Seejochturm

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Höhe:
2.650 m
Infos:
Seejochthurm (I. Erst.) - Schlickerseespitze (über den Westgrat).
Am 6. October d. Jahres brachte uns die Bahn um 2 Uhr 30 min nachmittags nach Kematen im Oberinnthale, von wo aus wir über das Mittelgebirge zu der als Ausgangspunkt für die Ersteigung des grössten Theiles der Kalkkögel sehr günstig gelegenen Kematneralpe wanderten, welche wir zu unserem Nachtquartier erwählt hatten. Am nächsten Tage verliessen wir um 7 Uhr die Alpe und stiegen, den sehr gut markierten Seejochweg benützend, bis zu den Schuttströmen, welche von der Nordseite der Schlickerseespitze herabkommen. Nun verliessen wir den Weg, indem wir anfangs über Schutt, dann über die schon beschneiten, unschwierigen Felsen der Nordflanke des Westgrates zu jener Scharte hinaufstiegen, welche von einem auffallenden, schönen Felskopf, für den wir den Namen „Seejochthurm" vorschlagen, und dem im obersten Theile zu einem kühnen Thurme sich aufschwingenden Grate gebildet wird. Um I11 h machten wir uns in Kletterschuhen an die Ersteigung des Seejochthurmes, welche über eine unschwierige, aber brüchige Wand in ungefähr o Min. erfolgte.
Nach Errichtung eines Steinmannes kehrten wir in die Scharte zurück und stiegen mit Umgehung eines Thurmes ohne Schwierigkeit über den anfangs nicht steilen Grat hinauf, bis sich uns ein scheinbar unüberwindliches Hindernis, welches wir schon vom Seejochthurm aus beobachtet hatten, entgegenstellte. Vor uns stieg der Grat ungefähr 20 Meter senkrecht empor, um sich als schwach ansteigende, schmale Mauer zum Gipfel fortzusetzen. Dieses wie abweisend zu uns niederschauende Gratstück machte, von unserem Standpunkte aus gesehen, den Eindruck eines stolzen, gelbgefärbten Thurmes. Über eine senkrechte Wand mit einem schwierigen Überhang erreichten wir einen kleinen, in halber Höhe des Thurmes befindlichen Absatz, der gerade noch Platz für unser Gepäck bot. Vermittelst eines exponierten Bandes auf der Nordflanke des Grates und eines senkrechten Risses mit zwei überhängenden Wandstellen überwanden wir die zweite Stufe dieses sehr schwierigen Gratabbruches. Von dem vorhin erwähnten Absatz bis auf die Grathöhe findet der Vorauskletternde keinen Punkt, auf welchen er den Begleiter nachkommen lassen könnte, weshalb diese sehr exponierte Stelle 35 Meter Seil benöthigt. Das Gepäck seilten wir direct über den senkrechten Grat hinauf. Wir erreichten nun die Spitze über den schwach geneigten Grat ohne erhebliche Schwierigkeiten um 2 Uhr. Der Abstieg erfolgte auf dem gewöhnlichen Wege. Carl Berger, Robert Peer, Akad. Alpen-Club Innsbruck
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1898, Seite 291



Bild:
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Gebirgsgruppe:
Stubaier Alpen
Erste(r) Besteiger(in):
Berger Karl (Innsbruck)
Peer Robert
Datum erste Besteigung:
1889

Routen:
Mittelturm - "Südverschneidung"
Südostwand
Südwand - "Alter Weg"
Südwand - "Neuer Weg" (Südostwand)
von Norden und über die Ostseite
Westgrat

(Route Neu)