Taus Karl

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Biografie:
Karl Taus
* 24. September 1893 - (+) 19. November 1977
Im Neuschnee und von der Sonne überstrahlt grüßten die obersteirischen Berge, als wir an einem späten Novembertag Karl Taus in seinem Heimatort Leoben zur letzten Ruhe geleiteten. Das Schicksal war ihm noch gnädig: Nahe dem Lebensende konnte er von seinen Lieblingsgebieten Dachstein, Gesäuse und Hochschwab und den Freunden anläßlich dreier Bergsteigertreffen Abschied nehmen, mannhaft seine schwere Erkrankung beherrschend.
So war Karl Taus: Soldat beider Weltkriege, vielfach ausgezeichnet, durch alle Höhen und Tiefen unserer Zeit gehend, von seinen Idealen durchdrungen. Bergsteiger, Sportsmann, Kämpfer in jungen Jahren; abgeklärt, doch immer zielbewußt und kompromißlos auch im Alter.
Es ist daher nicht verwunderlich, daß Taus alpinen Auslesevereinigungen - dem Österreichischen Alpenklub, den Reichensteinern, den Grazer Turnerbergsteigern und als Ehrenmitglied der Hochtouristengruppe Steiermark des Alpenvereins - angehörte.
Als Leobner kannten wir uns natürlich schon lang, zu einer Seilgemeinschaft kam es aber erst beim Klubtreffen im Arthurhaus 1951. Seither verband uns eine gute Kameradschaft über die räumliche Entfernung der verschiedenen Wohnsitze hinweg und trotz des beträchtlichen Altersunterschiedes. Wie schön war es, in Taus' gemütlichem Heim einzukehren, wo er mit seiner lieben Frau eine überaus harmonische Ehe führte; Philemon und Baucis, wiedererstanden!
Der Stabsoffizier a. D. arbeitete im Buchdruckergewerbe. Im zweiten Weltkrieg brachte er es zu führenden Stellungen. Nach dem Zusammenbruch hieß es für Karl Taus wiederum ein neues Leben aufzubauen. Er meisterte auch dies ohne Klage, ohne Groll und ohne Verbitterung. In langen Gesprächen, nach gelungener Bergfahrt etwa, ging Karl manchmal aus der Reserve heraus und erzählte aus seiner bewegten Vergangenheit, ruhig und ein wenig trocken, wie es so seine Art war. Familie, Berge, Volk ? diese Dreiheit stand über seinem Dasein.
Mit den Klubkameraden Dr. Bernhard Bauer, Franz Ferdinand Hussar, Dr. Ludwig Obersteiner und anderen vollführte Taus in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen beachtliche Fahrten in Ost und West. Von einer Meije-Überschreitung liegt einer der wenigen alpinen Aufsätze aus seiner Feder vor. Die großen Wände des Dachsteins und des Gesäuses kannte er. Im Hochschwab hält ein schwieriger Weg am Turm seinen Namen für immer fest. Besonders liebte Taus hochalpine Schifahrten, so die Viertausender um die Britanniahütte. Den Bretteln blieb er treu bis ins neunte Lebensjahrzehnt!
Schon in früher Zeit lenkte Taus Motorrad und Kraftwagen. Von sportgestählter Figur, mit scharfem Auge, schlug er eine ausgezeichnete Klinge. Schmunzelnd erzählte er einmal, wie er einen der Großen vergangener Zeit, der auf seine Fechtkünste sehr stolz war, bei einer Übungspartie in arge Bedrängnis brachte. Bis in die letzte Zeit bewältigte Taus jede Woche die 1000 Höhenmeter auf seinen Hausberg, die Mugel.
Im kulturellen Leben Leobens als fachkundiger Kritiker geachtet, stellte er seine schriftstellerischen Fähigkeiten gern in den Dienst der guten Sache.
So war Karl Taus: Was uns an ihn band, war seine ausgeprägte Persönlichkeit, seine unbedingte Kameradschaft und sein gleichmäßig freundliches Wesen. Nie habe ich eine finstere Miene an ihm gesehen oder ein hartes Wort gehört. Auch mit den jüngeren Bergsteigern hatte er guten Kontakt; sie erkannten ihn als einen der Ihren.
In dem Vierteljahrhundert, während wir zusammengingen, haben wir eine schöne Bergsteigerzeit erlebt. Waren es anfangs noch schwierige Klettereien, die der damals schon Sechzigjährige spielend meisterte, folgten mählich hohe Gipfel und schließlich genußvolle Bergwanderungen. Beim Klubtreffen 1976 sahen wir, den steilen Hang zu den Staritzen emporsteigend, daß unser Freund nun auf die Berge werde verzichten müssen. Noch einmal wurde Taus beim Klubtreffen in der Ramsau zum Alterspräsidenten ernannt; es freute ihn sehr.
Wir alle und wohl auch er wußten, daß seine letzte Fahrt nicht mehr fern war. Ruhig und gefaßt, so wie in seinem ganzen Leben, nahm auch Karl Taus Abschied von dieser Erde. Im vollen Bewußtsein des Endes trat er über die Schwelle ins große ewige Reich.
Sein Gruß galt den Bergen und allen, die ihm gut waren.
Zahlbruckner
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1978, März/April, Folge 1418, Seite 30


Geboren am:
24.09.1893
Gestorben am:
19.11.1977