von Nordwesten

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Routen Details:
Neue Route von Nordwesten auf den Großen Waxenstein: Dr. Otto Schlagintweit, E. Schlagintweit, W. Nonnenbruch, 11. September.
Von der Scharte zwischen Großem Waxenstein und Hinterem Waxenstein zieht ein breites, zum Teil grasbewachsenes Geröllband steil nach N.W. hinab; es verschmälert sich nach unten und bricht in Steilwänden nach Norden ab. Die ersten, welchen die Ersteigung des Großen Waxenstein von dieser Seite (Bärenalpl) gelang, durchkletterten — in dichtem Nebel diese Abstürze auf einer gänzlich unpraktikablen Route. Einige spätere Partien überwanden die Abstürze in kurzer aber schwerer Wandkletterei an ihrer niedrigsten Stelle, aus dem Winkel, welchen die Abstürze des Grossen und Hinteren Waxenstein miteinander bilden; sie stiegen dort ein, wo die Geröllrinne sich am höchsten emporzieht. Der Einstieg zu nachfolgend beschriebener Route liegt tiefer und etwas weiter östlich.
Man verfolgt den Bärenalpl-Grat bis zum Anschluß an die Felswände des Großen Waxenstein, geht dann unter den Wänden einige Schritte nach rechts aufwärts um die erste kleine Felskulisse herum (aber nicht um die nächste Kulisse herum bis auf die Geröllrinne I) und kommt so an das untere Ende eines von rechts nach links steil in die Höhe ziehenden, nach oben an Steilheit zunehmenden Schrofenbandes (ca. 3 Stunden von Hammersbach oder Obergrainau). Man bemerkt, vom Bärenalpl kommend, diese Durchstiegsmöglichkeit erst im letzten Moment! (Vom Eibsee aus gesehen erscheint das Band als schwarzer, von rechts nach links schief in die Höhe ziehender Riß.)
Auf diesem Bande zuerst leicht, in den oberen Partien schwieriger, durch kleine Kamine und Risse empor zu einem kleinen Schartel. Von hier aus blickt man in eine große, schutterfüllte Rinne, die höher oben eine, von zwei Kaminen durchrissene Steilstufe aufweist. Man steigt ein kurzes Stück in dieser Rinne empor und umgeht dann die beiden Kamine entweder rechts (westlich) oder - leichter — links (östlich), wozu man am besten über die östliche Begrenzungsrippe in eine nächste Parallelrinne steigt und in und neben dieser so lange emporklettert, bis man (ca. 20 m über dem oberen Ende der beiden Kamine) leicht nach rechts queren kann. Man überschreitet nach rechts aufwärts die Fortsetzung der unten benützten Rinne, sowie eine weitere, von ihr abgegabelte Rinne, hält sich weiterhin stark nach rechts und erreicht so über leichte grasdurchsetzte Schrofen das große Band der N.W.-Seite (1- 1 1/2 Stunden).
Diese Route bildet die leichteste Durchstiegsmöglichkeit durch die Abstürze der Nordwest-Seite des Großen Waxensteins. Da das große Geröllband ohne jede Schwierigkeit auf die Scharte zwischen Großem und Hinterem Waxenstein und somit auf den obersten Teil des gewöhnlichen Südanstiegs führt,- so ist dieser Weg überhaupt ein relativ leichter und kurzer (ca. 2 Stunden vom Einstieg) Anstieg auf den Großen Waxenstein ; von den Nordanstiegen ist er der leichteste und kürzeste. Die Schwierigkeiten sind gering und beschränken sich auf einige Stellen ; sie werden für manchen vielleicht leichter zu überwinden sein als das steile Grasterrain auf dem gewöhnlichen Südanstieg.
Im Abstiege wird oben beschriebener Weg schwer zu finden sein. Sonst böte er von allen Routen weitaus die schnellste Abstiegsmöglichkeit.
Quelle: 19. Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1910/1911, 1912, Seite 70-71

Datum erste Besteigung:
11.09.1911
Gipfel:
Waxenstein Großer
Erste(r) Besteiger(in):
Nonnenbruch Wilhelm
Schlagintweit Erwin
Schlagintweit Otto Dr.