Burckhardt Emil

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Biografie:
Burckhardt Emil Dr., * Basel (Schweiz)

Emil Burckhardt war seit 1860 Mitglied und 1900 Ehrenmitglied in der Sektion Basel. Der erfolgreiche Bergsteiger konnte über 300 Gipfel und Pässe besteigen. Die Berninagruppe hat Burckhardt dreizehnmal besucht, erstmals als Dreizehnjähriger und zuletzt mit achtundsechzig Jahren, bis er sie völlig erforscht hatte und kein einziger Gipfel mehr unbestiegen geblieben war, daunter sechs Erstbesteigungen und mehrere neue Routen. Im Jahre 1888 bestieg er mit Bergführer Hans Grass zusammen nochmals den Piz Bernina, der schon zwanzig Jahre früher ihr erstes großes Ziel war. Oft war der Pontresiner Führer Grass sein Begleiter.
Das zweite Gebiet, das Burckhardt erforscht hat, war das Berner Oberland. Mindestens fünfzehnmal hat er es aufgesucht und alle hohen Berge nahezu lückenlos bestiegen. Besonders schätzte er auch Pässe und Übergänge. Das Finsteraarjoch nennt er den schönsten Gletscherpass. In diesem Gebiet hat er auch Gewaltstouren gemacht, so 1872 den Eiger von Grindelwald aus und im Jahr darauf die Jungfrau von der Wengernalp aus und nach einem Biwak den Mönch und Abstieg nach Grindelwald mit Peter Egger von Grindelwald. Mit Egger konnte er noch manche Besteigung glücklich durchführen, so auch die Besteigung des Bietschhorns, das sich einige Jahre besonders hartnäckig widersetzt hatte und sich erst nach dem fünften Versuch im September 1878 endlich ergab.
Erst 1873 wandte sich Burckhardt den Zermatter Bergen zu. Er stie über die Gemmi nach Zermatt, aufs Matterhorn, den Monte Rosa, ins Zeltbiwak am Hohlicht und aufs Weisshorn, alles innerhalb sieben Tagen zusammen mit Fritz Bischoff von Basel und den Grindelwaldner Führern Peter Egger und Peter Bohren. 1880 besteigt er Zinalrothorn, Dom und Strahlhorn. Im nächsten Jahr folgte vom Riffelberg aus die wundervolle Lyskammüberschreitung vom Felik- zum Lysjoch mit Christen Jossi und Gabriel Taugwalder, eine Überschreitung des Nadelgrates auf teilweise neuem Weg mit Prof. Schulz; und endlich 1885 und 1889 heimst er so ungefähr alles ein, was noch übrigbleibt. Von sämtlichen Zermatter Gipfeln sind vielleicht nur Täschhorn und Dent d' Hérens unbestiegen geblieben.
Einen neuen Weg über die Südostflanke vom Verstanklahorn führte Christian Jann am 20. Juli 1874 mit Dr. Emil Burckhardt aus Basel durch, indem sie südwestlich vom Einstieg der ersten Besteigungen die Felsen anpackten und dann ein langes, steiles Schneecouloir bis fast zum Gipfel verfolgte. Es scheint dies die dritte Besteigung gewesen zu sein. Seine Führer waren meistens Hans Grass, Peter Egger und Christen Jossi.
Im Alter zog sich Emil Burckhardt mehr und mehr auf seinem Landsitz in Arlesheim zurück.

