Ipsen Karl

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Biografie:
Universitätsprofessor Dr. Karl Ipsen (+)
Binnen wenigen Tagen sind zwei Männer aus unserer Mitte geschieden, deren Verlust der Alpenverein mit tiefer Trauer beklagen muß, denen er nur in seiner Geschichte dankbar ein Ruhmesdenkmal setzen kann: Wilhelm von Burkhard und Karl Ipsen, die 1898—1906 als Präsidenten des Zentralausschusses auf die Entwicklung des D. u. Oe. Alpenvereins entscheidenden Einfluß ausgeübt hatten. An der Scheide zweier Jahrhunderte reichten sich die Beiden die Hände; mit Burkhard endete das 19., mit Ipsen begann das 20. Jahrhundert. Auch im Alpenverein vollzog sich — den damaligen Zeitgenossen kaum merkbar — ein Übergang zweier Perioden mit ihren verschiedenartigen Richtungen und Strömungen. Daß er so unmerkbar stattfand, wie das Entfalten einer Knospe zur vollen Blüte, ohne jähen Bruch, ohne Erschütterung, ist eben das unvergängliche Verdienst der beiden. Burkhard leitete mit staatsmännischem Geschick das Vergehende in die neue Zeit hinüber, Ipsen verknüpfte mit weiser Mäßigung und reger Tatkraft das sich entwickelnde Neue mit der traditionell werdenden Vergangenheit. Burkhard hatte bei Antritt seines Amtes erklärt, er werde eine „konservative Politik" befolgen, nicht um den neuen Geist zu wehren, sondern um ihm die Bahn zu ebnen; Ipsen lenkte den neuen Zeitgeist sorgsam auf den ruhigen Weg der Entwicklung. Hierin, in der Art der geistigen Führung, liegen Bedeutung, Verdienst und Ruhm der beiden weit mehr noch, als in den offenkundig sichtbaren Schöpfungen, die ihnen zu verdanken und in der Geschichte verzeichnet sind.
Dr. Karl Ipsen, Hofrat, Professor und Vorstand des Instituts für gerichtliche Medizin an der Universität Innsbruck, entstammte einem Geschlechte der kernigen Siebenbürger Sachsen. 1864 zu Mediasez geboren, vollendete er seine Studien auf der Innsbrucker Hochschule, wurde hier Assistent des Professors Dr. Kratter, dem er auch nach Graz folgte, kehrte aber nach kurzer Zeit, als dessen Nachfolger auf die Lehrkanzel für gerichtliche Medizin berufen, 1896 nach Innsbruck zurück. Seine bedeutsame wissenschaftliche Tätigkeit wurde in den akademischen Kreisen rühmlich anerkannt; das Institut hat er vorbildlich ausgebaut, seine Vorlesungen wie seine Gutachten als Sachverständiger bei. Gericht zeichneten sich durch ungemeine Klarheit und Bestimmtheit aus; um die deutschvölkische Bewegung in Tirol erwarb er sich, obwohl er kein „Mandat" annahm, als hervorragender geistiger Führer große Verdienste, ebenso auch als langjähriger Kurator der Evangelischen Gemeinde, und als grundgütiger, zu hilfreicher Tat stets bereiter Mensch wurde er von allen hoch geschätzt, die mit ihm in Berührung kamen und bald seine Freunde wurden.
Drei Eigenschaften zeichneten Ipsens vornehme Persönlichkeit aus: scharfer durchdringender Verstand, der nicht durch Äußerlichkeiten und Formen sich blenden läßt, sondern streng sachlich urteilt, weil er den. Sachen auf den Grund geht eine unermüdliche Tatkraft, stets zum Handeln bereit, zielbewußt und zugleich rechtes Maß haltend: ein ungemein weiches, für alles Schöne und Große empfängliche Gemüt, dem seine Herzensgüte entsprang, die der Weltkundige wohl als eine „Schwäche" empfinden mochte und darum trug er als Panzer für seine Güte nach außen hin oft eine gewisse Barschheit zur Schau. Aber alle brummigen Worte konnten nur schlecht seine Menschenfreundlichkeit und Liebe verhüllen, die sich in seinem Tun erwiesen. Als echter Tatmensch wollte er selbst auch nach seinem Handeln und Wirken, nicht nach Reden und Äußerlichkeiten beurteilt sein, und dieses Urteil brauchte er wahrlich nicht zu scheuen. Ein solch gerechtes Urteil hatte auch der, Alpenverein gefällt, als 1993 in Bregenz. zum erstenmale mit dem Herkommen gebrochen und unter stürmischem Beifall Präsident Ipsen und der Z.A. für eine zweite Amtsperiode, wiedergewählt wurden. Da lag bereits, das „Wirken" zutage und diesem hatte einmütige Anerkennung gefunden.
Ipsen war daheim schon von Jugend auf mit der Natur vertraut und ihr begeisterter Freund geworden, in Innsbruck umspann ihn der Zauber der Alpenwelt und nahm ihn gefangen, er wurde eifriger Bergsteiger und Mitglied des Alpenvereins. Den „Bergsteiger" fesselte die- Schönheit der Hochgebirgsnatur und ihr Wirken auf Geist und Charakter; der „Tatmensch" fand im Alpenverein einen rege schaffenden und wirkenden Organismus, dem er Sympathie und Kraft widmen konnte. Außergewöhnliche oder neue Bergfahrten, hat er nicht unternommen, anerkannte aber gerne Wagemut und Kühnheit der jetzigen Alpinisten, in deren Betätigung sah er jedoch nur „persönlichen" Gewinn, während seine Tätigkeit der Allgemeinheit zugute kommen, gemeinnützig sein sollte. Nach dem kurzen Aufenthalt in Graz zurückgekehrt, übernahm Ipsen nach dem Rücktritt Professors Dr. von Dalla-Torre die Vorstandschaft der Sektion Innsbruck, die nun bald neues, frisches Leben gewann. Das Hauptarbeitsfeld der Sektion war das Führerwesen, und hier galt, es, die Nachwirkungen der anfangs der neunziger Jahre eingetretenen Störungen gänzlich zu tilgen und gefestete. Verhältnisse zu schaffen. Schon der Beginn seiner Tätigkeit hatte die Aufmerksamkeit des Gesamtvereins erweckt und da er auch an den Generalversammlungen teilnahm, gewann er rasch Freunde und nun konnte auch Innsbruck als Vorort in Betracht kommen; in Straßburg wurde Ipsen einmütig zum Präsidenten des Z.-A. gewählt (1900).
Die Aufgabe, die ihm gestellt war, läßt sich zusammenfassen in das eine Wort: „organisieren"; Begonnenes war abzuschließen, Neues einzuleiten. Bei der damaligen Lage der Verhältnisse stand das Führerwesen im Vordergrunde der praktischen Interessen. Hier hatte schon Burkhard wesentlich vorgearbeitet und im gleichen Sinne auch Ipsen als Sektionsvorstand, der nun als Zentralpräsident die Sache zum Abschluß brachte. Das Nähere hierüber findet sich in der Geschichte ausführlich behandelt, und auch der sonstigen Weitgreifenden, schöpferischen Tätigkeit Ipsen's kann an dieser Stelle nur mit wenigen kurzen Schlagworten gedacht werden: Ergänzung der Weg- und Hüttenbauordnung, Einführung der Wegtafeln, neue Hüttenschlösser, Deckung der Schäden bei Hütteneinbrüchen, Anstellung eines eigenen Kartographen für den Alpenverein, Organisation des Rettungswesens und der Zentralbibliothek. — Auch wer nur nach äußeren Umständen urteilen wollte — wie Zunahme an Sektionen und Mitgliedern, günstigste Finanzlage. Ansehen und Geltung im öffentlichen Leben — wird die Periode unter Burkhard und Ipsen eine Glanzzeit des Alpenvereins nennen. Nun sind beide dahin gegangen, und wir können nur in schlichter Trauer sagen: Ihr bleibt leben im Angedenken so lange der Alpenverein besteht und die Berge ragen, die Ihr ja geliebt und betreut habt.
Johannes Emmer.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1927, Seite 98

