Moravec Fritz

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Biografie:
Moravec Fritz, * Wien, + Wien

Fritz Moravec wurde am 27.4.1922 in Wien geboren. Er blickte auf ein erfülltes Leben zurück. Schon in jungen Jahren begeisterte er sich für die Berge. Er unternahm viele klassische Anstiege, Eistouren in den Walliser Alpen und war bald auch beim Expeditionsbergsteigen dabei. Seine Expeditionen zu den hohen Gipfeln führten ihn nach Asien und Südamerika. Von 1954 bis 1966 konnte er 9 Expeditionen als Leiter oder Teilnehmer durchführen. Bis 1996 reiste er 39 mal nach Tibet. Ihm gelang 1956 als Expeditionleiter mit der Erstbesteigung des 8035 Meter hohen Gasherbrum II seinen größten Erfolg. In Afrika fand er 1957 den ?Verschollenen Berg?, die Kaiser Franz Josef-Spitze, 4216m, am Elgongrater wieder, den die Engländer durch eine Namensänderung kurzerhand von der Landkarte verschwinden ließen. Die Insel Westspitzbergen konnte er 1958 von Nord nach Süd durchqueren. Er war Bergsteigerpionier im Karakorum. Am Dhaulagiri leistete 1959 die von ihm geführte Expedition Pionierleistung. Sie entdeckte die Route über den Nordostsporn und kam bis 200 Meter unter den Gipfel. In den Anden in Südamerika konnte er über den Südostgrat des Anconcagua eine neue Route begehen und macht die dritte Begehung der Südwand.
Moravec leitete 30 Jahre die Hochgebirgsschule der Österreichen Naturfreunde am Moserboden.
Mit den Büchern ?Weiße Berge-Schwarze Menschen?, ?Dhaulagiri-Berg ohne Gnade? und ?Gefahren und Gefährten-Abenteuer auf Spitzbergen? war er auch als Schriftsteller erfolgreich.
Seine Bergpartner waren Herbert Tichy, Kal Reiss, Sepp Larch, Hans Willenpart.

1954 Expeditionsteilnehmer Zentralhimalaya, (Himalaya,Nepal)
1955 Best.Ruwenzori,5109m, (Kongo/Uganda,Afrika)
1956 Expeditionsleiter und 1.Best.Gasherbrum II über Südwestgrat, 8035m, (Karakorum,Kaschmir)
1957 Leiter der österreichischen Afrika-Expedition;
1958 Durchquerung Ny Frieslands von Nord-Süd-Durchquerung, (Westspitzbergen)
1959 Expeditionleiter Österreichische Dhaulagiri-Expedition, (Himalaya,Nepal)
1966 1.Beg.Aconcagua-Hauptgipfel-Südostgrat u.3.Beg.Südwand,3000 HM,6959m, (Anden,Argentinien)
1983 Teiln.Langtang Himal-Expedition, (Himalaya,Nepal)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Fritz Moravec,
Wiener Bergsteigerprofessor und Himalayaexperte, mußte mit einer heftigen Grippe ein Referat halten. Der Nichtraucher und strikte Antialkoholiker er-schien „gedopt“ am Rednerpult. „Zum erstenmal in meinem Leben“, so gestand er nachher, „habe ich einen Tee mit Rum getrunken! Wo ich doch das Zeug nicht einmal riechen kann!“
Quelle: Der Bergsteiger 1974, Heft 8, Seite 494
Quelle: Der Bergsteiger 1978, Seite 537 (siehe Anhang)

