Endres Philipp

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Biografie:
Philipp Endres.
Am 18. November 1911 schrieb mir unser unvergeßlicher Endres zum Absturz eines Vereinsbruders in seiner schlichten Art: „Es ist ein furchtbarer Schlag für den Verein. Ich kann mich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen, ihn für immer verloren zu haben. Wir werden ihn schmerzlich vermissen, besonders wenn wir wieder alle in München beisammen sind." Das Schicksal hat es gewollt, dass wir heute jedes dieser Worte auf ihn selber anwenden müssen. Wir vermissen ihn schmerzlich.
Im Sommer 1914 war sein begeisterungsfähiges und gefahr¬liebendes Bergsteigerherz natürlich auch von dem großen Sturm mitgerissen worden. Wegen Kurzsichtigkeit mehrmals abgewiesen, gelang es ihm endlich, als Kriegsfreiwilliger in Mannheim angenommen zu werden, von wo aus er Mitte November 1914 ins Feld zum 87. Inf.-Regt. abgestellt wurde. Bald erwachte in ihm in den Ebenen Flanderns unbezwingliche Sehn¬sucht nach den Bergen und er begrüßte es als Erlösung, als er allen Schwierigkeiten zum Trotz im Sommer 1915 seine ging er Ende November 1916 als Vizefeldwebel in die Karpathen zum 3. Jäger-Regt. Über diesen Feldzug schreibt er einmal: „Seit bald zwei Wochen befinden wir uns mitten im frischen fröhlichen Bewegungskrieg. Anstrengend ist‘s ja, aber großartig und interessant." Der echte Endres! Dann stürmt er mit dem Regiment von Tolmein bis zur Piave und nennt diese drei Wochen »eine der schönsten Erinnerungen des ganzen Krieges". Als endlich der Westen alle Kräfte verschlang, kam auch er nach Frankreich und blieb dort, bis sich die Tragödie seines Daseins vollendet hatte. Ober das Ende schreibt seine Mutter: »In französische Gefangenschaft geraten, erkrankte Philipp am 7. Oktober an Grippe im Lazarett von Vitry le Francois. Dort ist er am 15. Oktober gestorben. Auf diesem Friedhof ist er auch begraben und sein Grab kenntlich gemacht."
Kurz vor seinem Tod war es mir vergönnt, den prächtigen Menschen, mit dem mich 20jährige Freundschaft verband, noch einmal zu treffen. Und so lebt sein Bild frisch und unauslösch¬lich in meinem Gedächtnis. Eines ist es, das sein ganzes Wesen durchdrang, das alle seine Taten, Worte und Briefe mit herz¬erfreuender Wärme durchleuchtete: Es ist die Treue. Treu sich selber, war er ein in sich fest geschlossener Charakter, klar wie helle Fernsicht, von grundehrlicher, offener Gesinnung, die kein Falsch kannte und der jede Zweideutig¬keit verhaßt war.
Treu seinen Freunden lebte, litt und freute er sich mit all den Menschen, mit denen ihn das Leben näher zusammenführte. Unter seinen Feldpostbriefen ist keiner, in dem er sich nicht liebevoll nach seinen Freunden und Bekannten und besonders seinem »Verein" erkundigt und Grüße aufträgt. Treu war er endlich auch bis zum Tod seinen liebsten Freunden, seinen Bergen. Der wahre Alpinismus, der tief in der Seele wurzelt und dem Menschen zum Symbol seiner Weltanschauung werden kann, hatte in ihm einen Vertreter, wie es heute nicht mehr viele geben wird. Vier Wochen vor seiner Gefangennahme schrieb er mir: „Nun, die Zeit, wo wir beide wieder einen friedensmäßig gepackten Rucksack zur Hermann v. Barth-Hütte emporschleppen, ist hoffentlich nicht mehr fern." Es war ihm nicht mehr vergönnt die Erfüllung dieses Wunsches zu erleben. Das treue Herz ist still geworden, die treuen Augen sind für immer erloschen, ohne die Berge noch einmal geschaut zu haben.
Wir alle aber haben die Pflicht Treue mit Treue zu lohnen und dem toten Freund ein dauerndes Gedenken zu bewahren.
Hans Weis.
Quelle: Der Akademische Alpenverein München im Kriege (1914-1918), XXIII. – XXVI.Vereinsjahr, Seite 42-43



Gestorben am:
15.10.1918

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