Fischer Franz

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Biografie:
Fischer Franz "Franzl", * Schliersee-Hausham, später München, ()
1934-1939 u.1947-1953 Hüttenwirt Oberreintalhütte,
1954 Hüttenwirt Hörnlihütte über Bad Kohlgrub,
1966 Hüttenwirt Tannheimer Hütte im Allgäu,
+ Ohlstadt (Bayern)

Im Januar 2006 wäre er 100 Jahre alt geworden, der Fischer Franzä: Bergführer, Extremkletterer, Bergretter und Hüttenwirt-Legende. Seine alpine Heimat wurden die Felswände und Dome des Oberreintals im Wetterstein. Hier, in der Zeit der ?Bergvagabunden?, war er 1934 Wirt der Oberreintal-Hütte der Alpenvereins-Sektion Garmisch-Partenkirchen, (heute Franz-Fischer-Hütte) geworden, die er mit viel Humor und großem Herz zu dem Domizil für extreme Kletterer schlechthin machte und die Kletterer um sich scharen konnte. Von außen rau war Franz Fischer eine Seele von Mensch. 1954 wurde Franz Fischer auf dem Hörnle, den Ski- und Aussichtsmugel bei Bad Kohlgrub, Hüttenwirt.
1966 übernahm er die kleine Tannheimer Hütte in den Tannheimer Bergen und machte sie zu einer beliebten Bergsteigerunterkunft.
Über den Skisport kam Franz Fischer ins Gebirge und in Kontakt mit dem "Alpinklub Hochempor", wo damals die besten Kletterer Münchens zusammenfanden: Emil Solleder, Heini Schneider, Karl Schüle, Leo Rittler, Anderl Heckmair, Otto Eidenschink. Franz Fischer schloss sich sehr früh den "Hochemporler" an und konnte viele schwere Klettertouren, vor allem im Wetterstein, durchführen. Seine Lieblingstour war die Zundernkopf-Ostwand, die er mehr als fünfzigmal durchkletterte.
Für seine vielen Bergungseinsätze wurde Franz Fischer 1936 mit dem "Grünen Kreuz für Rettung aus Bergnot" ausgezeichnet.
Franz Fischer hatte auch seine Schatteneite. Er wurde sehr früh Mitglied der NSDAP und der SA und wurde Fahrer von SA-Chef Ernst Röhm.
1916 Best.Ruchenköpfe,1805m, (Bayerische Voralpen)
1928 2.Beg.Hoher Gaif-Südwand,VI,2288m, (Wetterstein)
1930 Beg.Nördlicher Zundernkopf-Direkte Ostwand,2250m, (Wettersteingebirge)
1930 Best.Zugspitze,2964m, (Wetterstein)
1930 Beg.Plattspitze,IV,2680m, (Wetterstein)
1930 Beg.Zundernkopf-Ostwand,2278m, (Wetterstein)
1932 Beg.Kleiner Kirchturm-Südostwand "Welzenbach-Führe",V,2368m, (Wetterstein)
1934 1.Beg.Kleiner Wanner aus dem Fallkar "Plattenschuß",IV,2546m, (Wetterstein)
1951 Beg.Öfelekopf-Westgipfel-Südwestpfeiler "Rebitschweg",VI,2469m, (Wetterstein)
1.Beg.Oberreintalschrofen-Südwestkante "Fahrradkant'n-Variante Fischerverhauer",
(Oberreintal,Wetterstein)
1952 2.Beg.Hoher Gaif-Südwand,VI,2288m, (Wettersteingebirge)
Best.Großer Hundstallkopf,2559m, (Wetterstein)
Beg.Kleiner Hundstallkopf-Südgrat,2323m, (Wetterstein)
Beg.Kleiner Hundstallkopf-Ostwand,2323m, (Wetterstein)
Beg.Jubiläumsgrat, (Wetterstein)
Beg.Hochwanner-Nordwand,2776m, (Wetterstein)
Beg.Schüsselkarspitze-Südwand,2537m, (Wetterstein)
1.Winterbeg.Fleischbank-Ostwand,2187m, (Wilder Kaiser)
G.Schauer, Isny im Allgäu

