Burgener Alexander d. Ältere

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Biografie:
geboren in Eisten im Saastal (Schweiz)
gestorben in einer Neuschneelawine unter der Berglihütte.
Bergführer und Gemsenjäger aus dem Saastal.

Erste Ersteigung der Aiguille du Dru /Gran Dru) mit C.T. Dent, J.W. Hartley und Bergführer K. Maurer am 12. September 1878.
Erste Begehung des Direkte Zmuttgrates des Matterhorns mit A.F. Mummery, J. Petrus und A. Gentinette im Jahre 1879.
Erster Versuch am Furggengrat des Matterhorns im Jahre 1880. Er erklärte die Überhänge als unüberwindbar.
Bestieg in den Jahren 1899 bis 1909 die großen Viertausender der Westalpen mit Eleonore Hasenclever-Noll.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Alexander Burgeners Grab.
An einem Augustnachmittage wanderte ich mit einem Gefährten das Saastal hinauf. Nur an einer Stelle unterbrachen wir den Marsch: am Friedhof in Eisten. Wir schritten zwischen den Gräbern hin, auf der Suche nach einem Namen: Alexander Burgener. Dicht standen die schlichten, von ungeübter Hand geschnitzten Kreuze. Auf vielen macen nur die Anfangsbuchstaben der Toten verzeichnet. Keines hob sich heraus. Der Tod hat sie alle gleich gemacht, den einfachen Hirten wie den Führerköniq der Schweiz. Das ist schön und groß. Aber was des Todes Recht, das geziemt uns Lebenden nicht. Ich empfand beschämt: Den wir als Menschen und Bergsteiger geehrt, nach weniger als zwei Jahrzehnten ist er vergessen. Wir wandten uns schließlich an eine Frau mit der Bitte, uns Alexanders Grab zu zeigen. Das Unerwartete geschah: Auch, sie, die Genossin seines Heimatdorfes kannte es nicht. Nach gemeinsamem Suchen fanden wir hinter einem neueren Kreuze ein älteres, grau verwittert, mit den Initialen A X B 08. Das tonnte Alexander Burgener zu heißen, aber die Jahreszahl sprach dagegen. Im Juli 1910 hat ihn die Lamms am, Bergli begraben. So wußten wir, auf die Pickel gelehnt, nicht einmal sicher, ob wir an rechter Stelle dem Toten unsere Verehrung brachten. Mit Worten habe ich einst versucht*), ihm ein kleines Denkmal zu setzen. Es ist nicht genug. Wo sind seine „Herren", deren Leben, er hundertmal am Seile hielt, dem Toten Verehrung und Dank zu erweisen? Kein prunkendes Denkmal soll es sein. Nur ein schlichter Stein, dem schlichten Friedhof und der Hoheit der Berge gemäß, der dem jungen Geschlecht den Namen überliefert, den Namen des Bergsteigers, der kühnste Wege wies, des Jägers, der frei durch die Steinwelt zog, des Menschen, der uns Jungen, Freund und Berater war.
Oskar Erich Meyer,
*) Tat und Traum, ein Buch alpinen Erlebens, München 1922, Seite 195
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1927, Seite 233

