Sander Reinhard

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Biografie:
Sander Reinhard, * Frankfurt am Main, später Heppenheim, + in Frankfurt
Reinhard Sander war ab 1939 Mitglied der DAV Sektion Frankfurt. Er übernahm verschiedene Ämter im Verein und wurde ab 1953 Mitglied im Sektionsvorstand. Von 1969 bis 1975 übernahm er den Vorsitz der Sektion Frankfurt am Main. Auf der Hauptversammlung 1974 wurde Sander zum Ersten Vorsitzenden des DAV gewählt (1974 bis 1980). Ferner war er 15 Jahre Vizepräsident des Deutschen Naturschutzring. Als Erster Vorsitzender des DAV initiierte er in seiner Amtszeit das "Grundsatzprogramm zum Schutz des Alpenraums".
Reinhard Sander war nicht nur ein Funktionär im politischen Bereich und im Alpenverein, sondern auch ein sehr guter Bergsteiger in den Ost-und Westalpen. Auch bei Auslandsbergfahrten hat er sich als hervorragender Bergsteiger hervorgetan.
Auszeichnungen: 1980 Bayerischer Verdienstorden, 1981 Bundesverdienstkreuz 1.Klasse, 1992 Willi-Bauer-Preis (höchste Auszeichnung im hessischen Naturschutz), 1993 Cornelius Gurlitt-Gedenkmünze.
1949 1.Winterbeg.Watzmann-Ostwand "Berchtesgadener Weg",III+,1800 HM,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
1955 Leiter der Frankfurter Karakorum-Expedition u.1.Best.Spantik,7027m, (Karakorum,Pakistan)
1972 Best.Nadelgrat,4241m, (Walliser Alpen)
1972 Beg.Liskamm-Nordwand,4479m, (Walliser Alpen)
Winterbeg.Gesamter Wettersteinkamm, (Wettersteingebirge)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Professor Reinhard Sander 65
Es ging recht heiß zu bei der Wahl des Ersten Vorsitzenden des Deutschen Alpenvereins anno 1974 zu Berlin. Erstmals in der Geschichte des DAV standen zwei Kandidaten zur Wahl. Reinhard Sander trat gegen den amtierenden Vorsitzenden, Prof. Dr. Mann, an. Daß er sich gegen den zu Recht hoch angesehenen Vorgänger durchsetzen konnte, war der Tatsache zuzuschreiben, daß er ein klares Programm hatte: Naturschutz. Und zwar nicht in irgendwelchen nebulosen Vorstellungen, sondern eben mit einem klaren Programm. Nun war es ja nicht so, daß der Alpenverein bis dahin nicht Naturschutz betrieben hätte, daß die Idee neu gewesen wäre. Die Wurzeln der Naturschutzarbeit im Alpenverein reichen bekanntlich ins vorige Jahrhundert zurück, seit den zwanziger Jahren ist der Naturschutz in den Satzungen verankert. Der Alpenverein war immer in Naturschutzangelegenheiten aktiv. Doch Reinhard Sander hat den gesamten Alpenverein für den Naturschutzgedanken sensibilisiert, wie es vordem kaum denkbar war, er hat das Grundsatzprogramm zum Schutz des Alpenraumes initiiert und dessen Annahme auf breiter Basis durchgesetzt. Damit hat er in der Geschichte des Alpenvereins einen Markstein errichtet. Und noch etwas: Er hat sich als Erster Vorsitzender für den DAV in einer Weise engagiert, die die persönliche Belastungsgrenze überschritt und der Position des Ersten Vorsitzenden Bedeutung weit über die Grenzen des Vereins hinaus verlieh und letzten Endes Maßstäbe für die Nachfolger setzte.
Ehe Reinhard Sander den Vorsitz des DAV übernahm, führte er von 1969 bis 1974 seine Sektion Frankfurt und war ab 1971 Mitglied des Hauptausschusses. Reinhard Sander war aber nicht nur etwa Vereinsfunktionär. Er war ein hervorragender extremer Bergsteiger. In den Jahren nach dem Krieg, als die Möglichkeiten noch höchst begrenzt waren, machten er und seine Freunde z. B. die Watzmann-Ostwand im Winter oder — ebenfalls im Winter — den gesamten Wettersteinkamm. Später war Reinhard Sander überall im Alpenraum unterwegs und hatte dabei recht beachtliche Erfolge aufzuweisen. 1955 leitete er die Frankfurter Himalaya-Expedition. Auch heute noch ist Reinhard Sander ein leistungsfähiger und leistungswilliger Bergsteiger besten Schlages. Dem Naturschutz ist er selbstverständlich weiter verbunden, z. B. als Zweiter Vorsitzender des Deutschen Naturschutzringes oder — brandheiß und wichtig — als Organisator des Deutschen Umwelttages.
Lieber Reinhard, der Deutsche Alpenverein wünscht Dir für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit und noch viele schöne Gipfel!
Fritz März

