Tarnóczy Eugen von

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
Eugen von Tarnoczy
Ein Chiemgauer Maler des Hochgebirges
Wenn von Bergsteiger-Malern gesprochen wird, denkt man an Compton oder Platz, deren Kunst die Wandlungen der Zeit überdauert hat. Sie (und mit ihnen eine Reihe anderer, die ebenfalls genannt werden müßten) sind Künstler gewesen, und nicht nur das, sie waren Bergsteiger, glühende Verehrer der Bergwelt, Maler, die nicht nur einer Zeitströmung, einer Geschmacksrichtung, einer Mode gehuldigt haben, sondern die Aufgabe in sich spürten, ihre schöpferische Begabung dem Hehrsten zu schenken, was wir besitzen: der Natur. Ihr Leben, ihre Kunst galt den ewigen Bergen.
Zu ihren Nachfolgern, die diese Überlieferung hüten und pflegen, gehört der in Traunstein lebende Maler Eugen v. Tarnoczy. Er verdient es, dass sein Name der Gilde der Hochgebirgsmaler zugezählt wird, und die Traunsteiner, in deren Straßen neben den Chiemgauer Alpen und den Loferer Steinbergen auch der Watzmann und der Hochkalter hereinschauen, freuen sich, dass dieser Künstler in ihren Mauern lebt und schafft. Wer sein Künstlerheim aufsucht und dort sieht und hört, was dieser Maler in den letzten Jahren und früher an Kunstwerken aus der Bergwelt hervorgebracht hat, der wird unserer Schätzung Tarnoczys beipflichten.
Maler der Berge, die als solche anerkannt und entsprechend bewertet werden wollen, müssen neben entsprechender Befähigung künstlerischer Art vor allem auch bergsteigerische Fähigkeiten und eine unbeschreibliche Liebe zur Bergwelt ihr eigen nennen. Sie müssen selbst leidenschaftliche Bergsteiger sein, im Sommer wie im Winter. Der Bergmaler muss auf den Gipfeln gestanden, muss das Wesen der Berge, ihre tausendfältige Eigenart und Verschiedenheit, aber auch ihre naturwissenschaftliche Bedeutung kennen. Er muss Topograph, Geologe und Pflanzenkenner sein, er muss die besonderen Aufgaben kennen, die einem Hochgebirgsmaler gestellt sind, und muss sie auch meistern können.
Bei Eugen v. Tarnoczy treffen all diese Voraussetzungen zu. Künstlerblut empfing er bereits aus dem Elternhaus – schon mit zehn Jahren versuchte sich der Knabe mit einem Aquarell. Sein brennender Wunsch, Maler zu werden, blieb lange unerfüllt, denn die Überlieferung der Familie verwies ihn in den Offiziersstand. 1918 nahm er aber nach schwerer Verwundung seinen Abschied und von da an widmete er sich mit ganzer Kraft und Hingabe der geliebten Kunst, für die er schon während seiner Dienstzeit jede freie Stunde verwendet hatte. Bergsteiger und Skiläufer war er längst schon geworden. Oberbayern, Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Steiermark wurden in der Hauptsache seine Arbeitsgebiete, im Oberbayerischen wurde es der schöne Chiemgau. Seine Wahlheimat. Was die Technik seiner Werke anbelangt, so arbeitet Eugen von Tarnoczy in der Natur am liebsten in Tempera. Der Reichtum der Farben ist ebenso stark wie die Feinheit der Stimmungen. Er gehört zu jenen, die die Berge malen, wie sie wirklich sind, ohne sie zu „photographieren“, ohne sich dabei der künstlerischen Eigenart und Kraft des Ausdruckes zu begeben. Seine Lehrmeisterin war und ist allein nur die Natur, die ihm zu der Ehrlichkeit der Darstellung verhilft. In seinen Winterbildern, die einer gewissen Dynamik in der Auffassung nicht entbehren, offenbart sich eine Monumentalität, die aus dem Schöpferischen der göttlichen Allmacht kommt und die der Künstler auf die Leinwand bannt, so wahr und echt im Stil, dass sie uns mit Ergriffenheit erfüllt.
An Anerkennungen hat es dem Bergmaler v, Tarnoczy nicht gefehlt. Zahlreiche seiner Werke fanden den Weg ins Amtszimmer bei den Behörden und Dienststellen in viele Privaträume. Bei vielen Kunstausstellungen in Süd- und Norddeutschland konnte man die Bergbilder dieses Chiemgauer Malers sehen. Führende Zeitungen und Zeitschriften haben sich in Wort und Bild mit ihm befaßt und ihn als einen der bedeutendsten lebenden Hochgebirgsmaler herausgestellt. Unlängst erwarb das Bayer. Kultusministerium ein größeres Ölgemälde „Watzmann“.
August Sieghardt
Quelle: Der Bergkamerad 1950 29. April, Heft 30, Seite 472-473

Quelle: Der Bergsteiger, Jahrgang 23, 1955/56, Seite 111 f

Geboren am:
17.04.1886
Gestorben am:
19.02.1978