Ahr Hans

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Biografie:
Hans Ahr
Unser vor kurzer Zeit verstorbener Klubkamerad Hans Ahr, ein Sohn der Allgäustadt Kempten, begann seine alpine Tätigkeit in den Allgäuer Alpen. Und diese seine Heimatberge waren und blieben sein Lieblingsgebiet, soweit sich auch später seine Fahrten erstreckten. Was vielen unheimlich erscheint, die steilen Grasflanken, das zog ihn an, und im Allgäu hat er auch vor dem Weltkrieg nach steter Schulung schwierige Kletterfahrten ausgeführt.
Nach dem Weltkrieg nach Lindau als Direktor eine Großtankzweigstelle versetzt, schloß er sich hier einem kleinen Kreise von Bergsteigern an, mit denen er in guter Kameradschaft in Fels und Firn unvergeßliche Höhentage erlebte. Es wäre nicht im Sinne des verstorbenen, viel von seinen vielen Fahrten zu erzählen. Nur einige der meistbesuchten Berggruppen seien genannt, die von dem vorzüglichen Schifahrer besonders im Winter häufig besucht wurden: Montafon und Arlberg, Bregenzerwald und Ostschweiz. Dazwischen fallen große Winterurlaubsfahrten, ausgeführt von den schweizerischen Standorten Sedrun, Bivio und Zuoz.
Im Weltkrieg konnte Ahr seine reichen Bergerfahrungen im Gebirgskrieg verwenden, er kämpfte aber auch auf den großen Schlachtfeldern im Westen, in den letzten Kriegsjahren als Führer einer Maschinengewehrkompanie beim ruhmreichen deutschen Alpenkorps. Er wurde verwundet und ist mit hohen Auszeichnungen vom Felde zurückgekehrt.
Schon mehrere Jahre nach dem Kriege befiel ihn ein schweres körperliches Leiden, das er mannhaft ertrug und von dem ihn nun der Tod erlöst hat.
Er lebt weiter in ehrendem Gedenken bei seinen Freunden und beim Österreichischen Alpenklub, dem er die Treue wahrte bis zum Tode.
Fritz Kurz

Ich lernte meinen Bergfreund Hans Ahr gelegentlich einer geselligen Zusammenkunft von Klubkameraden des Ö.A.K. in Lindau kennen.
Die Lindauer nannten ihre zwanglose Vereinigung von Mitgliedern des Ö.A.K. – „die Innung“.
Diese Innung bildete wieder das Rückgrat aller Klubkameraden des Ö.A.K. um den Bodensee und für ganz Vorarlberg, und so wurden diese gelegentlichen Zusammenkünfte abwechselnd in Lindau, Bregenz oder in Dornbirn abgehalten. Mir gefiel die unterhaltende und witzige Art von Ahr gleich am ersten Abend; wir wurden rasch befreundet und eine Reihe großer Schifahrten im Gebiet des Kantons Graubünden festigte die schon bei der ersten Begegnung begonnene Freundschaft.
Kamerad Ahr war eins ehr guter Bergsteiger und lernte als solcher die bekannten Kletterberge Vorarlbergs, Nordtirols und des Allgäus auch auf schwierigen Führen kennen. Zimba, Drusentürme, Drusenfluh im Rätikon, Rote Wand und Rockspitze in den Lechtalern, Kuchenspitze und Patteriol im Ferwall, Piz Buin und Großlitzner in der Silvretta besuchte Ahr auf schwierigen Wegen, aber auch für leichte Fahrten und Wanderungen hatte Ahr volles Verständnis. Er suchte bei allen Fahrten das Schöne der Landschaft und im Erleben mit seinen Kameraden. Es ist dies nur eine ganz geringe Anzahl von den vielen Bergfahrten, die Freund Ahr in seiner langen Bergsteigertätigkeit mit bestem Erfolg gelangen. Als sehr guter alpiner Schifahrer war Ahr jedoch ein geschätzter Bergkamerad auf allen winterlichen Fahrten, die im Schoße der Innung geplant wurden und an denen ich durch mehrere Jahre teilnehmen konnte.
Eine Gruppe zünftiger Klubkameraden des Ö.A.K. zog jeden Winter nach Graubünden auf große Fahrt, und wenn wir dann abends nach der Erreichung unserer Hochziele in fröhlicher Runde bei perlendem Asti und beim roten Veltliner beisammen saßen, so war sicher Ahr einer der lebhaftesten und fröhlichsten in der Tischrunde, und Kamerad Eduard Dietl, jetzt der Held von Narvik, focht manches bittere Wortgefecht mit Ahr aus.
Kamerad Ernst schlemmer, jetzt Generalmajor der Gebirgstruppe entwarf dann den Plan für den kommenden Tag; alles wurde wohl erwogen und stets kamen wir reich an Erfolg von der Fahrt zurück.
Im Februar 1925 beteiligte sich Ahr an der Innungsfahrt nach Sedrun im Tavetsch, Graubünden; Cuolm Val, Piz Calmot, Piz Borel, Culm Cavorgia, Piz Cgom, Ruinatschgrat wurden besucht.
Im Februar1926 war Bivio im Oberhalbstein – Graubünden das Ziel der Innungsfahrt, Ahr war wieder Gefährte. Piz Lunghino, Pizzo del Sasso, Motta da Sott, Pizzo Turba, Sopra il Cant, Cuolms, Piz Sur Paré, Piz Scalotta, Roccabella, Piz Lagrev, Piz Gravasalvas brachten schöne Erinnerungen.
Zum drittenmal war mir Ahr ein willkommener Gefährte im Kreise der Innung im Feber 1927 bei Zuoz im Engadin – Graubünden. Piz Arpiglia, Piz Sutér, Piz Griatschuols waren das Ergebnis einer kurzen Urlaubswoche bei ungünstigem Wetter, welches eine geplante Besteigung des Piz Kesch bei der Rascherhütte vereitelte.
Mehrere Jahre nachher war ich verhindert, an den Fahrten der Innung teilzunehmen, an denen sich Ahr stets beteiligte.
Schwerer Rheumatismus und Herzbeschwerden verwehrten Ahr in der Letzten Zeitgrößere Fahrten und nur bei den geselligen Zusammenkünften traf ich den Kameraden.
Die Berge waren die große Liebe von Freund Ahr und ein Kranz reicher und schönster Erinnerungen waren ihm Trost bis zu der Stunde, in der ihn der Schnitter Tod von großen Schmerzen erlöste.
Ich verlor an ihm einen lieben, unvergeßlichen Bergkameraden und aufrichtigen Freund.
Sepp Zweigelt
Quelle: Österreichische Alpenzeitung Jahrgang 63, 1941, Seite 62-63

Gestorben am:
1941