Reinhard Sander neuer 1.Vorsitzender beim DAV
Reinhard Sander, 52 Jahre alt, Jurist, Verbandsdirektor der Regionalen Planungsgemeinschaft Untermain in Frankfurt, wurde mit 1092 Stimmen zum neuen Ersten Vorsitzenden des Deutschen Alpenvereins gewählt. Seine Amtszeit beginnt am 1. Januar 1975. Er löst Prof. Dr. Ulrich Mann ab, der seit 1968 den DAV führte und für dessen Wiederwahl sich bei der Hauptversammlung in Berlin 848 Delegierte ausgesprochen hatten. Sander gehört dem DAV seit 1939 an, versah seit 1949 verschiedene Funktionen in der Sektion Frankfurt, gehört ihrem Vorstand seit 1953 an und war zuletzt deren Erster Vorsitzender. Sander ist aktiver Bergsteiger. In seinem Tourenverzeichnis stehen die Lyskamm-Nordwand (Wallis), die erste Winterbegehung des Berchtesgadener Weges durch die Watzmann-Ostwand, eine Reihe von Viertausendern (vor zwei Jahren machte er z. B. den Nadelgrat im Wallis) und jedes Jahr einige Skidreitausender. 1955 war er Leiter der Frankfurter Himalaya-Expedition.
Sein Programm für die sechs Jahre seiner Amtszeit hatte Sander so umrissen: „Stärkere Aktivität in Fragen des Natur- und Umweltschutzes; besondere Aufmerksamkeit für Jugendfragen; Aus-bildungsfragen müssen Thema Nr.1 sein. Hütten- und Wegefragen, größere Rechte von Einzelbergsteigern gegenüber Gruppen, stärkere Betonung der Wirtschaftlichkeit der Hütten und Fragen des Lastenausgleichs zwischen hüttenbesitzenden und nicht hüttenbesitzenden Sektionen sollen in den nächsten Jahren in den Vordergrund gerückt und zu einer Lösung geführt werden.“
Mit Sander steht ein Mann an der Spitze des DAV, der sowohl von den bergsteigerischen Qualitäten als auch als Planungs- und Organisationsfachmann für den DAV-Vorsitz gute Voraussetzungen mit-bringt. Bei seiner Tätigkeit für den DAV wird er allerdings beachten müssen, daß ein erheblicher Teil der Sektionen für den eher als konservativ geltenden Prof. Mann gestimmt hat. Und die Sektionen bestimmen schließlich die Arbeit, das Geschehen und die Planungen im Deutschen Alpenverein im größten Ausmaß.
Quelle: Der Bergsteiger 1974, Heft 7, Seite 430

Quelle: Alpinismus 1974, Heft 9, Seite 25
Quelle: DAV Mitteilungen 1974, Seite 180
Reinhard Sander,
1. Vorsitzender des DAV, wundert sich über gewisse Ungereimtheiten im Verhältnis zwischen Sektionen und Hauptverein. Sander: »Uns in Deutschland werfen die Sektionen den Hang zum Zentralismus vor und
wehren sich gegen Vorschläge oder Eingriffe in ihr Eigenleben. In der Schweiz dagegen, dem Musterland demokratischen Verhaltens, wird viel mehr zentral gesteuert, weil man sich dort eben auf die demokratisch gewählten Organe verläßt.«
Quelle: Der Bergsteiger 1978, Heft 8, Seite 491

