Patzelt Alfons

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Biografie:
geboren in Arnau (Tschechien)

Alfons Patzelt
Erhaben und mächtig türmt er sich auf, der gewaltige Bergriese; in der Abendsonne träumt er in der wilden Einsamkeit Er ist nur einer, einer der vielen in der Bergwelt, der die Seele des Alltagswanderers erhebt und aufhorchen läßt.
Hier findest du die ruhigen Stunden, hier sind die großen Erlebnisse, die dein Herz suchte, denn was wollte deine Seele mehr als das Übersichhinausgehobensein? Du erlebst sie nun, die Sterne, die Stürme, die Wolken und die Welt, deine Welt, die du mit besonderen Augen sahst.
Was war es, so möchte man fragen, was ihn forttrieb in diese Bergwelt? War es nur trotziger Kampf mit der Natur? Ein Streben nach Erfolg und Ehre? Nein, es war ein Streben nach höheren Zielen, ein Kampf mit den Genüssen, den Genüssen, die den Menschen zum Sklaven machen.
Unsere Augen richten sich empor zum Watzmann. Nichts als Schnee. Die eisbedeckten Wände starren, als wollten sie der menschlichen Schwäche spotten: „Wir geben ihn nicht", so donnern die Lawinen, die jäh und tosend in die Tiefe rollen. Nun können wir nur sein Andenken bewahren, das er uns allen schenkte. Seine Berge sind ihm zur zweiten Heimat geworden. Kein schönerer Tod für einen Bergsteiger, wie er es war; doch wohl auch kein größerer Verlust für die, welche ihn kannten und liebten. Er war aller Freund. Deiner, meiner, unser aller. Sie alle hier haben es bewiesen, sie setzen ihr Leben ein, weil sie mehr sein wollten als Kameraden. Sie sind Bergbrüder, die zusammenhalten, die gleichen Ziele haben. Auch sie spüren den Verlust und vermissen den, der gemeinsame Touren mit ihnen unternahm, den sie alle liebten, der zu ihnen gehörte.
Er war ein Mensch, der wußte, wozu er da war, den nur die Arbeit erfüllte. Immer da, wo er gebraucht wurde, stand er und half er. Er war stolz nach gelungener Arbeit. Besonders liebte er das Kinderheim St. Wolfgang, das er mit aller Sorgfalt ausstattete.
Doch wie noch viel, glücklicher war er, wenn er in verdienter Freizeit in seine geliebten Berge fuhr. Er lebte mit der Natur, mit ihrer Größe und Erhabenheit; er fühlte sich in ihr geborgen, weil er selbst ein Stück Natur war, mehr noch, ein Naturkind. Immer fand er neue Naturerlebnisse und Eindrücke, die er in Bildern festbannte. Keiner, so darf man wohl ohne Übertreibung sagen, sah eben die Landschaft mit ihren wechselnden Stimmungen wie er, keiner wird wohl besser erlebt haben, daß die Welt schön und gewaltig sein kann, wenn man sie nur versteht.
Zum letztenmal sehen wir zurück auf den schneebedeckten Bergriesen. Nicht Traurigkeit soll uns überkommen, nicht ein Hadern mit dem Schicksal, noch die bange Frage des „Warum?" Wir müssen uns diesem Schicksal beugen — es ist hartgrausam — unbegreiflich. Fragen wir uns, ob wir für unsere letzte Bergfahrt vorbereitet sind? Wer wird der nächste aus unserer Mitte sein?
Die Sonne wirft einen letzten Schein und die Bergkuppe blinkt noch einmal auf. Da fällt mir ein Satz von Dr. Hans Koenig ein:
„Immer gleich sind die Berge in ihrer Pracht geblieben. Jeder kann an sie herantreten, wie es seinem Wesen und seiner Gesinnung entspricht. Er findet in der Bergwelt die Erhebung der Seele über den Alltag und kann an sich selber erfahren, daß ,die größten Erlebnisse nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden sind'. Der Spruch des Psalmisten hat auch heute unverändert Geltung: Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von denen dir Hilfe kommt!"
Sprechen wir ein großes Wort mit einem Dichter:
„Trennung ist unser Los — Wiedersehen unsere Hoffnung!"
Gerdi Dietmair
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1956, November/Dezember, Folge 1290, Seite 181-182

Alfons Patzelt (+)
Am 2. Oktober fuhr Alfons Patzelt mit einem Schulschiff über den Königssee nach St. Bartholomä, um die Watzmann-Ostwand auf dem Berchtesgadener Weg zu durchsteigen. Seither fehlt von ihm jede Spur, obwohl am gleichen und am darauffolgenden Tag die Watzmann-Ostwand von je einer Seilschaft durchstiegen wurde. Durch die Nachfolger konnte festgestellt werden, daß er die Biwakschachtel nicht erreichte. Der spätere Wettersturz mit starken Schneefällen machte ein Absuchen der Wand unmöglich. Nach eingetretener Wetterbesserung wurde ein Hubschrauber eingesetzt, und Freunde versuchten, sich vom Südgipfel gegen die Biwak-schachtel abzuseilen. Alfons Patzelt wurde 1931 in Arnau im Riesengebirge geboren und lebte als begabter Graphiker in München. Er gehörte der Jungmannschaft der Sektion München an und war ein tüchtiger Bergsteiger und Skiläufer. 1955 leitete er die Persien-Kundfahrt der Sektion München. Durch Vorträge und Veröffentlichungen wurde Patzelt in weiten Kreisen bekannt. Als Lichtbildner und witziger Zeichner war er besonders der Jugendzeitschrift des DAV, „Jugend am Berg", ein unersetzlicher und begeisterter Mitarbeiter.
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 10, Seite 173


Geboren am:
1931
Gestorben am:
02.10.1956

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