Karl Reinhard

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Biografie:
Heidelberg, + am Cho Oyu (Lawine)
Reinhard Karl wurde 1946 in Heidelberg in der Pfalz, fernab der Berge, geboren. Er war einer der besten deutschen Bergsteiger und Kletterer seiner Zeit und eine bergsteigerische Legende. Von ihm gingen wesentliche Impulse für den modernen Alpinismus aus und er hat das Bergsteigen stark beeinflusst. Karl war Vorbild und Leitfigur für viele Kletterer der 80 er Jahre und war einer der Wegbereiter des VII. Grades. Er kannte die schwierigsten Touren in den Westalpen, kletterte als einer der ersten Deutschen in den Big-Walls des Yosemite (Kalifornien), in Colorado und Utah und brachte von dort viele neue Ideen für das Sportklettern nach Deutschland. In allen Kontinenten durchstieg Reinhard Karl große Wände über schwierigste Routen. Als Seilpartner von Helmut Kiene bei der Erstbegehung der ?Pumprisse? an der Fleischbank im Wilden Kaiser und als erster Deutscher auf dem Mount Everest wurde er in alpinen Kreisen auf der ganzen Welt bekannt. 1979 stand er auf dem Gipfel vom Gasherbrum II.
Reinhard Karl wurde bei dem Besteigungsversuch des 8153m hohen Cho Oyu über die Südwand im Lager 3 auf 7200m frühmorgens von einer Eislawine im Schlaf überrascht und konnte nur noch tot geborgen werden.
Einen großen Namen machte er sich auch als Fotograf und Schriftsteller. Er hatte sowohl die Bergsteigerliteratur als auch die Bergfotografie mit neuen Impulsen belebt. Sein Erstlingswerk ?Zeit zum Atmen? gilt heute noch als eines der großen Werke in der deutschsprachigen Alpinliteratur. Seine Bilder erschienen regelmäßig in Alpinpuplikationen.