1868 1.Best.Bellavista über Nordostgrat,3893m, (Berninagruppe)
1968 1.Best.Piz Gambrena,3603m, (Berninagruppe)
1868 Best.Piz Bernina,4049m, (Berninagruppe)
1871 1.Beg.Trugberg-Ostflanke u.Südostgrat,3933m, (Berner Alpen)
1872 Best.Eiger von Grindelwald,3970m, (Berner Alpen)
1873 Best.Matterhorn,4478m, (Walliser Alpen)
1873 Best.Monte Rosa,4634m, (Walliser Alpen)
1873 Best.Hohlicht, (Walliser Alpen)
1873 Best.Weisshorn,4505m, (Walliser Alpen)
1873 Best.Jungfrau von der Wengernalp,4158m, (Berner Alpen)
1873 Best.Mönch und Abstieg nach Grindelwald,4107m, (Berner Alpen)
1874 3.Best.u.1.Beg.Verstanklahorn-Südostwand „Jaun-Burckhardt-Führe“,3298m, (Silvretta)
1878 Best.Bietschhorn,3934m, (Berner Alpen)
1878 Best.Piz Calderas vom Calderassattel,3130m, (Oberhalbstein,Graubünden)
1878 Best.Blümlisalphorn,3661m, (Berner Alpen)
1880 Best.Zinalrothorn,4221m, (Walliser Alpen)
1880 Best.Dom,4545m, (Walliser Alpen)
1880 Best.Strahlhorn.4190m, (Walliser Alpen)
1881 Überschr.Lyskamm vom Felik- zum Lysjoch,4527m, (Walliser Alpen)
1881 Überschr.Nadelgrat, auf teilweise neuem Weg, (Walliser Alpen)
1881 1.Beg.Hohberghorn-Südwestgrat,4219m, (Walliser Alpen)
1885 1.Best.Großhorn-Südgrat,3762m, (Berner Alpen)
1888 Best.Piz Bernina,4049m, (Berninagruppe)
1893 1.Beg.Dreiländerspitze-Westflanke im Abstieg,3212m, (Silvretta)
1.Überschr.Fletschhorn,3996m, (Walliser Alpen)
1.Überschr.Lyskamm,4527m, (Walliser Alpen)
Best.Piz Languard,3262m, (Livigno-Alpen,Graubünden)
1.Best.Piz Bellavista,3922m, (Berninagruppe)
1.Best.Piz Cambrena,3606m, (Berninagruppe)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Erste Besteigung des Piz Bellavista mit H. Grass.
Erste Besteigung des Piz Cambreno mit H. Grass.
Erste Überschreitung des Fletschhorn und Lyskamm.
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Dr. EMIL BURCKHARDT
11. Dezember 1846 - 23. August 1926
An einem wolkenlosen Augustnachmittag wurde in Basel unter dem schlichten Zeremoniell, das er sich selbst bestimmt hatte, dieser ehrwürdige Veteran zu Grabe getragen, der heutigen Generation nur mehr dem Namen nach bekannt, aber einst unter seinen Kollegen als unermüdlicher, erfolgreicher Berggänger und vornehmer, ritterlicher Charakter allgemein beliebt und verehrt. Er war nicht nur, sondern fühlte sich auch noch als einer von der alten Gilde und unterliess es nie, seinem Namen mit Stolz die Buchstaben S, A. C beizufügen. Denn das bedeutete für ihn noch einen Ehrentitel und keine blosse Förmlichkeit. Der rechte Bergsteiger war ihm eben nicht allein ein Wesen, das sich auf Grund seiner physischen Leistungsfähigkeit viel in den höchsten Regionen herumgetan, sondern das sich auch durch den Adel seiner Gesinnung auszeichnen sollte vor dem Durchschnittsmitmenschen.
