Lorenz Franz

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Biografie:
Auf der Jamtalhütte:
Lorenz der Dritte
Der erste war Bergbauer. Sein Hof stand hoch über Galtür unter der Ballunspitze. Deshalb nannten sie ihn den Balluner. Gottlieb hieß er. Seine Leute waren auf einem der alpenländischen Walserzüge vor etlichen hundert Jahren im Paznauntal hängen geblieben.
„Walser" Lorenz I. verdiente sich ein Zubrot als Führer der ersten Silvretta-Hochtouristen. Er war ein guter Führer, denn die Gentlemen nahmen ihn sogar mit in die Schweiz. Seit 1882 hütete Gottlieb Lorenz das kleine Jamtalhüttchen der bergbegeisterten Schwaben, direkt im Herzen seiner Heimatberge. Sechs Lager mit Feuerstelle, mehr eine gemütliche Höhle— das war alles. Er hatte die Herren zu führen, für Petroleum, Holz und Reparaturen zu sorgen, und für Polenta — bis 1908.
Da löste ihn Albert ab, Lorenz II. Er hatte sich den Wind um die Nase wehen lassen ¬als Kaiserjäger seiner k.u.k Majestät! Aber das schmeckte nicht auf ewig. Er wollte lieber Bergführer sein und war beim ersten „richtigen" Führerlehrgang 1902 dabei. Dann eiferte er dem Vater nach und erlebte einen Teil alpiner Geschichte: acht Jahre lang war er ständiger Bergführer und „Skibegleiter" des legendären Rickmer Rickmers, auch bei den abenteuerlichen Kundfahrten des „Professors": 1903 in Swanetien, als der Uschba im Kaukasus fiel, 1908 im Pamir, in Samerkand — damals Reisen in 1001 Nacht.
Unter Lorenz II. begann 1922 der Winterbetrieb. Im Sommer sorgten Mutter Lorenz und ein paar Ziegen für mundigere Kost.
Das ging gut bis 1939, denn während des Krieges war das Gebiet um die nun schon stattlichere Hütte — wie 20 Jahre zuvor — absolut gesperrt.
Lorenz III., Jahrgang 1925, weiß noch von jenen Tagen, als sich anfangs politisch Verfolgte in die Schweiz retteten. Später waren es geflohene alliierte Kriegsgefangene. Noch später Deserteure...
Franz Lorenz hatte es als Infanteristen nach Lüneburg verschlagen. Einen seiner Brüder traf es noch härter— als Seemann in Kiel. Walther Flaig, der Silvrettamann, machte dem ein Ende. Er schleuste Alberts Buben trickreich nach Mittenwald zu den Gebirgsjägern. 1945 unter französischer Besatzung war Franz mit 19 Jahren der sicher jüngste Bürgermeister in der befreiten „Ostmark". Er lacht heute darüber. „Zu jung, um verdächtig zu sein..."
Aber bald war alles im Lot. Unter Peter Aschenbrenner, Hermann Buhl, Walter Frauendorfer und Erwin Schneider—alles Namen aus der Nanga Parbat-Saga— lief er die alte Schule durch: erst als Rettungsmann, dann als Träger und zuguterletzt war er Bergführer. „Die schönste Zeit meines Lebens..."
Seit 1948 betreut Lorenz III. die Jamtalhütte mit der Würde eines Mannes, der sich Herkunft, Tradition und „seiner" Sektion verpflichtet fühlt. Im Tal nennt man die Lorenzens immer noch „Balluner". Dort unten sorgt Frau Hildegard, nicht mehr als Hüttenwirtin, sondern als Hotelchefin für den Lebensabend vor. Welches der vier Kinder die alpenländische Dynastie fortführt, mag Franz nicht verraten. „Erst muß er sich beweisen", meint er.
Sein bewegendstes Erlebnis in den vergangenen Jahrzehnten?
,;Das war der Abschied von den Tragpferden, von Rom, Max, Liesel und dem Muli Schwarze Es hat lange gedauert, bis ich Landrover und Schneekatze auch im Innern akzeptierte. Aber die Technik gehört dazu, wenn Gäste sich wohlfühlen sollen, heute. Man darf nur die Seele einer Hütte nicht verraten..."
Die Jamtalhütte hat eine Seele, immer noch, obwohl sie inzwischen ein großes Haus geworden ist.
-ine.
Quelle: DAV Mitteilungen 1978, Heft 5, Seite 293

1947 1.Beg.Lalidererspitze-Nordwand-Nordverschneidung
"Rebitsch-Lorenz",VI+/A0,800HM,2583m, (Karwendel)



Geboren am:
1925

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