Franz Fischer
Vita *4.1.1906 in Hausham bei Schliersee. Erlernter Beruf: Bäcker. Überwiegend als Hüttenwirt tätig. Ehrenmitglied des Alpenklubs Berggeist. Er starb an Herzversagen am 17. 11.1975. Grab in Ohlstadt.
Chronik Der »Fischer-Franze« gehörte zu den originellsten und beliebtesten Hüttenbetreuern. Über Fußball und Skilauf kam er zum Bergsteigen der schärferen Richtung. Als Vierzigjähriger stand er auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen noch 70-Meter-Sprünge. In der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg lebte er wochenlang als Arbeitsloser im Wettersteingebirge und lernte die damaligen Kletterkanonen vom Alpinen Klub »Hoch empor« kennen: Emil Solleder, Heini Schneider und Karl Schüle. Im Wetterstein fand er sein eigentliches bergsteigerisches Tätigkeitsgebiet, vor allem in den Wänden und Kanten um das Oberreintal.
Seine Lieblingstour war die Zundernkopf-Ostwand, die er mehr als fünfzigmal durchkletterte. Von 1934 bis Kriegsbeginn bezog er im Sommer die Oberreintalhütte der Sektion Garmisch-Partenkirchen und dann wieder von 1947 bis 1953. Er betreute die Hütte und die jungen Kletterer mit ihren mageren Geldbeuteln selbstlos und mit Humor und wurde zu einem in Bergsteigerkreisen beliebten Original. Für viele Bergungseinsätze wurde Franz Fischer 1936 mit dem »Grünen Kreuz für Rettung aus Bergnot « ausgezeichnet. 1933 führte er einen schwächeren Kameraden durch die Südostwand des Kleinen Kirchturms (V). In der letzten Seillänge brach ein großer Block aus. Franz stürzte und landete 50 Meter tiefer auf einem Band. Ergebnis: 14 Kochenbrüche, darunter Schädelbruch, Oberarmfraktur, vierfacher Unterschenkelbruch und Rippenbrüche. Trotz dieser schweren Verletzungen führte er die letzte Seillänge in sechs Stunden zum Gipfel, wo er bewußtlos zusammenbrach. Kameradschaft wurde bei ihm sein Leben lang groß geschrieben. 1954 zog Franz Fischer um auf das Hörnle, den Ski- und Aussichtsmugel bei Bad Kohlgrub, und fühlte sich dort als Hüttenwirt ohne Felskulissen und Kletterspezl nicht ganz wohl. Als Sechzigjähriger übernahm er noch die Bewirtschaftung der Tannheimer Hütte der Sektion Kempten und damit eine harte, mühsame Aufgabe. Trotzdem blieb er bis an sein Lebensende kurz vor seinem 70. Geburtstag ein Spaßvogel mit einem Schuß naiver Philosophie.
-tt-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 9, Seite 53-54

Quelle: Der Bergkamerad 1965/66, Seite 230 f
Quelle: Alpinismus 1974, Heft 1, Seite 45 f
Quelle: Alpinismus 1976, Heft 1, Seite 32
Quelle: Alpinismus 1976, Heft 1, Seite 49
Quelle: Mitteilungen des DAV 1976, Seite 32 f

Abschied von der Obeireintalhütte.
Bergführer Franzl Fischer, der König des Felsenreiches im Oberreintal, der Kamerad der Felsentiger, der Helfer in jeder Bergnot und Lage, der prächtige Wirt mit dem goldenen Herzen für die "kleinen" Leute und dem gußeisernen Humor für jung und alt, der Kletterer, der Zitherspieler, der Zechkumpan und .Autor" des Oberreintalgrußes, ist nicht mehr Oberreintalhüttenwirt, sondern seit 1. Mai Bewirtschafter der Hörnlehütte bei Bad Kohlgrub. Nur wer weiß, welch großes Erleben unsern lieben Franzl in langen Jahren mit der Bergwelt des Wettersteins, insbesondere des Oberreintals und seinen Freunden, verbunden hat, wird fühlen können, was diese "Auswanderung" für ihn bedeutet.
Quelle: Der Bergsteiger Heft 08 Mai 1954, Seite 90






Geboren am:
04.01.1906
Gestorben am:
17.11.1975

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