Als 18jähriger Gymnasiast weilte er 1864 im Pfarrhaus Grindelwald, von wo aus Fellenberg die erste Besteigung des Ochs unternahm und gemeinsam mit Aeby und Gerwer die zweite des Gross-Schreckhorns. «Aus jener Zeit », schreibt B., «datiert für mich die Liebe und Begeisterung für die Berge. Der Schreckhornbesteigung, damals eine eigentliche schweizerische Bergsteigertat ersten Ranges, sah ich von den sogenannten grünen Wangen oberhalb des Zäsenbergs zu, nicht wenig stolz auf die drei Schweizer Bergsteiger, welche das vollbrachten, was bisher als unerreichte und nicht mehr zu erreichende Leistung der Engländer gegolten hatte.» Burckhardts Tourenverzeichnis weist an die 300 Namen meist schweizerischer Gipfel und Pässe, worunter zahlreiche Erstbesteigungen, auf. Nur eine frühe Reise nach Skandinavien (Galhöpping), ein gelegentlicher Besuch des Montblanc und eine ausgiebige Bekanntschaft mit dem Ortler in späteren Jahren führten ihn ausser Landes. Dabei war es ihm nicht sowohl um Rekorde, als vielmehr um systematische und gründliche Durchforschung von ihm liebgewordenen Gebirgsgruppen zu tun, wobei die Hochpässe ebenso zu ihrem Recht kamen wie Gipfel und lange Kammwanderungen, manchmal tief im Spätherbst oder sogar im Winter. Mit Ausnahme des Täschhorns und der Dent d'Hérens blieb kein einziger Gipfel um Zermatt, im Oberland und im Berninagebiet von ihm unbestiegen, manche wurden mehrmals besucht, und daneben fanden Combin, Vélan, Gelé, die Berge des Binn, der Trift, des Gotthard, der Adula sowie die nördlichen und östlichen Bündnerberge volle Beachtung. An Erstbesteigungen sind zu nennen : Pizzas Bellavista, P.Cambrena,Arlas, Muretto, Fora, Sasso d'Entova, Crast'agüzza Ostgrat, ein neuer Weg am PaIü, Disgrazia, Glüschaintpass und Fuorcla Crast' agüzza. Er war der eigentliche Entdecker des Fedoztales. Grossartige Leistungen bildeten die zweite Überschreitung der Güssfeldtscharte, die Disgraziatour von Maloja aus in 2 Tagen, die Palü- und die Argient-Zupo-Überschreitungen oder die Passwanderung Pontresina-Sellapass-Fuorcla Crast' agüzza Pontresina in einem Tage.
Im Berneroberland interessierte er sich lange Zeit für die Nordostwand des Finsteraarhorns und für die Fiescherwand vom Zäsenberg aus. Trotz vielen zähen Kämpfen mit schlechtem Wetter gelangen ihm hier auch namhafte Fahrten, so die Erstersteigung des Trugbergs, des Nässihorns, des Gwächten, neue Wege am Nest-, Gross- und Lötschentaler Breithorn, die Überschrei¬tung des Ochs von Schwarzegg nach Bergli, das Gwächtenjoch. Den Eiger hat er von Grindelwald aus bestiegen und die Jungfrau von der Wengernalp, mit Mönch und Grindelwald als Ziel des zweiten Tages. Eiger-, Jungfrau- und Schmadrijoch wurden bewältigt und das Bietschhorn unzählige Male belagert. Im Wallis führte der erste Besuch nach zweitägiger Hinreise zu Fuss in weiteren 4 Tagen auf Matterhorn, Monte Rosa und Weisshorn. Eine erste Lyskamm-Überschreitung vom Felik- zum Lysjoch (notabene vom Riffelberg aus) zeugen ebenso für seine Leistungsfähigkeit wie eine Fletschhorntraversierung von Laquin nach Rossboden. Auch die Überschreitung des Hohberghorns auf teilweise neuem Weg und einige kleinere Erstlingstouren wären noch erwähnenswert, wenn diese trockene Aufzählung nicht zu wenig sagte. Man muss die prachtvollen Schilderungen des jungen Burckhardt, die manchmal an den Stil Weilenmanns heranreichen und die er in gegen 100 Vorträgen im Schosse der Sektion Basel mitteilte, kennen, um zu bedauern, dass er damit so wenig an die Öffentlichkeit getreten ist. Kurze Auszüge davon hat er einzig in den Jahrbüchern 14 und 21 in knapper, sachlicher Fassung niedergelegt. Eine eingehende treffliche Studie über die Dufour- und Siegfriedkarte und ihre Urheber ist noch als Manuskript ge¬druckt, sonst hat er sich je länger je mehr gescheut, aus, seiner selbstgewollten Bescheidenheit und Vereinsamung hervorzutreten. Dafür bewährte er sich bis zuletzt als generöser Gönner und eifriger Freund und Berater seiner geliebten Sektion Basel. Es war ihr daher eine Genugtuung, ihn 1900 zum Ehrenmitglied zu ernennen und der Generalversammlung des S.A.C. von 1907 ebenfalls als solches vorzuschlagen. Übrigens hat er der Sektion 2 Jahre lang als Schreiber und 16 Jahre als Statthalter treu gedient.
