Zimmer Ernst

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Biografie:
Prof. Dr. Ernst Zimmer (+)
Die Sektion Lübeck wurde im Jahre 1965 von einem schweren und besonders schmerzlich empfundenen Verlust betroffen: am 21. März verstarb im 78, Lebensjahr an den Folgen einer Operation der Oberstudiendirektor i. R. Professor Ernst Zimmer, Ehrenmitglied der Sektion und durch mehr als ein halbes Jahrhundert ein treuer Freund des Alpenvereins.
Professor Zimmer war der erste Jubilar in der Geschichte der Sektion, dem das goldene Edelweiß verliehen wurde. Er war zugleich auch der erste und einzige „Jugendführer des DOeAV", den es in den Reihen der Sektion Lübeck gegeben hat. Das Jugendbergsteigen, in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen noch ganz in den Anfängen stehend, lag ihm besonders am Herzen. Eine Jugendgruppe gab es damals in Lübeck noch nicht; so wanderte Ernst Zimmer auf Schulfahrten mit seinen Primanern in die Berge, engagierte einen Bergführer und nahm einen Teil der Jungen selber ans Seil. Es zeugt von seinem Unternehmungsgeist, aber auch seinem Mut zur Verantwortung, daß er seinen Schülern auch höhere Bergziele setzte: den Schwarzenstein und das Schönbichler Horn, Schaufelspitze, Schrankogel und Ruderhofspitze, Gefrorene Wandspitze und Hohen Sonnblick. Er selber, der in den ge-samten Ostalpen von der Rax bis zum Ortler zu Hause war, ließ es nicht gelten, wenn man ihn als großen und erfahrenen Bergsteiger bezeichnen wollte; er sah sich als einen Liebhaber der Berge, und damit traf er sicher das Wesen seiner Begeisterung für die Gebirgswelt.
So wie Prof. Ernst Zimmer seinen jungen Freunden ein verantwortungsbewußter Mentor und Wegweiser in die Bergwelt war, so wurde er nach dem Kriege für die Lübecker Alpenvereinsmitglieder ein treuer Helfer und besonnener Ratgeber beim Wiederaufbau der Sektion. Trotz seiner bis zuletzt sehr umfangreichen wissenschaftlichen Tätigkeit war er als Senior des Ältestenrates immer zur Stelle, wenn es galt, die Gegensätze der Meinungen auszugleichen und in schwierigen und delikaten Problemen die Lösung zu finden. Nicht nur durch geistige Überlegenheit und philosophische Abgeklärtheit, sondern vor allem durch seine liebenswürdig-vermittelnde Art und seine große menschliche Güte ist er gleichsam zum Mittelpunkt und zum Vater seiner Sektion geworden. Wenn die Sektion Lübeck in zwei Jahren der 75jährigen Wiederkehr ihres Gründungstages gedenken wird, dann wird sie sich in Dankbarkeit und Verehrung auch ihres ersten goldenen Jubilars und Ehrenmitgliedes erinnern, und es wird die Lücke, die der Tod gerissen hat, noch einmal besonders schmerzlich fühlbar werden.
Das weltbekannte Buch, das unter dem Titel „Umsturz im Weltbild der Physik" das Lebenswerk Ernst Zimmers zusammenfaßt, schließt mit dem schönen und treffenden Gleichnis: "Die Suche nach Wahrheit ist wie eine Wanderung ins Hochgebirge ...". Für alle, die im Bergsteigen mehr als nur körperliche Betätigung sehen, mögen diese Worte ein geistiges Vermächtnis bedeuten, einen mahnenden Hinweis darauf, daß die 'Gipfel der Berge als Symbol jener absoluten und göttlichen Wahrheit gesetzt -sind, die den Menschen ein nie erreichbares, aber doch ewig lockendes Ziel sein wird: „... Einen neuen Gipfel haben wir erstiegen. Schon winkt der nächst höhere."
Pu.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1966, Heft 4, Seite 104-105



Gestorben am:
21.03.1965