1965 Beg.Große Zinne Nordwand "Comiciführe",VI+,frei VII,400 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
1965 Beg.Westliche Zinne-Nordwand "Cassin",VI-/A2,450 HM,2973m, (Sextener Dolomiten)
1966 Beg.Aiguille de Grand Charmoz-Nordwand,3444m, (Montblancgebiet)
1966 Beg.Aiguille de Triolet-Nordwand,3870m, (Montblancgebiet)
1966 Beg.Aiguille Petit Dru-Südwestpfeiler "Bonattipfeiler",VI/A2,1100 HM,3733m, (Montblancgebiet)
1967 Beg.Großhorn-Nordwand, (Berner Alpen)
1967 Beg.Aigulle Dru-Westwand "Magnone",VI/A2,900 HM,3754m, (Montblancgebiet)
1968 Beg.Lyskamm-Westgipfel-Nordwand,4480m, (Walliser Alpen)
1968 Beg.Dent d'Herens-Nordwand,IV,4171m, (Walliser Alpen)
1968 Beg.Gletscherhorn-Direkte Nordwand,3983m, (Berner Alpen)
1968 Beg.Grandes Jorasses-Walkerpfeiler,VI,Eis 60°,1200 HM,4208m, (Montblancgebiet)
1969 1.Beg.Disgrazia "Kühnkante",VI+, (Battert,Nordschwarzwald)
1969 Beg.Eiger-Nordwand "Heckmair-Route",V,55°,1800 HM,3970 m, (Berner Alpen)
1969 Beg.Große Zinne-Nordwand (Direttissima) "Hasse-Brandler",VI+/A3,500 HM,2999m,
(Sextener Dolomiten)
1969 Beg.Lalidererspitze-Nordverschneidung "Rebitsch", VI+/A0 oder VII,800 HM, (Karwendel)
1969 Beg.Aiguille du Petit Dru-Nordwand "Allain/Leininger-Allainriss",VI-/A2,Eis 45°,900 HM,3733m,
(Montblancgebiet)
1969 5.Beg.Droites-Direkte Nordwand "Davaille-Cornuau",V/A1,Eis 70°,1100 HM,4000m,
(Montblancgebiet)
1970 Beg.Montblanc-Gesamter Peutereygrat mit Aig.Noire Südgrat,V,4807m, (Montblancgebiet)
1972 Beg.Aiguille de Blaitiére-Westwand "Brownriss",VI,800 HM,3522m, (Montblancgebiet)
1974 Beg.Grands Charmoz-Westpfeiler "Cordierpfeiler",VI-,650 HM,3444m, (Montblancgebiet)
1974 Beg.Les Droites-Nordpfeiler,4000m, (Montblancgebiet)
1974 Beg.Aiguille Petit Dru-Direkte Westwand "Hemming-Robbins",VI/A4,3733m, (Montblancgebiet)
1974 Beg.Montblanc-Zentraler Freney-Pfeiler,VI/A2,50°,950 HM,4810m, (Montblancgebiet)
1975 Beg.Half Dome-Nordwestwand,VI/A3,850 HM,2698m, (Yosemite Valley)
1975 Beg.El Capitan-Südwestwand "The Nose",VI+/A2,900 HM,2307m, (Yosemite Valley)
1976 Beg.El Capitan-Südwestwand "Shield",5.9,VI/A3,2307m, (Yosemite Valley)
1976 3.Platz Schnellkletter-Wettbewerb im Mannschaftsklettern mit Helmut Keine,Sepp Gschwendtner,
(UdSSR)
1977 Erstbegehungen auf Baffin Island und Nordkanada.
1977 1.Best.Namenloser Gipfel über Südostpfeiler,VI/A2/VII,900 HM,1600m, (Baffin Island,Kanada)
1977 Beg.Schreckhorn-Nordwand,4078m, (Berner Alpen)
1977 Winterbeg.Studerhorn-Nordwand,800 HM,3638m, (Berner Alpen)
1977 Beg.El Capitan-Südwestwand "Salathé Wall",VI+/A3,914 HM,2307m, (Yosemite Valley)
1977 Beg.El Capitan-Westwand,VIII-,5.11c,2307m, (Yosemite Valley)
1977 Beg.Middle Cathedral Rock "Direkte North Buttress",VI+,5.10a, (Yosemite Valley)
1977 1.Beg.Fleischbank-Pfeiler "Pumprisse",VII,300 HM,1749m, (Wilder Kaiser)
1978 26.Best.Mount Everest,über Süd-Col, (1.Deutscher auf dem Mount Everest),8848 m,
(Himalaya,Tibet/Nepal)
1978 Viele Freeclimbs im Schwierigkeitsgrad 5.11, (Yosemite Valley)
1978 Beg.El Capitan-Südwestwand "Son of Heart",5.8,A3+,VI-,2307m, (Yosemite Valley)
1979 Beg.El Capitan-Südwestwand "Shield",5.9,VI/A3,2307m, (Yosemite Valley)
1979 Best.Gasherbrum II,8035m, (Karakorum,Kaschmir)
1980 Best.Vers.Nanga Parbat bis 7000m,8125m, (Karakorum,Pakistan)
1980 Beg.El Capitan-Nordostwand "Zodiac Wall",VI,5.7,A3,2307m, (Yosemite Valley)
1980 Beg.El Capitan ?Hangdogflyer?,IX-,5.12 R, (Yosemite Valley)
1980 Best.Vers.Cerro Torre-Südostgrat "Kompressorroute",VI/A3,65°,3128m, (Patagnien)
1981 Teilnehmer K2-Südwandexpedition,8611m, (Karakorum,Pakistan)
1982 Beg.Fitz Roy "Supercouloir/Argentinier-Führe" bis zum Gipfelgrat,3406m, (Patagonien)
1982 Beg.Fitz Roy "Amerikaner-Route",3406m, (Patagonien)
Best.Grüntalspitzen,2580m, (Mieminger Alpen)
Beg.Fou-Südwand,3501m, (Montblancgebiet)
Beg.Petit Jorasses-Westwand,3650m, (Montblancgebiet)
Best.Aiguille Verte,4122m, (Montblancgebiet)
1.Beg.Weidenthaler Fels "Pfalzwichserweg",VI+, (Pfälzer Wald)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Quelle: Der Bergsteiger 1979, Seite 105
Quelle: Mitteilungen des DAV 1979, Seite 51
Quelle: Alpinismus 1981, Heft 10, Seite 54 ff

Reinhard KARL ist tot
Reinhard KARL, am 3.11.1946 in Heidelberg geboren, ist am 19.5.1982 in der Südwand des Cho Oyu (8153 m, Khumbu Himal/Nepal) durch Lawinenabgang tödlich verunglückt. Reinhard KARL war Mitglied der österreichischen Expedition unter Wolfgang Nairz, die sich die fast 3000 Meter hohe Südwand auf einer neuen Route zum Ziel gesetzt hatte. Wolfgang Nairz, von der gleichen Lawine erfaßt, erlitt einen Beinbruch. Das Unternehmen wurde abgebrochen, was man mit Anerkennung bemerken muß, zumal in den letzten Jahren - ungeachtet eines toten Kameraden - oft weitergemacht worden war. Reinhard KARL, der 1964 im Battert und in der Pfalz mit Klettern begonnen hatte, gehörte zu den leistungsfähigsten und erfolgreichsten Bergsteigern Deutschlands. Im nächsten Heft werden wir ihm einen Nachruf widmen.
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 7, Seite 67