Seine Touren unternahm er stets nur in Begleitung von zweien der besten Führer, so jahrelang von Hans Grass und Peter Egger, später auch Chr. Jossi, Joh. Engi u. a. Von ihnen allen hat er stets mit grösster Achtung gesprochen und ihnen Dank und Anerkennung gezollt.
Seit Jahren suchte ihn ein schweres und schmerzhaftes körperliches Leiden heim. Aber nie wäre eine Klage über seine Lippen gedrungen. Mit ihm ist ein immer vornehmer, für alles Schöne begeisterter, aber auch stets für Selbstzucht und Selbstbescheidung einstehender Vertreter einer längst verschwundenen, ja einer wahrhaft grossen Zeit des Bergsteigertums dahingegangen.
C. Egger.
Quelle: SAC - Chronik des SAC und kleine Mitteilungen 1926, Seite 141



Emil Burckhardt ( 1846-1926 )
In der Sektion Basel: Schreiber 1872-1874, Statthalter 1876-1892, Mitglied des Exkursionskomitees 1897-1904. Ehrenmitglied der Sektion Basel 1900 und des Gesamtclubs 1907.
Emil Burckhardt gehörte zu jenen Bergsteigern, welchen die Alpen noch eine einsame und fast unberührte Welt bedeuteten. Herr und Führer waren damals eine Einheit, wie sie selten mehr zu finden ist; auch darf der Führerlose von heute nicht der irrtümlichen Meinung verfallen, jene Herren seien etwa lauter unbeholfene Lasten gewesen, jeder Initiative bar und ohne eigene Kraft. Das Gegenteil war der Fall. Sie trafen freilich keine Prachtshütten an als Sprungbretter hoch oben am Berg; ein langer Anmarsch liess dem Auge und dem Verstand Zeit, das Wesentliche aufzunehmen und geistig zu verarbeiten.
Emil Burckhardt datiert seine « Liebe und Begeisterung für die Berge und für das, was drum und dran hängt » aus der Zeit, da er als Basler Gymnasiast mehrmals Pensionär bei Pfarrer Gerwer im Grindelwaldner Pfarrhaus war. Im Sommer 1864 vollführten Edm. von Fellenberg, Prof. Aeby und Pfr. Gerwer die erste Besteigung des Ochs ( Klein Fiescherhorn ) und die erste schweizerische Besteigung des Schreckhorns, und der junge Emil sah dieser Bergsteigertat vom Zäsenberg aus zu, « nicht wenig stolz auf die drei Schweizer, welche das vollbrachten, was bisher als unerreichte und nicht mehr zu erreichende Leistung der Engländer gegolten hatte ».
Der zwanzigjährige Studiosus juris Emil Burckhardt, der spätere Strafrichter, wurde am Ende des Jahres 1866 als Mitglied in die Sektion Basel aufgenommen. Schon nach zwei Monaten hielt er einen Vortrag vor der Clubversammlung und zwei Monate später einen zweiten, beide über seine Bergfahrten des Jahres 1866.
