Hees M.v.

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Biografie:
Max van Hees (+)
Am 20. Oktober schloß sich auf dem stillen Friedhofe der Grenzstadt Kufstein, wo schon viele Bergsteiger die letzte Ruhe gefunden haben, das Grab über einem der letzten aus der Reihe derer, die einst durch kühne Bergfahrten das Kaisergebirge erschlossen und bekanntgemacht haben.
Max van Hees war am 16. Juli 1857 zu München geboren und begann in jungen Jahren, die neben der beruflichen Arbeit verbleibende Zeit bergsteigerisch zu verwerten. Inmitten eines gleichgesinnten Freundeskreises ging er bald an neue und große Aufgaben. An vielen Stellen des Ostalpenwerkes wird sein Name genannt. Am 6. Juni 1881 eröffnete er mit dem Führer Steinackerer den (von Thurwiesers Weg abweichenden) Südanstieg auf die Ackerlspitze über Nieder- und Hochsessel. Wenige Wochen später erstieg er erstmals die Hintere Karlspitze mit Steinackerer vom Ellmauer Tor aus. Im folgenden Jahre führte er mit Gottried Merzbacher und mit Steinackerer die zweite Ersteigung der Lärcheckspitze im Kaiser durch, von der ischbachalm aus, was vorher für unmöglich erklärt war und»
auch später noch als eine der schwierigeren Unternehmungen in dieser Gruppe galt. Mit Karl Babenstuber, Georg Hofmann, Ernst Mennet, Heinrich Schwaiger u. a. gehörte er dem Kreise der „Münchner Haltspitzler" an, die im Jahre 1883 das eiserne Kreuz auf der Ellmauer Halt und im Jahre 1890 das erste Schutzhüttchen (jetzt Babenstuber Hütte) auf diesem Gipfel errichtete. Neben anderem erstieg er mit seinen Freunden Heinrich Schwaiger und Karl Weltin im Jahre 1888 die Sulzklammspitze im Karwendel, die seit Hermann von Barth nicht mehr betreten worden war. Die Ahornspitze erklomm van Hees mit Georg Hofmann vom Zillergrund aus erstmals im Jahre 1885; den Kahlgeisel in den Rieserfernern im August 1888 erstmals mit Josef Hauser durch das Windscharttal. Mit K. Badenstuber, C. Mennet und dem Führer Hans Hörhager vollführte er am 1. Januar 1891 die zweite Winterersteigung des Rifflers. Bemerkenswert ist eine Wiederholung des Anstieges von Nein auf das Durreck, die van Hees mit Josef Hauser im Jahre 1888 durchführte. Ungewöhnlich groß ist die Zahl der Berggipfel im gesamten Alpengebiet und auch außerhalb der Alpen, die van Hees in seinem Leben erstiegen hat. Manche der Ersteigungen hat er öfter wiederholt. Die Ellmauer Halt hat er mehr als hundertmal erstiegen. Er gehörte nicht zu denen, die zwar in der Jugend fleißig zu Berg gehen, bald aber abflauen und, oft frühzeitig schon, die Berge nur noch „von unten anschauen". Sein ganzes ferneres Leben lang blieb er unermüdlich tätig. Von den Berufsgeschäften zog er sich verhältnismäßig früh zurück, übersiedelte im Jahre 1903 nach Kitzbühel und lebte dort zurückgezogen und in Freundschaft mit dem frühverstorbenen Kitzbühler Bürgermeister Franz Reisch, dem Bergsteiger, Schiläufer und „Erwecker" Kitzbühels. Auch mit vielen anderen bekannten Bergsteigern (z. V. Ludwig Purtscheller und Heinrich Heß) pflog er zeitweilig freundschaftlichen Verkehr. Der Tod seiner Gattin bewog van Hees im Jahre 1910 zur Übersiedlung nach Kufstein. Den gutmütigen und bescheidenen Mann traf dann noch weiteres Mißgeschick, als er durch die allgemeine Geldentwertung fast aller seiner Habe beraubt wurde. Aber er verwand auch dieses und blieb weiter bergsteigerisch tätig. Als unter Führung von Franz Nieberl die S. Kufstein des D. u. Ö A.-V. daranging, den 100-jährigen Erinnerungstag der Erstersteigung der Ackerlspitze durch Peter Thurwieser (1. Oktober 1826) zu feiern, da stand neben den 20 jungen Kufsteinern auch Max van Hees auf dem mächtigen Gipfelklotz. Das Jahr 1923 sah noch seine Predigtstuhlüberschreitung in Begleitung von Nieberl und dem später verunglückten ausgezeichneten jungen Bergsteiger Konrad Amoit. Im Jahre 1926 erstieg er in tiefem Neuschnee den Mitterkaiser und zur Feier seines 70. Geburtstages im Jahre 1927 mit Nieberl das Totenkirchl. Er war auch einer der frühesten Winterbergsteiger in den Ostalpen und wurde in der Folge noch ein überaus tätiger Schiläufer, wobei er im Jahre 1923 knapp einem Unfall beim Abfahren eines Schneebrettes entging.
Erhebend und feierlich war die Beerdigung am 20. Oktober. Der mit Pickel und Seil geschmückte Sarg wurde von sechs Bergführern getragen. Franz Nieberl hielt als Sektions-Vorsitzender und Freund eine ehrende und ergreifende Trauerrede. Da der Todesfall in München verspätet bekannt wurde, hatten nur drei seiner Münchener Freunde ihm das letzte Geleite geben können. Kufsteins Bewohner, die Leutesfeiner letzten Wahlheimat, nahmen mit Schmerz am offenen Grabe Abschied von ihrem Mitbürger. Dis Bergsteigergruppe der S. Kufstein des D. u. Ö. A.-V. war bis zum letzten Mann anwesend. Lange Zahle hatte der Verstorbene früher der S. München und dem Münchner „Turner-Alpen-Kränzchen" angehört. Seit elf Jahren war er der S. Kufstein angeschlossen. Mit ihm ist ein guter, lieber, stiller und bescheidener Mann dahingegangen. Einer der letzten hervorragenden Vertreter der Münchner Bergsteigerei des mittleren Zeitalters, eine der liebenswertesten Persönlichkeiten der alten Bergsteigergilde.
Georg Blab.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1928, Seite 218-219


Geboren am:
16.07.1857
Gestorben am:
10.1928

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