Gaisschneide

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Höhe:
3.028 m
Infos:
Südliche Röthenspitze (2987m), Nördliche Röthenspitze (2928m) (Erste Ersteigung) und Gaisschneide (3028 m) (Erste Ersteigung). 23. August 1894.
Diese im Habichtkamme gelegenen Gipfel, von welchen die beiden letzteren bisher noch unbestiegen waren, erstieg ich am genannten Tage von der Lapamsalpe im Gschnitzthale aus. Um 6h daselbst aufbrechend, erreichte ich, auf steilem Serpentinenwege gegen die Bergmähder der Traualpe ansteigend, diese uni 7 Uhr 30 min, zweigte hier, anfangs ein theilweise gut kenntliches Steiglein be¬nützend, in nordwestlicher Richtung gegen das Kar ab, das sich zwischen der Südlichen Röthenspitze und einem nördlich vorgelagerten Kopfe herabzieht, und stand, nachdem dasselbe überschritten, um 8h 30 unter dem Gipfelmassiv. Nun über leichte Felsstufen und steiles Geröll zu einem ziemlich stark geneigten Firnfelde, das sich vom Grate herabzieht, den ich gegen 11 Uhr erreichte. Von hier nach kurzer
Kletterei auf den Gipfel der Südlichen Röthenspitze (11 Uhr 30 min), woselbst ich nur die Reste einer zerbrochenen Stange vorfand. Nach einstündiger Rast stieg ich wieder zur Grateinsenkung ab, um dann von hier über die nordöstliche Flanke des genannten Vorkopfes die zwischen diesem und der Nördlichen Röthenspitze tief eingerissene Scharte zu gewinnen. Die nun folgende Traversierung der mit Neuschnee bedeckten steilen Plattenhänge gestaltete sich recht unangenehm und nahm fast 2 St. in Anspruch, bis mich endlich ein schmales, in fast gleicher Höhe ziehendes Schuttband in die Scharte führte. Von da aus über den aus gewaltigen Blöcken und gut gestuftem Fels gebildeten Südgrat zur Nördlichen Röthenspitze (3 Uhr I0 min). Nach kurzem Aufenthalt von so Min. daselbst verfolgte ich den Grat in nord¬östlicher Richtung weiter, gelangte nach Überkletterung mehrerer Gratzacken in kurzer Zeit zum Fusse der Gaisschneide und erreichte mit anregender, aber unschwieriger Kletterei auf dem Grate, der nur im obersten Theile sich, stellenweise etwas exponiert und plattig erwies, die Spitze derselben (4 Uhr 50 min). Der Abstieg wurde direkt durch ein steiles, wegen des äusserst brüchigen Gesteins nicht ungefährliches Couloir zu dem östlich vorgelagerten kleinen Gletscher genommen, der an seinem obersten Rande umgangen wurde. Über Moränenschutt und steile Grashalden gegen die „Peilgruben" absteigend, erreichte ich gegen 8 h die obersten Heuleger der Traualpe. Die Aussicht, ähnlich der vom Habicht, ist von allen drei Gipfeln weit umfassend und bietet ganz besonders schöne Ausblicke auf die fast unmittelbar vor liegenden Stubaier Ferner.
Ludwig Prochaska, Akademischer Alpen-Club Innsbruck.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1895, Seite 21

Gaisschneide (3028m). Erste Ersteigung durch Ludwig Prochaska über den ebenerwähnten Grat am 23. August 1894. der Abstieg erfolgt direkt zur Traualpe. (Österreichische Alpenzeitung 1895, Seite 21)
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1895, Seite 206



Bild:
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Gebirgsgruppe:
Stubaier Alpen
Erste(r) Besteiger(in):
Prochaska Ludwig Dr. (Wien)
Datum erste Besteigung:
23.08.1894

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