Auf Rekorde ist Emil Burckhardt nicht ausgegangen; ihm war es mehr um systematische und gründliche Erforschung einer ihm liebgewonnenen Gebirgsgruppe zu tun. Mag er auch Erstbesteigungen keineswegs unterschätzt oder verachtet haben, so ist er doch schon zu spät gekommen, um an der Ernte der ganz Grossen noch teilzunehmen. Seine Touren auch nur annähernd vollständig anzuführen, wäre vergebliches Bemühen, besteht doch das Verzeichnis aus über 300 Namen von Gipfeln und Pässen. Eine Gruppierung ist jedoch möglich und kann einen Überblick geben über die Leistungen dieses weitaus erfolgreichsten und rührigsten Mitgliedes seit Bestehen der Sektion Basel.
Die Berninagruppe hat Burckhardt dreizehnmal besucht, erstmals als Dreizehnjähriger und zuletzt mit achtundsechzig Jahren, bis er sie völlig erforscht hatte und kein einziger Gipfel mehr unbestiegen geblieben war, worunter sechs Erstbesteigungen und mehrere neue Routen. Im Jahre 1888 bestieg er mit Hans Grass zusammen nochmals den Piz Bernina, der schon zwanzig Jahre früher ihr erstes grosses Ziel gebildet hatte. Auf den meisten Touren während der Zwischenzeit hat ihn dieser « aristokratischste » der Pontresiner Führer begleitet, und lustig schildert er ihre erste Begegnung.
« Oben auf dem Languard sah ich einer englischen Partie zu, die soeben das wüst aussehende letzte Stück des Gipfelgrates am Piz Bernina zurücklegte. Hans Grass, der soeben mit einer Gesellschaft anlangte, blickte auch nach dem Berge. Wir kamen darob in Unterredung, und er machte sich anheischig, mit einem nicht allzu schlechten Gänger ohne weitere Begleitung die Berninabesteigung auszuführen. Dies leuchtete mir, der ich mehr Nägel in den Schuhen als Taler in der Tasche hatte, sehr ein. Er fügte bei, alljährlich werde der Berg durch Ausländer bestiegen; seit der ersten Überwindung durch Coaz im Jahre 1850 sei aber ausser einigen Eingeborenen kein Schweizer mehr droben gewesen. Ich sann nach und musste es bestätigen. Grass erwiderte: ? So müsset Ihr als erster Clubist droben sein !" Zweifelnd sagte ich zu. Über das wann und wie wurde nichts abgemacht.
9 Die Alpen - 1963 - Us Alpes129 Es war schon ziemlich spät am Abend, als ich in Pontresina einrückte. In der Dorfgasse stand Grass in völliger Gletscherausrüstung und sagte kurz: ? Heute gehen wir nach'm Bernina !" Heute, abends 7 Uhr, nein, Grass, das geht nicht.Wollt Ihr oder wollt Ihr nicht, HerrIch fügte mich ohne Widerrede; dieser Energie gegenüber war ich machtlos. » Vom Berninahaus stiegen sie dann über Diavolezza und Festung hinan; und nie, sagt Burckhardt später, seien sie besser gegangen als an diesem Tag.
Das zweite Gebiet, das Burckhardt erforscht hat, war das Berner Oberland. Mindestens fünfzehnmal hat er es aufgesucht und alle seine Grossen nahezu lückenlos bezwungen. Besonders schätzte er auch Pässe und Übergänge; das Finsteraarjoch nennt er den schönsten Gletscherpass. In diesem Gebiet hat er auch Gewaltstouren gemacht, so 1872 den Eiger von Grindelwald aus und im Jahr darauf die Jungfrau von der Wengernalp aus und nach einem Biwak den Mönch und Abstieg nach Grindelwald mit Peter Egger von Grindelwald, mit dem er noch manche Besteigung glücklich durchführen sollte, so auch die des Bietschhorns, das sich während Jahren besonders hartnäckig widersetzt hatte und sich erst nach der fünften Belagerung im September 1878 endlich ergab.
