Baumbach Rudolf

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Biografie:
geboren in Kranichfeld (Thüringen - Deutschland)
gestorben in Meiningen
Schriftsteller
schrieb Wander- und Studentenlieder, Verserzählungen

Rudolf Baumbach und Dr. Kugy.
Baumbach war im Jahre 1870 nach Triest übersiedelt, wo er gleich an den reichsdeutschen Buchhändler Petke Anschluß fand. Mit diesem machte Baumbach an Sonntagen auf das Triester Plateau botanische Ausflüge. Zu diesen nahm Petke den damaligen Gymnasiasten Kugy mit, durch den Baumbach in die Familie Kugy eingeführt, letzten Endes dort Hauslehrer wurde. Vater Kugy war Großkaufmann. Durch liebenswürdiges Benehmen und Abfassen von Gedichten an die vier Schwestern Kugys konnte Baumbach am Familienglück dieser hochmusikalischen Familie teilnehmen. Kugy selbst spielte Klavier und Cello.
Über die fernerhin unternommenen Ausflüge in die Umgebung von Triest (Lippiza, St.-Kanzian-Grotte usw.) sagt Kugy in seinem später erschienenen Werk "Die Julier in Wort und Bild", daß er von Baumbach zu dem erzogen wurde, was er in seinem Werke offenbarte - zum Blumenfreunde.
1880 folgte Baumbach einer Einladung der Familie Kugy ins Bad Vellach unter dem Seebergsattel (Kärnten). Ein Hofrat Hauffen aus Laibach, der damals auch mit der ihm befreundeten Familie Kugy zum Kurgebrauche in Vellach weilte, erzählte mir vor Jahren, daß Baumbach die älteste Schwester Kugys, Mary, sehr verehrte, was ihn veranlaßte, sie zum Vorbild seiner Dichtung "Frau Holde" zu nehmen, die er in Vellach vollendete. Tagsüber soll Baumbach mit Vorliebe am einsamen Waldesrand auf einem Felsblock an dem vorbeifließenden Bache "Kocna" gesessen sein, um sich der Muse widmen zu können. Dies bezeugen auch seine ersten Reime: „O süße Ruh" am Waldesrand: Und da sitzt der Frosch im nassen Ried und quakt sein neues Minnelied. „ Am Abend dann las er immer aus seinem Manuskript der Familie Kugy sein Tagwerk vor. Nach Erscheinen des Gedichtes in Druck überreichte Baumbach dem Fräuleins Mary ein Exemplar mit dem Begleitschreiben: „Hier mein jüngstes Kind, bei dem Sie in Vellach Gevatter gestanden sind."
Wie sehr sich Baumbach nach seiner Heimat sehnte, läßt sich aus dem Vorworte zur „Frau Holde" schließen, in dem er sagt:
Mein Thüringen, aus dem ich schied.
Dir klingt mein Sang, dich grüßt mein Lied!
Ich sing's am fernen Meere .. .
Soweit der Erdengarten reicht,
Kein Land dir, meiner Heimat, gleicht
An Wonne und an Ehre.
Mit dem damals schon bergbegeisterten jungen Kugy beging Baumbach die Julier bis zum Triglav. Dabei mußte er einmal im Trentatal im Orte Log (Na Logu auf der Spezialkarte) übernachten, wo er aus dem Munde der Wirtstochter die Volkssage vom Zlatorog vernahm, die für seinen "Zlatorog" grundlegend war. Er sagt ja einleitend im Zlatorog: "Und was sie mir, dem Wanderer, einst vertraut, sei zur Erinnerung vergangener Tage erzählt in meiner Muttersprache Laut." In der Trenta konnte niemand Deutsch sprechen, es war ausgesprochen slowenisches Gebiet! Log liegt etwa 4 km talwärts des Isonzo-(Soca)- Ursprunges. Etwas südlich davon wurde auf Baumbachs Veranlassung bei Kote 622 eine Notunterkunftshütte errichtet, die auf Kugys Antrag von der Sektion Küstenland (Triest) des DÖAV "Baumbachhütte" getauft wurde. Nach dem Umbau war es ein kleines Haus mit Schindeln gedeckt und nur aus einem Raum bestehend mit Pritschenlager, das im Kriege 1918 abbrannte.