Fritz Moravec
Vita *27. 4. 1922 Wien; Volks- und Hauptschule, 1936-1939 Kfz-Mechanikerlehre; durch überdurchschnittlich guten Abschluß Stipendium für Ingenieurschule (1939-1942); Soldat 1942-1945 im Kaukasus und an der Hochgebirgssanitätsschule St. Johann (Tirol); 1946 Rückkehr aus französischer Gefangenschaft; bis 1948 Arbeitsinspektor, 1948-1961 Lehrer an der Berufsschule für Schlosser; 1962 Gründung der Hochgebirgsschule Glockner-Kaprun des Touristenvereins »Die Naturfreunde« und Übernahme der Leitung; seit 1968 ist in dieser Schule die »Kinderseilschaft« integriert, die erste Ausbildungsstätte für Kinderbergsteigen; zwei Söhne, eine Tochter.
Chronik Fritz Moravec entflammte sich bereits in der Lehrzeit für die Berge; seine Liebe galt klassischen Anstiegen, Eistouren in den Walliser Alpen und bald dem Expeditionsbergsteigen. Teilnehmer der ersten österreichischen Nachkriegsexpedition in den westlichen Nepal-Himalaya, Versuch am Saipal (7041 m); 1955 Ruwenzori; 1956 glückte ihm im Rahmen einer Kleinexpedition die Erstbesteigung des Gasherbrum II (8035 m), zusammen mit Sepp Larch und Hans Willenpart; 1957 Leiter der österreichischen Afrika-Expedition; 1958 Nord-Süd-Durchquerung Ny Frieslands auf Westspitzbergen; 1959 Leiter der österreichischen Dhaulagiri-Expedition; 1960 wieder auf Westspitzbergen; 1965/66 Organisator der Internationalen Naturfreunde-Andenexpedition zum Aconcagua, wobei die Südwand auf neuer Route begangen wurde. Bücher: »Weiße Berge - schwarze Menschen«, »Dhaulagiri - Berg ohne Gnade«, »Gefahren und Gefährten« (Staatspreis 1961 für Jugendliteratur). Ehrungen: Verleihung des Professor als Berufstitel 1968, Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1957, Sportehrenzeichen der Stadt Wien 1956. Mit der von ihm gegründeten »Kinderseilschaft« hat sich Fritz Moravec besonders im Bereich des Kinderbergsteigens verdient gemacht.
-th-
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 10, Seite 71-72

