Reschreiter Rudolf

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Biografie:
Rudolf Reschreiter,
der bestbekannte Münchener alpine Kunstmaler, vollendete am 4. September das 60. Lebensjahr. Ein geborener Münchener, widmete er sich zuerst der Rechts-Wissenschaft und besuchte dann zwei Jahre als Schüler von G. Hackl die Akademie der, bildenden Künste seiner Heimatstadt. hierauf wandte er sich ausschließlich der Alpenmalerei zu. Als gewandter Bergsteiger holte er sich die Motive zu seinen vortrefflichen Ölbildern und seinen farbenreichen Aquarellen aus den Hochregionen der Ost- und teilweise der Westalpen. 1903 begleitete er den Professor Hans Meyer auf seiner Fahrt durch die Kordilleren von Ekuador, wobei mehrere große Vulkane dieser Gebirgsgruppe bestiegen wurden. Mit reicher künstlerischer Ausbeute beladen kehrte er heim. Die Bilder von diesen Fahrten sind noch in seinem Besitze. Möge dem unermüdlich schaffenden, liebenswürdigen Künstler noch eine Reihe von Jahren, reich an Erfolgen wie bisher, beschieden sein!
A. D..
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1928, Seite 171

Rudolf Reschreiter
Nach jahrelangem schweren Siechtum verschied am 7. August 1938 kurz vor Vollendung des siebzigsten Lebensjahres Kunstmaler Rudolf Reschreiter, eines der treuesten Mitglieder des A.A.V., dem er seit 1894 angehört hatte. Sein Beruf führte ihn in viele Gruppen der Alpen, besonders der nördlichen und südlichen Kalkalpen, und fast stets wusste der Bergbegeisterte und Berggewandte reiche künstlerische Ausbeute mit alpinen Zielen zu vereinen, eine Doppeltätigkeit, die besonders hohe Anforderungen stellt. Es muss mir ferne liegen, Reschreiter als Künstler im allgemeinen zu würdigen, nur von einigen Richtungen seiner vielseitigen Arbeit mag kurz die Rede sein. In seiner Frühzeit wurde er in weiteren Kreisen erstmals als Zeichner von Gipfel-Rundsichten bekannt, die durch ihre Genauigkeit vorbildlich waren. Er scheute aber auch keine Mühe, um Vollendetes zu bieten. So stieg er z. B. in einem Sommer der Panorama-Aufnahme wegen zehnmal auf die Ellmauer Halt. Seine Fähigkeit, künstlerische Darstellung mit Naturtreue zu verbinden, brachte ihn in Fühlung mit der Wissenschaft: 1903 folgte er einem Ruf des Leipziger Geographen Hans Meyer zur Teilnahme an einer Forschungsreise in die Hochanden von Ecuador, die wohl einen Höhepunkt seines alpin-künstlerischen Schaffens bedeutete; nebenher wurde außer zahlreichen anderen Hochgipfeln der 6000 m hohe Cotopaxi bezwungen. Die Ergebnisse der erfolgreichen Unternehmung sind in einem umfangreichen Bilderatlas niedergelegt, der als Ergänzung zum Reisewerk des Leiters der Expedition erschienen ist. Die Originale bilden jetzt eine Zierde des Museums für Länderkunde in Leipzig. Auch später noch hat sich Reschreiter durch naturgetreu gemalte Bilder der Schwankungen von Alpengletschern um die Gletscherkunde verdient gemacht.
Ein Mann von der selbständigen Denkweise und dem kernigen, zuweilen etwas grimmigen Humor Reschreiters wusste Stift und Pinsel auch zu satirischen Zwecken zu führen. In dieser Beziehung sind den älteren Mitgliedern seine Beiträge zu den alljährlich anlässlich des Stiftungsfestes erschienenen Kneipzeitungen gegenwärtig, von welchen manche wert gewesen wären, über das vergängliche Dasein einer Gelegenheitsveröffentlichung hinaus festgehalten zu werden. Im übrigen war Reschreiter eine zurückhaltende Natur, so regen Anteil er auch stets an alpinen Dingen genommen hat und so lebhaft er sich in geselligem Kreise heiterem Lebensgenusse hingeben konnte. Selten nur sah man ihn am Vortragspult und noch seltener hat er zur Feder gegriffen, um von Bergfahrten zu berichten. Das Gedenken an ihn als berufenen Künder der hehren Majestät des Hochgebirges lebt in seinen Bildern fort, von welchen eine kleine Auswahl im Alpinen Museum Aufstellung gefunden hat.
Ludwig Distel
Quelle: Jahresbericht des Akad. AV München 1937/38, Jahrgang 46, Seite 5-6

