Saliger Rudolf

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Biografie:
Rudolf Saliger
* 4. März 1915 — (+) 25. April 1982
Gemeinsam sind wir ein gutes Stück Weges in den Bergen gegangen. Du warst stets ein guter, aufmerksamer Partner, fröhlich und immer zu Späßen aufgelegt. Noch klingt mir Dein jungenhaftes Lachen in den Ohren. Wie war es doch, als wir gemeinsam mit Lukan und Hausner den Trichterweg durch die Göll-Westwand durchstiegen; der messerscharfe Reitgrat, wo jeder um seine Männlichkeit besorgt war, der schmalzige Überhang der nur mit einer akrobatischen Spagatstellung überwunden wurde und dann der abenteuerliche Abstieg nach Berchtesgaden. Nie hast Du Deinen Humor verloren, Dein Optimismus war ansteckend. Unsere erste gemeinsame Tour in den Dolomiten, viele Fahrten haben wir geschafft und als Krönung die Tofana-Südwand. Ja, das war kurz nach dem Krieg, auf einer Alm waren wir gut aufgehoben, dort hast Du täglich an die 4 Liter Milch getrunken, deshalb lange Zeit Dein Spitzname: „Das Milchbaby". Noch sehe ich uns, wie wir mit Deinem Tatraplan eine Kriegsstraße in den Julischen Alpen bis zu ihrem Ende hinauffuhren, dann war Schluß und wir konnten nicht weiter. Das Umdrehen des schweren Wagens war eine Millimeterarbeit, wir haben es gemeinsam geschafft, ohne Jammern, ohne Fluchen, ohne Krampf. Oder die Birnhorn-Südwand als Wochenendausflug, wir sind damals alles seilfrei gegangen. Der „Kokshaufen" hat Dir nicht besonders gefallen, Deine Welt war der sonnige Dolomitenfels, in dem Du oft Deinen Urlaub verbracht hast. Viele schöne Touren sind Dir dort gelungen, die Schleierkante, die Sass-Maor-Ostwand, in den Zinnen und in vielen, vielen Berggruppen. Ich kenne nicht alle Deine großen Fahrten, denn Du hast nie damit geprahlt und aufgetrumpft. Durch Dein konziliantes Wesen hast Du Dir viele Freunde geschaffen: Fritz Kasparek, Karl Lukan, Hans Hauser, Erich Vanis, Anderl Edlinger und viele andere. Als praktischer Arzt war Deine Freizeit kurz bemessen; im späteren Alter nahmst Du deshalb einen Bergführer als Gefährten und stiegst noch immer fleißig in die Berge. Du hast Dein Leben richtig genossen, nicht extrem, sondern still und bescheiden, ohne Aufsehen und Sensationen. Als ich Dich das letztemal im weißen Ärztekittel sah, hatte ich noch keine Ahnung, daß Du an einer heimtückischen Krankheit leidest, Du hast Dich gut getarnt und nichts verraten. So still und bescheiden, wie Du im Leben warst. so bist Du auch im Tod von uns gegangen, ohne Pomp und Prunk, niemand hat von Deinem Scheiden aus dem Leben etwas erfahren. Nimmer höre ich Dein fröhliches Lachen, nimmer sehe ich Deine schelmischen Augen, Du bist hinübergewandert in das Jenseits, in das wir alle kommen. Bei jedem Berg, den ich sehe und den wir gemeinsam bestiegen, werde ich Deiner gedenken, mit frohem Herzen an die Zeit, wo wir unbeschwert mit Seil, Pickel und den Skiern durch die Landschaft zogen und uns erfreuten an der Natur, an unserem Leben.
Hans Schwanda
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1982, November/Dezember, Folge 1446, Seite 120-121


Geboren am:
04.03.1915
Gestorben am:
25.04.1982