Mehl Erwin

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Biografie:
geboren in Klosterneuburg (Österreich)
gestorben in Weidling/Klosterneuburg (Österreich)

Prof. Dr. Erwin Mehl (Wien), der erst kürzlich 60 Jahre alt wurde, erhielt vom Ski Club of Great Britain die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Nur der jetzt in Nordamerika lebende Hannes Schneider wurde bisher als Österreicher in der Liste der Ehrenmitglieder geführt. Prof. Mehl hat sich durch skihistorische Veröffentlichungen Verdienste erworben.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1951, Heft 3, Seite 44

Quelle: Ski 1960, Seite 13
Quelle: Alpin 1964, Heft 2, Seite 7 ff

Univ.-Prof. Dr. Erwin Mehl gestorben
Am 28. Dezember 1984 ist Univ.-Prof. Dr. Erwin Mehl im 95. Lebensjahr in seinem Heim in Weidling (Klosterneuburg) gestorben.
Sir Arnold Lunn nannte Mehl schon 1952 die “größte lebende Autorität auf dem Gebiete der Schigeschichte“. Das wissenschaftliche Werk Mehls umfaßt neben einigen grundlegenden Werken mehr
als 150 Veröffentlichungen. In vielen Beiträgen erforschte Mehl die Geschichte des Bergsteigens und des Schifahrens. Hier sei vor allem die “Weltgeschichte des Schifahrens von 2500 v.d.Zw. bis zum österreichischen Schilehrplan 1956 (im AV-Jahrbuch 1957) genannt.
Der Alpenverein verdankt Mehl ein Kleinrelief des Kaukasus, das er 1980 mit 67 Dias und dem Begleittext von der Elbrus-Expedition 1934 dem AV-Museum geschenkt hat.
Auszugsweise aus einem Brief d.
Herrn DR. H. FUCHS

