Wanko Lothar

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Biografie:
Lothar Wanko
(+) 4. Dezember 1996
Lothar war zwar nicht ÖAK-Mitglied. gehörte aber doch seit vielen Jahren zum Mitarbeiterkreis des Klubs. Sein Beruf als akademischer Maler führte ihn häufiger als manches Mitglied in unsere Räume am Getreidemarkt. Viele von uns besitzen Bilder von ihm. Nach dem Tode von Hans Trautsch übernahm er es, die Vignette für alle Klubtreffen und Julfeiern in unser Gästebuch zu zeichnen, beziehungsweise unsere, allerdings eher seltenen Ehrenurkunden, anzufertigen.
Mit manchem von uns verbanden ihn persönliche Freundschaft und Bergpartnerschaft; mit mir z.B. seit dem Ende der Vierziger Jahre aus der ÖTK Jungmannschaftszeit. Mit Irene und Ossi Kram-mer hatte er den Cimone de la Pala über den NW-Grat erklettert. Auch sonst glaube ich, hätte seine Tourenliste ausgereicht, um in den Klub aufgenommen zu werden, doch er war zu bescheiden dazu. Wankos bedeutendste alpinistische Leistung war zweifellos die erste Alpenüberschreitung von Höflein im Wienerwald bis zum Mittelmeer. Vom 30. April bis 3. Oktober 1952 überschritt er den Alpenbogen und zwar zumeist alleine. Von den zwölf Partnern, mit denen er sich für verschiedende Teilstücke verabredet hatte, kam ein einziger: Klubkamerad Fritz Krügler, mit welchem er Piz Palü und Piz Bernina erstieg. Lothar Wanko beging bei seiner Überschreitung zumeist den Ostalpen-Hauptkamm von den Niederen Tauern über die Hohen Tauern, die Zillertaler und Stubaier Alpen, wo er immer wieder Gipfel erstieg. ich schrieb im BERGSTEIGER 10/1971, Seite 657, darüber und zitiere auszugsweise daraus:" Nachdem die Sohlen seiner Bergschuhe auf der Rax gebrochen waren, schickte er sie zur Reperatur heim. Als er sie für das Gesäuse wieder auf einer postlagernden Adresse vorfand, hatte er sich an das Barfußgehen so gewöhnt, daß er sie in weiser Voraussicht nur mehr in der Schnee-und Eisregion benützte! Sein Weiterweg führte durch die Ötztaler Alpen und die Ortler-Gruppe, durch Bernina und Rheinwaldhorngruppe, südliche Berner Alpen und Wallis. Er erstieg dort den Dom, überschritt das Breithorn und zog durch das Aosta-Tal nach Courmayeur. Eine Karte von dort lautete lakonisch: ?In die Schuhe dringt Wasser und Sand ein und reibt die Füße wund." Trotzdem setzt Wanko seine Odysee fort: Maurienne ? Dauphiné ? Seealpen. Hier lebte er nur mehr von Fallobst und Beeren. Dann kam die letzte Nacht am Col d'Altare, natürlich wieder ein Biwak wie die meiste Zeit über ? und das ohne Daunenschlafsack und Jacke ? und dann endlich das Meer bei Nizza.
Er schrieb keine Berichte über seine ?Wanderung". Das Wort ?Erste Alpenüberschreitung" ist von ihm überhaupt nie gefallen, dafür umso öfter in gewissen Abständen von seine Epigonen. Nur in der Österreichischen Touristenzeitung erschien eine kurze Notitz, in der Otto W. Steiner schrieb: ?Die Unbilden der Witterung und viele Entbehrungen hatte Wanko ertragen sowie materielle Nöte überwinden und manchen Kampf mit sich selbst bestehen müssen, um den einmal gefaßten Plan restlos durchführen zu können. Unvergeßliche Eindrücke und ein abenteuerliches Erleben voll Ungebundenheit und Freiheit sind ihm zum Lohne geworden."
Er hatte sich ein Ziel gesteckt, und er hatte es er-reicht. Ob es da einer offiziellen Anerkennung bedurfte?
Nun hat Lothar Wanko seine ganz große ?Wanderung" angetreten.
Erich Vanis
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1997, Folge 1532, Seite


Gestorben am:
04.12.1996