Erst 1873 wandte sich Burckhardt dem dritten Gebiet zu, das ihn auch eingehend beschäftigt hat, den Zermatter Bergen. Dann aber auch gleich in schneidigster Weise: über die Gemmi und zu Fuss nach Zermatt, aufs Matterhorn, den Monte Rosa, ins Zeltbiwak am Hohlicht und aufs Weisshorn - alles innert sieben Tagen zusammen mit Fritz Bischoff von Basel und den Grindelwaldner Führern Peter Egger und Peter Bohren. 1880 besteigt er Zinalrothorn, Dom und Strahlhorn. Im nächsten Jahr folgt vom Riffelberg aus die wundervolle Lyskammtraversierung vom Felik- zum Lysjoch mit Christen Jossi und Gabriel Taugwalder, eine Überschreitung des Nadelgrates auf teilweise neuem Weg mit Prof. Schulz; und endlich 1885 und 1889 heimst er so ungefähr alles ein, was noch übrigbleibt. Von sämtlichen Zermatter Gipfeln sind vielleicht nur Täschhorn und Dent d' Hérens unbestiegen geblieben. Wieder interessiert er sich auch für die Hochpässe, die vielen Übergänge nach der italienischen Seite und den Nachbartälern. 1898 sieht er zum letztenmal auf das von ihm beherrschte Gebiet hinunter, von der höchsten Schweizer Spitze, von wo er es vor fünfundzwanzig Jahren zuerst erschaut hatte.
Auf die vielen Touren, die er in den übrigen Gruppen der Schweizer Alpen und im Ortler Massiv ausgeführt hat, kann hier nicht eingegangen werden. Nach alter guter Sitte hat er seine Besteigungen mit zwei der besten Bergführer unternommen. Seine Leibführer waren Hans Grass, Peter Egger und Christen Jossi; er hat ihnen bei mancher Gelegenheit seinen Dank und seine Hochachtung ausgedrückt. ( Vgl. auch Jahresbericht 1942 der Sektion Basel. ) Jahr für Jahr hat Burckhardt der Sektion die sorgfältig ausgearbeiteten Beschreibungen seiner Erstbesteigungen und sonstigen Unternehmungen dargeboten. Besonders bemerkenswert ist die dabei zum Ausdruck kommende feine Beobachtung der Natur, die vorzügliche Stilisierung und Gediegenheit im Ausdruck und die Liebe, mit der der Gegenstand behandelt ist. Im Alter besuchte Emil Burckhardt die Sitzungen der Sektion nur noch selten und zog sich mehr und mehr zurück. Aus seinem Landsitz in Arlesheim flogen jedoch seine Briefe mit ausführlichen Angaben und Erinnerungen in die Stadt. Er blieb unsichtbar der gute Geist der Sektion und wachte darüber, dass die alten ritterlichen Richtlinien ungemindert eingehalten würden gemäss seinem Bekenntnis:
« Mögen wir uns klarmachen, dass technische Kunstfertigkeit als solche, so sehr wir dieselbe auch bewundern und vielleicht beneiden, an und für sich noch nicht den wahren und meistergerechten Clubisten macht. Die Liebe zu den Bergen vielmehr, die tief innere Befriedigung, welche sie uns mit ihren unerschöpflichen, immer neuen Reizen gewähren, das ist das Entscheidende. Da liegt das ethische Moment. Nur wenn dieses uns beseelt, sind wir Schweizer Clubisten in idealem Sinne, würdige Nachfolger der Männer, die einst unsere alpine Körperschaft ins Leben riefen, jener Pioniere, auf die wir in Dank und Verehrung zurückblicken sollen.»W.Bernoulli-Leupold
Quelle: SAC, Die Alpen Jahrgang 30, 1963

Geboren am:
11.12.1846
Gestorben am:
23.08.1926