Ender Hans

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Biografie:
geboren in Götzis (Österreich)
gestorben in Götzis (Vorarlberg)

Hans Ender
*23. Oktober 1888 — (+) 28. August 1974
Der ehemalige Stickfergger Hans Ender aus Götzis, der am 23. Oktober 1888 dort geboren wurde und am 28. August 1974 im 86. Lebensjahr nach kurzer Krankheit starb, übte seinen Beruf mit viel künstlerischem Geschick aus. Seinen Stickereimustern lagen vielfach eigene Entwürfe zugrunde. Diese Neigung zum Künstlerischen bestimmte auch seine Freizeitgestaltung. Er interessierte sich nicht nur für alle Sparten der Kunst, sondern war auch selbst als Maler und besonders als Zeichner tätig. Seine Bleistift-zeichnungen, so seine vielen Porträts von Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg, seine Blumenstudien und die die Heimatgemeinde in den Mittelpunkt stellenden Land-schaftsbilder sind in ihrer Art künstlerisch eindrucksvolle Werke. Die Einbeziehung der heimischen Bergwelt in seine Bilder verrät uns einen weiteren ausgeprägten Wesenszug, nämlich die Liebe zu seiner Heimat. Zeit seines Lebens beschäftigte ihn die Geschichte des Landes, besonders die Besiedelung der Talschaften und Berglehnen durch die in den ersten vier Jahrhunderten unseres Jahrtausends nach Vorarlberg zugewanderten Walser, ihre Charaktereigenschaften und Bauweise. Eine Fahrt in die Urheimat dieser zu uns gekommenen Umsiedler, in das Gebiet der rund um den Monte-Rosa-Stock zerstreuten Ortschaften, wie Saas Fee und Zermatt in der Schweiz, Gressoney und Macugnaga in Italien oder etwa in das ganz isolierte Bosco Gurin im Tessin, unter der kundigen Führung eines Hans Ender war ein tiefes Erlebnis. Für sein heimatkundliches Schaffen erhielt er 1961 eine Ehrengabe des Landes Vorarlberg.
Restlos ging Hans Ender jedoch in den Bergen auf oder wenn er von ihnen erzählte. Schon in jungen Jahren stieg er mit wenigen anderen Pionieren in die Berge oder er schnallte die damals noch seltenen Schier an, nur mit sehr bescheidenem Proviant ausgestattet. Der mit Hans Ender sehr befreundete Pfarrer Gebhard Wendelin Gunz hatte, als er noch Frühmesser in Altach war, bei ihm das Kletterseil hinterlegt, weil seine bei ihm wohnenden Eltern es nicht haben wollten, daß ihr bergbegeisterter Sohn so schwierige Bergfahrten unternahm.
Ihr beider Berg war die Zimba, deren Nordostgrat Gunz und Ender als die Ersten durchstiegen. Im Laufe der Zeit gab es in Vorarlberg und in den angrenzenden Gebieten kaum einen Berg, den Hans Ender nicht aus eigenem Erlebnis kannte. Er war von Natur aus kein kraftstrotzender Riese, jedoch von zäher Gesundheit. Schon als er gegen 80 ging, bestiegen wir noch den Widderstein, die Sulzfluh, die Zimba usw. Aus dem früheren Kletterer wurde mit zunehmendem Alter ein begeisterter Bergwanderer, der auch weite einsame Wege nicht scheute, für deren Verbesserung er sich selbstlos einsetzte. Daß heute der Valüraweg von der Hohen Kugel über den Freschen nach Damüls und der Hochschereweg von dort zum Schadonapaß auch von nur halbwegs Berggewohnten gefahrlos begangen werden kann, ist eine der Taten seiner letzten Jahre.
Fast 60 Jahre gehörte Hans Ender dem bei seinem Beitritt noch verhältnismäßig jungen Alpenverein an, wofür er schon vor Jahren das Goldene Verdienstabzeichen verliehen bekam. Dem Österreichischen Alpenklub ist er im Jänner 1920 beigetreten und ihm bis zu seinem Ableben treu geblieben. Im Rahmen seiner Tätigkeit im Alpenverein knüpfte er manches Freundschaftsband „über Arlberg, See und Rhein". Als in Götzis der Bezirk Montfort nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, stellte sich Hans Ender in vorderster Reihe diesem neuen Zweig des Alpenvereins zur Verfügung. Durch die Ernennung zum Ehrenmitglied brachte der Bezirk Montfort den Dank an einen seiner Gründer zum Ausdruck.
Nun ist Hans Ender nicht mehr unter uns. Bescheiden, wie er gelebt hat, ist er von uns gegangen. Sein Name wird mit der Erschließung der Vorarlberger Bergwelt immer verbunden bleiben. Wer sich zu seinen Freunden zählen und ihn bisweilen auf seinem Lebensweg begleiten durfte, ging immer beschenkt nach Hause. Für all sein Wirken sei ihm unser letzter vom Herzen kommender Dans gesagt.
Dr. Enst Längle
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1975, Mai/Juni, Folge 1401, Seite 59-61


Geboren am:
23.10.1888
Gestorben am:
28.08.1974