Quelle: Bergwelt 1980, Heft 9, Seite 77
Quelle: DAV Mitteilungen 1980, Seite 234
Quelle: DAV Mitteilungen 1981, Seite 215
Quelle: DAV Mitteilungen 1982, Seite 29
Quelle: DAV Mitteilungen 1986, Seite 201

Reinhard Sander +
Langjähriger Vorsitzender verstirbt im Alter von 91 Jahren
Der DAV nimmt Abschied von einer herausragenden Persönlichkeit: Im Alter von 91 Jahren starb der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Professor Reinhard Sander.
Reinhard Sander trat 1939 in die Sektion Frankfurt am Main ein. Von Anfang an engagierte er sich in Ehrenämtern und war vielen ein bergsteigerisches Vorbild. 1969 wurde er zum ersten Vorsitzenden der Sektion Frankfurt am Main gewählt, 1974 zum ersten Vorsitzenden des Deutschen Alpenvereins.
Reinhard Sander hat in seiner Zeit als Erster Vorsitzender (1974-80) dem DAV Strukturen verliehen, die ihn heute noch positiv prägen. Sein Satz ?Wer übers Ehrenamt stöhnt, soll es bleiben lassen? betraf ihn selbst nicht. Schon eher die Maxime, dass im DAV Tätige auch aktive Bergsteiger sein sollten, und Bergsteiger auch immer Naturschützer. Mit der Verabschiedung des Grundsatzprogramms zum Schutz des Alpenraumes setzte Reinhard Sander einen Meilenstein zur Erhaltung der ursprünglichen Alpennatur. Als Naturschützer war er unter anderem Mitgründer des ersten deutschen Naturparks Bergstraße/Odenwald, Vizepräsident des Deutschen Naturschutzrings und Vorsitzender des BUND Hessen.
Auf Sanders Initiativen wurde außerdem die Ausbildung zum ehrenamtlichen Bergwanderführer entwickelt, die Ämter der Referenten für Naturschutz und für Öffentlichkeitsarbeit geschaffen, die Sicherheitsforschung hauptberuflich im DAV verankert, die Alpin-Lehrpläne initiiert, ein Symposium ?Bergsteigen als Lebensform? abgehalten und vieles mehr.
In all der Zeit blieb er aber auch Bergsteiger mit Leib und Seele. So wurden Sitzungen der Vereinsgremien grundsätzlich auf Berghütten abgehalten. Zu seinen bergsteigerischen Glanztaten zählt unter anderem die erste Winterbegehung der Watzmann Ostwand. Unvergessen auch die Expedition ins Karakorum mit der Erstbesteigung des Spantik (7027 m), die er organisiert und geleitet hatte.
Seine verbands- und umweltpolitischen Erfolge erklären sich aber vor allem aus seiner Persönlichkeit: intelligent und einfühlsam, bescheiden und souverän, vielfältig interessiert und kompetent.
Er schaffte es, den klassischen Bergsteigeridealen im DAV Raum zu geben und sie in die Moderne zu überführen. Der DAV konnte sich so unter seiner Regie zu einem lebendigen, weltoffenen, traditionsbewussten und zeitgemäßen Verband entwickeln.
Der DAV wird Reinhard Sander als großen Vorsitzenden in Erinnerung behalten und sieht es als eine Ehre und Herausforderung an, sein Engagement weiter fortwirken zu lassen. Wir sprechen seinen Angehörigen und Freunden unser aufrichtiges Beileid aus und wünschen ihnen für die nächste Zeit viel Kraft.
Deutscher Alpenverein, 10.04.2013




Geboren am:
14.06.1921
Gestorben am:
09.04.2013