Rudolf Reschreiter (+)
Gleich andern neueren Alpenmalern, welche die Pracht und Erhabenheit des Hochgebirges in lebensvollen Bildern preisen, darf den Ruhm eines Bergsteigers auch Rudolf Reschreiter beanspruchen, der am 4. September das 70. Lebensjahr erreicht hätte, wenn ihn nicht vier Wochen vorher der Tod hinweggerafft hätte. Ein Münchner Kind, hing er trotz der glücklich bestandenen Universitätsabgangsprüfung die Rechtswissenschaft an den Nagel und bereitete sich auf der Akademie seiner Heimatstadt zum Malerberufe vor. Von München aus lockte ihn heiße Sehnsucht immer wieder in die nahen Berge und ihr Vorland, und die landschaftliche Schönheit, die er hier erschaute, drängte ihn unwiderstehlich zur künstlerischen Gestaltung. Schon früh ward er im Wetterstein und Kaiser heimisch, namentlich seitdem ihm Heinrich Schwaiger die Zeichnungen zu seinen beiden Führern übertragen hatte. Hier und in anderen selbständigen Arbeiten (in der Rundschau von der Plose, vom Herzogstand usw.) kündigte sich der zuverlässige, „berggewohnte Panoramenzeichner" an. Peinliche Genauigkeit offenbaren selbst seine kleinsten Bleistiftzeichnungen, und seine Aquarelle, Tempera- und Ölbilder ergötzen überdies durch anheimelnde Licht- und Farbenfreudigkeit. Die Tiefe der Empfindung beim Anblick der Hochgebirgswelt verrät seine Schilderung von Bergfahrten in der Rieserfernergruppe: „Blendender Lichtglanz und tiefblaue Schatten auf den Eisgefilden, tiefes. Grünblau der Wälder und Helles Wiesengrün sind scharfe Gegensätze, und doch zu einer einzigen herrlichen Farbensymphonie zusammenfließend." Alle Jahreszeiten begegnen sich in seinen Bildern, besonders der weiche, duftige Glanz des Frühlings und die ernste, düstere Herbststimmung. Vortrefflich wußte er das Alpenglühen abzukonterfeien. Sein „Matterhorn im letzten Abendsonnenschein" wurde von einem Dresdner Kunstverlag erworben. Auf zahlreichen Streifzügen durchwanderte er einen großen Teil der Ostalpen und einige Gebiete des Westflügels. Wie Ernst Platz wurde auch Reschreiter das Glück einer Auslandsbergfahrt zuteil. Prof. Kans Meyer wählte ihn als Begleiter auf seiner Forschungsreise in die Hoch-Anden von Ecuador (1903). Auf Grund seines Tagebuches erzählt Reschreiter von dieser abenteuerlichen Bergfahrt in vulkanisches Gebiet, wobei unter anderem der Cotopaxi bezwungen wurde. Eine Sammlung von 106 farbenprächtigen Bildern, für ein Museum geeignet, war die künstlerische Ausbeute dieses Unternehmens. Zwölf weitere Andenbilder malte er auf Veranlassung Hans Meyers für das Grassimuseum in Leipzig. Reschreiters zahlreiche Bilder sind allüberall verstreut, und dem Alpenverein gehörte er seit 50 Jahren an. Von seiner trefflichen Kunst zeugen auch verschiedene Gemälde im Alpinen Museum: fünf Andenbilder, Gletscherbilder, Eis- und Felstechnik, Hüttenbesitz des Alpenvereins u. a. m. Leider war sein Lebensabend durch ein schweres Leiden (eine selten auftretende Knochenkrankheit mit Muskelschwund) getrübt, das ihm zuletzt die Ausübung seiner Kunst nicht mehr ermöglichte und ihn an den Rollstuhl und dann ans Bett bannte. An seiner Gattin, mit der er seit 1910 in glücklichster Ehe lebte, fand er eine treue und aufopfernde Pflegerin.
Dr. A. Dreyer.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1938, Folge 9, Seite 245-246

Geboren am:
04.09.1868
Gestorben am:
07.08.1938