Goedel Alfred

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Biografie:
Alfred Goedel
* 28. Mai 1885 ? (+) 3. April 1976
Am 3. April d. J. starb im 91. Lebensjahre mein Bruder Doz. Dr. Alfred Goedel. Die Urne wurde am 16. April 1. J. im Bergfriedhof zu St. Wolfgang am Zirbitz beigesetzt, und zwar über ausdrücklichen Wunsch nur in Anwesenheit der engsten Familie. Mein Bruder führte seit vielen Jahrzehnten ein sehr angesehenes med.-diagnostisches Laboratorium in Wien, Mariahilfer Straße. Mit meinem Bruder schied an Lebensjahren eines der ältesten Mitglieder des ÖAK, an Mitgliedsjahren aber nach mir das älteste Mitglied.
Ich glaube, nicht fehlzugehen, wenn ich behaupte, daß es in der bald hundert-jährigen Geschichte unseres Klubs der einzige Fall ist, daß drei bergbegeisterte Brüder als Mitglieder dem ÖAK angehörten. Der älteste Bruder, Konrad, stürzte, 24jährig, kurz nach seiner Promotion zum Doktor der Rechte, beim Versuch die Nordwand des Manhart in den Juliern erstmals zu erklettern, tödlich ab; Alfred war bei dieser Unglückstour sein Begleiter. Wir mußten damals unserem betagten Vater, der als Advokat in Judenburg tätig war, das Ehrenwort geben, keine schweren Touren mehr zu machen. Der Absturz Konrads ereignete sich am 30. Juli 1906. Wir haben das ehrenwörtliche Versprechen bis zum Tod unseres Vaters im Jahre 1914 auch gehalten.
Bei Kriegsausbruch mußte Alfred sofort einrücken und geriet gleich zu Beginn der Schlachten in Galizien in russische Gefangenschaft, aus welcher er erst Ende 1918 entlassen wurde.
Mein Bruder Alfred war sein Leben lang Bergsteiger mit Leib und Seele. Er wurde in der Bergstadt Judenburg, in die der Zirbitzkogel herabschaut, geboren. Es ist daher selbstverständlich, daß der Zirbitzkogel und mit ihm die übrigen Berge der Seetaler Alpen seine erste große Liebe zu den Almen und Bergen war. Am 8. Jänner 1904 hat Alfred mit mir, Max Helff und Pepo v. Bosio den Zirbitzkogel erstmals mit Schiern erstiegen. In den folgenden Jahren haben wir das ganze Gebiet der Seetaler Alpen schisportlich erschlossen. Aber außer den Heimatbergen hatte Alfred noch eine große Liebe, und zwar den Dachstein mit seinen Felstrabanten. Diese Liebe wurde durch einen Sommeraufenthalt geweckt, den Alfred und ich im Jahre 1897 und 1898 auf der Ramsau verbrachten. Wie unsagbar schön und friedlich war damals noch die Ramsau! Wir haben während unseres Aufenthaltes in der Ramsau den Rötelstein, Scheichenspitz, Hochkönig und den Dachstein bestiegen.
Nach der Rückkehr aus der russischen Gefangenschaft erwachte bei Alfred wieder seine Liebe zum Dachstein. Alfred hat sich durch seine Erstbesteigungen im Dachstein ein Denkmal gesetzt. Es handelt sich um folgende Touren: Torsteinsüdwand mit Ausstieg zum obersten Windlegergrad. Zu dieser Tour wurde Alfred von Hans Fiechtl, den er im Gesäuse kennenlernte, eingeladen. Mit Georg Steiner, unserem alten, lieben Freund, hat Alfred die Dachsteinsüdwand mit Ausstieg zur oberen Windlucke durchklettert. Ebenfalls mit Irg machte Alfred das große Dirndl in direkter Route über die Südwand. Auch die vordere Türlspitze und die Südostwand des Großen Koppenkarsteins wurden von Alfred mit Irg erstmals erklettert. Es handelt sich bei all den angeführten Touren um Klettereien, die auch heute noch bei den Bergsteigern schärferer Richtung Rang und Namen haben, vor allem gilt dies für die Goedel-Steiner-Route durch die Südwand des Dachsteins. Für diese Route hat auch Kurt Maix in seinem schönen Buch ?Im Banne der Dachstein-Südwand" Worte höchster Anerkennung gefunden.
Ich schließe mein Gedenken mit den Worten, die ich meinem Bruder Alfred zu seinem 90. Geburtstag am 28. Mai vorigen Jahres gewidmet habe:
Solange Menschen, bergbesessen, Deine Felsenpfade gehen, wird Dein Name nicht vergessen, wird Dein Name weiterleben!
Harold Goedel
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1976, November/Dezember, Folge 1410, Seite 159-160