Quelle: Winter 1959/60, Seite 444 f

Wer es unternimmt, ein kurzes Lebensbild des Univ.-Prof. a. D. Dr. phil. habil. Erwin Mehl zu zeichnen, steht vor keiner leichten Aufgabe, weil dieser so vielseitig begabt und tätig war, daß man nur die Hauptlinien seines Wirkens darstellen kann. Seine väterlichen Ahnen stammen aus Breslau, die mütterlichen aus dem Böhmerwald. Schon sein Vater, der Buchhalter Gustav Mehl, war ein ausgezeichneter Turner (österreichischer Meister im
Wasserspringen 1888) und ein eifriges Mitglied des deutschen Sprachvereines. Daher war es fast selbstverständlich, daß Erwin bereits mit acht Jahren in den Klosterneuburger Turnverein eintrat und im Währinger Gymnasium dank ausgezeichneter Lehrer große Freude an den Sprachen fand. An der Universität belegte er dann folgerichtig die Fächer Vergleichende Sprachwissenschaft, Klassische Philologie und Altertumskunde, Germanistik und Turnen. 1910 legte er die Lehramtsprüfung für den damals zweijährigen Turnlehrerausbildungskurs mit Auszeichnung ab, 1913erwarb erden Dr. phil.,trat im Herbst desselben Jahres in den Lehrdienst und machte die Lehramtsprüfungen aus Deutsch, Griechisch und Latein. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in Galizien, am Isonzo, wo er an der Brust verwundet wurde, und stand zuletzt in Rumänien. Während eines Verwundetenurlaubs bestand er 1917 die Lehramtsprüfung für den philosophischen Einführungsunterricht. Ende 1918 rüstete er als mit beiden signa laudis ausgezeichneter Oberleutnant ab.
Wegen seiner vielseitigen Verwendbarkeit wurde er gerne wieder am Realgymnasium Wien 1, Stubenbastei, aufgenommen, 1919 zum definitiven Mittelschullehrer ernannt und auch schon mit einem Lehrauftrag für Leichtathletik und Turngeschichte am Turnlehrerbildungskurs der Universität Wien betraut. Dies war der Beginn einer akademischen Laufbahn, bei der sich die praktische Ausübung aller möglichen Leibesübungen mit deren Erforschung und Lehre so glücklich verband, daß Prof. Mehl in wenigen Jahren durch seine Vorlesungen, Vorträge und Bücher zum anerkannt besten Kenner der Weltgeschichte der Leibesübungen wurde. Seine Werke ,,Grundriß des deutschen Turnens? (1923), ,,Antike Schwimmkunst? (1927), Die ?Zdarsky-Festschrift zum 80. Geburtstag des Begründers der alpinen Schifahrweise? (1936) und der,.Grundriß der Weltgeschichte des Schifahrens? (1964) legen davon beredtes Zeugnis ab.
1922 wurde Prof. Mehl zum Leiter der Wiener Universitätsturnanstalt ernannt und heiratete 1923 die Turnstudentin Margarete Regele. Dieser Ehe entsprossen die Mädchen Waltraut und Irmgard sowie der Sohn Rüdiger.
Die Arbeit für die Leibeserziehung und die Reinhaltung der deutschen Sprache bestimmten Prof. Mehls weiteres Leben. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als stellvertretender Leiter des Hochschulinstitutes für Leibesübungen in Wien u. k. (unabkömmlich) gestellt. 1940 erwarber den Dr. phiI. habil., 1941 wurde er zum Honorarprofessor für Pädagogik und Geschichte der Leibesübungen ernannt, eine Stellung, die er mit einer längeren Unterbrechung nach dem Kriege bis zu seinem 75. Lebensjahr ausfüllte.
Unter allen Leibesübungen begeisterten Prof. Mehl besonders das Schifahren -und das Bergsteigen. Im ,,Grundriß des deutschen Turnens? finden wir schon 1923 Abschnitte über den ?Schneelauf? von ihm selbst, über ?Deutsches Wandern? von Hans Kirchmeier, und über ?Bergsteigen und Klettern? von dem berühmten Wiener Bergsteiger Eduard Pichl.
Mehl hat ja auch früh angefangen. Als Mittelschüler lernte er die Wiener Hausberge Rax und Schneeberg kennen, die Maturareise führte ihn 1908 auf den Großglockner und den Dachstein, und in den folgenden fünf Jahrzehnten erstieg er viele hohe Alpengipfel, so manchen auf schwierigem Wege. 1925 stand er auf dem Montblanc und auf dem Matterhorn, 1927 war er im Gesäuse (Planspitze-Nordwand, Pichlweg) erfolgreich, 1930 gelang ihm in den Dolomiten die Ersteigung der Kleinen Zinne, der Marmolata und des mittleren Vajoletturmes, 1932 lernte er den Obmann des ÖAK, Dr. Karl Prusik, kennen, veranlaßte ihn, für Mehls Klosterneuburger Sektion des Österreichischen Touristenklubs Bergsteigerlehrgänge abzuhalten und machte mit ihm 1935 die schwierige Überschreitung des Schwingerzipfs im Gosaukamm.
Den Höhepunkt des Bergsteigerlebens Prof. Mehls bedeutete jedoch die Besteigung des Elbrus (5529 m) im Kaukasus anläßlich der Eröffnung der höchsten, heute schon wieder verfallenen Schutzhütte der Welt am Elbrussattel (5350 m) im Jahre 1934.
Während des Krieges nahm er an mehreren Hochgebirgslehrgängen für Turnlehrer teil und machte selbst Touren in den Stubaier Alpen (Zuckerhütl, Pfaff, Wilder Freiger), in den Karawanken (Obir), im Wilden Kaiser (Totenkirchl, Botzong-Kamine, Christaturm-Südostkante), in der Granatspitzgruppe (Johannisberg, Hocheiser) und im Venedigergebiet (Venediger, Keeskogel, Großer Geiger).
Nach dem Kriege war Prof. Mehl 1951 in der Brentagruppe auf der Cima Tosa und noch einmal im Wallis, 1952 auf dem Ätna und 1957 auf dem 1600 m hohen Basaltstock Herdhubreidhr in Island.
Zum krönenden Abschluß des Bergsteigerlebens gönnte er sich 1971 noch einen Flug von Kathmandu in Nepal zur Sagarmatha (Göttinmutter des Landes, Mount Everest) und brachte als erfahrener Lichtbildner schöne Erinnerungen daran nach Hause.
Dies sind nur die wichtigsten Bergfahrten des unermüdlichen Bergsteigers, was vielleicht am besten daraus hervorgeht, daß er zwischen 1908 und 1958 den Großglockner achtmal und die Ötztaler Wildspitze (3774m) sechsmal bestiegen hat.
Es würde den Rahmen einer kurzen Würdigung bei weitem überschreiten, wollte man die fast unübersehbar große Zahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Turngeschichte im umfassenden Sinne F. L. Jahns (Turnen, Leichtathletik, Gymnastik, Spiele, Schwimmen, Schifahren, Bergsteigen), des Steinschwitzbades (Sauna), der klassischen Philologie, der Heimat- und Volkskunde sowie der deutschen Sprachforschung und Sprachpflege aufzählen. So können wir abschließend nur sagen, daß Prof. Mehls Werke die Zeiten überdauern werden, ebenso wie seinen Schülern, Freunden und Verehrern sein Bild als hervorragender Gelehrter, ausgezeichneter Lehrer und fester Charakter nie verblassen wird.
Ehre seinem Angedenken!
Dr. Fritz Heinrich
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1985, Folge 1461, Seite 76 - 78

Quelle: ÖAV Mitteilungen 1985, Heft 3, Seite 35


Geboren am:
28.03.1890
Gestorben am:
28.12.1984