Dr. Karl Ipsen (1864 – 1927)

Dr. Karl Ipsen, Hofrat, Professor und Vorstand des Instituts für gerichtliche Medizin an der Universität Innsbruck, entstammte einem Geschlechte der kernigen Siebenbürger Sachsen. 1864 zu Mediasez geboren, vollendete er seine Studien auf der Innsbrucker Hochschule, wurde hier Assistent des Professors Dr. Kratter, dem er auch nach Graz folgte, kehrte aber nach kurzer Zeit, als dessen Nachfolger auf die Lehrkanzel für gerichtliche Medizin berufen, 1896 nach Innsbruck zurück. Seine bedeutsame wissenschaftliche Tätigkeit wurde in den akademischen Kreisen rühmlich anerkannt; das Institut hat er vorbildlich ausgebaut, seine Vorlesungen wie seine Gutachten als Sachverständiger bei. Gericht zeichneten sich durch ungemeine Klarheit und Bestimmtheit aus; um die deutschvölkische Bewegung in Tirol erwarb er sich, obwohl er kein „Mandat" annahm, als hervorragender
geistiger Führer große Verdienste, ebenso auch als langjähriger Kurator der Evangelischen Gemeinde, und als grundgütiger, zu hilfreicher Tat stets bereiter Mensch wurde er von allen hoch geschätzt, die mit ihm in Berührung kamen und bald seine Freunde wurden.