Alfred Goedel
Vita *28. 5. 1885 Judenburg, (+) 3. 4. 1976 Wien. Medizinstudium, Promotion zum Doktor der Heilkunde, 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, anschließend in russischer Kriegsgefangenschaft bis 1918. Führte mehrere Jahrzehnte ein medizinisch-diagnostisches Laboratorium in Wien.
Chronik Alfred Goedel unternahm seine ersten Bergtouren mit seinen Brüdern Harold und Konrad (abgestürzt 1906 in der Mangart-Nordwand). Mit ihnen wurden die heimatlichen Seetaler Alpen skisportlich erschlossen (u. a. 1. Skibest. des Zirbitzkogels am 8. 1. 1904 durch Alfred und Harold Goedel mit Max Helff und Pepo v. Bosio) In weiterer Folge zog es ihn immer wieder in die Dachsteingruppe, wo er — als Führertourist — meist mit dem besten der Zunft unterwegs war: mit Georg (»Irg«) Steiner. Mit diesem beging er einige neue Anstiege, die heute zu den Standardklettereien des Gebietes zählen, voran den Weg durch die Dachstein-Südwand (16. 9. 1919, Steiner/Goedel/Mayerhofer; IV+). Beliebt sind auch der Anstieg durch die Südwand des Niederen Türlspitz (Steiner/ Goedel, August 1913; IV+) und die gewaltige, 1000 m hohe Südwand des Torstein (Fiechtl/Goedel/Mayerhofer, 15. 9. 1923; IV). Selten begangen ist dagegen die Koppenkarstein-Südostwand (Steiner/Goedel, 9. 8. 1920; III), ausgesprochen gemieden wird die wohl landschaftlich großartige, jedoch sehr steinschlaggefährdete Südschlucht des Hohen Dirndl (Steiner/Goedel, 12./13.8. 1920; —V). Bei der Erstbegehung mußten die beiden wegen schlechten Wetters am ersten Tag zur Dirndlwarte aussteigen, von wo sie am nächsten Morgen, in die Schlucht zurückquerend, den Weg zum Gipfel fortsetzten.
-am-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 6, Seite 59-60

Goedel Alfred Dr.,* Judenburg, + Wien
Alfred Goedel unternahm seine ersten Bergtouren mit seinen Brüdern Harold und Konrad (abgestürzt 1906 in der Mangart-Nordwand). Mit ihnen erschloss er skisportlich die heimatlichen Seetaler Alpen. Immer wieder zog es ihn ins Dachsteingebirge, wo er oft mit Georg ?Irg? Steiner unterwegs war. Mit diesem beging er schwere Klettertouren und einige neue Anstiege, die heute zu den Standardklettereien des Gebietes zählen, voran den Weg ?Steiner/Goedel/Mayerhofer?; V-.durch die Dachstein-Südwand. Beliebt sind auch die Südwand des Niederen Türtspitz und die gewaltige,1000m hohe Torstein-Südwand.
1904 1.Skibest.Zirbitzkogel,2396m, (Seetaler Alpen,Steiermark)
1905 Best.Große Bischofmütze,2458m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1913 1.Beg.Niederer Türlspitz-Südwand "Steiner-Goedel",IV+,2352m, (Dachsteingebirge)
1919 1.Beg.Hoher Dachstein-Südwand "Steiner-Goedel-Mayerhofer",IV+,2995m, (Dachsteingebirge)
1919 1.Beg.Dachstein-Südwand Ausstieg zur Windlucke "Goedelanstieg",2995m, (Dachsteingebirge)
1920 1.Beg.Däumling-Westliche Nordwandkamine,400 HM,2322m, (Gosaukamm,Dachsteingebirge)
1920 1.Beg.Großer Koppenkarstein-Südostwand "Steiner-Goedel",III,2865m, (Dachsteingebirge)
1920 1.Beg.Hohes Dirndl-Direkte Südwand-Südschlucht "Steiner-Goedel",V,2829m, (Dachsteingebirge)
1920 1.Beg.Hohes Dirndl-Südwand-Südschlucht "Ausstiegsvariante",2829m, (Dachsteingebirge)
1923 1.Beg.Torstein-Südwand "Fiechtl-Goedel-Mayerhofer",IV,1000 HM,2948m, (Dachsteingebirge)
1931 1.Beg.Gabelkogel-Nordwestkante,1905m, (Dachsteingebirge)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
28.05.1885
Gestorben am:
03.04.1976

Erste Route-Begehung