Alexander Burgener
Zum 40. Todestag eines großen Bergführers
„Mir kann nie nix g’schehn“, hatte Alexander Burgener so manchesmal versichert. Von seinen schwierigsten Neufahrten hatte er die seiner Führung anvertrauten Bergsteiger heil zurückgebracht, doch der heimtückische weiße Tod, die Lawine, fällte ihn am 8. Juli 1910, ihn, seinen Sohn Adolf, drei weitere Bergführer und zwei Touristen. In verhältnismäßig harmlosem Gelände, unterhalb der Berglihütte in den Berner Alpen, fiel der größte Bergführer seiner Zeit. Dies war Alexander Burgener, der stämmig-untersetzte Walliser. Er wurde am 10. Januar 1845 in Saas-Fee geboren. Er war ein kühner Gemsenjäger, bevor er ein gesuchter Bergführer wurde. Erst spät erhielten die Saaser Führer das Führerbuch, erst 1882, als Burgener schon auf der Höhe seiner Erfolge stand. Der erste Bergsteiger, der sich mit ihm zu großen Neufahrten verband, war Clinton T. Dent. 1868-1878 war ihre gemeinsame Zeit, die Erstbesteigung der Lenzspitze 1870 und der vielumworbenen Aiguille du Grand Dru 1878 waren ihre größten Erfolge. Sie wurden noch übertroffen durch die Wege, die Burgener einen der besten Engländer führte, die je in die Alpen kamen: Albert Frederick Mummery. Sie stiegen erstmals auf die mächten Aiguilles du Grand Charmoz und du Grépon, sie begingen als erste den Zmuttgrat auf das Matterhorn, den Teufelsgrat auf das Täschhorn und die Aiguille Verte über die Nordwestflanke; auf den Furggengrat, dem schwierigsten Grat des „Löwen von Zermatt“, kamen sie bis zum Gipfelbau. Die Fahrten fanden in den Jahren zwischen 1879 und 1887 statt. In der Obhut Burgeners war Mummery zum großen Bergsteiger geworden, der nunmehr eines Führers entraten konnte und seine weiteren Erfolge als Führerloser errang. In beiden Richtungen überschritt Burgener als erster einen der kühnsten Eishochpässe der Pennischen Alpen, den Col de Lion; mit Mummery und mit dem Berliner Paul Güßfeldt. Dieser war auch sein „Herr“ auf vielen anderen Alpenfahrten und einer Expedition in die Anden, die allerdings erfolglos blieb, da Burgener erkrankte und heimkehren mußte. Mit M. v. Kuffner gelang Burgener die Erstbegehung (allerdings im Abstieg, mit Abseilen) des Mittellegigrates des Eigers und verschiedener Anstiege auf Aiguille des Glaciers,Mont Maudit und Mont Pelvoux.
Dass Güßfeldt nicht recht hatte, als er nach Burgeners Heimreise von Südamerika vom Heimweh Schweizer Bergführer als deren Krankheit sprach, hatte Alexander Burgener auf zwei Expeditionen in den Kaukasus bewiesen. 1884 ging er mit Moritz von Déchy in das noch wenig erschlossene Hochgebirge zwischen Europa und Asien, 1886 mit Dent und Donkin. Auf der ersten Fahrt vielen ihm u.a. die Erstbesteigung des Mamison-Choch (vermeintlich des Adai-Choch) und die Drittbesteigung des Elbrus, auf der zweiten Fahrt die Erstbesteigung der Gistola zu.
Insgesamt hat Alexander Burgener 87 Neutouren ausgeführt, eine ungewöhnliche Leistung, die er seiner Kraft und mehr noch seiner stets mit Vorsicht gepaarten draufgängerischen Entschlossenheit verdankte. Besonders schön war sein Verhältnis zu vielen seiner Berggefährten, die er zu selbständigen Bergsteigern erzog und denen er selbst nach Abschluß der „Lehrzeit“ den Rat gab, nunmehr führerlos zu gehen. Seine bedeutendsten Schüler waren Mummery und Deutschlands größte Bergsteigerin, Eleonore Noll-Hasenclever. Ein tragisches Schicksal wollte es, dass Burgeners „Gamsli“, die mit Liebe und Verehrung an ihren „Bergvater“ hing, 15 Jahre später sein Schicksal teilte und ebenfalls den Lawinentod in den Westalpen fand. Der „Bergkamerad“ wird dieser ungewöhnlichen Frau anläßlich ihres 25. Todestages noch gedenken. Alexander Burgener aber ist in die Reihe der größten Bergführer aller Zeiten eingegangen. Als Mensch wie als Bergsteiger verdient er, in unserem Gedächtnis weiter zu leben.
Dr. Graßler
Quelle: Der Bergkamerad 1950 8. Juli, Heft 40, Seite 627-628

Alexander Burgener
(*10.1.1845, + 8.7.1910)
Geburtsort Eisten im Saastal. Gemsjäger. Führer bester britischer Alpinisten: C.T. Dent und A. F. Mummery. Er brachte es auf 87 Erstbesteigungen, -begehungen und Erstüberschreitungen. 1870 Südlenzspitze. 1878 nach gescheiterten Versuchen Aiguille du Dru. In den nächsten Jahren mit Mummery Dürrenhorn, Matterhorn-Zmuttgrat und Furggengrat bis zum Gipfelaufbau; 1881 Aiguille-Verte-Südwestflanke, Gröpon-Nord- und -Südgipfel. 1887 Täschhorn-Teufelsgrat. Mit M. von Kuffner beging Burgener den unteren Teil des Eiger-Mitteleggigrates und stieg vom Gipfel über den Grat ab. Es folgten schwierige Montblanctouren und Pelvoux. 1884 ging Burgener mit dem Ungarn M. von Dechy in den Kaukasus (Adai-Choch und dritte Ersteigung des Elbrus). 1886 kam er mit Dent und Donkin wieder (Gestola). Mit Paul Güßfeldt, den er auch in den Alpen begleitet hatte (Col-du-Lion-Überschreitung), reiste er nach Südamerika. C.Täuber vom SAC sagte über einen der größten Führer: »Die Karte konnte Alexander nicht lesen, und von Steigeisen wollte er nichts wissen.« Mit Eleonore Noll-Hasenclever, »Deutschlands bester Bergsteigerin«, bestieg Burgener 21 Viertausender. Am 8.7.1910 kamen in einer Lawine in der Nähe der Berglihütte sieben Bergsteiger ums Leben, darunter Alexander Burgener, dessen Leitspruch immer war (übersetzt): »Mir kann nie nix passieren!«
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 8, Seite 36


Geboren am:
10.01.1845
Gestorben am:
08.07.1910

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