Drei Eigenschaften zeichneten Ipsens vornehme Persönlichkeit aus: scharfer durchdringender Verstand, der nicht durch Äußerlichkeiten und Formen sich blenden lässt, sondern streng sachlich urteilt, weil er de. Sachen auf den Grund geht; eine unermüdliche Tatkraft, stets zum Handeln bereit, zielbewusst und zugleich rechtes Matz haltend: ein ungemein weiches, für alles Schöne und Große empfängliche Gemüt, dem seine Herzensgüte entsprang, die der Weltkundige wohl als eine „Schwäche" empfinden mochte und darum trug er als Panzer für seine Güte nach außen hin oft eine gewisse Barschheit zur Schau. Aber alle brummigen Worte konnten nur schlecht feine Menschenfreundlichkeit und Liebe verhüllen, die sich in seinem Tun erwiesen. Als echter Tatmensch wollte er selbst auch nach seinem Handeln und Wirken, nicht nach Reden und Äußerlichkeiten beurteilt sein, und dieses Urteil brauchte er wahrlich nicht zu scheuen.

Ein solch gerechtes Urteil hatte auch der, Alpenverein gefällt, als 1903 in Bregenz. zum erstenmale mit dem Herkommen gebrochen und unter stürmischem Beifall Präsident Ipsen und der Z.A. für eine zweite Amtsperiode, wiedergewählt wurden. Da lag bereits, das „Wirken" zutage und diesem hatte einmütige Anerkennung gefunden.
Ipsen war daheim schon von Jugend auf mit der Natur vertraut und ihr begeisterter Freund geworden, in Innsbruck umspann ihn der Zauber der Alpenwelt und nahm ihn gefangen, er wurde eifriger Bergsteiger und Mitglied des Alpenvereins. Den „Bergsteiger" fesselte die- Schönheit der Hochgebirgsnatur und ihr Wirken auf Geist und Charakter; der „Tatmensch" fand im Alpenverein einen rege schaffenden und wirkenden Organismus, dem er Sympathie und Kraft widmen konnte. Außergewöhnliche oder neue Bergfahrten, hat er nicht unternommen, anerkannte aber gerne Wagemut und Kühnheit der jetzigen Alpinisten, in deren Betätigung sah er jedoch nur „persönlichen" Gewinn, während seine, Tätigkeit der Allgemeinheit Zugute kommen, gemeinnützig sein sollte. Nach dem kurzen Aufenthalt in Graz zurückgekehrt, übernahm Ipsen nach dem Rücktritt Professors Dr. von Dalla-Torre die Vorstandschaft der Sektion Innsbruck, die nun bald neues, frisches Leben gewann. Das Hauptarbeitsfeld der Sektion war das Führerwesen, und hier galt, es, die Nachwirkungen der anfangs der neunziger Jahre eingetretenen Störungen gänzlich zu tilgen und gefestete. Verhältnisse zu schaffen. Schon der Beginn seiner Tätigkeit hatte die Aufmerksamkeit des Gesamtvereins erweckt und da er auch an den Generalversammlungen teilnahm, gewann er rasch Freunde und nun konnte auch Innsbruck als Vorort in Betracht kommen; in Straßburg wurde Ipsen einmütig zum Präsidenten des Z.-A. gewählt (1900).
Die Aufgabe, die ihm gestellt war, lässt sich zusammenfassen in das eine Wort: „organisieren"; Begonnenes war abzuschließen, Neues einzuleiten. Bei der damaligen Lage der Verhältnisse stand das Führerwesen im Vordergrunde der praktischen Interessen. Hier hatte schon Burkhard wesentlich vorgearbeitet und im gleichen Sinne auch Ipsen als Sektionsvorstand, der nun als Zentralpräsident die Sache zum Abschluss brachte. Das Nähere hierüber findet sich in der Geschichte ausführlich behandelt, und auch der sonstigen Weitgreifenden, schöpferischen Tätigkeit Ipsen's kann an dieser- Stelle nur mit wenigen kurzen Schlagworten gedacht werden:
Ergänzung der Weg- und Hüttenbauordnung, Einführung der Wegtafeln, neue Hüttenschlösser, Deckung der Schäden bei Hütteneinbrüchen, Anstellung eines eigenen Kartographen für den Alpenverein, Organisation des Rettungswesens und der Zentralbibliothek. — Auch wer nur nach äußeren Umständen urteilen wollte — wie Zunahme an Sektionen und Mitgliedern, günstigste Finanzlage. Ansehen und Geltung im öffentlichen Leben — wird die Periode unter Burkhard und Ipsen eine Glanzzeit des Alpenvereins nennen.
Klaus Oberhuber