Ring Kurt

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Biografie:
Kurt Ring - Verschollen am Dhaulagiri IV im Himalaya
Mit tiefem Bedauern hat die Alpenvereinssektion St. Pölten nach vergeblicher Hoffnung die traurige Gewißheit erkennen müssen, daß eine Wiederkehr unseres lieben Bergkameraden und Leiters unserer Hochtouristengruppe aus dem Himalaya nicht mehr möglich sein kann. Kurt Ring, der sonnige, frohe Mensch, der die Berge gleich seinen Angehörigen über alles liebte, der in unzähligen schweren und schwersten Bergfahrten immer wieder sein Können als großer Bergsteiger unter Beweis stellte, kehrt nun von seinem Hochziel, den eisgepanzerten Himalayariesen nicht zurück. Trauernd steht die Alpenvereinssektion St. Pölten vor dem unfaßbaren Geschehen. Kurt Ring hat unendlich viel für unsere Sektion geleistet Durch viele Jahre hindurch leitete er von Idealismus erfüllt die Alpenvereins-Jungmannschaft. Mit freudigem Eifer widmete er sich den jungen Menschen, um sie in guter Bergkameradschaft hinzuführen zu den Schönheiten der Gottesnatur, sie einzuführen in das große Erlebnis am Berg. Später leitete Kurt Ring mit Umsicht und Tatkraft die Hochtouristengruppe der Sektion. Darüber hinaus aber war unser Kurt allen ein lieber Kamerad, der für jeden ein freundliches Wort hatte und der stets von Hilfsbereitschaft für seinen Nächsten erfüllt war. Dies kam auch durch seine langjährige Mitarbeit im Bergrettungsdienst zum Ausdruck. Er war ein einmaliger Mensch!
Möge es seinen Angehörigen, denen sich unser herzliches Mitgefühl zuwendet ein Trost in diesen schweren Tagen sein, daß wir alle um diesen edlen Menschen trauern und daß ihm in den Herzen aller, die ihn kannten und schätzten, ein immerwährendes treues Gedenken
bewahrt bleiben wird!
Emil Zöchling, Sektionsobmann
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1970, Heft 5/6, Seite 120

KURT RING
(* 4. April 1933)
Stellvertretender Expeditionsleiter, ÖAV — Sektion St. Pölten,
Leiter der Hochtouristengruppe, Groupe de Haute Montagne
Lieber Kurt, Du hast 13 Jahre unserem Klub angehört. Immer strahltest Du Freude aus, wenn Du kamst mit Deinem stets zufriedenen Gesicht, den blonden Haaren und den hellglänzenden blauen Augen. Du bist uns überall hin gefolgt und warst mit Deiner Frau - unserem Mitglied - ein treuer Besucher vieler Klubtreffen, Vorträge und anderer Veranstaltungen.
Du hattest bei Deiner Aufnahme in den Klub schon schönste Fahrten ausgeführt. In Deinem Ansuchen um die Aufnahme hast Du die Frage: „Wodurch sind Sie Bergsteiger geworden?" wie folgt beantwortet:
„Wodurch ist schwer zu sagen. Wenn man Bergsteiger wird, so nicht von heute auf morgen, sondern nach und nach."
Du hast es abgelehnt, alpine Aufsätze zu schreiben und zu veröffentlichen. Im Kreise Deiner guten Freunde hast Du gerne gesprochen und dann schönste Bilder aus Deiner Hand gezeigt.
Auch Dich rufe ich mit Deiner Julrede vom 12. Dezember 1963 im Klubheim in Erinnerung, worüber ich in der Österreichischen Alpenzeitung schrieb:
„Du gingst in Deinen Gedanken bis in die früheste Jugend und damit in glückliche Kindertage zurück, die Dir durch ein nachhaltiges Ereignis an einem Heiligen Abend mit Vater und Schwester ungewöhnliche Eindrücke hinterlassen haben. Dieses Glücksgefühl ist Dir gleichermaßen später, in den ernsteren Jahren des reiferen Lebens, nur mehr in den Bergen geschenkt worden, und dadurch sind diese aus Deinem Leben nicht mehr wegzudenken. Du folgertest daraus, daß das Bergsteigen alle vereint, so verschieden auch ihr Alter und ihre Wege, ihre Ansichten und Verhältnisse sein mögen. Es ist dabei unerheblich, über die Berechtigung oder die Gründe des Bergsteigens zu sprechen, sondern ausschlaggebend ist, daß wir alle in die Berge gehen und es dabei nicht wichtig ist um das ,Wie' und ,Wo'. Immer wieder ist das Erlebnis höchster Lohn und ein Geschenk, das sich mit jeder Bergfahrt erneuert. Ausblicke auf ein neues Bergjahr im Zusammenhang mit dem symbolhaften des Julfestes, zu dem die Sonne ihren tiefsten Stand erreicht und die Zeit der kurzen Tage vorbei ist, wurden in Verbindung gebracht mit einer Erinnerung an einen Gang durch die Brenva-Flanke auf der Major-Route im Sommer 1962. Damals begegnete unser Klubkamerad mit seiner Frau und seinem Freund Franz Lindner zwei Franzosen, von denen einer erst vor wenigen Monaten auf einem der schwierigsten Gipfel im Himalaya gestanden war. Sie wurden Freunde und haben sich als solche am Gipfel die Hände geschüttelt. Mit einem ,Bon cours' verabschiedete sich einer der Franzosen beim Vallot-Biwak, und diesen ,guten Kurs' wünschtest Du allen Anwesenden für das kommende Jahr am Berg und für den Alltag des Lebens."
Dein liebster Partner und bester Kamerad war Deine Frau, mit der Du größte Touren ausgeführt hast. Eure Hochzeitsreise führte Euch in die Dolomiten. Unter anderem habt Ihr den Cassin-Weg in der Westlichen-Zinne-Nordwand begangen und noch so viele Fahrten wie schon in Eurer Jugend — ausgeführt.
Und nun hast Du unseren Kreis verlassen. Deiner Frau, Deinem Kind, allen Deinen Lieben und uns bleibt nur die Erinnerung.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1970, Mai/Juni, Folge 1371, Seite 69-70


Geboren am:
04.04.1933

Erste Route-WinterBegehung