Wochesländer Michael

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Biografie:
Michael Wochesländer
*16. November 1905 — (+) 1. September 1972
Mit Michael Wochesländer ist einer, in unserer Gesellschaft weniger hervorgetretener Klubkameraden, gestorben, dafür aber einer von den seltenen, die jederzeit bereit waren, Hilfe in Bergnot zu leisten. In den Klub wurde er im Juli 1933 aufgenommen. Als Mitglied des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Ortsstelle Reichenau, seit November 1948, war er seit 1966 Führer einer Einsatzgruppe und stand als solcher zu jeder Zeit zum Einsatz bereit. Wie oft und unter meist recht schwierigen Verhält-nissen er verunglückten Bergsteigern oder verirrten Ausflüglern helfend beistand, wird sich nachträglich kaum erfassen lassen. Außer seiner Tätigkeit in jedem Berggelände war er aber auch selbst Bergsteiger mit Leib und Seele und, wie könnte es auch anders sein, stets ein vorbildlicher Kamerad. Abgesehen von seinen vielen Einsätzen im Rax- und Schneeberggebiet verbrachte er seinen Urlaub immer in den Bergen. Vielfach war er in den Hochschwabbergen zu sehen (Hochschwab-Südwand), im Gesäuse (Planspitze-Nordwand, Hochtor-Nordwand), in der Dachsteingruppe (Dachstein-Südwand, Pichl- und Steiner-Weg), im Kaisergebirge, in der Glocknergruppe, in der Watzmann-Ostwand, im Stubai, Zillertal und in den Julischen Alpen. Und auf einem solchen Gang ins Bergland hat ihm auch der Sensenmann unerwartet, höchst überraschend den weiteren Weg zu den Höhen verstellt. Rasch und ohne Schmerzen erlag er einem Herzschlag, eben, als er vor dem Hannover-Haus den Rucksack vom Rücken nahm, auf die Hüttenbank stellte und sich setzen wollte. So war es ihm vergönnt, noch im letzten Augenblick seines Berglebens alle Herrlichkeit seiner Berge zu schauen. Wochesländer war aber auch ein eifriger Turner und Leiter der Turnerjugend. Beruflich verschiedentlich tätig, betrieb er in den letzten Jahren in Gloggnitz die Erzeugung und den Vertrieb von Reinigungsmitteln aller Art. Ich habe „Michel" oft auf meinen Wegen auf der Rax getroffen, das letztemal vor zwei oder drei Jahren, an einem Geburtstag, den ich mit ihm bescheiden bei einem Glas „Roten" im Ottohaus feierte. Damals hat er mich noch sorglich begleitet, da ich auf dem verschneiten und vereisten Weg wegen einer Knöchelverletzung nur langsam vorwärts kam. Noch sehe ich ihn, am Lochboden die Schier anschnallen, freundlich grüßend, seinem Ziel, der Diensthütte auf dem Trinksteinsattel zustreben. Mit all seinen vielen Freunden und Gefährten möchte ich ihm zurufen: Lieber Michel Wochesländer, auf Wiedersehen in den himmlischen Bergen.
Walcher
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1974, November/Dezember, Folge 1398, Seite 178



Geboren am:
16.11.1905
Gestorben am:
01.09.1972