Waltenberger Anton

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Biografie:
geboren in Straubing (Deutschland)

(+) A. Waltenberger.
Am 26. Februar wurde zu München einer der verdienstvollsten Männer aus der Reihe der älteren Alpinisten zu Grabe getragen, Herr k. Steuerrat i. P. Anton Waltenberger. Ein Zeit- und Arbeitsgenosso weiland Th. Trautweins, hat, wie dieser, auch Waltenberger sich um die Förderung der deutschen
Bergsteigerei so hohe Verdienste erworben, daß neben dem Namen Trautweins auch der seinige in erster Reihe genannt werden muß, wenn von den ?Pionieren des Alpinismus" gesprochen wird.
Waltenberger wurde am 14. Mai 1840 zu Straubing geboren. Als Angehöriger eines einfachen Hauses war er von frühester Jugend an auf sich selbst angewiesen, und wenn er sich im Leben zu geachteter Stellung und hohem Ansehen emporgearbeitet hatte, so dankte er dies nur seiner eisernen Zähigkeit und einem scharfen Geiste, der sich ein umfassendes Wissen erworben hatte. Im Jahre 1864 wurde er Bezirksgeometer zu Blieskastei; nach langer Tätigkeit daselbst kam er nach Immenstadt, schließlich nach München, dieser hervorragenden Pflegestätte des deutschen Alpinismus, woselbst er nach und nach zum Obergeometer, Trigonometer, Stenerassessor und Steuerrat aufgerückt war.
Von früher Jugend an hat den strebsamen und unermüdlich tätigen Mann eine tiefe und nachhaltige Liebe zur Natur beseelt, die ihn neben seinen Fachstudien noch die Pflege mancher einschlägigen Zweige der Naturwissenschaften betreiben ließ. Besonders die großartige Alpenwelt hatte den auch geologisch tüchtig geschulten Mann in ihren Bann gezogen und er hat ihr gedient wie selten einer, auch in so vielfacher Weise wie nur wenige sonst. Davon geben nicht nur die Schriften unseres Vereins Zeugnis, dem Waltenberger bis an sein Ende ein treuer Anhänger war, sondern dies bezeugen auch eine Reihe von selbstständigen Schriften, die seinerzeit zu den angesehensten Fachwerken gehörten.
Waltenberger war nicht nur ein sehr eifriger und tüchtiger ausübender Bergsteiger, sondern auch ein gründlicher Kenner der Bergwelt. Seine Kenntnis der Alpen hat er in so vielfacher Weise der Allgemeinheit nutzbar gemacht, daß ihm ohne Übertreibung ein beachtenswertes Verdienst an dem gewaltigen Aufschwünge des Alpinismus in den Siebziger- und Achtzigerjahren zugeschrieben werden muß. Waltenberger hat die Alpen nicht als bloß sportlich tätiger Naturfreund, sondern als Mann der Wissenschaft und im Dienste derselben durchstreift. So haben denn auch viele seiner Arbeiten einen dauernden Wert, insbesondere Waltenbergers kartographische Tätigkeit hat seinem Namen allerbesten Klang verschafft. Die hervorragendste seiner Schöpfungen auf diesem Gebiete ist dieim Auftrage und auf Kosten unseres Vereins durchgeführte Aufnahme der Berchtesgadener Alpen (bayrischer Anteil) und die
zeichnerische Herstellung der vierblätterigen, in den Jahren 1885 - 1887 den Mitgliedern unseres Vereins übergebenen ?Spezialkarte der Berchtesgadener Alpen 1:50.000", welche lange Zeit hindurch als mustergültige Karte des dargestellten Gebietes keine Rivalen hatte. In seiner Arbeit ?Topographische Messungen und Terrainaufnahmen im Gebirge" (?Zeitschrift" 1887, S. 99 ff.) hat Waltenberger den Vereinsgenossen eine Darstellung der praktischen kartographischen Arbeiten im allgemeinen und derjenigen für die Karte der Berchtesgadener Alpen im besonderen gegeben. Abhandlungen, wie z. B. jene über die ?Arbeiten des militär-geographischen Instituts" (?Zeitschrift" 1882, S. 230) und ?Bergaussichten und Gebirgspanoramen" (?Zeitschrift" 1880, S. 5) zeigen, wie emsig Waltenberger alles Einschlägige verfolgte. In dem Aufsatze ?Gebirgsgruppe des Hohen Ifen" nahm Waltenberger Stellung gegen das Überhandnehmen der einseitigen Tourenschilderungen; er verlangte Vertiefung des alpinen Schrifttums durch Nutzbarmachung für die Allgemeinheit und gab zugleich mit seiner Arbeit ein musterhaftes Beispiel, wie ein geschultes Auge, ein gründlich gebildeter Geist und ein offenes, naturfreudiges Gemüt auch scheinbar weniger bedeutenden Alpenteilen eine Fülle des Interessanten ablauschen und ? wie eine geschickte Feder dies anderen vermitteln kann.
Die von Waltenberger bearbeiteten Spezialführer für ?Allgäu, Vorarlberg und Westtirol", dann für die ?Stubaier, Ötztaler Alpen etc.", für das ?bayrische Hochland, Salzburg etc." waren gleichfalls mustergütige Arbeiten, welche jenen Alpenteilen zahlreiche neue Freunde zugeführt und diesen als verläßliche Geleiter gedient haben.
Das Lieblingsfeld seiner alpinen Tätigkeit war für Waltenberger das Allgäu. Diesem gehörte seine ganz besondere Vorliebe, in diesem und für dasselbe hat er seine Kräfte in erster Linie entfaltet. In den Allgäuer Alpen trägt denn auch eines der gastlichen Schutzhäuser unserer S. Allgäu-Immenstadt, das
?Waltenberger-Haus", zum Ruhme des begeisterten Freundes dieses Alpenteiles den Namen des Verblichenen, welcher der Hauptgründer der S. Allgäu-Immenstadt, deren späteres Ehrenmitglied, zuletzt ihr Ehrenvorstand war. Welche hohen Verdienste sich Waltenberger um seine Sektion, in welcher er
auch in den letzten Jahren noch ungemein zahlreiche Zuhörer durch hochinteressante Vorträge fesselte, erworben hat, das berichtet die vor einigen Jahren erschienene schöne Festschrift dieser Sektion. Seine Verdienste um den gesamten Alpinismus aber verzeichnet dankbar die alpine Geschichte.
Von den Pionieren des deutschen Alpinismus ist schon mancher von uns gegangen ? der besten einer davon war Waltenberger. Sein Andenken lebt frisch in uns weiter.
H. Hess
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 7, Seite 85

Quelle: Deutsche Alpenzeitung 1940, Seite 284 f.
Quelle: Der Bergsteiger 1940/41, Seite 117 ff

Erschließer der Allgäuer Alpen
G.Schauer

Geboren am:
14.05.1840
Gestorben am:
02.1902