Wendel Günter

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Biografie:
Günter Wendel
* 14. Dezember 1941 ? (+) 4. Juli 1992
Es ist schon lange her: zum Klubtreffen in Maria Alm, im Jahre 1974, kamen auch zwei unserer damals jüngsten Klubmitglieder, Helmuth Hendl und Günter Wendel, um sich so ein ?Klubtreffen" einmal anzuschauen. Beide spielten dann später auch in der Wiener alpinen Vereinsgeschichte eine gewisse Rolle, denn immerhin waren beide mehrere Jahre hindurch Leiter der Bergsteigergruppe der größten Wiener Alpenvereinssektion. Wer konnte damals ahnen, daß es diesen beiden kraftstrotzenden jungen Männern nicht vergönnt war, ein höheres Alter zu erleben. Helmuth Hendl verunglückte tödlich mit seinem DAK-Kameraden Lambert Binder im Kaukasus (1978) und jetzt erreichte uns die Nachricht, daß Günter Wendel an den Folgen eines Verkehrsunfalles im 51. Lebensjahr verstorben ist.
Dipl.-Ing. Günter Wendel wurde am 14. Dezember 1941 in Wien geboren. Er studierte an der technischen Hochschule in Wien (Starkstromtechnik) und an der Hochschule für Welthandel. Bergsteiger wurde er schon früh, mit 19 Jahren durchstieg er die Pallavicinirinne. Wie er selbst in seinem Aufnahmeansuchen an den ÖAK schrieb, wurde er zum scharfen Bergsteigen durch seine Freundschaft mit unseren Klubkameraden Wolfgang Stefan und Diether Marchart angeregt. 1972 trat er in unsere Reihen und konnte bereits damals schon auf einen höchst beachtlichen Tourenbericht zurückblicken, aus dem hier nur einige Stichproben angeführt werden mögen: Hochtor-N-Wand (Pfannlweg), Ödstein-NW-Kante, Roßkuppenkante, Dachl-Nordwand, Dachstein-S-Wand (Steinerweg), Däumling-O-Kante, Watzmann-O-Wand (Salzburgerweg), Großglockner-Pallavicinirinne, Wiesbachhorn-NW-Wand, in den Zillertalern Hochferner-W-Wand, Sagwand-N-Pfeiler, Grundschartner-N-Kante, Dolomiten Rosengartenspitze-O- Wand zwei Fiechtlwege auf den Feldkopf. In den (Stegerweg), Langkofel-N-Kante, Schleierkante, Hochstadel-N-Kante, in der Brenta die Crozzonkante. Matterhorn-Zmuttgrat, Zinalrothorn-Rothorngrat, Mont Blanc-Brenvasporn, Salbitschijen Südgrat. In der Dauphine eine Schiersteigung der Barre des Ecrins. Im Kaukasus: Elbrus (Schiersteigung), Nakra Tau-NW-Wand, Bscheduch-Tau-Überschreitung. Auf Korsika: Capo Marcia-O-Wand, 1, Beg., Punta Cancellone¬S-Grat, 1. Beg. Daneben gab es natürlich auch noch anderes in großer Menge, aber die angeführten Beispiele mögen genügen. Auch im Bergrettungsdienst war er jahrelang aktiv tätig, darauf wies er in seinem Aufnahmeansuchen im Jahr 1972 ausdrücklich hin. Hinsichtlich der Art und Weise seiner Bergsteigerei seien nur die Worte eines Bekannten zitiert, der es wissen mußte: ?Berühmt ? berüchtigt waren Günters Kondition und Ausdauer ...". Begünstigt waren diese Eigenschaften durch seine Größe und seine schlanke Gestalt.
Den Klub suchte er nur selten auf. Zuletzt war er bei zwei Hauptversammlungen anwesend und da geschah etwas ganz Merkwürdiges: Obwohl der Mehrzahl der Anwesenden unbekannt, war in kürzester Zeit der Kontakt überallhin hergestellt. Hie-für waren sicher zum Großteil sein einnehmendes Wesen und die entsprechenden Umgangsformen verantwortlich.
Man muß es wohl als absonderlichen Verlauf des Schicksals ansehen, daß wir erst mit halbjähriger Verspätung von seinem Ableben erfuhren und daher nicht an seinem Begräbnis auf dem Friedhof in Neustift am Wald teilnehmen konnten. Es fällt uns nicht leicht, darüber hinwegzukommen. Erst jetzt halten wir die Parte, gezeichnet von seiner Tochter und seinem Sohn, in den Händen. Günter Wendel war kein Dutzendmensch. Wir wollen ihm, dem hochrangigen Bergsteiger, für immer ein ehrenvolles Gedanken bewahren.
Bruno Streitmann
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1993, Folge 1508


Geboren am:
14.12.1941
Gestorben am:
04.07.1992