Platz Philipp

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Biografie:
Prof. Dr. Philipp Platz (+)
Die S. Karlsruhe des D. u. Oe. Alpenvereins hat mit dem am 30. Juni d. J. erfolgten Hinscheiden ihres Begründers und langjährigen Vorstandes einen schweren Verlust zu beklagen, den mit ihr in erster Linie auch die geologische Wissenschaft beklagen muss. Der Verstorbene hat sich um die geologische und geographische Landeskunde Badens während mehr denn drei Decennien fruchtbarer Arbeit unvergängliche Verdienste erworben, die hier kurz angeführt werden mögen. Abgesehen von kleineren Mittheilungen über interessante Mineralvorkommen, Versteinerungen und technisch wichtige Minerallagerstätten verdankt ihm die Kenntniss der geologischen Verhältnisse des Breisgaues, der Umgebungen von- Lahr und Offenburg, Forbach und Ettlingen, des Pfinzgebietes, des Murgthales, der Taubergegenden und des Kraichgaues ihre Grundlage oder doch vielfache Erweiterungen. Seine genaue Kenntniss des geologischen Baues Badens befähigten ihn wie keinen Anderen, in einem allgemeineren Werke über Baden die geologische Skizze zu übernehmen und die allgemeinen Resultate seiner Erfahrungen in besonderen Arbeiten über die Geologie des Rheinthales und die Bildungsgeschichte der oberrheinischen Gebirge zusammenzufassen.
Seinem scharfen Auge entgiengen nicht die Spuren einer alten, diluvialen Vergletscherung im Schwarzwalde, und er wurde dadurch einer der ersten Vertreter der zuerst von vielen Zweifeln angefochtenen, heute aber zum unbestrittenen Siege geführten Anschauung von weit herabreichenden ehemaligen Gletscherströmen im Schwarzwalde. Erst spät, als sich schon das hohe Alter an seinem Körper, nicht an seinem Geiste fühlbar machte, erlebte er noch die Anerkennung für seine früher so viel umstrittene Lehre von der Vergletscherung. Es war sein ausserordentlicher Fleiss und die Liebe zur Natur, die ihn neben dem an Mühen und Arbeit reichen Dienste an der höheren Bürgerschule in Emmendingen und später an der höheren Bürgerschule in Karlsruhe und am Realgymnasium eine solch Fülle wissenschaftlichen Materiales sammeln und verarbeiten liess. Daneben fand er immer noch Zeit, auch in Gesellschaften und Vereinen anregend zu wirken; der naturwissenschaftliche Verein in Karlsruhe verdankt ihm viele werthvolle Mittheilungen in Vorträgen, und aus seinem regen Interesse, für die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse auch in weiteren Kreisen zu wirken, gieng die Gründung der S.Karlsruhe des D. u. Oe. Alpenvereins hervor.
Am 5. September 1869 erliess Platz im Kreise der Gesellschaft "Bärenzwinger", wo sich stets eine Anzahl bergfreudiger Männer zusammenfand, eine Einladung zur Gründung einer S. Karlsruhe des D. u. Oe. Alpenvereins. Diese Einladung erhielt 19 Unterschriften, und so kam es am 31. Jänner 1870 zur Gründung unserer Section, welche alsbald auf 36 Mitglieder anwuchs. Platz war Vorstand von 1870 - 1876. Im Jahre 1873 gehörte er auf der Generalversammlung in Bludenz zu denjenigen, welche dort trotz Widerspruches energisch für die Vereinigung des Deutschen mit dem Oesterreichischen Alpenverein eintraten, wodurch der D. u. Oe. Alpenverein geschaffen wurde.
Als die S.Karlsruhe ihr 25jähriges Bestehen feierte, übernahm Prof. Platz die Abfassung der Festschrift und entledigte sich dieser Aufgabe in ganz vorzüglicher Weise. Es war seine letzte Gabe für die Section. Ueber seine Gletschererfahrungen im Schwarzwalde erfreute er die Section noch vor wenigen Jahren durch einen interessanten Vortrag. Bis zuletzt nahm er regen Antheil an wissenschaftlichen Fragen, und sein Geist war ungetrübt vom Alter bis zu seinem Ende. Prof. Dr. Philipp Platz war am 1. Mai 1827 zu Wertheim als Sohn des Geh. Hofrathes Chr. Platz geboren, studierte in Heidelberg Mathematik und Naturwissenschaften und bezog die technische Hochschule in Karlsruhe in der Absicht, sich dem Bergfache zu widmen. Die Revolutionsjahre und ihre ungünstigen Folgen für alle technischen Betriebszweige Hessen ihn aber in das Lehrfach eintreten, in welchem er von 1849 an in Emmendingen und von 1863 an in Karlsruhe mit reichem Erfolge thätig war, bis 1892 ein körperliches Leiden ihn zwang, in den Ruhestand zu treten, aus dem ihn am 30. Juni der Tod abrief. Wie viele Generationen dankbarer Schüler, so werden auch die Mitglieder des Alpenvereins und des naturwissenschaftlichen Vereines ihm ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren.
Dr. C. Futterer-Karlsruhe
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Folge 15, Seite 177-178

Geboren am:
01.05.1827
Gestorben am:
30.06.1900