Reinhard Karl (+)
Mit 36 Jahren ist der am 3.11.1946 in Heidelberg geborene Bergsteiger und Extremkletterer Reinhard Karl am 19. 5. 1982 auf tragische Weise ums Leben gekommen. Reinhard Karl wurde bei einem Besteigungsversuch des 8153 m hohen Cho Oyu über die Südwand in Lager 3 (7200 m) frühmorgens von einer Eislawine im Schlaf überrascht. Obwohl die Sherpaträger sofort nach dem Verschütteten gruben, konnte er nur noch tot geborgen werden. Expeditionsleiter Wolfgang Nairz zog sich bei dem Unglück einen Beinbruch zu, Rudy Mayr blieb unverletzt. Reinhard Karl war einer der besten Bergsteiger unserer Zeit und vielleicht der erfolgreichste deutsche Alpinist überhaupt. Von ihm gingen wesentliche Impulse für das moderne Bergsteigen aus. So war er in der neuen Freikletterbewegung einer der Wegbereiter des VII. Grades. Er sah das Bergsteigen »nicht als Kampf um den Berg, sondern als kreatives Spiel — im Kunstturnen an der Natur mit der Schwerkraft als Schiedsrichter«. Das bergsteigerische Können von Reinhard Karl beschränkte sich aber nicht nur auf »Freeclimbing«, »Big-Wall-Climbing« und »Bouldern«. Er war der erste Deutsche, der den Mount Everest (8848 m) bezwang (1978). Als zweiter Achttausender gelang ihm 1979 der Gasherbrum II (8035 m). Neben den großen Nordwänden der Westalpen durchstieg Reinhard Karl in allen Kontinenten große Wände über schwierigste Routen. Hier nur ein kurzer Auszug aus seinem Tourenbuch: 1967 Grandes-Jorasses-Walkerpfeiler (VI-); 1968 Dent-d'Hérens-Nordwand (IV); 1969 Eiger-Nordwand (V) und Große-Zinne-Nordwand (Hasse, VII); 1974 Montblanc-Frênepfeiler (VI); 1975 Yosemite: El Capitan »Nose« und Half-Dome-Nordwestwand; 1976 Schnellkletter-Wettbewerb in der UdSSR. Dritter Platz im Mannschaftsklettern zusammen mit Helmut Kiene; 1977 Erstbegehung der Pumprisse am Fleischbankpfeiler im Wilden Kaiser sowie Erstbegehungen auf Baffin Island und Nordkanada. Yosemite: EI-Capitan-Westwand und »Salathe-Wand«; 1978 Mount Everest (8848 m), El Capitan »Son of Heart« und viele »Freeclimbs« im Schwierigkeitsgrad 5.11; 1979 Gasherbrum II (8035 m(, El Capitan »Shield«; 1980 Expeditionen zum Cerro Torre (Patagonien) und zum Nanga Parbat (8125 m). Am El Capitan die »Zodiak-Wand« und den »Hangdogflyer« mit der Schwierigkeit 5.12. Reinhard Karl war nach seiner Everestbesteigung als erster Alpinist mit dem silbernen Lorbeerblatt, der höchsten deutschen Sportauszeichnung, geehrt worden. Neben dem Bergsteigen war Reinhard Karl auch noch ein hervorragender Fotograf, der durch seine Vorträge viele Menschen für das Bergsteigern begeisterte. In packender Art schilderte er in dem Buch »Erlebnis Berg — Zeit zum Atmen« seine Gründe, die ihn immer wieder in neue Bergabenteuer trieben. Es wurde wenige Tage vor seinem Tod mit dem Buchpreis des DAV ausgezeichnet. Reinhard Karl stand dem Bergsteigen aber auch durchaus kritisch gegenüber. Die extremen Bergsteiger bezeichnete er als Süchtige, die jeden Tag den Einsatz vergrößern. Nach seinem letzten Erfolg, dem Fitz Roy in Patagonien, war die Grenze seines Einsatzes fast erreicht, und er wollte das Bergsteigen schon aufgeben. Doch die Berge waren stärker. Am Cho Oyu holte ihn sein Schicksal endgültig ein.
-y-
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 9, Seite 68

Quelle: Mitteilungen des DAV 1982, Seite 290 f
Quelle: Alpinismus 1982, Heft 6, Seite 5
Quelel: Alpinismus 1982, Heft 10, Seite 72 ff
Quelle: Alpinismus 1983, Heft 3, Seite 16 ff

Geboren am:
03.11.1946
Gestorben am:
19.05.1982

Erste Route-Begehung