerste Anliegen waren. Der Satz ?Des gibt's net, daß ma net helf'n ko" war ihm Lebensmaxime.
Hans Steinbichler
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1998, Folge 1538


Geboren am:
11.06.1906
Gestorben am:
28.08.1997
application/pdf Gramminger Ludwig - BST 1982-6.pdf
application/pdf Gramminger Wiggerl - BST 1971-6, Seite 392-393.pdf
application/pdf Gramminger_Ludwig_-_AV_1538-1998.pdf