Ich selbst besuchte sie im Jahre 1913 und war in der Frühe froh, dem Flohgewimmel entronnen zu sein; es war ein Heulager, das unter den Laibacher Mitgliedern der Sektion Krain bekannt war als solches. Sie war unbewirtschaftet.
Nach dem Kriege 1918 fiel dieses Gebiet an Italien, nach dem letzten Kriege an seinen rechtmäßigen Besitzer, an Jugoslawien. Die jugoslawische Regierung überließ dem slowenischen Alpenverein (SPD) bei dem Orte Log in der Trenta ein zerfallenes Bauernhaus (es soll das ehemalige Gasthaus gewesen sein, in dem Baumbach seinerzeit übernachtete), auf dessen Trümmern der SPD eine neue Hütte aufbaute und zu Baumbachs Erinnerung "Zlatorog"-Hütte benannte. Sie steht in unmittelbarer Nähe der ursprünglichen Baumbachhütte.
Vor etwa zwei Jahren wurde auch dem großen Juliererschließer Dr. Kugy für seine unendlichen Verdienste um die bishin noch unerforschten Teile der Julier ein großes Denkmal gesetzt. Es steht an jener Stelle an der Straße von der Trenta auf den Moistrokapaß, an der er mit Vorliebe zu rasten pflegte, mit dem Blick auf die Velka dnina, das ist die Bergkette vom Jalovc bis zur Moistroka. Es ist anerkennenswert, daß der SPD diesen beiden verdienten Größen an Ort und Stelle ihres Wirkens ein dauerndes Denkmal setzte.
Und im Orte Untertarvis kehrte Baumbach bei Begehungen des Canaltales gerne beim Lindenwirt ein. Dort schäkerte er gerne mit der jungen Wirtin, die es ihm auch angetan hatte. Hier war das Ergebnis seiner weinseligen Laune das schönste Lied: Keinen Tropfen im Becher mehr und der Beutel schlaff und leer, Lindenwirtin, du junge. Nicht unerwähnt bleiben sollen seine schönsten nachmaligen Studentenlieder als Folge zahlreicher Begehungen der Julier vom Montasch bis zum Triglav: "Bin ein fahrender Gesell, kenne keine Sorgen", "Bin durch die Alpen gezogen" usw.
Im Jahre 1880 reichte Baumbach zum Wettbewerb deutscher Studentenlieder im Prater in Wien sein „Ehre, Freiheit, Vaterland" ein, wofür er unter 480 anderen Bewerbern den ersten Preis erhielt. Baumbach war voll sonnigen Humors, voller Schnurren, aber sehr schlagfertig im Reimen. In Triest verkehrte er in einer Stammtischgesellschaft. Einst warf einer die bummelwitzige Bemerkung hin, daß niemand auf Ibsen Reime machen könne, worauf Baumbach schlagfertig entgegnete:
"Aus diesem Glase trank Henrik Ibsen .
ich selber sah ihn betipsen
Und sich geistig daraus beschwipsen.
Er kehrte heim in Ellipsen."
Im übrigen konnte Baumbach Ibsen nicht gut leiden, was schon aus einem Briefe des Jahres 1881 aus Wien an das Fräulein Mary hervorgeht: "An unserem Hof wurden bei den letzten Feierlichkeiten drei Trauerspiele von Ibsen aufgeführt, darunter auch die ,Gespenster'. Das Stück war so gräßlich und widerwärtig, daß nur geladene Gäste Zutritt hatten. Zehn Damen waren zugegen, und diese schämen sich heute, wenn man sie daran erinnert." (Anno dazumal.)
Dr. August Schweiger

Zur Erinnerung an Rudolf Baumbach.
Von Hans Wödl, Wien.
War ein Spielmann einst im Land,
lust'ge Lieder sang er;
wo er ging und wo er stand,
manches Kerz bezwang er.
