Westflanke - Variante Zustieg

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Routen Details:
Weg von der Birnlücke zur Lenkjöchlhütte. Die meisten Touristen, welche von der Birnlücke zur Lenkjöchlhütte gelangen wollen, steigen jetzt gegen Prettau bis kurz vor Heiligen Geist ab und verlieren dadurch über 800 m Höhe, um dann wieder in dreistündiger Wanderung durch das Windtal fast weglos zirka 1000 m emporzusteigen, eine wenig lohnende Wanderung, die manchen davon abhält, der schön gelegenen, gut bewirtschafteten Lenkjöchlhütte der S. Leipzig überaupt einen Besuch abzustatten und deshalb auch bestimmt, die überaus lohnende, leicht zu besteigende Rötspitze, 3496 m, links liegen zu lassen. Schuld daran trägt wohl vor allem, daß den wenigsten die Existenz der gut bewirtschafteten, mit vortrefflichen Betten versehenen Birnlückenhütte auf dem Bockeck, 2470 m, bekannt ist und daß unsere "Reisebücher über einen gut gangbaren direkten Übergang vom Bockeck zur Lenkjöchlhütte nichts berichten. Ein solcher Übergang, der etwa 4 St. Gehzeit erfordert und höchst lohnend ist, ist unschwierig auszuführen. Man erreicht vom Bockeck in 20 Min. den Prettauer Gletscher, überschreitet denselben, um mühelos zum Lahnerkees zu traversieren, welches man nun aufwärts verfolgt, um in leichten 2 St. zur tiefsten Einsattelung der Althausschneide — nennen wir sie Leipzigerscharte — zu gelangen. Von der Leipzigerscharte erreicht man in einer halben Stunde bequem das Hintere Umbaltörl und von hier in einer guten Stunde die Lenkjöchlhütte. Dieser Übergang kann nicht genug empfohlen werden,* selbst denjenigen, welche die Rötspitze nicht besteigen wollen. Die letzteren steigen auf gutem Wege durch das Röttal nach Käsern ab. — Hochtouristen werden es freilich vorziehen, von der Birnlückenhütte über die Dreiherrenspitze, 3505 m, zur Lenkjöchlhütte zu gelangen. Die Besteigung der Dreiherrenspitze von Westen aus war bisher als höchst schwierig verschrien, ist aber in diesem Jahre wiederholt ausgeführt worden. Der Unterzeichnete machte sie mit Führer Hans Steger aus Kasern über das Prettauerkees trotz ungünstiger Verhältnisse (es mußten viele Stufen geschlagen werden) in 4 St. Auf der Anstiegsroute ist nur eine schwierige, plattige Stelle, die umgangen werden oder wo mit einem kurzen Stück Drahtseil nachgeholfen werden könnte. Würde man außerdem vom Bockeck aus an den Südwesthängen der Birnlücke bis unter den Grasleitenkopf eine einfache Steiganlage herstellen, so könnte man vom Bockeck auf die Dreiherrenspitze leicht in 3 St. steigen. Ein anderer, noch weniger schwieriger Aufstieg zur Dreiherrenspitze wurde vom Führer Hans Steger in der Weise ausgeführt, daß derselbe vom Prettauerkees aus, wo dasselbe nach Norden umbiegt, möglichst hoch zum Lahnerkees traversierte und das letztere, mit geringer Stufenarbeit, aufwärts verfolgte, um dann auf den Südwestgrat zu gelangen und dann auf dem gewöhnlichen Wege den Gipfel zu erreichen. Dauer des letzteren Anstieges 4—5 St. Meiner Besteigung hatte sich ein Herr aus Triest (mit Führer Peter Steger aus Kasern) angeschlossen, der noch nie eine schwierige Hochtour ausgeführt hatte, trotzdem aber den Anstieg über das Prettauerkees nicht schwierig, sondern höchstens beschwerlich rinden konnte. So hoffe und wünsche ich denn, daß diese Zeilen zur fleißigeren Benützung der so herrlich gelegenen und allen billigen Anforderungen bestens genügenden Birnlückenhütte und Lenkjöchlhütte beitragen, besonders aber auch Veranlassung geben werden, daß zwei der großartigsten Hochtauerngipfel, die Dreiherrenspitze und die Rötspitze, häufiger als bisher bestiegen werden. Für Touristen, die von Krimml, beziehungsweise von der Warnsdorferhütte kommen, liegen beide Hochgipfel, wenn man die Dreiherrenspitze von der Birnlückenhütte aus besteigt, sozusagen am Wege. Der Abstieg von der Dreiherrenspitze zur Lenkjöchlhütte erfordert bekanntlich nur drei leichte Gehstunden. Die Rötspitze besteigt man von der Lenkjöchlhütte bei guten Schneeverhältnissen in kaum 3 St. Man kann auch von der Rötspitze direkt nach Defereggen etc. absteigen.
Prof. Dr. Emil Pott - S. München.

* Es giebt freilich einen noch kürzeren Übergang zwischen der Sauspitze und Hohen Warte, der aber nicht lohnend ist.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Seite 267
Datum erste Besteigung:
1902
Gipfel:
Dreiherrnspitze (Picco dei Tre Signori)
Erste(r) Besteiger(in):
Steger Hans (Kasern)