Willvonseder Kurt

(Bearbeiten)

Biografie:
geboren in Salzburg (Österreich)

Kurt Willvonseder
*10. März 1903 — (+) 3. November 1968
Ein jäher Herztod hat anfangs November 1968 unseren Freund und langjährigen Klubkameraden, Professor Dr. Kurt Wilivonseder plötzlich abberufen. In seiner Salzburger Heimatstadt gab ihm eine stattliche Trauergemeinde das letzte Geleite. Er beendete sein überaus wirkungsreiches Leben mit 65 Jahren.
Als Sohn einer bekannten Salzburger Apotheker-Familie legte er seine Reifeprüfung dortselbst am Bundesgymnasium mit Erfolg ab. Anschließend inskribierte er an der Wiener Universität, wo er sich pharmazeutischen Vorlesungen sowie dem Studium Germanischer Philologie unterzog. Zwischendurch war er außerordentlicher Hörer an der Hochschule in Stockholm (Skandinavistik). 1929 promovierte er in Wien zum Dr. phil., seine Dissertation: Der Untersberg und seine Sagenwelt.
Seine wissenschaftliche Laufbahn sowie berufliche Tätigkeit mit Einschluß zahlloser Veröffentlichungen war so vielseitig gewesen, daß sie hier nur ganz flüchtig erwähnt werden kann. In den dreißiger Jahren betätigte er sich am urgeschichtlichen Institut unter Professor Menghin, ferner als Mitarbeiter am Prähistorischen Referat (Bundesdenkmalamt) als Assistent an der Zentralstelle für Denkmalschutz und leitete die Abteilung für Denkmalpflege. Er habilitierte für die Urgeschichte des Menschen und wurde Privatdozent an der Universität Wien. Weiters ein Lehrauftrag für südosteuropäische Geschichte sowie für Ur- und Frühgeschichte, und schließlich wird er nach den Jahren wechselnder politischer Ereignisse 1954 Direktor des Museums Carolino Augusteum in Salzburg. Studienreisen sowie Lehraufenthalte verteilen sich auf nahezu alle Staaten Europas und Amerika. Rund 170 Veröffentlichungen sowie an die 300 Buchbesprechungen und 30 namhafte Übersetzungen über Wissensgebiete der Ur- und Frühgeschichte, über Landeskunde, Geographie, Kartographie und über sein ganz spezielles Wissensgebiet der Jung-, Mittel-, Bronze- und Urnenfelderzeit geben Aufschluß über seine Forschertätigkeit. Er arbeitete an einer archäologischen Landesaufnahme von Südtirol, dem Burgenland, dem Banat und war redaktionell unter anderem tätig an der Wiener Prähistorischen Zeitschrift. Als Krönung seines Wirkens erlebte er 1967 den Um- und Neubau des von ihm geleiteten Salzburger Museums.
Nebst seiner Wissenschafts- und Forschertätigkeit war er hochmusikalisch (trotz einer beim Bergsteigen durch Steinschlag verletzten Hand) meisterte er Klavier und Orgel, und Kompositionen von ihm fanden Aufführung im Wiener Konzerthaus, im Rundfunk u. a.
Noch im Oktober interpretierte er in einem ihm menschlich nahestehenden Kreis ein letztesmal auf der alten Museumsorgel Bach.
Was uns aber hier zuvorderst und am allernächsten berührt, ist der Bergsteiger Kurt Willvonseder, Von Jugend an mit den Salzburger Wandervögeln verbunden, durchstreift er eifrig seine Heimat. Seine Salzburger Studienfreunde, die Klubkameraden Sepp Schintlmeister, Manfred Krüttner und Karl Moldan waren ihm oft Begleiter am Berg. Wohl sein getreuester und steter Begleiter aber war Dr. Kurt Wessely, der Sohn des bekannten Linzer Bergsteigers aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Mit ihm besuchte er ständig die Ost- und Westalpen, sehr häufig die Dolomiten und das größte Erlebnis, die Durchsteigung der Monte-Rosa-Ostwand, in der sie infolge herrschender Wetterungunst etliche Tage und Nächte ausharren mußten, um doch noch dem Leben wieder gewonnen zu sein. Weitere Partner waren Walter Hiedler, Gerwin Eder, Schorsch Hecht, Max Hilber, Hubert Marschner und nicht zuletzt seine bergtüchtige Frau Paula, die viele sonnige Höhenstunden mit ihm teilen konnte.
Ich selbst durchquerte mit ihm auf Schiern das Wallis von Saas-Fee nach Zermatt. Auf der Betempshütte stießen wir auf die Klubfreunde Dr. Peter Meangya und Ing. Willi Rutscher. Gemeinsam mußten wir um die Dufourspitze drei Tage ringen, denn das Wetter war ganz entschieden gegen uns, und jeder von uns zahlte hiefür seinen Preis: mit Schneeblindheit, erfrorenen Fingern und Zehen und einer Rippenfellentzündung. Bis vor drei Jahren betrieb er noch den alpinen Schilauf, und mit seinem Jugendfreund Dr. Hans Kiener besuchte er Davos, Zermatt und das Val d’Isère.
Lieber Kurt! Das Übermaß an Arbeit als Wissenschaftler und Forscher mögen mitgewirkt haben, daß Deine Zeit so plötzlich gekürzt ward. Sei es drum! Den Inhalt Deines reichen Lebens formte der Dreiklang Arbeit, Musik, Berge!
Da es mir beschieden ist, Dir Worte des Abschieds zu widmen und ich Dir in Deiner Wiener Zeit sehr verbunden war, so glaube ich, daß Dein Lebensbild unvollständig wäre, würde ich nicht noch einmal der heiteren Stunden gedenken, die uns gemeinsam beschieden waren. Zur Zeit der dreißiger Jahre, nach dem Besuch so mancher Klubabende im damaligen Weingartl kehrte eine Anzahl von Klubkameraden in dem gegenüberliegenden Weinhaus „Zum Grenadier" oft und gerne ein. Der gute Wein und manch originelle Typen daselbst hatten es uns angetan, und so wurden wir eine festgefügte Runde froher Zecher. Und Du, Kurt, warst der Lustigsten einer; Dein stets frohes Lachen steckte an, und der Schalk saß Dir tief im Nacken. Wer von uns hätte damals in Dir den ernsten späteren Forscher und Wissenschaftler vermutet? Nun sind es ja nur mehr ein paar „Grenadiere", die sich jetzt anläßlich Deines Heimganges dieser frohen, so unbeschwerten Stunden entsinnen werden.
Gogiatti
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1969, Juli/August, Folge 1366, Seite 104-105


Geboren am:
10.03.1903
Gestorben am:
03.11.1968

Erste Route-Begehung