Pravda Leopold

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Biografie:
Leopold Pravda
*14. November 1889 — (+) 17. November 1973
Wieder hat einer der alten Getreuen unseres Klubs seine letzte Bergfahrt angetreten: Leopold Pravda, Bankvorstand i. R., starb am 17. November 1973 im Krankenhaus auf der Stolzalpe. Er muß das Ende seiner Lebenstage geahnt haben, denn sein Kartengruß vor wenigen Wochen von dort oben lautete: „Von meinem letzten Berg sende ich Dir Grüße!"
Leopold Pravda war Grazer Turnerbergsteiger, Obmann der Alpenvereinssektion Graz in den schwierigen Jahren bis 1945, Alpenklubmitglied Nummer 6, An unserem Klub hing er mit besonderer Liebe und versäumte in den letzten Jahren keines der jährlichen Treffen. Auch nach Werfen kam er, wenn auch schon schwerkrank.
Als Mittelschüler bereits den Bergen verfallen, war er in jungen Jahren Gefährte unseres Dr. Hintsteiner. In Graz, wo er es im Bankfach bis zur leitenden Stellung brachte, fand Pravda treue Freunde unter den Turnerbergsteigern und Alpenklubisten, wie Dr. Obersteiner, Kräftner, Baumgartner, Dr. Vorbeck. Im Österreichischen Alpenklub hielt er schon vor dem Ersten Weltkrieg einen Vortrag über die Berner Alpen. Er war also schon damals Mitglied.
Pravda galt zu seiner Zeit als einer der besten Felskletterer der Steiermark. Eine frühe Ersteigung des Campanile Basso und die zweite Begehung des südwestlichen Absturzes der Stangenwand im Hochschwab zeugen davon, einer Tour, an der ein Weitzenböck beim Wiederholungsversuch gescheitert war.
Die Westalpen kannte Leopold Pravda vom Montblanc bis zur Bernina. Mit Dr. Obersteiner bereiste er in der Zwischenkriegszeit Korsika und bestieg den Olymp.
Für seine Vereinstätigkeit, die nur dem Alpinismus diente, wurde er nach 1945 gemaßregelt, hat sich aber doch wieder — zum Unterschied von manchem anderen - ohne Groll dem neuerstarkten Alpenverein zur Verfügung gestellt und seine reiche Erfahrung in den Dienst der guten Sache gegeben.
Bis über den Siebziger hinaus kletterte Pravda im geliebten Hochschwabfels und bestieg als seinen letzten schwierigen Gipfel vor wenigen Jahren die Bischofsmütze. So liegt ein in der Gesamtschau glückliches Leben vor uns, dem auch langjährige russische Gefangenschaft im Ersten Weltkrieg, in die Pravda als Kaiserjäger 1914 geriet, keinen Abbruch tun konnte.
Geholfen hat ihm sicherlich in mancher schwierigen Lage sein scharfer, dem treff-sicheren Witz zugeneigter Geist. In vielen „Festschriften" anläßlich der Stiftungsfeste der alten Turnerbergsteiger sind seine humorsprühenden Aufsätze und Gedichte zu lesen, aus denen viele Wortprägungen in weitesten Kreisen geflügelt wurden.
Und wenn in seinem letzten Schreiben, einige Tage vor seinem Hinscheiden, stand „ich bin wohl oben, doch gesundheitlich tief unten", dann zeigt dies von einer inneren Bereitschaft, auch den Abschied von dieser Welt gelassen und still, wie es im Bergsteiger-lied heißt, zu nehmen.
Wir trauern um einen hervorragenden Bergsteiger und liebenswerten Menschen und werden unsern „Polderl" nie vergessen.
Zahlbruckner
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1974, Mai/Juni, Folge 1395, Seite 107


Geboren am:
14.11.1889
Gestorben am:
17.11.1973