Zumkehr Reinhard

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Biografie:
Seefahrer mit Gold im Ohr:
Zumki auf der Hörnli-Hütte
Sicher hätte das Matterhorn, wenn es träumen könnte, sich niemals träumen lassen, daß ein Seefahrer mit Goldring im Ohr die Geister betreut, die es nicht rief und die ihm - bis zu 300 an schönen Tagen - mit Haken und Seilen zu Leibe rücken...
Irrtum ausgeschlossen - Zumki begann seine Abenteuer in Puerto Rico auf der Gal-lenka, einem Thunfischfrachter, dessen Kapitän sich gerade erschossen hatte. Bum. Ein schlechtes Vorzeichen war das, meint er heute, und hätte ihn warnen müssen. Im Bauch des Schiffes, wo er als gelernter Elektromonteur zu tun hatte, wurde es auch nicht besser. Wenig Landgang, ölige Luft und dann der Krach! So hatte er sich die christliche Seefahrt nicht vorgestellt.
Reinhard Zumkehr, Jahrgang 1952 und Sohn eines Mannes, der in Zinten bei Königsberg auf die Welt kam, wo sein ausgewanderter Vater als schweizer Schweizer deutsche Reichsmark verdiente, kehrte um einige Erfahrungen reicher in die Heimat zurück. Er abenteuerte weiter, verdingte sich auch als Kellner und als Pistenwalzer auf dem Rosa-Plateau, wo man zu jeder Jahreszeit Skilaufen kann, bis er schließlich den Job auf der Hörnlihütte bekam.
Seit der 74er-Saison ist er mit Herz und Seele dabei, und wenn die Hütte dem Ansturm der „Horn"-Aspiranten nicht mehr gewachsen ist, spannt er nachts Hängematten .auf: „Für mich", sagt Zumki, „das hygienischste und praktischste Notlager und wärmstens allen Kollegen zur Nachahmung empfohlen!"
Der Goldring, der in einem Loch seines linken Ohrläppchens steckt, ist von Susi, der Gefährtin, die mit ihm die Aufregungen der Matterhornsommer teilt. „Aber mein Ur-großvater Alois Pollinger trug auch einen, wie früher alle Walliser und Appenzeller, die auf sich hielten", erzählt er weiter. „Das war ein Kerl, berühmt als Bergführer und viel mit Engländern unterwegs. Wenigstens 200mal stand er auf dem Gipfel des Cervin, und das für 20 Franken pro Tour!" Zumki dagegen ist bisher nur einmal, und wenig begeistert, einem Freund auf den Gipfel des „Berges der Berge" gefolgt. „Klettern - na ja. Aber nicht aus Leidenschaft" sagt er und lacht.
Kein Wunder, daß der gebürtige Adelbodener sein Erspartes in ein neun Meter langes Hochseeboot (Stahlknickspantenbauweise!) steckt. Die Seefahrerei - solange sie nicht im Bauch eines Thunfischfrachters stattfindet - ist sein romantischer Traum geblieben. „Irgendwann", sinniert Zumki und zupft versunken an seinem Zigeunerring im Ohr, „bin ich soweit. Dann umsegle ich mit Vater und Susi die Welt!" Matterhorn - da ist er sich ganz sicher — wird sein Schiff bestimmt nicht heißen...
-ine.
Quelle: DAV Mitteilungen 1978, Heft 3, Seite 163