Dreißig Jahre sind's nun her, seit die Trauerkunde durchs Land ging, Rudolf Baumbach sei gestorben. Die Zeitungen verzeichneten des Dichters Lebenslauf, führten seine bekanntesten Bücher an und spendeten ihm ein bißchen Lob und Ehre; nicht allzuviel, denn er war weder ein Literaturbonze noch einer, der in der Gesellschaft eine Rolle spielte. Und weil er die Natur gar innig in seinen Poesien zum Ausdrucke brachte und die Zeilenschreiber vom Sonnenlicht und dem Zauber der Bergwelt so gar keine Ahnung hatten, konnten sie ihn wahrscheinlich nicht verstehen und nach Gebühr bewerten. In mir wurde aber bei der Todesbotschaft alte Liebe und Freundschaft lebendig. Ich erinnerte mich an jene Zeit, wo sein "Enzian" mich als jungen Bergsteiger mit harmlosem Ulk und fröhlichem Sang ergötzte, und wie ich mit heller Begeisterung in einem Zuge seinen „Zlatorog" durchlas. Ich nahm ihn dann wieder zur Hand, als ich zum erstenmal „des Triglavs dreifache Kron'" gewann, und las ihn wieder, als ich aus den Schluchten des Trentatales heimgekehrt war. Und das war ein feines Vorwort und Geleit gewesen zu stolzer Bergfahrt und ebenso daheim ein wonnesames Erinnern an Zlatorogs, des Goldgehörnten, Reich.
Baumbachs Muse entsprang seiner Freude an der Alpenwelt und seinem Erleben als Bergsteiger. Ein gebürtiger Thüringer, war er über eine Reihe deutscher Hochschulen als Erzieher nach Görz und 1870 als Achtundzwanzigjähriger nach Trieft gekommen, wo er in den Kreisen der dortigen deutschen AV.-Mitglieder Eingang fand. Freude an Geselligkeit und ausübendes Bergsteigen brachten seine Frohnatur und Begeisterung in jene Stimmung, die uns aus allen seinen Liedern spricht. Was Scheffel für die Studentenschaft, das war Baumbach für die jungen Alpinisten, denen er in seinem „Enzian" den oft zitierten Leitspruch gewidmet hat:
Drum, willst du an der Welt dich freu'n,
am besten wird's von oben sein,
frisch auf, den Fuß gehoben!
Laß Tintenfaß und Bücher ruh'n
und klimme in den Nägelschuh'n
nach oben!
Wie er die Welt da oben gesehen, wie er das Erwachen der Natur beim ersten Kuß der Sonne schildert, in Versen, die aus einer unnachahmlichen Urmelodie hervorquellen wie Glockenklänge und frohes Jauchzen, das hat ihm bis jetzt keiner nachgemacht. Weil er die Worte dazu fand ohne Zwang und seine Rede dahinfließt wie ein sprudelnder Felsenborn, rechnet man seine Werke zu den „leichteren" Dichtungen! Daß ihrer gar manche zum Gemeingut aller Deutschen geworden sind — ich erwähne da nur das einzigschöne Lied von der „Lindenwirtin" —, mag aber wohl ein Beweis herzinniger poetischer Begabung und echter Dichtkunst sein.
Im Jahre 1885 kehrte Baumbach nach Deutschland zurück, wo er 1905 als Dreiundsechzigjähriger starb. Durch sein in den herrlichen Julischen Alpen, der damaligen Südküste Österreichs, wurzelndes Dichtertum ist er unser Landsmann geworden, und die heutige Generation, zumal die Bergsteiger-Jungmannschaft, sei ermahnt und erinnert, sich aus den Werken Rudolf Baumbachs jene Andacht und den frohen Lebensmut herauszuholen, die dieser warmblütige Sänger - ein Pionier in seiner Art — als kostbare Güter uns deutschen Menschen in die Kerzen trug.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 228


Geboren am:
28.09.1840
Gestorben am:
21.09.1905
application/pdf Rudolf_Baumbach_-_BST_1954-55_Heft_12_September_55.pdf