Prof. Dipl.-Ing. Fritz Moravec
* 27. April 1922 ? (+) 17. März 1997 Mitglied des ÖAK seit 19. Oktober 1950
Kurz vor Vollendung seines fünfundsiebzigsten Lebensjahres ist Fritz Moravec nach schwerer Krankheit verstorben. Auf eigenem Wunsch fand die Beerdigung im engsten Familienkreis statt. Ein Leben für die Berge - das ist in diesem Fall keine pathetische Floskel. ? Der berufliche Werdegang: Volks- und Hauptschule, KFZ-Mechanikerlehre, nach überdurchschnittlichen Leistungen Maschinenbaustudium, Abschluß als Diplomingenieur. - 1942 bis 1945 als Gebirgsjäger eingezogen, anschließend Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr bis 1948 Gewerbeinspektor, danach bis 1961 Berufsschullehrer, ab 1961 haupt-beruflich Angestellter der "Naturfreunde" und Leiter der Hochgebirgsschule Moserboden.
Gletscher, Eiswände, hohe Gipfel ? das war die große Leitlinie seiner bergsteigerischen Ambitionen, ergänzt durch Zähigkeit und Willenstärke. 1954 wurde er erstmals zur Teilnahme an einer Expedition eingeladen (Saipal), danach zog er fast jedes Jahr in die Weltberge. - Wer heute zum Katalog greift, um einen Sieben- oder Achttausender zu buchen, wird sich kaum eine Vorstellung machen können, was es damals bedeutete, fast alljährlich eine Expedition auf die Beine zu stellen, mit sanfter Unnachgiebigkeit Geldgeber zu bearbeiten und Behördenwege zu ebnen. - Sein größter alpinistischer Erfolg, die Ersteigung des 8.053 m hohen Gasherbrum II mit Sepp Larch und Hans Willenpart im Jahr 1956, wurde zu einem zentralen Ereignis seiner Biographie, welches ihm einen Bekanntheitsgrad und in Folge einen gewissen Handlungsspielraum verschaffte. ? Die zweite entscheidende Weichenstellung war 1961 die Umwandlung der Baustellenunterkünfte des Kraftwerkes Kaprun in eine alpine Ausbildungsstätte, deren Leitung ihm übertragen wurde. Dreißig Sommer hat er auf "seiner" Hochgebirgsschule verbracht (sie kann in der Tat trotz zahlreicher Mithelfer als seine Schöpfung gelten) - insgesamt 12.000 Bergbegeisterte wurden hier mit den Schönheiten Risiken des Alpinismus vertraut gemacht, ohne daß es zu einem ernsten Unfall gekommen wäre ? wie viele (statistische) Bergtote und wieviel Leid durch eine solide Grundschulung vermieden wurde, läßt sich nicht beziffern. Er zählte vor allem zu den allerersten, die sich systematisch mit der Jugendausbildung befaßten. "Spielerisches Lernen", auf die Psyche des Kindes zugeschnitten, hieß sein Erfogsrezept, welches zahlreiche Nachahmer gefunden hat.
Als international geachteter Experte für alpine Sicherheit, für Ausbildung, für Expeditionswesen, erhielt er schließlich den Berufstitel "Professor" und stand entsprechend im Rampenlicht der Öffentlickeit, wo eine persönliche Bemerkung unversehens als quasi amtliches Statement auf der Goldwaage liegen kann. So entwickelte er all-mählich zwei Persönlichkeiten: den offiziellen "Bergprofessor", und daneben den privaten, herzlichen "Fritz". Im Umgang mit Menschen besaß er die Talente eines guten Managers ? und wußte sie auch zu nützen. Von den rauhbeinigen Schlosserlehrlingen in der Mollardschule über selbstbewußte Spitzenkletterer bis zum akademischen Trekker spannte sich der (teilweise desillusionierend kleine) Bogen. Als oftmaliger Expeditionsboß hat er Kräche zu kalmieren und nachfolgende Prozesse zu vermeiden gewußt, und wenn ehemalige Teilnehmer spontan erklärten, sie würden jederzeit mit ihm wieder das Zelt teilen, zeugte dies von einer Wertschätzung, die nicht unbedingt jedem Expeditionsleiter zuteil wurde.
Er schrieb zahlreiche Aufsätze und mehrere Bücher, unter denen "Dhaulagiri - Berg ohne Gnade" das bekannteste war. Als Schriftleiter des "Naturfreund" beschritt er unkonventionelle Wege, nicht immer hindernisfreie Wege. Lange vor Auslaufen einer förmlichen Apartheid zwischen "roten" und "schwarzen" Alpinisten lud er unabhängig von Vereinszugehörigkeiten die unterschiedlichsten Mitarbeiter ein. In einer Zeit, als in vielen Naturfreunde-Mitgliedern das Trauma "Viererdreiß'gerjahr" noch wachgehalten wurde, einen Beitrag des bergsteigenden Bischof Stecher zu bringen ? das hatte in Tat etwas Avant-gardistisches an sich ...
Der Komplex ?Schule" erweist sich rückblickend als roter Faden, der sich durch sein gesamtes Leben zog: Seine Jahre als Berufsschullehrer, sein Wirken an der Hochgebirgschule und im Zentrum seiner letzten Jahre eine Schule in Tibet. -
Mehr als dreißig Mal hat er dieses so lang verschlossene Sehnsuchtsland der Forscher und Bergsteiger besucht und eine Hinwendung zum Buddhismus und seine Kultur entdeckt. Fühlte der gläubige Katholik, daß der östliche und der westliche Weg letzlich im gleichen Ziel münden? Mit seiner oftmaligen Umrundung des heiligen Berges Kailas wäre ihm nach buddhistischen Vorstellungen bereits das Eingehen ins Nirwana sicher ... Der Gefährdung des tibetischen Volkes und seiner Kultur durch China begegnete er auf die ihm eigene, pragmatische Weise: nicht durch flammende, letzlich wirkungslose Resolutionen weitab vom Schuß, sondern mit der Gründung einer Schule für tibetische Kinder, welcher er zuletzt seine ganze Energie widmete. Seinen zahlreichen offiziellen Ehrungen (Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik, Renner-Preis, usw.) hielt er als gleichgewichtig den ergriffenen Dank einer Straßenkehrerin in Lhasa entgegen, die ihn als Denjenigen erkannte, der ihrer Tochter den Schulbesuch ermöglichte.
Tibet und der Buddhismus - das hätte im vergangenen Dezember auch das Thema eines Vortrages in unserem ÖAK sein sollen, dem er 47 Jahre angehörte ? doch trotz eiserner Selbstdisziplin ist es nicht mehr dazu gekommen.
Er wird nicht nur seiner Familie fehlen ? das Wiener Bergsteigertum ist um eine unverwechselbare Persönlichkeit ärmer geworden.
Adi Mokrejs
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1997, Folge 1533-1534



Geboren am:
27.04.1922
Gestorben am:
17.03.1997
application/pdf Moravec Fritz - Der Bersgteiger 1983-10, Seite 34.pdf
application/pdf Professor_Moravec_-_Bergsteiger_09_78.pdf