Landl Leopold

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Biografie:
Leopold Landl
*10. August 1882 — (+)18. Juli 1972
Nur noch ein paar Wochen, und Leopold Landl wäre 90 Jahre alt geworden. Ein Bergsteigerherz — im wahrsten Sinne des Wortes — hatte aufgehört zu schlagen. Ein Leben hatte geendet, dessen Freizeit hauptsächlich mit Bergsteigen, später auch mit Schifahren und noch später mit Faltbootfahren ausgefüllt war. Dem alpinen Vereinsleben war auch noch etwas Zeit vorbehalten, was ausschließlich dem Österreichischen Gebirgsverein (jetzt Sektion des OÖV) zugute kam. Einen umfassenden und vorbildlichen Nachruf hat unser Klubkamerad Willi End in der September/Oktobernummer des „Gebirgsfreundes" (Nachrichtenblatt der Sektion ÖGV des ÖAV) dem Verstorbenen gewidmet. Unserem ÖAK gehörte Landl seit dem Jahre 1922 an, und er war ständig bei unseren Veranstaltungen zu sehen. Sein Bergfahrtenbericht legt Zeugnis von seinem unermüdlichen Drang nach alpiner Betätigung und umfaßt weit über 2000 Bergbesteigungen, darunter so manche erwähnenswerte. Als Kamerad in den Bergen war er vorbildlich, besonders hervorzuheben sein Humor, der auch in unangenehmen Lagen seine befreiende Wirkung erzielte. Sein Wert als Führer und Begleiter auf Bergfahrten wurde noch durch das Auftauchen des ebenso vorbildlichen als wirkungsvollen (aber unbedankten) Jungmannschaftsführers des ÖGV, Ing. Edi Bruckner, erhöht, der ihn in die damals neuere Felstechnik einführte und so manche schöne und schwierige Bergfahrt mit ihm durchführte. Sein unerschöpfliches Erinnerungsvermögen an ernste und hauptsächlich heitere Bergfahrtenerlebnisse füllten so manches spätere Beisammensein mit ehemaligen Berggefährten aus. So hatte er anfänglich Bedenken, an der Korsikafahrt des Unterzeichneten teilzunehmen, weil ihm der höchste Berg Korsikas (Monte Cinto) mit 2710 m zu niedrig war, da er ein Jahr vorher den um mehr als 2000 m höheren Montblanc erstiegen hatte. Doch hielt er bei der damals expeditionsmäßigen Korsikafahrt mit und ergötzte sich schon bei dem Transport eines in Nizza erstandenen Kupferkessels aus echtem Eisenblech, den wir wegen seiner Größe zu zweit, auf dem Pickelstiel aufgehängt, transportieren mußten, als die übrigen Passagiere des Dampfers nach Korsika unverhüllt ihre Heiterkeit preisgaben. Den weiteren Transport des „Kupfer"kessels vertrauten wir einem Maultier an, das den kostbaren Gegenstand unbeschädigt bis in unser Standlager — der Bergerie Ballone, einer Alm am Fuß des Monte Cinto — brachte. Den langen Weg zum Standlager kürzte der Verstorbene durch geistreiche Gespräche mit dem erwähnten Maultier ab, die wir (Karl Pischa und der Unterzeichnete) mangels Kenntnis der Maultiersprache, aber nicht verstanden. Seine Erfahrung in korsischen Gepflogen¬heiten zeigten sich in einem geflüsterten Gespräch (um 3 Uhr früh), als wir einen Zipfel des Zeltes lüften mußten, um einen mit Gewehr behangenen korsischen Banditen (?) zu beobachten, der nach Landls Meinung auf einem bluträcherischen Pirschgang mit Duldung der hohen Obrigkeit zur Verminderung der korsischen Bevölkerung auszog. Über der Waldgrenze waren wir allein in den Bergen und konnten einige schöne Fahrten durchführen. Bei einer neuen Route auf die Paglia Orba (2520 m) taufte Landl einen Weg durch teilweise überdeckten Kaminen den „Rauchfangweg".
Jetzt mit Edi Bruckner, durchstreiften wir die Weißmiesgruppe, schlugen nach einer Besteigung des Gran Paradiso am Fuß der Grivola unseren Zeltsack auf, um wieder um 3 Uhr früh von Landl geweckt zu werden; diesmal waren wir aber dankbar, trotz der Schlafstörung einem Rudel Steinböcken zuzusehen, die um unser Zelt ästen. Landl hat immer wieder seine Erlebnisse im „Gebirgsfreund" (und auch im Jahrbuch des ÖTK) veröffentlicht, einmal den Widerstand der italienischen „Armee", als wir von Breuil auf das Matterhorn wollten, was damals, vor ungefähr 50 Jahren, verboten war. Ein Soldat mit aufgepflanztem Gewehr versprach uns allen Ernstes zu schießen, wenn wir am nächsten Tag zum Matterhorn aufbrechen sollten. Wir mußten am nächsten Tag unverrichteter Dinge abziehen und über den Großen St. Bernhard Zermatt erreichen, wo am darauffolgenden Tag doch noch Landl und Bruckner den Matterhorngipfel erreichten.
In diesen Erinnerungen gedenke ich mit Trauer meines alten Bergfreundes, der hunderte Menschen in unsere schöne Bergwelt geführt hatte.
E. Hofer
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, November/Dezember, Folge 1386, Seite 144-146


Geboren am:
10.08.1882
Gestorben am:
18.07.1972

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